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Laufberichte

100 km del Sahara - Abschied von der Normalität

19.03.10

Einige Tage lang lebten wir ausgeklinkt aus dem Alltag. 8 Tage und 7 Nächte, 3 davon im Hotel und 4 in Berberzelten und liefen eine Gesamtdistanz von etwas über 100km in 4 Etappen an vier aufeinanderfolgenden Tagen.

1. Tag: Sonntag, 7. März 2010

Am Sonntagmorgen flogen wir mit Lufthansa von Frankfurt nach Mailand. Der Tunisair-Check-In-Schalter am Flughafen in Mailand war Treffpunkt aller Teilnehmer, dementsprechend laut ging es dort zu. Für die meisten war es nicht der erste Start bei diesem Sahara-Rennen und für die meisten war  es auch nicht die Distanz, die Probleme bereiten sollte.  Wir waren sehr aufgeregt - die Ungewissheit begleitete wohl jeden Starter während der monatelangen Vorbereitung - was kommt da? Auf was haben wir uns da eingelassen? Wie wird das? Am Ende würde alles anders werden.

Einige Stunden später stiegen ausschließlich Läufer aus der Maschine der Tunisair am Flughafen in Touzeur aus.

Sehr spektakulär wirkte es auf uns, als wir alle von weißen Jeeps am Flughafen abgeholt wurden. Die Reisetaschen wurden auf das Dach gereicht und befestigt. Schon nach 10 Minuten Fahrtzeit kamen wir in unserem Hotel „El Mouradi“ an. Dies ist ein teilrenoviertes Hotel der Mittelklasse mit 144 Zimmern und Aussicht auf die Palmenhaine von Tozeur. Tozeur ist die wichtigste Oase im gesamten Gebiet und eine Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern.

Es wehte ein kühler Wind und die Sonne wärmte nicht so wie in unserer Vorstellung. Das Hotel hat  zwar einen schönen großen Außenpool, jedoch traute sich dort niemand hinein, denn der Pool wirkte schon kalt. Stunden vergingen, bis wir endlich unser Zimmer beziehen konnten. Das Zimmer, wir glaubten es kaum, hatte einen Blick auf einen Golfplatz – ein Golfplatz in der Wüste?!  Gegen 20.00 Uhr wurde das erste gemeinsame Abendessen mit Bufett eingenommen. Die Teilnehmer, die sich frühzeitig für dieses Event angemeldet hatten, erhielten ihr „Bonus-Geschenk“. Eine große Reisetasche mit dem Aufdruck „100km del Sahara“, einen Trink-Rucksack und einen Schlafsack. Wir haben uns lieber auf unseren eigenen Schlafsack verlassen und konnten deshalb überflüssiges Gepäck im Hotel lassen, denn für die Wüstentage war nur eine Tasche pro Teilnehmer erlaubt und das inklusive Schlafsack!

2.Tag: Montag, 8. März 2010

Welch logistische Meisterleistung muss das gewesen sein, als wir am nächsten Morgen von 30 Jeeps am Hotel abgeholt wurden. Unser Ziel war die Oase „Ksar Ghilane“ von der aus auch die erste Etappe gestartet werden sollte. Wo die Stadt zu Ende ist, beginnt die Sahara. Kupferfarbener Sand und blauer Himmel so weit das Auge reicht.

In Kolonne fuhren wir am größten Salzsee der Sahara der „Chott el Djerid“ entlang. Mit rund 7500 Quadratkilometern nimmt der Salzsee fast die 14fache Fläche des Bodensees ein! Die Chotts teilen das tunesische Staatsgebiet grob in den besiedelten Nordteil und den fast menschenleeren Südteil, der ungefähr genauso groß ist, jedoch auf vielen Karten nicht mehr erwähnt wird. Das Salz des Sees wird als Speisesalz abgebaut. Schon in ca. 30 cm Tiefe stößt man auf Wasser und das ist auch der Grund, warum man abseits des Damms nicht fahren sollte - der Wagen oder das Motorrad würde einsinken. Auch zu Fuß sollte das Chott nicht durchquert werden. Hier machen wir einen kurzen Halt zum fotografieren. Wie wir später erfahren, bietet der Veranstalter jährlich im September einen Marathon auf dem Salzsee an.

Auf der ca. 3stündigen Fahrt zu der Oase passierten wir weite, ebene Sandfelder und die Fahrspur war  teilweise  vom Wind zugeschüttet. Auch die aufgestellten Schutzpalisaden halfen hier kaum, ganz im Gegenteil, gerade dort türmte sich der Sand an den Hindernissen meterhoch auf. Die Oase und ehemalige Wüstenfestung der Franzosen "Colonne Leclerc KSAR GHILANE " ( alte Schreibweise „Ksar Rhilane“ ) mit einem arthesischen Brunnen und einer Bademöglichkeit liegt am Rande des großen Ergs, einer gewaltigen Dünenlandschaft, die sich über 300 Kilometer bis zur algerischen Grenze hinzieht. Die Oase beherbergt drei Campingplätze, ein einfaches Hotel mehrere Cafés und unzählige Dattelpalmen. Vieles ist hier auf den Tourismus ausgerichtet, denn in der Hochsaison kommen viele Gäste von Djerba, um hier einen Tag mit einem Kameltrip oder eine Nacht im Beduinenzelt zu verbringen.

Nach dem Check-In wurden wir in ein 8 -Personen-Luxus-Zelt eingeteilt.  Nachdem jeder Teilnehmer mit Startnummer fotografiert und registriert wurde, erhielten wir noch ein paar Ausrüstungsgegenstände. Eine Blechtasse, Messer und Gabel sowie einen Löffel, was man bei jedem Essen dabei haben musste. Zudem erhielten wir ein Funktionsshirt -mir  wie immer leider viel zu groß- und eine Kappe mit Nackenschutz, die gegen die Sonne schützen sollte. Die Pflichtausrüstung wurde ebenfalls kontrolliert. 1 Trinkrucksack, 1 Feuerzeug, 1 Leuchtstab,1 Rettungsdecke, 1 Trillerpfeife, Salztabletten und: keine Teilnahme ohne gültiges Gesundheitszeugnis!

 
 

 
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