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Laufberichte

.... das hat sich so ergeben!

 

Fotos: Anton Lautner (Strecke) u. Klaus Duwe                         


Ich stehe mit meinen Freunden an der Startlinie des 23. Johannesbad Thermen-Marathons. Das ist weiter nichts Ungewöhnliches, es ist mein 182. Rennen. Die letzten vier Jahre bin ich auch schon in Bad Füssing  gewesen, unvergessen die minus 10 Grad anno 2012. Erst nach einem Startsignal loszulegen, zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt und nicht dann, wenn man gerade Lust hat und sich zu recht gemacht hat, das kenne ich auch schon. Dennoch, der Marathon heute ist für mich etwas ganz Besonderes.

Begonnen hat es 2002, als ich beschlossen hatte, einen Marathon zu laufen. Die Betonung liegt auf EINEN. In Linz sollte er sein und zwar zu einem Zeitpunkt, als ich noch 42 Jahre alt war.

Mit Linz klappte es nicht, wohl aber einige Wochen später im Mai 2003 in Wien. Ich erwischte einen der heißesten Marathons in Europa, entsprechend mäßig war die Zeit. Aber ich war ins Ziel gekommen, im Gegensatz zu vielen anderen. Die Hitze hinterließ auch bei meiner mich anfeuernden Familie ein bleibender Eindruck.

Da ich Pollenallergiker war und bin und zudem eine ganz schlechte Lungenfunktion habe, konnte ich eine brauchbare Zeit nur erreichen, wenn ich Birke, Erle und Hasel auswich. Im Frühling in Westeuropa zu laufen, ist also ganz schlecht für mich. Nach einem schon recht guten Versuch am Loch Ness im Okt. 2009 (4:02) mit schlechter Organisation und scheußlichem Wetter, buchten Evi und ich eine Reise nach Andalusien. Marathon zu Beginn, hinterher eine  Rundreise.

Im Februar 2011, bei meinem 10. Marathon, unterbot ich erstmals die 4-Stunden in Sevilla und das relativ entspannt. Bis zur Halbmarathonmarke spielte ich mit dem sub-4-Pacer, ich kontrollierte ihn aus dem Augenwinkel heraus und war jederzeit Herr der Lage. Die Euphorie beim Zieleinlauf war unbeschreiblich.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits aus Erfahrung (Berlin-M 2010 + Graz-M 2010), dass ich zwischen zwei Marathons keine 6 Wochen oder 3 Monate Pause brauchte, was so ein Gerücht war bei uns im Fitness-Studio. Ein Marathon pro Monat, das müsste zu machen sein. Diese Marathons finden natürlich nicht alle im Nahbereich statt, ich würde also reisen müssen. Füssen und Gardesee waren 2011 noch dabei und als Krönung, mein 12. Marathon des Jahres im Dezember, Pisa mit neuer PB. Günther Aigner hat mich in 3:54 ins Ziel geschleppt, jetzt steht er neben mir.

Außerdem Veronika und Franz Hofer, wir sind schon in Rotterdam gelaufen und in Rauchwart. Heute ist Veronikas 20. und Franz’ 40. Marathon. Sie erwarten sich einen entspannten Marathon, wenn sie heute mit mir laufen. Dafür haben sie extra auf ein Skiwochenende verzichtet! Normalerweise laufen sie so früh im Jahr noch nicht Langstrecke. Wie Roman Nöster, der Ischgl verschoben hat, um dabei zu sein. Er und seine Sieglinde waren u.a. Ende Juni mit in Lappland beim Rovaniemi-Marathon, auf Mallorca 2012 und in Berlin bei Dauerregen 2010 eh auch.

Weiters haben sich neben Marathon4you.de-Kollegen einige Multimarathonis aus dem Raum Linz eingefunden. Mike, mit dem ich schon einige Reisen gemacht habe, u.a. zum LGT-Alpin in Liechtenstein, Christina Khinast und Kurt Rebhandl, wir haben nach dem Jungfrau-M 2014 gemeinsam zu Abend gegessen.

Als mein Marathonjahr 2011 zu Ende ging, war ich längst in der Planung für 2012. Viele Marathons gehen kurzfristig gar nicht, 1 Jahr vorher anmelden kommt gar nicht so selten vor. Meine Marathonorte habe ich nach zwei Kriterien gewählt:

1. nicht weit weg und daher mit wenig finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden, oder
2. aufwändig – dann musste mich aber der Zielort sehr interessieren.

Franz ist vor vielen Jahren den BigSur-M gelaufen‚ mich interessierte seit jeher San Francisco. Wunderbar, Günther und Manuela waren mit von der Partie. So kamen Evi und ich nach Las Vegas und in den Grand Canyon. Ohne Marathon wäre ich da wohl nie hingekommen. Vorbereitungszeit allerdings fast 9 Monate, andere bekommen in der Zeit ein Kind.

Die Vorfreude auf den „Jubileumsmarathon“ in Stockholm 2012 währte gar 14 Monate. Wir haben es nicht bereut, dort gewesen zu sein. So wurden die Marathons immer mehr zu Reisen an interessante Orte, wo gerade zufällig ein Marathon ausgetragen werden würde, just dann, wenn wir angereist kämen.

Die Marathons p.a. nahmen zu. Das hatte den angenehmen Effekt, dass ich mir die langen Trainingsläufe sparen konnte, meines Erachtens das mühsamste am Marathontraining. Das Niveau in etwa zu halten, ist doch viel einfacher ,als auf jeden Marathon gezielt hin zu trainieren, quasi alle paar Monate neu bei Null zu beginnen.

Folgerichtig gab es für mich auch keine Winterpause mehr, da wurde durchgelaufen. Man musste nur weit genug fliegen, um den Wintertemperaturen zu entgehen. Nach Marrakesch beispielsweise im Jänner.

Weiters machte ich die Erfahrung, dass der Kalendertag oft gar keinen Einfluss auf das Wetter hat. Man kann jederzeit und überall Glück mit dem Wetter haben und ganz im Gegenteil Pech.

Am 2.12. 2012 bin ich an der Adriaküste den Crikvenica-Marathon gelaufen, bei 10°C und Dauerregen. Exakt ein halbes Jahr später in Görlitz/Zgorcelec genau das gleiche Wetter: 10°C und Dauerregen.

Klar sind die Chance höher, dass es im August heißer wird als im Februar, aber von Ausnahmen abgesehen – Tiefgarage Budweis, Messehallen Wien - ist Marathonlaufen ein Freiluftsport und zum Zeitpunkt der Anmeldung hast du keine Ahnung, wie es werden wird.

Hier und jetzt in Bad Füssing haben wir Glück,  morgens scheint die Sonne. Laut Wetterbericht ist mit allem zu rechnen. Um 10 Uhr hat es sich leicht eingetrübt, es starten Marathon und Halbmarathon, weitgehend windstill. Wir laufen zwei Mal über eine Umfahrungsstraße, dann geht es flach weiter. Ich überhole Franz Lang, er läuft heute seinen 150. Marathon, wir kennen uns persönlich vom Málaga-Marathon 2014 und in Bremen 2012 waren wir auch gemeinsam am Start.

Wenige Höhenmeter hat der Bad-Füssing-Marathon, kaum Wald ringsum, daher ist die Strecke windanfällig. Erster Versorgungsposten knapp nach km5, von allem ist genug da. Als wir wenig später ortseinwärts nach links abbiegen, haben wir Gegenwind. War es mir vorher sogar etwas zu warm, passt die Kühlung nun. Ich bin froh, auf eine Kopfbedeckung verzichtet zu haben.

Nach km6 folgt eine kurze Pendelstrecke, meine Laufkumpane sind unmittelbar hinter mir. Dann geht es durch einen niedrigen Wellblechtunnel unter einer Straße durch, nun sind wir wieder in verbautem Gebiet.

Am Hotel Mühlbach ist ein beliebter Standort für Fotografen, hier kreuzt sich die Strecke. Bei km7 läuft man von Norden nach Süden, an derselben Stelle ist auch etwa km13, da kommt man von Osten und läuft Richtung Westen, 21,1km später wiederholt sich das.

Ein leichtes Gefälle am Mühlbach, vorbei an einem alten Mühlrad, die nächste Kreuzung wird von Feuerwehrleuten bewacht. Deren Dienste sind bei so einer Laufveranstaltung nicht weg zu denken. Km9, wir biegen ein Richtung Start und Ziel, den folgenden Streckenabschnitt haben wir 4x zu bewältigen, denn von rechts mündet die 2. Runde ein, etwa km19.

Leicht ansteigend geht es nun zurück, wieder beim Johannesbad, 11,1km. Kaum sind wir durch, kündigt der unterhaltsame Platzsprecher den Halbmarathonsieger an, Tobias Schreindl von der LG Passau siegt in 1:08:13   

An dieser zweiten Labestelle gibt es warmen Tee und Iso, Wasser, Mandarinen Orangen, Äpfel, Balistos, wegen der Plusgrade heuer nicht gefroren.

Beim nächsten Kreisverkehr nun nach links in die zweite Runde. So komme ich heute erstmalig an der Kirche von Safferstetten vorbei, kurz vor der vorhin erwähnten Kreuzung am Mühlbach. Leider verzieht sich die Sonne nun. Weil ich nie alleine laufe, ist es recht kurzweilig. Bei km15 steht wieder der Zeitdurchsager. Jedem, der vorbei läuft sagt er, wie viel Zeit seit dem Startschuss vergangen ist. Bei uns sind es 1:31:45, wir laufen also exakt 6min/km, derzeit noch.

Begleitung zu haben ist neu für mich, zumal ich viel Erfahrung habe mit Marathons mit geringer Teilnehmeranzahl. Einmal in Tschechien in Plaß bei Pilsen (2012) war ich zwischen km20 und km25 durch Wald und über Bäche unterwegs, ohne einen anderen Läufer gesehen zu haben. Aber ich hatte eine Labestelle passiert und wusste: Ich bin noch im Rennen!

Mein größter Marathon bisher war London 2014, der war herrlich. Ganz zu Beginn bin ich mit Susanne Schöberl gelaufen. Sie hatte damals ihren 100. Marathon schon im Visier. Von der Towerbridge wollte ich gar nicht mehr runter. Es herrschte perfektes Postkartenwetter, ich konnte gar nicht genug bekommen von der Atmosphäre und knipste unterwegs wie verrückt. Nicht ein Meter an der Strecke, der nicht von anfeuernden Zusehern gesäumt gewesen war.

Schnurgerade geht es weiter, wieder schön gegen den Wind, auf das nächste Feuerwehrauto zu, dann ein Linksknick und rein nach Egglfing, im Zickzack durch den Ort und schließlich in den Inn-Auwald. Nun sind wir ganz nahe am Inn und damit an der Grenze zu Oberösterreich. Die zerzauste FC-Bayern-München Fahne in dem Schrebergarten ist seit dem Vorjahr durch eine neue Deutschlandfahne ersetzt worden. Zeit die Richtung zu ändern, wir laufen unter der Innbrücke durch und dann durch den Auwald Richtung Bad Füssing, km18.

Wir unterqueren die nächste Straße, km19, auf dem folgenden Streckenabschnitt sind wir heute schon gelaufen. Andys Frau Renate und Pascal feuern uns an.  Halbmarathon 2:09, Evi ist da, sie hat zwei PowerGels für mich. Sehr zu meiner Freude erkenne ich neben ihr unsere Kinder Philip und Corina, sowie Jakob, Johanna und Clemens.  Roman klinkt sich aus, er belässt es heute bei der Halbdistanz, ist er doch bis Anfang Mai seit Jahren Schiläufer. Heute hat er für mich eine Ausnahme gemacht.

Labestelle mit Wasser, warmem Tee und Iso, super. Es geht um die Johannestherme rum und wieder über die Umfahrungsstraße nach Würding. Mit dem Rest aus meiner Flasche spüle ich ein Power Gel runter. Flach geht es weiter, nach zwei Kreisverkehren, bei km25, die nächste Labe. Sie liegt im Schatten und hat auf Anfrage sogar Bier im Angebot. Ich kann widerstehen.

Während sich Günther und Franz eine Halbe teilen, trabe ich mit Veronika weiter. Kurz vor km27 der nächste 90°-Knick. Der Gegenwind wird ungemütlich, vor allem kühler. Gut, dass ich ein Schlauchtuch dabei habe, es leistet gute Dienste.

Ein Schlauchtuch hätte ich auch im August in Australien gebraucht. Als ich im Süden des Kontinents gelaufen bin, war es prickelnd kalt. Als mir dann noch ein Marathon in Asien fehlte, um die Sammlung zu komplettieren, bin ich vor zwei Wochen im Oman gewesen. Ich bin dort mir Jürgen Penthor gelaufen, ohne ein Gefühl des Unbehagens was die persönliche Sicherheit betrifft.

Nein, ein Antarktis-Marathon ist für mich kein Thema. Ich investiere doch nicht 14 Tage Urlaub und ein kleines Vermögen, nur um auf einer Geröllhalde einen Marathon zu laufen. Bei all dem Aufwand soll mein Hobby ja noch sozial verträglich bleiben. Für mich bedeutet das, dass ich mit etwa 20 Marathons p.a. meine Obergrenze erreicht habe.

Km30 nach 3h07min. Bei km32 passieren wir erneut das Johannesbad, noch 10km. Ich höre den Sprecher, der den Zieleinlauf von Alexandra Heiml kommentiert, die hier schon mehrmals sehr erfolgreich war, Gesamt-5. und AK-Siegerin heute.

Bis km35 geht es halbwegs gut, ab der 90°-Kurve bläst ein strammer Wind von vorne, es wird ungemütlich. Es wird Zeit, dass wir ins Ziel kommen, die schwarzen Wolken am Himmel sehen gar nicht einladend aus. Zusammenfassend kann man aber jetzt schon sagen, das Wetter ist viel besser, als man es sich in unseren Breiten Mitte Februar erhoffen darf.

Im Auwald sieht man von den Wolken nicht viel, und als wir 3km vor dem Ziel kehrt machen, haben wir die Wolken im Rücken. Mittlerweile fühle ich mich besser als noch 10km zuvor, ich habe wieder frische Kräfte. Kurzum, meine Zielzeit verfehle ich um 12sec, fast egal!

Franz ist auf der Ziellinie der erste Gratulant zu meinem 100. Ich bin angekommen! Dann bin ich etwas überrumpelt, was auf mich einstürzt.

Ich bekomme Luftballons umgehängt. Susanne, heute PB(!) und AK-Stockerl(!) und seit Wolfgangsee 2014 die bislang einzige Österreicherin mit mehr als 100 offiziellen Marathons über die 42,195km, spendiert mir ihre Medaille, denn es gibt keine mehr. Die, die keine mehr erhalten, bekommen sie nach Hause geschickt. Bierbecher werden mir gereicht – man kennt mich und meine Vorlieben. Im Zelt gibt es Linzer Torte, Sekt, einen Goldenen Schuh von meiner Schwester und eine Statuette mit Plakette von Susanne und Willi. So schlank wie der Läufer da drauf wäre ich auch gerne (wieder) einmal. Zumindest einmal für 4 Stunden!

Evi hat einen Ordner angelegt, der die gesammelten Werke meiner Laufberichte aus dem Nachlass meiner Schwiegermutter enthält. Es wird heftig geknipst, ich weiß gar nicht, wo ich hinschauen soll. Klaus Duwe am Drücker, M4Y-Judith (AK-Stockerl) und Andreas Bettingen (schon wieder sub-4 trotz Kamera) haben auch so lange gewartet -  ich bin ganz hin und weg. Bernie hat ein Billet aufgelegt, wo ganz viele Unterschriften drinnen sind – Danke sehr und Danke all jenen, die mit mir gefeiert haben.

Dann sehe ich zu, dass ich aus dem nassen Zeug rauskomme und lasse mir mein Erdinger schmecken - auf der Bank sitzend mit meiner Laufeskorte.

Die Erzherzogin Maria Theresia (1717 – 1780) soll ins Gästebuch von – ich glaube Stift Melk -  geschrieben haben:  „Es reute mich sehr, so ich nicht hier gewesen wär’.“  Da geht es mir hier ähnlich.

Die 100 Marathons und mehr habe ich lange nicht geplant, das hat sich so ergeben. Erst als ich im November 2014 Nizza-Cannes gelaufen war und mir auf  marathonaustria.com  zu meinem 75. Marathon gratuliert wurde, war mir klar, dass ich den 100er erreichen will, ja fast muss.

Bei um die 20 Marathons im Jahr dauert es ja nicht allzu lange von 75 auf 100. Fit sollte man halt bleiben, daher habe ich bis auf weiteres das Skifahren eingestellt. Längst bin ich mein eigenes Reisebüro, das nur ab und zu professionelle Hilfe braucht. Erst nach dem Boston-Marathon und Athen 2016 schnalle ich mir wieder die Skier an. Dann bin ich endgültig angekommen.

 

 

Was noch zum Thermen-Marathon zu sagen ist:


Egal ob Marathon, 21,1km oder10 km, € 26,- Startgeld für alle:

Vortrag von Parade-Triathlet Faris Al-Sultan

Nudelparty mit zwei Frei-Getränken am Samstag

Thermeneintritte am Samstag UND am Sonntag

Einweg-Zeitnehmung

Eine schicke Erinnerungsmedaille

Alle 5km Labestellen (warmer Tee, Iso, Müsliriegel, Obst…), sehr gut!

Sehr gute Ziellabe mit fantastischen Kuchen

320 Marathon-Finisher,  841 Finisher beim Halb-M                                        

 

Bild-Impressionen vom
Thermen-Marathon

 

Laufbericht von Andreas Bettingen
mit vielen Bildern


 

 

Marathonsieger

 

Männer

1. Bscheidl Marco 1980 LG Passau 02:32:52.23
2. Mayerhöfer Felix 1981 DJK Dasswang 02:34:19.26
3. Mannweiler Klaus 1966 TSV Wolfratshausen 02:43:17.98

Frauen

1. Kühnlein Angela 1985 Brehm-Titan-Runners/ TSG08 Roth 02:58:52.06
2. Nöbauer Karin 1986 Trirun Linz 03:13:00.01
3. Lanzinger Andrea 1988 DJK Beucherling 03:16:48.87

320 Finisher

 

 

 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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