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Laufberichte

Beautiful Sunday

05.02.06

Beobachtungen aus Bad Füssing

 

Grüß Gott aus Bad Füssing vom Thermenmarathon. Wie war die Organisation? Wie die Verpflegung? Wer hat gewonnen? Was gibt’s an Besonderem? Dieses und noch mehr erfahrt Ihr in meinem Bericht. Viel Spaß beim Lesen.

 

Wo liegt eigentlich Bad Füssing? Nun, für den Bayern ist das niederbayerische Bäderdreieck Bad Füssing, Bad Griesbach und Bad Birnbach ein Begriff, aber ich will meinen Wissensvorsprung mit Euch teilen. Bad Füssing liegt 30 Kilometer von der Dreiflüssestadt Passau entfernt und ist auf der Strasse (Autobahn 3 Regensburg – Passau – Suben; Ausfahrt Pocking) und auf der Schiene (Hauptbahnhof Passau, dann Richtung Pocking) gut zu erreichen.

 

Die Anfahrt geschieht am Sonntagmorgen problemlos, lediglich sind vereinzelte Nebelbänke auf der Strecke. Und dann im Bereich vor Passau reißt der Nebel auf und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Genau im Augenblick, wo über Bayern 1 Daniel Boone ansetzt: „Sunday morning, up with the lark, I think I'll take a walk in the park. “ Und weiter: “Hi hi hi, beautiful Sunday, this is my my my beautiful day.” Schau ‘mer mal, ob der Tag schön wird. Auf alle Fälle holt uns der Hochnebel wieder ein und bei der Ankunft in Bad Füssing  ist keine Sonne zu sehen, dafür zeigt das Thermometer minus zehn Grad an. Brrr!

 

Der Parkplatz für den fahrbaren Untersatz ist gleich gefunden. Ich schnappe meine Tasche und begebe mich direkt ins Johannesbad. Da steht dann mitten im Eingangsbereich der Klaus und verteilt seine Flyer. Wir unterhalten uns noch kurz und ich hole mir dann die Startunterlagen. Im Badbereich suche ich mir einen Kleiderspind und mach mich dann für den Lauf fertig.

 

Um 09.50 Uhr versuche ich nach außen zu gelangen. Doch die Läufermenge blockiert die Drehtür, so dass es einige Minuten dauert, durch dieses Hindernis zu kommen. Doch dann geht es unaufhörlich auf 10.00 Uhr zu, unserer Startzeit. Es ist trocken von oben, die Strasse ist salznass, um im Gegensatz zu 2005, wo der Wind uns um unsere Luser gepfiffen hat, relativ windstill. Der Moderator teilt mit, dass es mittlerweile wieder ein Grad wärmer geworden ist. Na ja, mit minus 5,5 Grad wird der Marathon kein Vergnügen werden. Schuss und die eigene Startuhr wird gedrückt. Nach rund 200 Metern laufen wir in einen Kreisverkehr, wo ich bereits meine Digicam ausprobiere. Hoffentlich halten die Batterien. Es geht in den Ortteil Safferstetten. Das ist die Ur-Gemeinde des heutigen Bad Füssing. Im Jahr 735 erstmals urkundlich erwähnt bohrte man in den dreißiger Jahren nach Erdöl, doch lediglich „heilendes“ Thermalwasser wurde gefunden. Das sorgte 1969 für das „Bad“ im Ortsnamen. Doch weiter im Rennverlauf. Nach 1,5 Kilometer laufe ich an der Pfarrkirche vorbei.

 

Kilometer 2 führt uns unter einer Strasse hindurch ins offene Gelände. Uns sofort schlägt der Nebel zu, die Sicht beträgt keine 100 Meter. Nach gut drei Kilometer befindet sich nach dem Weiler Piehl eine Kapelle, hier ist auch ein Fotopoint eingerichtet, wo wir auch in digitaler Form festgehalten werden. Hier biegen wir rechts ab.

 

Über den Weiler Thierham erreichen wir dann Kirchham. Bei der ersten Linkskurve zeigt uns der Blick nach rechts die Kirche St. Martin. Kirchham ist eine Ortschaft mit weit zurückreichender Geschichte mindestens bis ins Jahr 737, dem Sterbejahr des Herzogs Hugbert. Nach einem Kilometer im Ort verlassen wir diesen. An einem Teich biegen wir wieder rechts ab. Die Weiler Hoheneich und Geigen werden durchlaufen. Am Waldrand biegen wir nach rechts ab. Bei Kilometer 10 laufen wir dann nach Hart ein, wo in der Ortsmitte nicht nur eine schöne Kapelle für eine Besichtigung wartet. Dafür ist aber keine Zeit übrig, schon eher für die gleich folgende Tankstelle, wo wir warmen Tee, Wasser, Äpfel, Mandarinen, Bananen und Schokoriegel erhalten. Die Verpflegungsstellen sind übrigens alle vier bis fünf Kilometer vorhanden und reichlich ausgestattet.

 

Wir verlassen Hart, es geht zweihundert Meter durch einen Wald und dann sehen wir Aigen am Inn. Zuerst durch den Nebel schemenhaft, dann immer klarer. Vor mir sehe ich dann denn M65-Läufer Günter Jeblick, der im Ingolstädter Bereich ein wohl dominierender Langstreckler in seiner Klasse ist. Ich wechsele ein paar Worte mit ihm und traue ihm wohl eine 1,38 Stunden auf der Halbmarathonstrecke zu. Markanter Punkt von Aigen ist wohl die Pfarrkirche St. Leonhard, deren erster Bau bereits um 1180 gewesen sein soll. In den Folgejahrhunderten setzte dann eine Wallfahrt zu dieser Kirche ein. Die bekannten Leonhardiritte (immer Anfang November) werden auch hier begangen. Die Strecke führt mich dann wieder aus Aigen hinaus. Schnell erreichen wir Irching, Holzhäuser und den bekannten Fotopoint, wo wir wieder abgelichtet werden. Da biegen wir wieder nach rechts ab.

 

In Egglfing (Kilometer 17) könnten wir den spätgotischen Chor und Turm der Michaelskirche besichtigen. Auch Egglfing ist ein alter Ort, dessen Geschichte weit ins achte Jahrhundert zurückreicht. Unsere Verpflegung ist dagegen nicht steinalt, sondern zweckmäßig für den weiteren Weg, wobei es leichte Probleme mit den Schokoriegeln gibt. Die sind denn angefroren und zerbröseln beim Kauen. Aber mit einem Sturzteetrunk werden die Brösel hinuntergespült. Eine Straßenunterführung folgt und nach einen Kilometer laufen wir nach Riedenburg hinein. Hier gab es das Schloss Riedenburg (erste Erwähnung 1175), das aber 1685 dem Feuer zum Opfer fiel. Leider ist hierzu wenig überliefert. Dafür liefern sich aber die Halbmarathonis wahre Kämpfe, denn der letzte Kilometer ist bereits angebrochen. Auch der Günter Jeblick kommt wieder von hinten und lässt mich in seinem Endspurt stehen.

Nun, die Halbmarathonis setzen ihren Spurt auf der rechten Seite, während wir links vorbeilaufen. Und siehe, die meisten sind doch bloß die 21 Kilometer gelaufen. Ich schätze das Verhältnis auf vier zu eins. Auf in die zweite Runde. Das Feld wird jetzt sehr übersichtlich. Auch lichtet sich der Nebel, wir können schon den blauen Himmel sehen. Bei Kilometer 25 in Höhe eines Golfplatzes wird die Zeit eingesagt, ich glaube, es war eine 1.58 Stunden.

 

Ab Hart wird’s schwer, na, wir haben auch schon 31 Kilometer in den Beinen. An der Verpflegungsstelle mache ich wieder einen Joke und verlange Bier, was für allgemeine Heiterkeit sorgt. Aber mit Gerstensaft werde ich nicht beliefert. Lustig ist auf alle Fälle der Reif in den Haaren der Läufer. Einer hat sogar von einer Prinzessin mit dem silbernen Haar gesprochen.

 

Aigen und Irching sind die nächsten Zwischenziele. Beim Fotopoint lasse ich mir es nicht nehmen, das V für Victory dem Fotografen zu zeigen. Vor Egglfing haben sich mehrere junge Helfer mit ihren Autos platziert. Während ich vorbeilaufe, dreht einer seine Anlage auf. Hans-Jürgen Buchner mit seinen Mannen. Die Band Haindling aus Haindling ertönt:


„Seid’s freindlich – jawoi!
Seid’s freindlich hob I gsagt – jawoi!
Seid’s freindlich hob I gsagt no amoi –jawoi!
Mir kannst no a Weissbier bringa!
Bayern, des samma mir! Jawoi!“


Haindling ist im Übrigen eine Ortschaft unweit der Läuferhochburg Geiselhöring, südlich von Regensburg.

 

Egglfing und die  Straßenunterführung und Riedenburg, wo ich noch versuche, einen kleinen Endspurt hinzulegen. Aber da von hinter keine große Gefahr herrscht, genieße ich den Zieleinlauf, wo mir doch die Gaby Schmidtkonz noch mal anfeuert. Und kann noch einen gehenden Gegner überholen. Eine Helferin hängt mir eine schwere Medaille aus Glas um. Als Zeit bleibt dann eine netto 3.24.20 Stunden stehen, womit ich unter den rund 300 Marathonis den 54. Gesamtrang bei den Männern einnehme. Na ja, unter den kalten Bedingungen finde ich die Zeit nicht gerade schlecht, zumal die Marathonsaison noch nicht begonnen hat. Ich rede noch mal kurz mit Gaby, bevor ich ins Verpflegungszelt gehe und mir dort eine Halbe Erdinger und eine Handvoll Schokoriegel hole. Dann kommt ein vollbärtiger Läufer, den die Eisklumpen aus dem Bart hängen. Da wär' fast eine Enteisungsmaschine vom Flugplatz nötig.

 

Anschließend ist Regeneration im Bad angesagt. Das warme Wasser im „Entmüdungsbecken“ tut den geschundenen Muskeln gut, leider tritt bei mir auch eine ausprägte Lidschwäche ein, es würde für ein Nickerchen wohl leicht reichen.

 

Beim Umziehen nach dem Bad treffe ich wieder auf Klaus, Karlheinz und Alex. Der Klaus ist ganz schön neidisch auf die fette Sahneschnitte, die ich mir zum Kaffee munden lasse. Angeblich kann er sich diese aufgrund des Körpergewichtes nicht leisten.

 

Beim Gehen werfe ich noch mal einen Blick auf die ausgehängten Ergebnisse: Bei den Männern gewinnt Stephan Gebauer (Post SV Rosenheim; 2.38.44 Stunden) deutlich vor Roland Schultz (TriRun Linz; 2.49.54) und Harald Helleport (Österr. Gebirgsverein; 2.50.26. Bei der Frauen dominiert Sabine Huber (LG Mettenheim; 3.12.28) vor Martina Riegler (LG Passau; 3.18.24) und Carmen Hildebrandt (3.20.04). Leider hat die Kälte den einen oder anderen abgehalten, denn im Vergleich zum Vorjahr fehlen rund 200 Sportler. Aber über 1500 Läufer haben sich der Herausforderung gestellt. „Es ist halt Winter,“ so die eine Aussage vom Veranstalter.

 

Der zweite Marathon beginnt dann ab 16.00 Uhr, wo ich mich ins Auto setze und mich auf den Heimweg übers Rottal und über Landshut aufmache. Während 2005 einsetzender Schneefall und die sommerschuhfahrende Autofahrerzunft die Fahrt nicht gerade zum Vergnügen machten, geht es heuer sehr gut. Die betreffenden Bundesstrassen 388, 299 und 16 sind gut ausgebaut und es sind auch fast keine Ortsdurchfahrten vorhanden. Meine Fahrzeit ist, auch wegen der kürzeren Strecke, nicht unwesentlich länger als über die Autobahn 3.

 

Also doch ein beautiful Sunday. Pfiats Eich (niederbayerisch) aus Bad Füssing.

 

 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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