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Laufberichte

A6-Opening: Angie, Günni und 2000 Läufer

10.09.08

Lückenschluss der Autobahn 6 bei Amberg -  Strecke frei nach Prag

Heute gibt es etwas Einzigartiges. Ein Lauf, der nur einmal und nie wieder stattfinden wird. Die Lücke der Autobahn 6 von Nürnberg nach Prag wird geschlossen. Und wir Läufer dürfen, kurz bevor der Autoverkehr diese Verbindung in Beschlag nimmt, das Asphalt- und Betonband ausgiebig, einzeln oder als Vierer-Staffel, auf einer Halbmarathonstrecke testen.

Die Autobahn 6 ist Teil der Europastraße E 50, der West-Ost-Verbindung von Paris über Nürnberg, Pilsen nach Prag. Bereits unter Kaiser Karl IV (1316 – 1378) war diese Verbindung als Handelsweg zwischen der Goldenen Stadt Prag und der Freien Reichsstadt Nürnberg äußerst wichtig. Als „Via Carolina“ wird diese Strecke bezeichnet. Durch die Umsetzung des Schengener Abkommens wird seit dem 21.12.2007 am Grenzübergang Waidhaus/Rozvadov nicht mehr kontrolliert. Aber aufpassen, bei den Nachbarn brauchen wir eine Vignette für die Autobahn D 5 nach Praha.

Während die Verbindung zwischen dem Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald und dem Grenzübergang Waidhaus bereits seit 2006 fertig ist, wird heute die letzte Lücke geschlossen. 168 Millionen EUR wurden verbaut. Da lässt sich auch die erste Garde der Polit-Prominenz blicken: Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der Bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein, die Minister Wolfgang Tiefensee, Joachim Herrmann und aus Tschechien Minister Ales Rebicek geben sich da die Ehre.

Die Idee zu diesem Rennen stammt vom quirligen Franken Mario Wallrath, der mir beim Marathon in Prag über den Weg gelaufen ist. Vor Ort hat dann Thorsten Eckert im Rathaus Wernberg-Köblitz das Ganze koordiniert.

Aufmerksam auf das Eröffnungsevent wurde ich in Prag und habe da beschlossen, wenn es nur irgendwie geht, daran teilzunehmen. Ja, und heute stehe ich auf der Autobahn am Parkplatz „Stocker Holz“ und warte auf den Beginn der Feierlichkeiten. Der Transport vom Zielort Wernberg-Köblitz ist mittels Bussen gelöst. Für den Rücktransport der mitgebrachten Bekleidung ist selbstverständlich auch gesorgt.

Die Teilnahme am Halbmarathon kostet 25 EUR. Dafür ist die ganze Infrastruktur zu nutzen, es wird eine Massage angeboten, wir erhalten Medaille und Urkunde und ein Essens- und Getränkebon ist ebenfalls noch drin. Wer ein dunkelblaues Funktionsshirt möchte, der legt einfach noch zehn EUR drauf.

Die Zeit fließt rasch dahin, so dass der Beginn der Feierlichkeiten immer näher rückt. Ich habe mir einen Platz an der Absperrung unweit der Bühne ergattert. Dann hören wir Hubschrauberlärm, da könnte die Promis schon drinsitzen. Eine Kapelle beginnt den „Defiliermarsch“ aufzuspielen und dann kommt eine Menge Leute hinter einer Böschung zum Vorschein. Hauptsächlich Krawattenträger und dann sehen wir die Bundeskanzlerin und unseren Ministerpräsidenten schon winkend. Applaus kommt auf. Sie marschieren an das Rednerpult.


Leider ist die Akkustik sehr schlecht, man versteht kaum ein Wort. Das wird dann etwas besser, als ein Lautsprecher in Richtung des Läuferfeldes gedreht wird. Nach einigen Ansprachen, auch der kirchliche Segen wird gegeben, ist es dann soweit. Die Prominenz schreitet zu den schwarz-rot-goldenen und weiß-blauen Absperrbändern mit der Schere in der Hand. Und unter Blitzlichtgewitter der Fotografen wird durchgeschnitten. Dann habe ich noch Glück, als die Minister Tiefensee und Herrmann mit einem Stück Band zum Läuferfeld hintreten und es verteilen. Ich sichere mir zwei Stückchen.

Dann wird es ernst. Wir zählen von zehn herunter und bei Null schwenkt die Kanzlerin die Fahne. Los geht’s. Ich stehe bewusst links im Läuferfeld und was ich insgeheim hoffe, das tritt ein. „Angie“ Merkel und „Günnie“ Beckstein haben sich die Zeit genommen, dem Start beizuwohnen. Viele Läufer versuchen, beiden die Hand zu drücken. Mir gelingt das ebenfalls, auch wenn ich trotz der zusätzlichen Fotoschüsse noch wertvolle Zeit verliere. Aber das ist mit völlig wurscht. Ich sehe auch noch den zweifachen Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski.

Mittlerweile hat sich die Sonne verzogen, es ist bedeckt und es nieselt leicht. Die Temperatur ist aber angenehm. Wir laufen in Richtung Amberg gut zwei Kilometer bis zum Wendpunkt an der Anschlussstelle Schmidgaden. Leicht bergauf (25 Höhenmeter) ist es gegangen. Ich bleibe mehrmals stehen, um Bilder zu schießen und hetze dann der Meute hinterher. Zurück ist die Laufbahn dann leicht abschüssig, ich kann es rollen lassen und sehe dann auch Thomas Schmidtkonz auf der anderen Seite. Der hat auch noch den Marathon in der Fränkischen Schweiz in den Beinen.


Im Bereicht des Stocker Holzes finden wir dann die erste „Raststation“ mit Wasser und Apfelschorle. Das Geschäft wird belebt durch die noch zahlreichen Zuschauer. Außerdem wechseln hier die Staffeln.

Auf den nächsten vier, fünf Kilometern steigt die Strecke um gut 100 Höhenmetern an. Mittlerweile hat der Niederschlag zugenommen. Auf der anderen Fahrbahn vernehme ich Fahrgeräusche. Es kommen historische Oldtimer und etwas jüngere Fahrzeuge (aber immer noch mit dem H auf dem Kennzeichen) angefahren.

Auf der linken Seite ist jeder Kilometer angekündigt, so haben es besonders die Staffelläufer mit ihrer Krafteinteilung leichter. Besonders viele Hobby- und Freizeitläufer sehe ich da.

Auch einige mächtige Brücken liegen an der Strecke. Da sind zum Beispiel die Hüttenbachtalbrücke (130 Meter), Kulmbachtalbrücke (517 Meter), Döllnitzbachtalbrücke (282 Meter) und Ödschlagtalbrücke (241 Meter). Diese haben eine Höhe von bis zu 32 Meter über Grund. Ein Vergleich zum Brückenlauf im Jahr 2006 auf der Autobahn 73 kann da schon gezogen werden.

An der Anschlussstelle Nabburg-West haben wir den höchsten Punkt des Kurses erreicht. Die Teams dürfen wieder frische Kräfte auf die Strecke bringen. Auf den folgenden sechs Kilometern geht der Kurs nur bergab. Ich lasse es brettern und kann so immer wieder Läufer einsammeln. Nachdem ich noch am Montag und Dienstag schwere Beine hatte, bin ich erstaunt, dass es so leicht geht. Vielleicht wirken da die Endorphine. Nicht nur einmal kann ich die Zuschauer auf den Brücken zu einer La-Ola-Welle animieren. Einige Kinder werden zum Abklatschen aufgefordert. Das macht Spaß.

Wechsel und Verpflegung bei Kilometer 16. Schon Minuten vorher sehe ich die Hinweisschilder zum Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald. Wir verlassen nach dem Überlaufen der Ödschlagtalbrücke das Betonband nach links. Weiter geht es auf einem groben Schotterweg in einem Wald. Der Regen hat mittlerweile fast aufgehört.

Allerdings kommt noch ein Hammer. Ein vielleicht etwa 400 Meter langer Stich vor Damelsdorf, wo dann doch einigen Sportlern die Sicherungen hinausfliegen. Ich pfeife auch fast aus dem letzten Loch. Oben am Ende gibt es noch was zu Trinken.

Die letzten drei Kilometer sind dann gefällig: Wir überqueren die Autobahn 93 und laufen nach Wernberg hinunter. An der B 14 ist eine Fahrspur für uns reserviert. Wir machen noch einen kleinen Schlenkerer über dem Marktplatz und dann wird der Endspurt zum Festplatzgelände gesetzt. Wer noch kann.

Dieter Ulbricht, vor zehn Tagen noch beim Ultra-Trail du Mont Blanc erfolgreich, ist heute als Fotograf aktiv und erwischt mich leicht außer Atem im Ziel. Da findet sich dann die übliche Läuferverpflegung. Wer will, kann auch schon Bier und Wurst bei Blasmusik futtern. Interessiert Euch meine Zeit? 1.35.58 Stunden, Gesamtrang 107, dös passt scho, sogt da Oberpfoizer. Wann gibt es das nächste Autobahnevent? Nicht nur ich kann es kaum erwarten.

Ergebnisse Halbmarathon (782 Finisher):

Männer:
1. Korbinian Schönberger, DJK Gleiritsch, 1.13.58;
2. Peter Simon, TST Ammerthal, 1.16.08;
3. Michael Heilmeier, SpVgg Zolling, 1.18.44.
Frauen:
1. Eva Scheu, 1.28.58;
2. Stephanie Burger, LLC Marathon Regensburg, 1.29.54;
3. Jennifer Alpmann, 1.35.25.

Weitere Ergebnisse: http://www.viacarolina-opening-a6.de/

Wer die Oberpfälzer Gegend laufender Weise kennenlernen möchte, für den ist am 20.09.2009 der Freundschaftsmarathon eine Chance. Da geht es von Weiden nach Amberg, und den Lauf möchte ich Euch ans Herz legen.

 


 
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