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Laufberichte

Der Klassiker an der Ruhr

20.05.12

Duisburg ist eine laufbegeisterte Stadt. Mit  dem Stadtwald und der Sechs Seenplatte hat man - mitten im Ruhrgebiet -  auch ideale Laufbedingungen. Der LC Duisburg vertritt hier die Interessen der Läufer und bietet ihnen eine läuferische Heimat. Der LC Duisburg ist übrigens Deutschlands größter reiner Laufclub.

Im Laufe des Jahres werden in Duisburg immer zahlreiche Laufveranstaltungen organisiert und mit der Winterlaufserie hat man die größte Serienveranstaltung Deutschlands etabliert. An der Regattabahn haben die Laufbegeisterten eine beleuchtete 5 Kilometer-Runde eingerichtet, sodass  auch in den Wintermonaten abends trainiert werden kann. Die Kosten hierfür werden durch die Startgebühren des Lichterlaufes gedeckt.

Die Laufbegeisterung hat in Duisburg eine lange Tradition und so ist es auch kein Wunder, dass man bereits 1981 zeitgleich mit Frankfurt und Berlin die ersten deutschen Citymarathonläufe organisierte. Zu dieser Zeit war es eine völlig exotische Idee, die Innenstadt für den Autoverkehr zu sperren,  damit die Läufer aus den Stadien und Wäldern nun mitten durch die City laufen konnten. Aber in Duisburg war man schon damals mit einem Etat von 8000 DM begeistert dabei.

1993 und 94 gab es eine kurze Denkpause, in der man das  Konzept nochmals neu überdachte. Dann nahm man mit dem Motto „Ein Lauf von Läufern für Läufer“ einen neuen Anlauf. Der einzelne Läufer wurde nun ganz in den Mittelpunkt gestellt und dieses Konzept ging voll auf. Im den folgenden Jahren konnte man einen treuen Läuferstamm gewinnen, der sich diesen Klassiker fest im Laufkalender vermerkt. 29 erfolgreiche Jahre sprechen eine deutliche Sprache.

Der Lauf wird vom Stadtsportbund und dem LC Duisburg organisiert. Man ist dadurch nicht von einem Großsponsor abhängig. Eine Abhängigkeit wurde bereits vielen Laufveranstaltungen zum Verhängnis. Natürlich muss man ohne entsprechende Sponsoren auf die Verpflichtung namhafter Spitzenläufer verzichten,  aber auch das gehört zum Konzept, erhalten doch dadurch auch mal regionale Laufgrößen die Chance auf einen Marathonsieg.

Da man möglichst vielen Läufern die Möglichkeit zur  Teilnahme bieten möchte, wird neben der  Marathonstrecke auch ein Halb- und Staffelmarathon angeboten. Auch Inliner und Handbiker können hier teilnehmen und es finden sich in allen Disziplinen insgesamt 6437 Teilnehmer aus 38 Nationen ein, darunter sind über 1100 Marathonläufer.

Am Samstag hole ich mir meine Startunterlagen im Sportpark Wedau ab. Diesen kann man  sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichen. Kostenlose Parkplätze stehen hier ausreichend zur Verfügung.

Der Sportpark ist ein etwa 200 ha großes Sport- und Erholungsgebiet Er zählt zu den größten zusammenhängenden Sportparks Deutschlands und bietet Trainings- und Wettkampfstätten für Wasserski, Wakeboard, Fußball, Eishockey, Leichtathletik, Schwimmsport, Kanusport und Rudersport.

Diesmal gibt es die Startunterlagen nicht im Eisstadion, sondern im Businessbereich der Schauinslandreisen-Arena, ein reines Fußballstadion in dem der  MSV Duisburg seine Zweitligaspiele austrägt. Ich treffe dort gleich einige Bekannte aus der Umgebung, die morgen auch dabei sein wollen. Katja und Achim sind auch mit ihrem Sohn Finn hier vor Ort. Katja wird morgen ebenfalls beim Marathon dabei sein, während Achim den Babysitter macht. Eine kleine Marathonmesse ist hier ebenfalls eingerichtet. Neben günstigen Angeboten wird auch für die Marathonläufe der nächsten Monate geworben. Bernd Düngen gehört schon seit Jahren zum Organisationsteam des Rhein-Ruhr-Marathons.

Wer möchte, kann ab 16 Uhr noch für 6 Euro an einer Pasta Party teilnehmen. Ein Angebot, welches ich mit Inge gerne annehme.

Je nach Anmeldedatum zahlt man ein Startgeld zwischen 40 und 65 Euro und erhält hierfür ein Finisher-Funktionsshirt, eine Medaille, einen Ergebnisdienst mit Liste, eine DVD mit persönlichem Zieleinlauf und Impressionen vom Marathonlauf, kostenlose Medaillengravur, die Möglichkeit zum Regenerationsschwimmen,  Massagedienst im Ziel, kostenlose Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und frisch gezapftes Königs-Pilsener im Ziel. Hier hat das Motto „von Läufern für Läufer“ also wirklich seine Berechtigung.

Da der Marathonstart für 9 Uhr 20 vorgesehen ist, muss ich am Sonntagmorgen nicht allzu früh aufbrechen. Gemeinsam mit meinen Marathon erprobten Fans Inge und Christiane mache ich mich um 7 Uhr 30 auf den kurzen Weg nach Duisburg. An der Autobahnausfahrt Wedau staut sich kurz der Verkehr, aber  bald haben wir die großen Parkplätze vor der Arena erreicht. Hier herrscht schon eine erwartungsvolle Stimmung. Die Inlineskater sind bereits um 8 Uhr gestartet und nun machen sich die Teilnehmer des Halbmarathons bereit. Ihr Start ist für 9 Uhr vorgesehen und wir treffen bald die Vereinsfreunde vom VfL Bergheide.

Bernd will beim Halbmarathon mitmachen während Lara und Reinhard ebenfalls die Marathonstrecke bewältigen wollen. Auch Ralf und sein Bruder Uwe sind wieder dabei.  In Düsseldorf sind sie noch als Einzelkämpfer angetreten, doch heute wollen sie mit zwei weiteren Brüdern als Familienstaffel starten. 

Für die Kleideraufbewahrung stehen auf der Aktionswiese Lkws zur Verfügung. Auch eine Kinderbetreuung für den Nachwuchs der teilnehmenden Läufer ist hier vorhanden. Zuerst gibt es noch eine Läuferandacht und dann schauen wir uns noch gemeinsam den Start des großen Halbmarathonfeldes an. Mit über 3000 Teilnehmern sind diese wieder deutlich in der Überzahl. Bei Kilometer 4 werden sie von der Marathonstrecke abbiegen um dann mit  einem kleinen Bogen wieder auf der gemeinsamen Strecke zum Stadion zu laufen.

Jetzt müssen wir uns für unseren Start um 9:20 Uhr bereit machen. Über  1100 Läufer haben sich eingefunden. Um 9 Uhr 18 werden noch die Ekiden-Staffelläufer auf die Strecke geschickt. Hier teilen sich bis zu 7 Schüler die Marathonstrecke und müssen zwischen 5 und 10 km Teilstücke bewältigen.

Dann werden die letzten 10 Sekunden gemeinsam runtergezählt und es erfolgt  der befreiende Startschuss.  Mit Musikunterstützung und viel Beifall geht es für uns mit der breiten Kruppstraße auf die 42,195 Kilometerstrecke durch 12 Stadtteile. Die Nettozeit wird mit dem Champion-Chip festgehalten. Zur Orientierung stehen Brems-  und Zugläufer zwischen 3 und 5:30 Stunden zur Verfügung. Über die Koloniestraße führt uns die Strecke Richtung Innenstadt. Die Strecke ist flach, asphaltiert,  natürlich amtlich vermessen und jeder Kilometer ist groß ausgeschildert. Alle fünf Kilometer zeigt eine große Uhr die Laufzeit an.

Das Wetter macht uns heute etwas Sorgen. Es sind Temperaturen bis 26 Grad vorhergesagt. Im Moment ist der Himmel noch bedeckt und mit 20 Grad erträglich.
In der Innenstadt geht es für uns am Citypalais und Theater  vorbei, und am Theater spielt das Sinfonieorchester passender weise live „Auf in den Kampf“.

Bei Kilometer 5 erreichen wir die erste Verpflegungsstelle. Bis Kilometer 11 gibt es nur Wasser,  aber später kommen dann auch Isogetränke, Cola und Banane dazu Insgesamt gibt es 18 Verpflegungs- und Erste-Hilfe-Stellen, welche auch bei hohen Temperaturen die Versorgung der Läufer sicherstellen. Weiter geht es für uns  durch den Innenhafen, welcher sich in den letzten Jahrzehnten  total verwandelt hat. Er gilt als Musterbeispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Früher beherrschten die Getreidemühlen mit den großen Speicherhäusern das Bild, und sorgten damit für den Beinamen „Brotkorb des Ruhrgebiets“. Inzwischen hat sich der Innenhafen aber zu einem chicen Ort verwandelt wo sich nach den Plänen des Architekten Norman Forster Arbeit, Kultur und Freizeit mit dem Wasser verbindet.

Viele namhafte Firmen haben die verkehrsgünstige Lage erkannt und sind jetzt hier mit beeindruckenden Verwaltungsgebäuden vertreten. Gleichzeitig wurden die industriellen und historischen „Wahrzeichen“ des Hafens aber auch ganz bewusst erhalten und schlagen somit einen schönen Bogen zwischen gestern und morgen.

Mit einer Brücke überqueren wir die Ruhr und laufen nun durch den Duisport den größten Binnenhafen der Welt. Von hier aus ist man mit den großen Industrieregionen verbunden und kann schnell die großen Seehäfen Rotterdam und Antwerpen erreichen.

Hier wird es nun für uns Läufer ein wenig trist, denn dieser Teil wird immer noch von großen Lagerhäusern und -plätzen beherrscht. Heute am Sonntag ist es noch ruhig, aber die vielen geparkten Lastwagen zeigen schon, dass es hier in der Woche sehr geschäftig wird. Bei Kilometer 10 sehen wir wieder eine der großen Uhren mit unserer Zwischenzeit und kurz darauf verlassen wir auch das Hafengelände.

Nun kommen wir in den Stadtteil Meiderich, wo der MSV seine Heimat hat. Konnte man im letzten Jahr noch bis ins Pokalfinale vorstoßen, ist man in diesem Jahr bereits über den Klassenerhalt  froh. Schon bald hören wir die Klänge einer Sambaband und die Zuschauer werden auch wieder zahlreicher. Der Rhein-Ruhr-Marathon steht auch in diesem Jahr erneut unter dem Motto „Samba-Marathon“ und 18 Gruppen begleiten die Läufer mit südamerikanischem Flair.

Über die Friedrich-Ebert-Brücke geht es über den Rhein in den Stadtteil Alt-Homberg. Jetzt wird es direkt am Rhein sogar grün und bald haben wir die Halbmarathonmarke erreicht. Meine Uhr zeigt 2:02 da bin ich ja flott unterwegs.

Inzwischen haben die Staffelläufer zu uns aufgeschlossen und kommen hier auch bald zu ihrem nächsten Wechselpunkt. Sie müssen unterschiedliche Streckenlängen zwischen 7 und 14 Kilometer zurücklegen. Das ist ja nicht schlecht, da man so auch schwächere Läufer einbinden kann. Die Zahl der Staffeln ist auf 250 begrenzt, eine Grenze, welche aber nicht ausgeschöpft wird. Merkwürdig, in Düsseldorf kennt man ganz andere Staffelzahlen.

In Rheinhausen laufen wir mit Sambabegleitung durch die Fußgängerzone vorbei an zahlreichen Zuschauern. Kurz nach Kilometer 25 geht es mit der Brücke der Solidarität wieder über den Rhein und es bietet sich für uns eine beeindruckende Industriekulisse. Wie mag es erst hier in den 60er Jahren ausgesehen haben, als die Stahlbranche noch richtig brummte? Die Zeiten ändern sich halt, aber es  wird nicht immer alles schlechter.

Ich denke an 1991  zurück, als ich hier im September meinen ersten Marathon lief. Damals war der Start noch am Samstag um 14 Uhr in der Innenstadt. Es war sehr warm und statt der angepeilten 3:15 wurden es 3:26. Eigentlich sollte es ja für mich bei diesem einen Mal  bleiben, aber der Laufbazillus hatte mich schon befallen. Heute bin ich bereits zum 19ten Mal  in Duisburg dabei und die Laufzeit spielt für mich nur eine zweitrangige Rolle, denn die Sollzeit von 5:30 bietet genügend Sicherheit.

Inzwischen ist die Sonne doch herausgekommen und die Temperatur steigt sofort. Jetzt sind wir im Stadtteil Hochfeld angekommen und laufen wieder auf die Innenstadt zu. Über die breite  Düsseldorfer Straße biegen wir dann aber Richtung Süden ab.  Inge und Christiane treffe ich bei Kilometer 29. Von hier ist es für sie nur einen Kilometer bis zum Start und Ziel. Mit mir sind sie mal wieder zufrieden und feuern alle Läufer kräftig an. Das können wir auch gut gebrauchen, denn nun beginnt der schwierige Abschnitt des Laufes. Bei Kilometer 30 ist der letzte Staffelwechsel, und bald sind wir im Stadtteil Wannheimerort. Hier werden wir vom DSV 1900 und DJK Wannheimerort mit Wasser, Iso und Bananen versorgt. Katja hat sich ihre Kräfte gut eingeteilt und zieht hier an mir vorbei.

Ich gönne mir noch ein Stück Traubenzucker aus meiner eisernen Reserve. An der  breiten Straße ist die Zuschauerunterstützung etwas dünn, und mancher wir hier zum Walker.  Aber zwei Kilometer weiter in Buchholz geht wieder die Post ab.  Hier ist ein Straßenfest und die Zuschauer feiern die Läufer. Dort kennen sich viele und es wird immer besonders laut wenn man Bekannte im Läuferfeld sieht. 

Bei Kilometer 35 überqueren wir in Huckingen die A59.  Die Autobahnauf- und abfahrt ist gesperrt.  Heute haben die Läufer Vorrang. Ausgerechnet hier muss  eine leichte Steigung bewältigt werden. Insgesamt ist der Kurs aber flach und für eine schnelle Zeit  gut. 

Nun geht es  durch gepflegte kleine Siedlungen nach Großenbaum.  Dort werden wir noch durch private Verpflegungs- und Erfrischungsstellen unterstützt. Die Anwohner wissen genau, was die Läufer hier auf ihren letzten Kilometern benötigen. Beifall und Musikunterstützung gibt es natürlich auch noch für alle. Inzwischen haben etliche Läufer mit der steigenden Temperatur ihre Probleme und können jede Unterstützung gebrauchen. Auf einem Trikot lese ich „Wenn es nicht weh täte, könnte es ja jeder“.

Dann laufen wir bereits über den Kalkweg auf die letzten 3 Kilometer. Ein Läufer wird von Sanitätern in einen Krankenwagen gepackt. Wie bitter - so kurz vor dem Ziel.

Jetzt geht nochmals ein Ruck durch die Teilnehmer und mancher Geher wird doch wieder zum Läufer. Ein großer Bogen mit dem Teufelslappen zeigt uns den letzten Kilometer an. Bald sehe ich schon das Stadion und vor dem Marathontor bilden nun viele  Zuschauer ein dichtes Spalier und begrüßen jeden Läufer lautstark. Im Eingangstunnel des Stadions werden wir  von flackernden Discolampen und entsprechender Musik auf den Zieleinlauf  eingestimmt. Nach einer Kurve haben einen der Anblick der gut besetzten Haupttribüne und der entsprechende Lärmpegel fast um. Auf der großen Anzeigetafel kann man seinen eigenen Zieleinlauf beobachten. So ungefähr muss sich ein Torschütze nach einem entscheidenden Treffer fühlen.

Die Uhr am Zielbogen zeigt 4:15:17 als ich glücklich die Ziellinie überquere, das bedeutet Platz 5 in meiner Altersklasse. Ich erhalte eine schöne Medaille und für Frauen gibt es noch eine Rose.

Ich treffe bald Roland und wir  setzten uns noch auf den Rasen um die schöne Atmosphäre zu genießen und uns in Ruhe zu erfrischen. Um mich herum sehe ich nur zufriedene und glückliche Gesichter. Ich entdecke Inge und Christiane auf der Tribüne, welche meinen Zieleinlauf wieder fotografisch festgehalten haben. Bald kommen auch Bernd, Reinhard und Lara. Bernd hat beim Halbmarathon den ersten Platz in seiner Alterklasse M75 geschafft, und Reinhard Platz 2 in der M65. Beide erhalten einen schönen großen Pokal und noch einen Sachpreis. Lara hat mit 3:58:18 eine neue persönliche Bestzeit geschafft und die magische 4 Stundengrenze unterschritten.

Vor dem Stadion erhalten wir noch das schöne Finishershirt und wer möchte kann hier auch noch ein Pils der heimischen  Brauerei bekommen.

Am Meetingpoint treffe ich meine Fans und wir gehen noch zur Regattabahn um dort in den schönen Lokalitäten den wieder erfolgreichen Lauf zu feiern.

Fazit: Der Rhein-Ruhr-Marathon ist eine der schönsten Laufveranstaltungen in der Umgebung,  bei der man als Aktiver oder Zuschauer dabei sein sollte. Die Strecke ist abwechslungsreich und flach. Auf der großen Runde durch 12 Stadtteile lernt man die Stadt mit all ihren Facetten kennen. Das Konzept „Von Läufern, für Läufern“ ist hier konsequent umgesetzt. Im nächsten Jahr wird dieser Klassiker zum dreißigsten Mal  ausgetragen und hätte dann noch mehr Teilnehmer verdient.

 

Informationen: Rhein-Ruhr-Marathon
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