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Laufberichte

Marathon Alaaf!

 
Autor: Joe Kelbel

Im Jahr 354 legte Papst Liberius das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember, offiziell weil Jesus kaum während des Winters (6. Januar) im Freien geboren sein konnte, inoffiziell, um den Termin des Festes der heidnischen Wintersonnenwende zu christianisieren. Zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest gab es für die Christen eine vierzigtägige Fastenzeit, die begann logischerweise am 11.11.

Der 11.11., der  Martinstag, bedeutet schon vorher das  Ende des bäuerlichen Jahres. Die Ernte war eingebracht, der erste Wein konnte getrunken werden und wegen der anstehenden Fastenzeit mussten alle verderblichen Lebensmittel gegessen werden, vor allem Fleisch und Fett.

Am 11.11. mussten Pacht und Zinsen bezahlten werden, Arbeitsverträge endeten. Das Gesinde, also die Angestellten der Grundbesitzer, wurden für die Dauer der Winterzeit entlassen. Heute ist es umgekehrt. Am 11.11. stürmt das Gesinde, also Frauen, das Rathaus und entlässt symbolisch die Ratsherren. Zumindest im Rheinland, meiner einstigen Heimat.

 

 

Heue ist Premiere des Kölner Karneval Marathon, weitere werden folgen. Denn Evert, der Organisator des Laufes, ist Vereinsmitglied beim 100 MC und bei den  Blauen Funken. Er läuft heute seinen 111. Marathon.

Die Blauen Funken spalteten sich 1870 (dem Datum der Reichsgründung) von den Roten Funken ab. Beide Vereine sind die tragenden Säulen des Kölner Karnevals, der aufblühte, als die Besetzung durch die Franzosen 1813 endete. Unter Napoleon waren Karnevalsveranstaltungen verboten.

Die Blauen Funken (Artillerie blau-weiß von 1870 e.V.)  in der Uniform des preußischen Dragonerregiments, führen traditionell den Rosenmontagszug an. Das geht zurück auf ein wahres Husarenstück, als sie aus einem Versteck heraus die Roten Funken überholten und sich an die Spitze des Zuges setzten.

Der Ortsbürgermeister setzt die Marathonis in Bewegung. Wir sind 40 Läufer, mehr hat die Stadt Köln nicht zugelassen. Dabei gab es eine 4fache Warteliste. In meiner rheinländischen Schulzeit war es verboten, am 11.11. auffällig zu werden. Es gab höchstens mal ein schüchternes Träräh um 11:11 Uhr. In Köln am Alter Markt, ist heutzutage um diese Zeit Ausnahmezustand, alle sind auffällig. Wir lieben es jetzt ruhiger, das freut den Bürgermeister.

 

 

Pesch ist ein Vorort von Köln, nordwestlich an der A1 gelegen, da wo am 15.01. der Pulheimer Staffelmarathon stattfindet. Geologisch ist die Landschaft vom eiszeitlichen Rhein geprägt, dessen Geröllmassen zum Autobahnbau genutzt wurden. Deswegen ist Pesch von ehemaligen Kiesgruben umringt, eine davon ist der Pescher See. 15 Runden um diesen See sind zu laufen, zusätzlich ein Ausgleichstück. Der DLV hat extra einen Schiedsrichter geschickt, damit die erste Austragung narrensicher bleibt.

Der Lauf bleibt ruhig, bis auf die Zugvögel, von den tausende unterwegs sind. Die Kraniche sind am lautesten, die Gänse bilden kleinere Züge. Beim Anblick dieser Knuspernahrung läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Am VP gibt es glücklicherweise Nahrung vom Sponsor, der Brauerei Gilden, dazu Müsliriegel, Salzstangen und Süßigkeiten. So eine gebratene Martinsgans wäre mir jetzt aber lieber. Natürlich ist die Martinsgans eine Fastnachtsspeise. Schon seit jeher zogen die Flattermänner um den 11.11 nach Süden. Kraniche und Schwäne kann man auch essen, sie sind so schmackhaft, daß sie dem Adel vorbehalten waren. Die gebratenen Vögel wurden im Mittelalter auf den großen Tafeln wunderbar arrangiert.

Weil bei uns der Adel abgeschafft wurde und nun Naturschutzbestimmungen greifen, werden Kranich und Schwan nicht mehr gejagt und Gänse kommen aus Polen. Sie dürfen aber nicht fliegen.  

Ich fliege nach einem erholsamen Marathonlauf glücklich ins Ziel und trage mir gleich den  Aschermittwoch 2017 in den Kalender ein. Denn dann beginnt die Anmeldung für den zweiten Kölner Karneval Marathon. Ich hoffe, daß nächstes Jahr mehr Läufer zugelassen werden, schließlich waren wir lieb und haben keine Kraniche und Gänse gegessen!

 

 

 

Informationen: Karneval-Marathon
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