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Laufberichte

Ostern in Friaul Julisch-Venetien

 

Die Karwoche und das Osterfest sind nicht unbedingt erste Wahl für Marathonveranstaltungen. Vor allem wegen des frühen Termins machen sich in diesem Jahr viele Arbeitnehmer auf, die Schulferien oder ein langes Wochenende in den Bergen beim Skifahren zu verbringen. Uns jedoch schwebt ein sonniges Wochenende an der oberitalienischen Küste vor, Wettkampf am Ostermontag inclusive.

Lido di Jesolo zeichnet sich durch viele günstige Hotels und die Nähe zu Venedig aus. Doch dieser erste Programmpunkt unserer Reise muss aus gesundheitlichen Gründen entfallen: Mein Magen streikt. Das Verdikt der Ärztin am Karfreitag: „Entweder Sie haben eine Magenverstimmung oder eine Blinddarmentzündung. Aber laufen Sie nur, in Italien gibt es auch gute Krankenhäuser.“

Also geht`s, leidlich genesen, am Karsamstag auf direktem Weg nach Grado. Mehrmals überqueren wir die Grenze von Regen zu Schnee und sehen viele Skiläufer auf den Pisten. Am Plöckenpass liegt die weiße Pracht noch meterhoch und zieht viele Skitourengeher an. Dann wird es mit jedem Kilometer wärmer und unseren Nachmittagskaffee nehmen wir schon in strahlender Sonne auf dem Hauptplatz von Palmanova ein.

Dort können wir uns im Veranstaltungsbüro für die vierte Auflage des Unesco Cities Marathon nachmelden. Durch eine Mitgliedschaft in einem deutschen Sportverein entgehen wir der Vorlage unseres (vorhandenen) Gesundheitszeugnisses und dem Kauf der „runcard“ des italienischen Leichtathletikverbandes FIDAL (15€, ein Jahr gültig). Der Inhalt der Startertüte ist beeindruckend: eine Flasche Chardonnay mit Marathon-Label, ein Päckchen Kaffee, viele Kekse, Iso und andere Getränke, Informationen über Palmanova und Aquileia sowie ein Laufhemd des finnischen Ausstatters Karhu. Und das für 25-40 Euro (am Veranstaltungstag 50€). Nicht zu vergessen der im Preis enthaltene Busshuttle zum Start..

 

 

Der Marathon wird uns von Cividale del Friuli über Palmanova nach Aquileia führen. Doch noch ist es nicht so weit. Das Pärchen vor uns bei der Anmeldung läuft die Zwei-Personen-Staffel: Der erste Läufer von Cividale nach Palmanova (26 km), der zweite, hier die Dame, von Palmanova nach Aquileia (16 km).

Wie es der Zufall will, treffen wir auf der Messe die Familie Reiter aus Wien, die sich auf dem Weg nach Lido di Jesolo zu einem Kurzurlaub befindet. M4Y-Autor Anton nimmt am Montag ebenfalls am Marathon teil und spekuliert auf eine persönliche Jahresbestzeit. Streckentechnisch wäre das machbar: Lange Landstraßenkilometer liegen vor uns, wobei es 140 Höhenmeter bergab geht. Ich bin sehr gespannt, was uns da erwartet. Herbert Orlinger hatte 2014 teilgenommen und uns von einem schönen Lauf berichtet.

Nach der Anmeldung fahren wir erst mal ans nahe Meer in das Seebad Grado, 10 km südlich des Marathonziels Aquileia. Dort werden wir es uns zusammen mit einigen Feriengästen aus Österreich gut gehen lassen. Zudem nutzen viele Italiener das schöne Wetter mindestens für einen Tagesausflug ans Meer. Hier an der Küste beginnt die Saison meist erst Anfang Mai, trotzdem platzen viele Lokale aus allen Nähten.  Zu Ostern gönnen sich die Einheimischen gern ein opulentes Menü im Kreis von Familie und Freunden.

Der Unesco Cities Marathon findet dieses Jahr nicht an einem Sonntag, sondern am Ostermontag statt. Der ist in Italien ein Feiertag geblieben, während viele andere kirchliche Feiertage schon vor Jahren auf das Wochenende verlegt wurden.

In der Nacht werden wir von unseren italienischen Zimmernachbarn wachgehalten. In lautem Ton werden angeregte Diskussionen geführt, bei den dünnen Wänden für uns nicht gerade schlaffördernd.  Erst nach massiver Intervention wird das Gespräch leiser, ohne jedoch ganz zu verstummen.

 

Ostermontag – Marathontag

 

Von verschiedenen Punkten fahren Shuttlebusse zum Start in Cividale. Wir postieren unser Auto in Aquileia und nehmen den Bus um 6:30 Uhr. Aufstehen um 5:00 Uhr - und das einen Tag nach der Zeitumstellung: Marathonis sind hart im Nehmen. Eine schöne 45minütige Busfahrt führt durch die Hügel vor den slowenischen Alpen. Zweieinhalb Stunden vor dem Start sind wir in Cividale. Warum so früh?

 

 

Cividale del Friuli liegt östlich von Udine und war früher einmal die Hauptstadt Friauls. Geschichtlich sehr interessant sind die vielen Machtwechsel, die es über die Jahrhunderte in Friaul und Venetien gab. Besonders prägend wirkte sich die Zeit der Langobarden auf die Region aus. Wegen ihrer Lage an einem Alpenpass war die Stadt häufigen Angriffen der Völker aus dem Osten ausgesetzt. Seit 2011 besitzt das langobardische Gastaldaga-Areal den Status des Unesco- Welterbes. Schöne Ausblicke ergeben sich von der Teufelsbrücke (eine der drei schönsten Brücken Italiens, wie wir dem Marathon-Infoblatt entnehmen) über den Fluss Natisone und das Städtchen. Das Frühstück nehmen wir in einer Bar am Hauptplatz ein, wo wir uns auch aufwärmen können.

Dann geht es Richtung Startgelände am südlichen Rand der Stadt. Die Sporthalle des örtlichen Boccia-Vereins bietet Schutz vor dem kühlen Wind. Dann nach draußen zur Taschenabgabe – keine Minute zu früh.

Vierzig Jahre ist es her, dass ein verheerendes Erdbeben am 6. Mai 1976 die ganze Region erschütterte und die Wohnungen von 45.000 Menschen zerstörte. Mitten im beginnenden Wiederaufbau gab es im September 1976 ein neuerliches Beben, das weitere 30.000 Menschen obdachlos machte. Im nahen Gemona wurde quasi die komplette Stadt vernichtet. Ein kleines Museum erinnert mit erschütternden Bildern an dieses Jahr. Sogar in München konnten wir die Erdstöße spüren. Zum Gedenken starten heute die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zu einem Staffellauf. Auch lokale Fernsehsender sind zur Berichterstattung angereist. Es gibt auch einen Duathlon, der aus Radfahren und Laufen besteht. Jetzt warten aber zahlreiche Handbiker auf den Start.

 


 
Um 9:30 Uhr sind wir an der Reihe. Fast 400 Läuferinnen und Läufer machen sich auf den Weg. Diejenigen Bürgermeister, die gerade nicht unterwegs sind, feuern uns bei Kilometer 1 an. Eine Straßenbrücke liegt vor uns. Mir bleibt unklar, warum man hier bei zwei kreuzenden Strade provinciale eine Brücke baut, aber wir haben damit den höchsten Punkt der Strecke erreicht und werden bis km 35 fast 130 Höhenmeter ziemlich konstant bergab laufen. Lauftechnisch ist das nicht schlecht, und so fliegen wir dahin.

Unerwartet viel Anfeuerung gibt es hier. Die Anwohner freuen sich wohl über den Event, der etwas Abwechslung bringt. Kilometer fünf ist erreicht und nach rückwärts zeigen sich schneebedeckte Berge. Die Alpen erheben sich hier recht schnell bis auf über 2.000 Meter. Bei schönem Wetter ein toller Anblick.

 

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Informationen: Unesco Cities Marathon
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