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Laufberichte

Wenn nicht gemeinsam, dann so

 

Nach der Verlegung von 2020 kann leider auch heuer beim LIWA-LaufEvent keine Veranstaltung mit einem gemeinsamen Starterfeld durchgeführt werden. Die viele Vorarbeit soll aber dennoch nicht ganz umsonst sein, dachten sich die Organisatoren und entschlossen sich für 2021 wenigstens eine virtuelle Edition zu starten.

Zwei Möglichkeiten gibt es, um daran teilzunehmen. Da wäre als erstes der Lauf auf der Originalstrecke in Lichtenwald mit fester Zeitmessanlage und automatischem Upload der Zeiten in eine Live-Ergebnisliste. Oder auch an jedem beliebigen Ort mit manuellem Upload der Daten durch die Teilnehmer*innen selbst. Diese Ergebnisse werden aber nicht mit den Zeiten auf der Original-Strecke gewertet.

Unter drei Distanzen kann gewählt werden, da wären 10 km (auch als Walking-Strecke), Halb-Marathon und Marathon, jede auf einem kompletten Rundkurs. Allesamt wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaftsläufe, die überwiegend sehr profiliert durch den Schurwald führen. Wer Lust auf noch mehr hat, kann auch alle drei Distanzen unter die Füße nehmen und sich in der Local Hero-Wertung (73 km) anmelden.

Wer sich für das Laufen auf einer dieser Originalstrecken mit Zeitmessung in Lichtenwald entschieden hat, muss auch die Startnummer mit integriertem Transponder beim Lauf tragen, die vorab bereits zugeschickt wird. Die Variante mit der Transponder-Startnummer und dem Lauf vor Ort hat auch den Vorteil, dass die gemeldete Wettkampfdistanz in der Zeit zwischen dem 17. April und 2. Mai so oft gelaufen werden kann, wie man will und alle Zeiten in der Ergebnisliste aufgeführt werden. Allerdings mit einer Einschränkung: Jede Distanz darf nur  1x pro Tag darf gelaufen werden. Die Strecke ist in diesen 16 Tagen permanent ausgeschildert und die Zeitmessung in Betrieb. Wer ganz auf sicher gehen will, kann sich zusätzlich auch den GPX-Track auf der Website runterladen.

 

 

Das klingt doch schon mal alles echt super. Greppi, Charly und ich melden beim Marathon und wir wollen natürlich die Originalstrecke laufen. Wir wählen den 24. April als Termin. Leider muss uns Greppi absagen, er muss in Quarantäne, seine Frau hat’s erwischt. So bleiben nur mehr Charly und ich. Unter strahlend blauem Himmel machen wir uns auf den Weg in den Südwesten. Start und Ziel liegen am Sportgelände von Lichtenwald, das im Landkreis Esslingen, etwa 30 km entfernt von Stuttgart in der Schurwaldregion liegt. Die Gemeinde Lichtenwald besteht aus den beiden Ortsteilen Hegenlohe und Thomashardt, die sich 1971 zusammengeschlossen haben. Zwischendrin liegt die Sportanlage.

Während die kürzeren Strecken bereits seit 20 Jahren hier gelaufen werden, feierte der Schurwald Marathon erst 2017 seine Premiere. Ganz einfach ist der Marathon nicht, zu den 42,2 km (virtuell-bedingt heuer 43 km) müssen auch 700 Höhenmeter bewältigt werden. Offiziell heißt er im Übrigen seit seiner zweiten Auflage „Fensterbau Roos Marathon“. Natürlich rein zufällig treffen wir mit Kati und den „3Assen“ einige unserer Freunde aus dem Großraum Stuttgart, die natürlich bei den „Local Heros“ gemeldet sind und dieses Wochenende nicht zum ersten Mal hier sind. Im Übrigen sind alle in dieser Woche schon negativ getestet worden und mit etwas Abstand sollte somit bezgl. Corona kein Problem entstehen. Außerdem ist mittlerweile bekannt, dass die Aerosole im Freien kaum eine Rolle bei den Infektionen spielen.

Erwähnenswert wäre noch Axel B.s Überschwang der Lauffreude, mit dem Absolvieren aller drei Strecken hintereinander, bereits am vergangenen Wochenende. Was laut Reglement auch so erlaubt ist, da es unterschiedliche Strecken sind. Theoretisch könnte z.B. der Marathon also an allen 16 Tagen einmal absolviert werden und alle Zeiten würden auch in der Ergebnisliste auftauchen.

Vor dem Eingang der Mehrzweckhalle ist der Start- und Zielplatz mit Beachflags markiert und eine Zeitmessmatte ausgelegt. Äußerst positiv nehmen wir den gut gefüllten Kühlschrank im Eingangsbereich der Halle auf, aus dem wir uns kostenlos bedienen dürfen. Wer etwas Kleingeld dabei hat, darf freiwillig das Schweinchen füttern. Von Wasser über Cola bis zum Biermix ist alles dabei, wovon wir bestimmt nach absolvierter Strecke Gebrauch machen werden.

 

.Der Schurwald

 

Natürlich gibt es virtuell keine vorgegebene Startzeit, mit dem Überlaufen der Matte geht’s unspektakulär los. Der Lichtenwalder Höhenweg führt uns nach 700 Metern in den Ortsteil Hegenlohe, wo normalerweise die Rennen gestartet werden. Nur kurz tangieren wir das Wohnviertel. Wenig später passieren wir die Eiförmige Skulptur „Augenblick“, sie soll mit dem glitzernden Fenster zur Alb hin Naturverbundenheit und Fernweh symbolisieren. Auch ohne den Blick durch das Loch des Kunstwerks können wir eindrucksvoll unter einem weiten blauen Himmel die Kaiserberge im Süden genießen.

Kurz danach geht’s den Kirnberg runter und in den Schurwald hinein. Bis km 9 verlieren wir fast 200 Höhenmeter. Mittlerweile haben wir angenehme Lauftemperaturen und das leichte Gefälle, mit ein paar Wellen versehen, bereitet äußerst viel Spaß zum Laufen. Vorbildlich ist die Strecke mit orangefarbenen Kreide-Pfeilen auf dem Boden und bei jeder gröberen Richtungsänderung mit Hinweisschildern markiert. Man muss jetzt eigentlich nur der richtigen Farbtafel folgen, da jeder der drei Distanzen eine eigene Farbe zugewiesen ist. Wer diese nimmer im Kopf hat, braucht nur kurz auf die Startnummer zu lugen. Wie war das noch genau, Kati?

 

 

Am südlichsten Punkt lässt uns eine 180 Grad-Wende nach 9 km richtungsmäßig wieder umkehren. Zudem sind wir auch am tiefsten Punkt der Strecke, was für uns bedeutet, es geht jetzt für die nachfolgenden 8 Kilometer permanent bergauf. Anfangs geht es am ruhig dahinfließenden Kirnbach entlang, noch mit mäßiger Steigung.  Dann wird es aber nach zwei Kilometern spürbar anstrengendder, je tiefer wir in den Schurwald eintauchen.

An der Landstraße bei Büchenbronn haben wir die meisten unserer Höhenmeter auf der ersten Hälfte eingesammelt, mehr oder weniger flach geht es zurück Richtung Thomashardt. Schon von weitem ist der optisch überlaufende Wasserturm auszumachen und für uns gut anzupeilen. Wir laufen direkt daran vorbei. 1996 wurde er künstlerisch gestaltet und mit 30.000 Keramik-Einzelteile verziert. Ja, macht schon was her, muss ich sagen. Die Lichtenwalder haben einiges an Kunst zu bieten.

Nach Hälfte unseres Kurses laufen wir an einer Zeitmessung vorbei, im Ort nicht als Matte, sondern vermutlich als Lichtschranke, wir werden auf alle Fälle von oben erfasst. Unmittelbar danach hat uns Axel B. bei der Verwandtschaft eine private Versorgungsstation eingerichtet. Er weiß natürlich, auf was man so Bock hat und so bleiben getränkemäßig keine Wünsche unerfüllt.

Nach einer kurzen Pause geht es weiter, die zweite Schleife führt uns in nordwestliche Richtung über den Kunst- und Kulturrundweg aus dem Ort heraus. Am Ortsende wartet bereits das nächste Kunstwerk auf uns. „Perle der Erinnerung“, nennt sich eine mit fast 47.000 Glasplättchen belegte und mit handgearbeiteten vergoldeten Keramikaufsätzen verzierte Kugel mit einem Durchmesser von rund drei Metern. Inspiriert nach einer hier in der Gegend gefundenen Versteinerung eines kleinen Seeigels, der vor 150 Millionen Jahren im schwäbischen Meer gelebt hat.

Dann geht’s wieder rein in den Schurwald und über 7 km sachte bergab bis kurz vor Reichenbach. Im Gegensatz zur Originalstrecke, die auf Asphalt durch den Ort führt, lassen wir diesen bei der virtuellen Version aus und bewältigen den Aufstieg vorher schon und ausschließlich durch den Wald. Ich hätte nix dagegen, wenn man das auch bei der nächsten, hoffentlich wieder regulären Veranstaltung beibehält. Mir gefällt‘s.

 

 

Vom wieder höher liegenden Baltmannsweiler aus können wir schon mal den Blick auf unseren Zielort Lichtenwald auf dem gegenüberliegenden Bergrücken richten, aber noch liegen 9 km vor uns. Ein 1 km langer Downhill lockert wieder etwas meine Beine. Unser Weg führt durch einige Pferdekoppeln. Ab Hohengehren wird es wieder zunehmend anstrengender, tendenziell führt die Strecke jetzt meistens immer leicht bergauf, was zum Ende hin schon deutlich beschwerlicher wird.

Etwa 2 km laufen wir durch den Wald entlang der Kaiserstraße, der Schotterweg ist etwas ruppig. An der Abzweigung nach Thomashardt verlassen wir den Schurwald, schon kommt der Wasserturm und somit das Ende in Sicht. Noch einmal passieren wir im Ort die Lichtschranke, dann biegen wir aber in Richtung Sportanlage ein. Nicht vergessen, schnell über die Zeitmessmatte, damit die Zeit „safe“ ist. 20 Grad meldet das Quecksilber, gut dass der Kühlschrank mit Getränken gefüllt ist.

Großes Kompliment an die LIWA-Organisatoren: Perfekt virtuell. Wenn schon nicht gemeinsam, dann so.

 

Informationen: Schurwald-Marathon/LIWA Laufevent
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