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Laufberichte

Vorne und hinten was los

 

Merzig liegt zwischen Saarbrücken, Trier, Metz (Frankreich) und Luxemburg, alles jeweils 50 Kilometer entfernt. Als Kreisstadt und Standort traditionsreicher Unternehmen im Bereich Keramik, metallverarbeitender- und Getränkeindustrie versorgt sie ein Einzugsgebiet von über 80 000 Menschen. Aber auch Pharma- und Medizintechnikhandel hat sich in letzter Zeit hier angesiedelt. Außerdem ist Merzig das Baumschulzentrum des Südwestens.

Regelmäßig gehören auch Gäste aus dem benachbarten Frankreich oder Luxemburg zu den Besuchern, die nach Merzig zum Einkaufen oder zur Nutzung des umfangreichen Dienstleistungsangebotes kommen. Die Stadt gliedert sich in 17 Stadtteile, die sich rechts und links der Saar bis zu den ansteigenden Höhen des Saargaues verteilen.

Besondere Attraktion ist die große Saarschleife, die kurz hinter dem Merziger Stadtteil Besseringen beginnt. Sie endet in Mettlach, Luftlinie etwa zwei Kilometer entfernt. Die Saar macht jedoch einen romantischen Umweg, der nahezu zehn Kilometer beträgt. Auf dem bewaldeten Bergrücken innerhalb der Saarschleife befinden sich die Kirche St. Gangolf mit Teilen der ehemaligen Klosteranlage und die Burgruine Montclair. Sowohl auf der Innen- wie auf der Außenschleife verläuft ein durchgehender Wander- und Radweg.

Bereits zum 17. Mal findet in diesem Jahr der Saarschleife-Marathon statt. Die Veranstaltung beginnt am Samstag in der Stadthalle Merzig mit der Ausgabe der Startunterlagen, einem Läufersymposium und der Nudelparty mit Salatbar.

Am Sonntag geht es dann ans „Eingemachte“. Neben dem Marathon mit 3er Staffel wird ein Halber, ein 5er und der Bambinilauf angeboten. Da auf der Marathonstrecke gleichzeitig die Saarländischen Meisterschaften ausgetragen werden, ist das Starterfeld hochklassig: Neben dem Ehepaar Hooß ist alles am Start, was im im Saarland schnell laufen kann. Auch Lauflegende Franz Feller, Jahrgang 1938, ist mit von der Partie. Die Strecke ist nahezu flach und deshalb durchaus für Bestzeiten gut.

Parken ist kein Problem. Der Parkplatz an der Stadthalle bietet viel Platz, und ein großes Einkaufszentrum ist auch nicht weit. Weil sich zu den über 150 Marathon- und Staffelstartern bereits einige Halbmarathonis eingefunden haben, ist im Startbereich schon richtig Stimmung. Gerhard Herres, mit dem Tri-Sport Saar-Hochwald eng verbunden, und Radio-Moderator Ulli Soumann begrüßen die anwesenden Sportler und ihre Begleiter. Vor allem Ulli wird heute seinen eigenen Marathon bestreiten. Bis zuletzt sitzt er im Moderatorenzelt und beglückwünscht jeden einzelnen Finisher persönlich.

Als Ehrengast wird „Mr. Sportschau“, Werner Zimmer begrüßt. Unter anderem ist er Präsident des Saarländischen Leichtathletikverbandes und somit für die Meisterschaften mitverantwortlich.

Langsam wird es Zeit, sich auf den Start vorzubereiten. Zwei Fahnen etwas abseits kennzeichnen die Startzone für den Marathon. Die Läufer nehmen Aufstellung, dann wird herunter gezählt und Punkt 8 Uhr 15 geht es los. Wir laufen eine kleine Linkskurve am Zielbogen vorbei, da kommen uns schon die Ersten entgegen. Nach dem Wendepunkt gelangen auch wir über den roten Teppich, durchs Ziel, an den Zuschauern vorbei und dann endgültig auf die Strecke.

Es geht zunächst durch den Stadtpark und von dort zum Saarleinpfad, dem wir der Saar abwärts folgen. Über dem Fluss und seiner Umgebung liegt Nebel. Die Temperaturen sind so um die 15 °C. Da die Kilometer rückwärts gezählt werden, haben wir schnell das km 39 Schild erreicht.

Nach den ersten Kilometern auf Beton freuen wir uns über den dann folgenden leicht welligen  Schotterweg. Dann geht es auch noch steil bergab. Trailfeeling an der Saar! Das Feld ist schon weit auseinander gezogen, trotzdem sind wir noch eine größere Gruppe von annähernd 10 Läufern. Während die vor uns laufenden hinter einer Kurve verschwinden, erkennen wir auf der gegenüberliegenden Flussseite den kleinsten Ortsteil von Merzig, nämlich Dreisbach. Hier kann man von jeher mit einer Fähre die Saar überqueren; daher wird der heilige Nikolaus, Schutzpatron der Schiffer, besonders verehrt. In der Kapelle im Ort befindet sich eine Statue des Heiligen und auf der anderen Saarseite steht innerhalb der Saarschleife eine Nikolauskapelle.

Rechts des Weges ist nun dichter Wald. Auch zur Flussseite hin verdecken immer wieder Büsche und Bäume die freie Sicht. Plötzlich taucht vor uns ein kleiner Seerosenteich auf. Hier ist in einer Einbuchtung des Flusses ein stehendes Gewässer mit ganz eigener Vegetation entstanden. Wir haben die ersten 10 Kilometer schon hinter uns und stärken uns an der VP. Eine haben wir bereits  liegen gelassen und bemerkt, dass zusätzliche Stationen aufgebaut werden. Wer braucht so viele Getränke?

Ein Frachter kommt uns entgegen. Da ertönt Musik. Pia, seit Anfang an im gleichen Tempo wie ich unterwegs, erklärt, dass jemand auf der anderen Flussseite zu Ehren der Läufer Alphorn spielt. Wir winken und rufen, und er winkt zurück. Mittlerweile ist unsere Gruppe zerfallen. Durch die Schleife kann man immer nur etwa 200m weit den Weg einsehen und so haben wir das Gefühl, ganz allein zu sein. Alle paar Augenblicke bekommt man einen anderen Eindruck von der Landschaft und der feine Nebel legt noch einen märchenhaften Schleier über die Natur.

Vor uns liegt eine Schleuse und weiter hinten kann man schon Mettlach erkennen. Es geht eine Treppe hinunter, unter der Keuchinger Brücke hindurch. Wir sind am Schiffsanleger Mettlach. Ein Helfer weist uns auf die Straße. Die Klänge der Sambaband machen Laune. Hier am eindrucksvollen Backsteingebäude der Hauptverwaltung von Villeroy & Boch ist der erste Staffelwechsel. Ich bediene mich an der VP mit Honigkuchen (km 27 noch zu laufen).

An der gesperrten B 51 entlang geht es weiter. Ein Fahrradfahrer signalisiert, dass nun der Führende des Marathons entgegen kommt. Volker Lorenz vom MV Merzig hat 10 Meter Vorsprung vor Rudi Krämer. Jörg Hooß ist dritter. Nach einer Weile begegnet uns als erste Frau Tanja Hooß. Bald kommt auch Norbert. Er scheint heute einen super Tag erwischt zu haben.

Der Start des Halbmarathons ist um 10 Uhr nahe unseres Wendepunktes. Schnell zücke ich den Fotoapparat um die entgegenkommenden Läufer aufzunehmen. Da ist der Fotoakku leer. Ich bleibe stehen, und mit Hilfe von Pia wird schnell der Akku gewechselt, gerade rechtzeitig für das Hauptfeld. Die nächsten Kilometer werden kurzweilig. Zuerst die vielen Halbmarathonis - es müssen an die fünfhundert sein. Dann die vor uns laufenden Marathonläufer. Jeder hat ein freundliches Wort oder Lächeln.

Irgendwann haben auch wir den Wendepunkt erreicht, markiert mit Pylonen und einem wartenden Auto. Nun geht es auf der gleichen Strecke wieder zurück. Wir sehen, dass nur noch wenige Läufer hinter uns sind. Kurz vor dem Besenradler kommt der nimmermüde Franz Feller. Dann wird es wieder still. Kurz vor Mettlach läuft Gerd zu uns auf. Wir kennen uns vom Donautal-Marathon, wo wir die letzten 2 Kilometer zusammen gelaufen sind.

Schnell erreichen wir erneut Mettlach. Die Sambaband ist noch da und macht uns Beine. Wir stärken uns an der VP. Gerade kommt die Sonne heraus und es wird warm. Die Treppe die nun umgekehrt nach oben führt, zeigt, wer noch was drauf hat: Pia springt leichtfüßig nach oben, Gerd steigt gleichmäßig hinterher; und ich schaffe keine Stufe mehr, sondern gehe links den Kinderwagenweg nach oben.

Interessiert betrachten wir jetzt die Schleuse von vorne. Leider ist gerade kein Schiff da. Ein Helfer passt auf, dass wir nicht versehentlich auf das Schleusengelände abbiegen. Unter den Bäumen ist es angenehm schattig. Ich bin schon ziemlich platt und falle zurück. Irmgard kommt von hinten. Ich werde immer langsamer und so zieht sie vorbei. Pia lässt sich aber nicht beirren und bleibt trotzdem bei mir. Sie läuft heute ihren zehnten Marathon und hat es nicht eilig. Hinter der langen Steigung wartet sie einfach oben auf mich. Gerd macht längere Pausen an den VPs und gewinnt keinen Vorsprung und so sind wir 8 Kilometer vor dem Ziel wieder zusammen. Sogar als mich ein Krampf im Oberschenkel ausbremst, bleiben die beiden bei mir und versorgen mich mit Magnesium.

Ich bin mittlerweile froh um jede Getränkestelle. Auch mal ein Stück Honigkuchen kann ich gut gebrauchen. Die letzten Kilometer ohne Schatten ziehen sich etwas. Die Helfer sind alle sehr nett, obwohl die beiden letzten VPs in der prallen Sonne stehen. Bevor wir in den Stadtpark einbiegen, wartet auf Pia eine nette Überraschung: Andrea, ihre Tochter, hat den Marathon schon vor einer dreiviertel Stunde gefinisht und  wartet auf sie. Zusammen laufen wir das letzte Stück, bis Andrea uns auf den roten Teppich in den Zielkanal weist. Obwohl wir zusammen die Ziellinie überqueren, ist Pia nun ungerechter Weise hinter mir auf der Ergebnisliste. Sie muss wohl später gestartet sein.

Jörg Hooß gewinnt den Lauf mit 2:58,19 Std vor Volker Lorenz und Jan Schmidt. Auch der Vierte, Rudi Krämer, konnte mit 2:59,59 noch unter den drei Stunden bleiben. Bei den Frauen ist der Abstand deutlicher: Tanja Hooß ist Erste mit 3:17,31 Std, knapp eine halbe Stunde vor Lisa Kipper und Viola Stras.

Jetzt bin ich aber doch neugierig. Von der Saarschleife habe ich nichts gesehen. Es gäbe da einen Aussichtspunkt mit Namen Cloef, da müsse man unbedingt hin. Nach einigem Suchen finden wir den Parkplatz. Hunderte von Touristen sind auch da. Wir folgen den Schildern in den Wald und sind irritiert von den Menschenmengen, die sich hier tummeln. Dann liegt sie unter uns, die große Saarschleife. Ein beeindruckendes Naturdenkmal, ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Unglaublich, dass wir hier gelaufen sind.

Ich kann diesen Marathon sehr empfehlen. Die Saarländer sind unheimlich freundlich und hilfsbereit. Die Strecke ist nahezu flach mit wechselndem Untergrund aus Asphalt, Schotter, Lehm und Beton. Die Verpflegung ist super. Ich liebe Honigkuchen. Es gibt auch Salzbrezeln und Bananen. Dass hinten Cola knapp werden kann liegt in der Natur der Sache und macht bei so vielen VPs auch nichts aus. Im Ziel ist zusätzlich Gründels Radler im Angebot.

Zuschauer gibt es nur im Start/Zielbereich. Dafür ist dort die Stimmung prächtig, was auch an den kompetenten Moderatoren liegt. Für mich haben Wendepunktstrecken den Vorteil, dass man weiß, was zum Schluss noch auf einen zukommt. Außerdem sehe ich auch mal, was vor und hinter mir los ist.

 

 

 

 

 

 

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