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Laufberichte

Beim Jubiläum simmer dabei

 

Köln, Millionenstadt am Rhein. Bisher kannte ich sie nur von kurzen Dienstreisen: Raus aus dem Flieger, mit der S-Bahn nach Deutz, mit der Stadtbahn nach Melaten: Blick auf den Rhein genießen,  Besprechungsraum, Blick auf den Rhein, Flieger. Die letzte Besprechung dieser Art fand an einem 11.11. statt. Ja, in München gibt es auch dieses Datum mit der Narrhalla auf dem Marienplatz, aber hier in der Stadtbahn traute ich meinen Augen nicht: Am Heumarkt nur verkleidete Jecken. Mir war klar, dass ich hier mal zum Marathon herkommen muss. Warum nicht zum Jubiläum?

Judith und ich sind sieben Stunden mit dem Auto unterwegs. Wir fahren direkt zur Marathonmesse im Westen der Stadt. Dieses Jahr ist sie in der  Eventlocation Wassermannhalle untergebracht. Da die Fläche der ehemaligen Industriehalle gerade für die Pastaparty ausreicht, sind nebenan zusätzlich zwei große Zelte aufgebaut. Die Startnummern werden vor Ort gedruckt. Obwohl wir zu einem Zeitpunkt mit besonders hohem Besucheraufkommen eingetroffen sind, müssen wir nicht warten, so viele Schalter gibt es hier. Die schicke rote Startertasche mit Reflektorstreifen kann später als Sportrucksack Verwendung finden. Sie ist gut gefüllt mit Energiegetränk, Traubenzucker, einem Armband für Schlüssel und Kleingeld, einem Jubiläums-Bierglas in rheinischem Normal- bzw. bayerischem Miniformat, einem Gel gegen Hautabschürfungen, diversen Gutscheinen, Infozettel, Magazin und Stadtplan sowie interessanterweise einem Kondom... Viele Anbieter locken mit Messepreisen. Dieses Jahr hat Sponsor Saucony sogar spezielle Jubiläums-Laufschuhe im schwarz-rot-goldenen Design auf den Markt gebracht.

 

 

Auf der Empore der Halle befindet sich der Bereich der Köln-Marathon-Jubilare. Wie vielfach auch anderswo genießt man in Köln nach zehn Teilnahmen einige Privilegien. Immerhin 80 Läuferinnen und Läufer waren schon 19 Mal dabei. Das steht im Jubiläumsmagazin, welches die Geschichte des Events seit seinen Anfängen 1997 Revue passieren lässt. Neben Laufprominenz wie Ex-Weltrekordlerin Tegla Loroupe aus Kenia und Deutschlands Marathon-As Sabrina Mockenhaupt wagten sich auch schon zahlreiche Lokalgrößen aus der Comedy-, Musik- und Karnevalistenszene auf die Strecke. Wir genehmigen uns einen Teller Spaghetti Bolognese mit einem alkoholfreien Bierchen von Reissdorf, bevor wir zum Verwandtenbesuch in Aachen aufbrechen.

Im Preis des Köln Marathons ist auch die Freifahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) enthalten und als besonderes Schmankerl ein Billett für einen Begleiter im Rahmen des Marathons. Also begeben wir uns am Sonntagmorgen mit dem Auto von Aachen nach Düren und von dort mit vielen weiteren Läufern in der S-Bahn zum Start nach Köln-Deutz. Beeindruckend die Fahrt über die Hohenzollernbrücke, die wohl in wenigen Jahren unter der Last der dort befestigten Liebesschlösser zusammenbrechen wird...

Vor dem Bahnhofsportal empfängt uns ein großer Übersichtsplan. Da kann nichts schief gehen. Wir sind viel zu früh vor Ort und sehen noch den Start der fast 12.000 Halbmarathonis, die damit wieder die größte Teilnehmergruppe stellen. Hatte ich noch gedacht, mit meinem Berlin-Marathon-Bändchen am Arm in Köln ein Unikat zu sein, werde ich gleich eines Besseren belehrt: Nina, die mir in ihrer farbenfrohen Laufkleidung in Berlin auffiel, ist ebenso mit von der Partie wie mehrere Gruppen aus China. Soweit ich sie verstanden habe, werden die Asiaten aber in München nächstes Wochenende nicht am Start sein.

 

 

Das strahlende Blau des Himmels verwandelt sich innerhalb einer Stunde in ein trübes Grau. Dabei war eigentlich erst für den Nachmittag Regen angesagt. Ein Aufwärmprogramm lockert müde Muskeln und vertreibt das Kältegefühl. Startaufstellung vor dem Bahnhof. Was mag der unbekümmerte Reisende denken, wenn er hier mit seinem Trolley aus dem Gebäude tritt? Direkt am Start die „dicke Berta“, ein Karnevalswagen der Kölner Funken Artillerie Blau Weiß, auch „Blaue Funken“ genannt. Von oben schießt der Sprecher ein Potpourri der Informationen auf uns ab.

Ich freue mich, endlich einmal hier dabei zu sein. Nach einer einmaligen Austragung im September 2014 ist man aufgrund von Terminschwierigkeiten mit der Bürgermeisterwahl 2015 wieder auf den angestammten Oktobertermin zurückgekommen. Die Wahl fand dann zwar doch verspätet statt, weil die Unterlagen zunächst in der falschen Größe beschriftet waren.

Der offizielle Köln-Marathon-Song „Spitze vum Dom“ wird gespielt und wir schunkeln uns warm.  Nach dem Grußwort der Oberbürgermeisterin geht kurz nach 10 Uhr auf die Teilnehmer im Block ganz weit vorne ein Konfettiregen nieder. Als wir Minuten später an der „dicken Berta“ vorbei kommen, hagelt es jedoch nicht etwa „Kamelle“. Schade, aber wir haben ja noch einige Kilometer vor uns.

Das erste Highlight wartet schon einige hundert Meter weiter. Von der Deutzer Brücke haben wir einen wunderbaren Blick auf die Silhouette der Altstadt. Der wuchtige Turm der Kirche Groß Sankt Martin und dahinter der Kölner Dom, laut jüngsten Pressemeldungen die bei deutschen Touristen beliebteste Sehenswürdigkeit im eigenen Land. Der Dom als Weltkulturerbe plus einige der 12 romanischen Kirchen warten auf uns.

Linker Hand die markanten neuen Bürobauten am Zollhafen. Da laufen wir jetzt erst mal hin. Rheinaufwärts, was hier nicht unbedingt einen Anstieg bedeutet. Der Köln Marathon ist relativ flach, laut Veranstalter mit lediglich 14 Metern Höhendifferenz, gefühlt vielleicht einigen mehr.

Nach dem Schokoladenmuseum – so etwas gibt es ja gelegentlich auch bei italienischen Marathons – passieren wir einige hübsche Gebäude und Türme.

Dirk, in Köln beheimatet, ist mal wieder als Pacemaker unterwegs, diesmal für die 3:45 Stunden. Judith nimmt das zum Anlass, sich anzuhängen und ich hechele hinterher. Die Spitzengruppe kommt uns entgegen und liegt vier Kilometer vor uns – aber das zählt nicht, wir sind ja später gestartet.

Ich genieße die Ausblicke auf den Rhein, so etwas hat ja auch nicht jede Stadt. Wir kommen in ein nobles Viertel: Bayerntal, denke ich als Münchner, aber eigentlich heißt es Bayenthal. An der Laufstrecke wird gerade ein großes Wohnhaus in noble Appartements umgewandelt. Die zukünftigen Bewohner jubeln uns zu – oder haben die Leute mit dem Gebäude im Hintergrund gar nichts zu tun? Ende der Rheinstrecke bei Kilometer fünf. Durch das Grün der Blätter lugt der Bismarckturm Köln, finanziert größtenteils durch Spenden des heimischen Süßwarenfabrikanten Heinrich Stollwerck, aber garantiert nicht aus Schokolade gefertigt. Kann es sein, dass ich Hunger habe?

 

 

Staffelwechsel des Schulmarathons. Dabei teilen sieben SchülerInnen die 42-km-Distanz unter sich auf. Das Team vom Elisabeth-Langgässer-Gymnasium aus Alzey wird in 2:43:47 gewinnen.

Unter der 1910 errichteten Eisenbahnbrücke mit ihren neuromanischen Portalen hindurch geht es wieder Richtung Innenstadt. Hier musiziert ein Gitarrist ohne Verstärker.

Ein kleiner Schlenker und wir laufen hinter dem Severinstor vorbei. Dieses mittelalterliche Bauwerk ist eins von vier noch erhaltenen Stadttoren Kölns. In den Räumen der Severinstorburg kann heutzutage geheiratet werden. Vielleicht laufen wir deshalb nicht hindurch?

Für mich viel bedeutender ist dieses Gebäude als Hintergrund zum jährlich stattfindenden Rosenmontagsumzug. Da mein Vater aus dem Rheinland stammt, sahen wir uns immer die Karnevalsumzüge im Fernsehen an. Eine Tradition, die ich dank Internet nun auch im Büro fortsetzen kann.

 

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Informationen: Generali Köln Marathon
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