Außerdem Schwiddeldei, Dersau, Paßop, Bredenbek, Stadtbek, Berlin (ganz dicht bei), Bosau und Fegetasche. Alles Wegepunkte bei der Umrundung des Großen Plöner Sees. Im Unterschied zum Kleinen Plöner See, oder all den noch kleineren Seen hier in der Schweiz, der Holsteinischen. Der Eiszeit sei’s gedankt, sie hat hier einige Erhebungen stehen lassen, die Mulden haben sich mit Wasser gefüllt und eine traumhaft schöne Gegend gebildet. Ein echter Geheimtipp im Hinterland der Ostseeküste zwischen Kiel und Lübeck.
Man kommt flott hin (von den üblichen Staus und Baustellen mal abgesehen) über die A1, A7 und A21. Noch etwas über Land, zur Einstimmung, und da, wo es am Schönsten ist, liegt Plön, Stil preußische Backsteinarchitektur, sehr gut restauriert. Im Schloss war mal der Herzog drin, dann Internatsschüler, heute die Augenoptiker Europas. Fielmann eben. Auch dem Kaiser hat‘s gefallen, für seine Prinzen entstand ein Prinzenhaus. Auf der Halbinsel hatten sie ungestörten Auslauf.
Den haben wir nun auch - den ganzen Tag. Na schön, eigentlich nur bis 14:00, da ist die Siegerehrung. Da gibt es reichlich zu tun: Läufer, Wanderer, Nordicer, Handbiker, dazu noch viele Cups…
Die mit dem bedächtigeren Tempo dürfen bereits um 7 starten. Für mich ideal. Es ist trocken und kühl, die Sonne steht noch tief. Wir sind die ersten von fast 300 Teilnehmern und haben alles für uns. Und so geht’s: Ab 6:30 die Startnummern holen, Aufstellung nehmen, Marco begrüßt uns, zählt an- und looos. Entlang der Fußgängerzone, unten am Schloss vorbei (sieht man nix von) und den Berg hoch zum Prinzenhaus. Dann in den Wald, immer ordentlich auf und ab. Das ahnt man ja nicht wirklich. Nein, ein flacher Seeuferrundweg ist das hier nicht. Brücken über kleine Flüsse, die Bahnlinie nach Kiel, dann folgt der Radweg neben der B 430. Weniger romantisch, aber näher am See liegt eben nur Privatgrund.
Ascheberg, zuvor der VP1 mit pflichtbewusstem Wächter (ihm sei besonders für den Service Dank gesagt). Noch stehen nur wenige Jubelnde am Weg. Die kommen wohl nach dem Frühstück, aber doch nicht soo früh und nicht am Sonntag. Zwei Bahnübergänge gibt’s, aber die Starts sind so geschickt gelegt, dass man nicht warten muss. Ja, und dann wird’s richtig schön. Und das bleibt so bis zum Ziel. Radwege, Schotterwege, Waldwege. Direkt am Ufer auch Gras. Um uns viel schattiger Wald, der auch noch gut riecht. Einfach klasse. Aber: nicht flach. Immer hoch und runter, besonders zwischen Sepel und Gut Nehmten. Erfreulich anspruchsvoll.
Von oben eröffnet sich dann ein weiter Blick rundum in die Hügel, Felder, Wälder und hochnervöse Gänse. Laut schnatternd ziehen sie davon. Immer wieder treffen wir auf Self-Service-VPs. Die Bedienung kommt später, rechtzeitig zum Hauptlauf. Wir haben also volle Auswahl.
Km 21, Bredenbek. Hier ist der Beginn der Marathon-Zusatzschleife. Auf der Straße namens Lappland biegen wir ab, langsam und stetig zum höchsten Punkt bei 48 NN-Metern. Eine sehr, sehr schöne Schleife durch einen prachtvollen Laubwald mit Eichen, die 4 Männer so eben umfassen können. Buchen gibt es in jeder Größe. Und das Licht spielt durch die Blätter…
Zurück am See könnte man mal eben nach Berlin abbiegen, sind nur 3 km. Wer aber weiter läuft, hat den letzten Anstieg vor sich: nach Bosau. Langgezogen liegen die Häuser am Hochufer, wir sind dicht am See und bleiben da jetzt auch. Die Staffeln sind bereits unterwegs, die Wechselpunkte alle besetzt. Das Leben tobt nun auch auf der Strecke, mit der beschaulichen Ruhe ist Schluss. So mancher Spaziergänger wird überrascht, Hunde schnell wieder angeleint.
Dicht am Ostufer ergibt sich ab und an einen tollen Blick auf Plön. Das weiße Schloss beherrscht die Silhouette, und die Nikolaikirche, unser Ziel. Wir schlängeln uns in gefühltem Zickzack zwischen Wäldern und Seen hindurch, Radwanderer feuern uns an. Bei Ruhleben steht der letzte VP. Nochmals Self-Service, die Staffeln warten schon, jeden Augenblick kann die Übergabe erfolgen…
Der Asphalt hat uns wieder. Am Campingplatz, dann an der Marineschule vorbei. Über die Schwentine, den Fluss, der den See speist, auf die Uferpromenade nach Plön rein. Endlich direkt am Wasser, bis es nicht mehr weiter geht. Am Wasserwerk noch vorbei und rein in die Stadt. Bürgersteig, Radweg, Unterführung am Bahnhof und Zielgerade zum Marktplatz. Und als Lohn für alles gibt es eine schöne Medaille.
Fazit
Seen sind immer toll. Ein ganz besonderer Landschaftslauf hier im Norden, mit ordentlich Anspruch an die Kondition. Immer auf sehr guten Wegen, technisch völlig unbedenklich, durch eine prachtvolle Gegend. Ausblicke wie man sie sich wünscht und eine Orga, die mit höchster Sorgfalt und Leidenschaft dafür sorgt, dass es so bleibt. In 2019 gibt es den Marathon zum 20. Mal(!), die Seeumrundung mit 37 km zum 38. Mal. Das beweist die Beliebtheit dieser Veranstaltung. Also: rechtzeitig dabei sein, es ist einfach zu schön!