Keiner der m4y-Läufer macht mir die Teilnahme am Mallorca streitig und gesund bin ich auch. Das nenne ich Glück, denn der Marathon auf Mallorca gehört zu meinen absoluten Favoriten. Nach der Radtour im letzten Jahr werde ich wieder zu Fuß unterwegs sein.
Genau zur rechten Zeit, als nämlich in Deutschland die Temperaturen in den Keller fallen und der Spätsommer nahtlos in den Winter übergeht, schlendere ich in Palma bei Sonnenschein und über 20 Grad über den Straßenmarkt. Der Street Market ist eine ziemlich einmalige Einrichtung im Rahmen eines Marathons. Einheimische Handwerksprodukte und kulinarische Köstlichkeiten locken bei weitem nicht nur Läuferinnen und Läufer in den Parc de la Mar, auch viele Touristen lassen sich die Attraktion gegenüber der Kathedrale nicht entgehen. Und unter Palmen schmeckt die Pasta noch ´mal so gut.
Weit über 8000 Aktive (davon ca. 1400 Marathonis) aus ebenfalls rekordverdächtigen 56 Nationen sind gemeldet, aber die „Amtssprache“ ist deutsch, denn Deutsche und immer mehr Österreicher sind deutlich in der Überzahl. Die meist jungen Helferinnen und Helfer bei der Startnummernausgabe sind darauf eingerichtet, sie freuen sich richtig, ihre Deutschkenntnisse anwenden zu können.
Für einen guten Tipp ist es nie zu spät. Also gibt m4y-Kolumnist Andreas Butz im gut besuchten Pressezelt praktischen Rat für den perfekten Lauf. Von einem wie ihm, den man genau so oft auf der Strecke wie auf Vorträgen trifft, nimmt man gerne was an, zumal er nie als Besserwisser oder gar wissenschaftlich daher kommt. „Keine Experimente beim Wettkampf“, lautet denn auch seine Kernaussage, Neues will gelernt und geübt sein.
Erster sportlicher Höhepunkt sind die UNICEF Kinderläufe am Samstagnachmittag. Wegen der großen Nachfrage hat man das Kontingent auf 2000 erhöht. Fünf Euro pro Teilnehmer spendet die TUI für das UNICEF –Hilfsprojekt „Wasser für Niger – jeder Tropfen zählt.“ Tausende Zuschauer säumen die Laufstrecke. Die Anwesenheit von TUI-Chef Michael Frenzel unterstreicht den Stellenwert der Veranstaltung für das Touristikunternehmen. Peter Maffay, der sich auf Mallorca um traumatisierte Kinder kümmert, bekommt angesichts der begeisterten Kinderschar glänzende Augen, schreibt Autogramme und lässt sich hundertfach mit dem Tabaluga-Drachen, mit Kindern und Muttis ablichten. Nur bei den Jungs steht Real Mallorca-Kapitän Nunes etwas höher im Kurs.
Der Marathontag beginnt sonnig und mit der Sorge, es könnte zu warm werden. Erstmals hat man sich für einen gemeinsamen Start aller Läuferinnen und Läufer entschieden. 8000 Läuferinnen und Läufer, die Kathedrale, blauer Himmel, die Palmenallee und das Meer sind eine einmalig schöne Kulisse.
Dann der Startschuss, Konfettiregen und Schaulaufen auf dem Paseo Maritimo mit Wende und kurzem Abstecher in die Mole, immer mit Blick auf Palmas Wahrzeichen, der Kathedrale La Seu (das Licht). Als König Jaume I. Mallorca von 400jähriger maurischer Herrschaft befreite, ließ er 1230 an der Stelle der arabischen Hauptmoschee mit dem Bau der Kathedrale beginnen. Erst 1576 wurde sie fertig gestellt. Ein Traum, die Reise hat sich schon jetzt gelohnt.
Aber der Marathon hat noch gar nicht richtig begonnen. Das Feld muss sich noch etwas sortieren, die Sprinter drängen nach vorne, die meisten aber lassen es eher gemütlich angehen. Es hat sich herumgesprochen: Auf Mallorca läuft man nicht seinen schnellsten Marathon, eher schon seinen schönsten. Die Wendepunktstrecke entlang des Hafens, wo tausende weiße Masten in den blauen Himmel ragen und Yachten in der Preisklasse eines Einfamilienhauses gleich dutzendweise vor Anker liegen, führt bis zum Stadtturm und ist äußerst unterhaltsam, Trommeln und Folklore sorgen zusammen mit vielen Zuschauern für gute Laune.