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Laufberichte

Oh Schwarzwald, oh Heimat ...

 

Schwarzwald – dunkler Tann, steile Schluchten, reißende Bäche, malerische Orte, Kuckucksuhren, Bollenhut und für ältere Fernsehzuschauer ein Krankenhaus im Glottertal. Bei diesen Assoziationen ist allerdings eher der Südschwarzwald gemeint.

Weil wir am Rande des Nordschwarzwalds leben, habe ich beim Schlagwort Schwarzwald andere Bilder im Kopf. Als Kind Heidelbeeren sammeln mit meinem Vater, Schulausflug ins Monbachtal, in Schömberg das erste Freizeitbad in der Umgebung mit für damalige Verhältnisse riesiger Wasserrutsche (gibt es leider nicht mehr), unsere Hochzeit auf der Burg Liebenzell, schöne Wanderungen mit guter Einkehr.

Komisch, dass wir bei aller Marathonlauferei noch nicht den Weg zur Nordschwarzwald Trophy gefunden haben, die in diesem Jahr immerhin schon zum 5. Mal ausgetragen wird. Das muss schleunigst geändert werden. Sowohl die Nordschwarzwald Trophy als auch die Schönbuch Trophy in Herrenberg werden von Event Service Stahl ausgerichtet, dem führenden Veranstalter von sportlichen und trotzdem familiären Herausforderungen für Jung und Alt in der Region.

Die Nordschwarzwald Trophy beginnt bereits am Freitag mit BayWa Sprint und Feuerwehrlauf. Samstag ist für die Mountainbiker reserviert. Drei anspruchsvolle Strecken stehen zur Verfügung. Am Sonntag können dann die Trailläufer ebenfalls aus 3 Streckenlängen auswählen. Norbert und ich nehmen die mittlere Distanz, den T25 mit über 600 Höhenmetern. Es gibt noch den T11 (280 Hm) und den langen T47 mit ca. 1300 Hm, also zweimal den T25. Ein Midi Marsch auf der T25 Strecke wird ebenfalls angeboten.

 

 

Die Startunterlagen gibt es in Schömberg beim Kurhaus, Parkplätze sind genügend vorhanden. Wir geben eine Tasche mit Regenjacken beim Schalter von Karen Stahl ab. Diese bekommen wir dann nach dem Finish im 3 km entfernten Ziel zurück. Je nach Wetterentwicklung könnte dort eine Jacke hilfreich sein.

Der Start für alle Trailläufe erfolgt hinter dem Kurhaus um 8Uhr30. Bereits 10 Minuten vor dem Start sammeln sich die Läufer beim roten Marathontor und Peter John, der bekannte und beliebte Moderator übernimmt das Mikrophon: „Ihr steht alle auf der falschen Seite!“ Langsam folgen die Läufer hinter das Tor, die Stimmung ist entspannt; meist wird über das Wetter diskutiert.

Axel Stahl gibt noch einige Infos: „Bei km 3 liegt ein matschiger Streckenabschnitt, bergab ist es rutschig, bitte passt Euer Tempo an. Das Bächlein bei km 20 ist heute ein Bach, wer die Strecke aus dem letzten Jahr kennt, wird sich wundern.“ Er hat gestern und heute Morgen noch einige Markierungen erneuert, aber wegen der dauernden Schauer könnte der eine oder andere Pfeil nicht mehr zu sehen sein. „Grundsätzlich ist jeder Abzweig durch eine Schranke mit Pfeil gekennzeichnet. Sonst lauft einfach geradeaus!“

Nun meldet sich noch der Bürgermeister von Schömberg zu Wort. Er wünscht einen guten Lauf und gibt dann das Startsignal. Zu der genialen Startmusik von „Raumpatrouille“ setzt sich das Feld in Bewegung. Hinter dem Startertor geht es scharf rechts, ein kurzes Stück auf Straße und dann auf den Radweg. Selbst bei uns in der letzten Reihe klappt das reibungslos; die Schnellen sind bereits weit enteilt.

 

 

Pünktlich zum Start beginnt es zu regnen. Der Wetterbericht hatte so etwas schon angekündigt, aber es soll im Laufe des Vormittags besser werden. Schömberg liegt jetzt hinter uns und es geht leicht bergauf. Der Abzweig links in den Wald kann man nicht übersehen. Ein Feuerwehrmann steht hier und passt auf.

Im Wald geht es auf breiten Wegen immer noch tendenziell bergauf. Ich muss ab und zu gehen, um den Puls einigermaßen in Grenzen zu halten. Die ersten Pfützen quer über den Weg sind kein Problem. Nach einer Wiesenpassage mit Blick auf die ersten Häuser von Oberlengenhardt folgt der erste Downhill. Hier kann ich ein paar Läufer einsammeln.

Unten, wieder am Ortseingang von Schömberg, stehen an der Überquerung der L343 Feuerwehrmänner Spalier. Ein Wiesenweg im Park der CELENUS Klinik führt parallel der Straße. Hier kommt Norbert von hinten und ist dank höherem Grundtempo schnell an mir vorbei. Am Parkplatz Dreispitz biegen wir zunächst auf Asphalt, dann ca. 100 Meter weiter auf den Rossweidenweg. Hier liegt nun bei km 3 das versprochene Matschstück. Weil wir ja darauf vorbereitet sind, ist das halb so schlimm. Ich trage heute wasserdichte Schuhe mit Gamaschen, da macht das sowieso nichts aus.

Bald wird der Weg besser, er führt schnurgerade leicht wellig durch den Wald. Der Regen hat aufgehört. Ich habe also Gelegenheit, den Wald näher zu betrachten. Vor allem am Wegrand blüht und grünt es. Hier finden die Bienen, welche in den unzähligen Kästen unterwegs leben, reiche Nahrung. Unter dem dichten Laubdach verbreitet ein grüner Moosteppich märchenhafte Stimmung. Umgestürzte Bäume und überwucherte Steine vervollkommnen das Bild.

Laub- wechselt in Nadelwald,  Nebel hängt zwischen den Stämmen. Es regnet wieder. Bei Temperaturen um die 20 Grad ist trotzdem keine Regenjacke nötig. Ich fühle mich gut, kleine Steigungen werden gegangen. Ungefähr bei km 7 fällt die Strecke für einen knappen Kilometer, ich lasse es laufen. Die verlorenen Höhenmeter gleichen wir aber sofort wieder aus.

 

 

Eine weit sichtbare Schranke weist uns auf einen herrlichen Downhill. Außer Atem erreiche ich den Talgrund, rechts geht es jetzt bergauf. Ich kann die Verpflegungsstation schon sehen. Hier herrscht gute Laune. Ich greife zu Riegel und Ultra Buffer. Das kenne ich und weiß, dass ich es gut vertrage. Dann mache ich mich vor den anderen auf den Weg.

Nach dem kurzen Stück auf der gesperrten Unterreichenbacher Straße weist mich die Streckenpostin links. Auf dem folgenden steilen Bergaufstück überholen mich die Laufkollegen von der VP wieder. Hier ist eine nette Gruppe beieinander. Wir verlassen den Wald,  Bieselsberg liegt rechts in Sichtweite.

Oben biegt die Läufergruppe nach links entlang eines niedrigen Weizenfelds ab. Am Abzweig stehen Schaulustige, die zur Freude der Läufer mit Glöckchen, Musik und lauten Rufen jeden anfeuern.

Ich bin nun auch um die Ecke und nutze das kleine Gefälle, um die Gruppe vor mir nicht aus den Augen zu verlieren. Vergebens, bald sind sie verschwunden. Auch die Besenläufer des Marathons lassen mich zurück. Ihre Aufgabe ist ja auch, hinter dem letzten Marathoni zu bleiben.

Ein scharfer Knick nach rechts, und es geht wieder bergauf. Ich hänge mich an Norbert, was zunächst ganz gut klappt. Auf dem nächsten Trail kann ich nicht dranbleiben. Flugs bringt  er einige Meter zwischen uns.

Der nächste Trail ist ein absolutes Highlight: Es geht auf schmalem Pfad wellig am Hang entlang. Der Nebel hängt tief, aber plötzlich kommt die Sonne durch. Durch die Sonneneinstrahlung in Bewegung versetzt, wabert der Nebel nach oben. Wenn wir ein bisschen warten würden, hätten wir vermutlich einen schönen Blick ins Nagoldtal. Leider fällt mir das erst ein, als ich schon viel weiter bin.

Dafür genieße ich den super Downhill. Die matschigen Stellen machen mir keine Probleme - so kann es weiter gehen. Bei km 14 erreichen wir die tiefste Stelle des Laufs. Direkt anschließend geht es auf schmalem Pfad steil bergauf. Wenn ich das Streckenprofil richtig im Kopf habe, wird das nun bis ins Ziel so weiter gehen. Das ist zwar nicht gerade meine Stärke, aber eine gute Trainingsmöglichkeit für den Allgäu Panoramalauf in 2 Wochen.

In moderatem Tempo steige ich nach oben. Irgendwann erreiche ich einen Weg, es wird wieder flacher. Ich kann einen Freudenschrei kaum unterdrücken, denn bei km 15 geht es bergab, aber wie! Steile Serpentinen und nur leicht matschig. Schade, dass meine Beine schon müde sind. Da könnte ich sonst noch mehr Gas geben.

Bald erreiche ich wieder einen breiten Waldweg. Diesem folge ich nun ca. 2,5 Kilometer stetig bergauf. Der nächste Downhill ist knackig, super steil, und stellenweise rutschig. Jetzt bloß nicht auf den Hintern setzen! Noch ein paar angedeutete Stufen und ich stehe auf der K4365. Ein Streckenposten weist mich die Straße hinauf, und meint oben gäbe es Verpflegung.

Reflexartig, aber auch um die Beine zu lockern, laufe ich an und merke zu spät, dass hier bergauf geht. Solange mich der Streckenposten noch sehen kann, will ich mir nun aber keine Blöße geben. Bis zur Kurve da vorne muss ich es noch schaffen! Das letzte Stück bis zur Verpflegung kann ich dann gehen.

Die Helferinnen an der VP sind gut gelaunt, denn es regnet nicht mehr. Ich bleibe bei Riegel und Buffer. Wir tauschen ein paar nette Worte und dann geht es gleich weiter. Ein schmaler Trail führt wellig dahin, langsam wird der Weg breiter. Ohne nennenswerte Steigung gelange ich bis km 20,6 an den Eulenbach. Hier steht bereits Tanja mit gezücktem Handy, um das Gewässer digital festzuhalten.

 

 

Ich suche mir den besten Überweg. Ein paar große Steine liegen so, dass ich mit meinen GORETEX-Schuhen keine nassen Füße bekomme. Dann warte ich, bis Tanja das Hindernis ebenfalls überwunden hat. Einer der Marathonbesenläufer macht kein langes Aufheben und springt mit drei Schritten direkt durch den Bach. So geht das also auch.

Weil die nächsten 2 Kilometer auf breitem Weg stetig ansteigen bleiben Tanja und ich zusammen. Wir haben viel zu erzählen, denn bei einem gemeinsamen Hobby geht der Stoff ja nie aus. Sie kennt bereits die Strecke der Nordschwarzwald Trophy von früher und erklärt mir, dass wir ganz nah am Ziel vorbeikommen, aber noch eine kleine Schleife laufen müssen.

Die kleine Schleife entpuppt sich als rutschiger Downhill, die Rodelbahn hinunter, und den Skihang am Eulenkopf wieder hinauf – ein würdiges Finale. Oben warten Axel Stahl und Peter John. Ich bekomme eine urige Medaille aus Holz und von Norbert das wohlverdiente Zielbier.

Die Tasche mit den Jacken abzugeben, erweist sich jetzt als gute Idee. So können wir im Ziel noch etwas verweilen und uns mit Hefezopf und Melone stärken. Bis zum Shuttlebus sind es noch ca. 150 Meter. Obwohl unsere Schuhe ziemlich schmutzig sind, bringt er uns gerne schnell und bequem zum Start beim Kurhaus zurück.

 

Fazit:

 

Die Nordschwarzwald Trophy hat mir super gut gefallen. Ich könnte mir vorstellen, nächstes Mal noch eine Runde dranzuhängen. Vor allem bei Regen kommt mir das Ganze sehr entgegen. Die Trails sind so, dass ich sie noch gut laufen kann, die Waldwege dienen zur Entspannung. Mit der angebotenen Verpflegung komme ich gut zurecht, hatte aber zusätzlich einen Rucksack mit Gel, Salz, Riegel und Wasser dabei.

Die Streckenmarkierung ist perfekt, das kann man nicht besser machen den Track auf der Uhr habe ich nicht gebraucht. Das Ziel oben an der Skipiste ist eine Alleinstellungsmerkmal, ich finde das klasse.

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.

 

Informationen: Nordschwarzwald Trophy
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