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Laufberichte

Ultra: Prachtkerl und Fiesling

18.08.12

 

Jochpass - Planplatten

 

 

„Dr Bärg rieft“ steht auf einer Fahne beim ersten Verpflegungsstand auf 2222 m. Der Berg ruft. Dem Ruf des ersten haben wir bereits geantwortet und es werden noch ein paar folgen. Zuerst geht es auf schönem Singletrail zur Tannalp. Tief unten im Tal liegt der Engstlensee, zu welchem die Morgensonne noch nicht hinunterdringt, und in der Ferne leuchtet der Schnee des Wetterhorns. Herz, was willst du mehr? Glasklare Sicht, kein Wölkchen am Horizont – ganz anders als in dieser Saison schon zu oft erlebt.

Ich bin nicht der Einzige mit Kamera im Gepäck. Bei einem seiner Fotostopps erkennt mich Stephan. Vor vier Jahren liefen wir zusammen den Pfälzerwald-Marathon und seither haben sich unsere Marathonwege mehrmals wieder gekreuzt.

Die zweite Verpflegung gibt es auf der Tannalp (1974 m ü. M). Bereits jetzt ist das Angebot nicht auf Flüssigkeiten beschränkt. Wer nicht aufs Geratewohl verpflegen will, kann die detaillierte Liste auf der Website herunterladen und seine Energiezufuhr optimal planen, alle anderen erhalten auch so umfangreiche Versorgung.

Mit dem Balmeregghorn rufen der nächste Berg und eine weiter Schnapszahl bei der Höhenangabe. 2255 m. Die Höhenangaben in der Schweiz entsprechen  übrigens nicht den Angaben nach Normalhöhennull, sondern sind „Meter über Meer“, basierend auf dem Vermessungsreferenzpunkt, dessen Höhe nach dem mittleren Marseiller Pegel ermittelt wurde.

Von hier aus sieht man nach Planplatten, wohin der Weg führen wird. Seltsam nah scheint mir dieser nächste Verpflegungsposten. In meiner Erinnerung  ist der Abschnitt Planplatten-Tannalp viel länger und beschwerlicher. Das war vor zwei Jahren halt im letzten Viertel des Laufs. Auf dem Weg dorthin werden zuerst gleich wieder gut hundert Höhenmeter abgebaut. In der Senke rechts unten kann sich ein Schneefeld halten, ein Kontrast zu den nebendran grasenden schwarzen Schafen. Ein schöner Panoramatrail steigt dann langsam wieder an, bis man diesen markanten Geländepunkt erreicht.  Die Helfer am Versorgungsstand sind bestens organisiert, freundlich und motivierend. Was hier der Fall ist, hat Gültigkeit für alle Orte, an denen ich diesen guten Seelen begegne.

 

Planplatten - Brünig

 

 

Vor der Zeitmessung ist ein Schild angebracht mit den Angaben zu Kilometerzahl und negativen und positiven Höhenmetern bis zur nächsten Station. Käserstatt heißt die, ist im Winter die Drehscheibe des westlichen Teils des Skigebiets von Meiringen-Hasliberg und im Sommer auf einem Bergwanderweg zu erreichen. Auf dem Weg zur Verpflegung  durchquert man die Bergstation der Gondelbahn. Zuvor steige ich aber noch ein paar Treppenstufen ins Untergeschoß, um mir einen gepflegten Boxenstopp zu gönnen.

Der nächste Berg ruft; der Gibel. Verhältnismäßig bescheidene 200 Höhenmeter sind es und der Wanderweg ist kürzlich in beste Form gebracht worden. Aber wie das über der Baumgrenze halt so ist, gibt es keinen Schatten. Wenn man die Berichte der bisherigen Bergläufe dieser Saison liest, war dies bisher kein wichtiges Thema. Heute aber scheint es, dass die Sonne Nachholbedarf verspürt und Vergangenes wiedergutmachen will. Sie knallt ganz ordentlich auf diesen Hang herunter.
Vor dem letzten Anstieg zum Gibel gibt es rechts, also in Richtung Norden, einen Blick auf das markante Güpfi und daneben, ziemlich im Hintergrund, auf das heutige Ziel, den Pilatus.

Die Zäsur des Höhenprofils beginnt auf dem Gibel, von welchem aus man auf den Brünigpass absteigt, welcher über 1000 Höhenmeter tiefer liegt. Wirtschafts- und Bergwanderwege bringen uns dorthin und bringen insofern Erleichterung, als sie teilweise im Wald und damit im Schatten liegen. Diese wenigen Kilometer bieten das gesamte Repertoire an Laufuntergründen. Kuh- und Trampelpfade, Wurzelwege, Steinblöcke, Sumpf, Schotter von der ganz groben Sorte, Asphalt und Beton wechseln sich laufend ab. Trotz Sonnenschutz im Wald wird die Hitze sehr unangenehm. Da grenzt es fast schon an Folter, dass beim eindrücklichen, auf einem Felsen mit imposantem Gletscherschliff thronenden Naturfreundehaus  im wärmsten Chaletstil eine Werbetafel der größten Brauerei der Zentralschweiz zur Einkehr lädt.

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Informationen: Mountainman
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