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Laufberichte

Grün-weiß-blauer Wintertrail-Marathon

 

Noch einmal Schnee unter den Schuhen! Unter wolkenlosem Himmel laufe ich mit bester Laune über die Alm. Gleich darauf sausen zwei Hunde an mir vorbei. An der kurzen Leine ziehen sie ihre Zweibeiner hinter sich her. Sowohl den Hunden als auch den Läufern macht dies sichtlich Spaß. 

Beim Wintertrail in Reit im Winkl gibt es wie beim MOUNTAINMAN üblich auch eine spezielle Wertung für Läufer mit Hunden. Die Vierbeiner-Kategorie war dieses Mal schon früh ausgebucht. Zur Auswahl stehen 42 km mit 1122 Höhenmetern, 30 km mit 736 Höhenmetern (Teil des Trailcups 2024), 21 km mit 651 Höhenmetern und 14 km mit 133 Höhenmetern. Für die Winter-Triforia werden alle Distanzen gewertet. Abgesehen von der XL-Strecke kann man sich auch als Wanderer ohne Zeitmessung anmelden.

Start ist auf knapp 700 m Höhe beim Langlaufzentrum in Reit im Winkl. Mit Langlauf ist nicht das Joggen über frühlingshafte Wiesen gemeint, sondern Wintersport in der Loipe. Doch der wärmste Februar meines Lebens ließ natürlich auch hier nur noch an schattigen Stellen und ganz oben Schnee übrig. Aber egal, dafür durfte ich schon Anfang Dezember beim MOUNTAINMAN Nikolaus Trail die komplette Strecke auf Schnee laufen, und der MOUNTAINMAN in Mittersill war das perfekte Winterparadies.

Dank Deutschland-Ticket kosten mich die 400 km von Karlsruhe bis ins südliche Chiemgau keinen einzigen Cent. Außerdem habe ich keinen Stau und keinen Streß mit dem Verkehr und kann am Tag nach dem Marathon den Muskelkater bequem im Zug abklingen lassen.

 

 

Am Freitagabend spaziere ich zum Startgelände. Hier gibt es unter anderem einen Infostand mit Nachmeldemöglichkeit, die neuen, schönen MOUNTAINMAN-Bekleidungsstücke sowie verschiedene andere Verkaufsstände. Die Kult-Moderatoren Rudi und Stefan sorgen auch heute schon für äußerst gute Laune. An Feuertöpfen können wir uns etwas aufwärmen. Annalena, die für die Mail-Kommunikation mit uns zuständig ist, führt ab 18 Uhr einen Warm-Up-Run auf einer kurzen Strecke. Trotz dem heute recht ungemütlichen Wetter laufen überraschend viele mit. Ich spare mir meine Energie für morgen auf.

Um 19:15 Uhr beginnt im bewirteten Festsaal das Briefing. Der Bürgermeister erzählt uns, dass wir ein „grün, weiß, blaues“ Rennen bekommen. Grüne Wiesen, weißer Schnee und blauer Himmel. Horst und Jutta informieren uns dann auf recht unterhaltsame Weise über Strecke, Markierung und Verpflegung.  Wir erfahren, dass wir morgen auf Spikes verzichten können, denn „damit würden wir Funken schlagen“. An einigen Stellen könnte man aber Grödel überziehen. Zum Schluss kommt das gesamte Organisationsteam komplett auf die Bühne.

Entgegen aller Wetterprognosen scheint schon am frühen Samstagmorgen die Sonne. Um 8 Uhr hängen an einigen Berghängen noch kleine Wolkenreste, doch die lösen sich bis zum Start komplett auf. Rudi und Stefan sorgen schon früh mit ihrer launigen Moderation und kurzen Interviews, u.a. mit dem Favoriten Florian Neuschwander, für entsprechende Stimmung. Marathonstart ist 9 Uhr, die anderen Distanzen beginnen später. Hier wird nicht mit einem Schuss gestartet sondern mit einer großen Kuhglocke gebimmelt.

 

 

Die ersten 9 km sind relativ schnell laufbar, da es hier noch keine steilen Aufstiege gibt. Im Tal liegt nur an einigen schattigen Stellen noch etwas Schnee auf dem Weg, aber der ist recht griffig und bremst uns nicht. Bald laufen wir kurz bergab und überqueren am Krautloidersteg die Loisach. Über Wiesen und manchmal durch Wald komme ich schnell voran. Eine Kapelle, ein kleiner See, vor allem aber ungetrübter Sonnenschein unter wolkenlosem Himmel - pure Frühlingsgefühle!

Schon erreiche ich Gut Steinbach, wo die erste Streckenweiche ist. Für L und XL geht es nun einige Kilometer auf einem nur leicht ansteigenden Forstwirtschaftsweg an der Schwarzlofer entlang voran, meist auf Waldboden, zwischendurch manchmal auf Schnee.

 

 

Dann erreichen wir den großen Wanderparkplatz Seegatterl. Die L-Strecke führt von hier direkt hinauf zur Hindenburghütte, nur wir Marathonis dürfen zuvor noch hinauf zur Winklmoosalm, wo die unlängst verstorbene Skilegende Rosi Mittermaier herkommt. Auch dieser Weg ist heute teilweise schneefrei und leicht zu laufen bzw. für langsame Teilnehmer wie mich nun wegen der moderaten Steigung zu marschieren.

Zur Alm und zurück geht es über die selbe Strecke. Überraschend früh rennt mir Florian Neuschwander entgegen, der hier bereits einen ordentlichen Vorsprung hat. Bald darauf begegne ich immer mehr schnellen Läufern. Und nun überholt mich auch schon der erste Hund. Bei allen Distanzen starten die Läufer mit Hund jeweils eine halbe Stunde hinter dem Hauptfeld. Am Wegrand sehe ich viele Pestwurz-Blüten.

Nach einigen Kilometern durch den Wald öffnet sich bei der Winklmoosalm die Landschaft. Bei km 15 erreiche ich die erste Verpflegungsstelle. Diese wird von der Bundeswehr betreut. Anschließend folgt eine Runde für Genießer, nun teilweise auf gut laufbarem Schnee. Hier sehe ich sogar Skifahrer in der Loipe, einige sitzen aber auch nur auf der Terrasse des Almrestaurants in der Sonne.

 

 

Zurück bei der Verpflegungsstelle fülle ich schnell meine Flasche auf und laufe dann mit zügigem Tempo bergab. Nun kommen mir die Leute entgegen, die hinter dem letzten Teilnehmer die Streckenmarkierung entfernen. Ich sehe, dass ich beruhigend viel Abstand nach hinten habe. Bald erreiche ich wieder das Seegatterl, wo die Ruine des ehemaligen Alpengasthof Seegatterl steht, der zuletzt als Heim für Asylbewerber genutzt wurde und im letzten November komplett abgebrannt ist.

Auf der L-Route geht es 2 km über einen breiten Forstwirtschaftsweg durch den Wald hinauf zur Verpflegungsstelle an der sonnigen Nattersbergsalm. Hier gibt es leckeren Blaubeerkuchen. Eine Weile steige ich weglos über Almwiesen bergauf. Dann folge ich erneut ein paar Kilometer einem Forstweg durch den Wald, wieder mal mit, mal ohne Schnee.

Kurz vor der Hindenburghütte begegne ich bei km 27 vielen anderen Läufern, denn hier kommt man auf jeder der vier Distanzen vorbei. Die S-Strecke startet sogar hier oben. Im Chiemseeblick-Biergarten sitzen viele Läufer und noch mehr Touristen, genießen den sonnigen Tag und die gute Atmosphäre mit Livemusik des Trios Bergfex´n. Wenn man genau hinschaut erkennt man tatsächlich in der Ferne einen Zipfel des Chiemsee, allerdings stark vom Dunst im Flachland abgeschwächt. Auch hier werden wir an der Verpflegungsstelle wieder kulinarisch verwöhnt, dieses Mal u.a. mit vegetarischen Gemüsepflanzerl.

 

 

Entsprechend dem Höhenprofil auf der Karte erwartete ich nun eine fünf Kilometer lange recht entspannte Runde, da der Track zur Hemmersuppenalm recht eben aussieht. Doch in Wahrheit ist dies der mit Abstand anstrengendste Teil des Tages. Unsere Route führt mich nun überwiegend auf tiefem und weichem, sehr kraftraubenden Schnee durch eine idyllische Almlandschaft. Mal marschiere ich kurz bergauf, dann wieder hinab, wieder hinauf und so weiter. Ich komme hier sehr viel langsamer voran als vermutet. Aber egal, Hauptsache es macht Spaß! Die Route ist auch hier sehr gut markiert. Den aufs Smartphone geladenen GPS-Track, der zur Pflichtausrüstung zählt, braucht man eigentlich nicht.

Da hier oben Auerhühner leben, starten wir in diesem Jahr später als bei den ersten Austragungen und laufen in entgegengesetzter Richtung. So hat der Auerhahn am Morgen seine Ruhe.

An einer Stelle geht es durch eine kleine Senke, in der man wohl keine Chance hat, mit trockenen Füßen durchzukommen. Auch das gehört dazu! Zwischendurch komme ich am mit 1254 m höchsten Punkt des Tages vorbei. Ich marschiere an der einsam gelegenen Hemmersuppenalm vorbei. Dann geht es wieder in Richtung Hindenburghütte. Noch 9 km sind es nun bis zum Ziel, davon die ersten 6,5 km mal mit leichtem Gefälle, mal etwas steiler auf breiten Wegen bergab. Dabei begegne ich immer mehr Läufern mit Hunden. Schade, dass ich die Gedanken der Hunde nicht lesen kann! Ich will allzu gerne wissen, ob sie sich wie die Zweibeiner auch über das Wiedersehen mit anderen Teilnehmern freuen, die sie bereits bei früheren Veranstaltungen kennenlernten.

Beim Abstieg sehe ich zwischen den Bäumen manchmal den Walchsee bei Kössen in Österreich. Dann höre ich schon die Moderation am Ziel in Reit im Winkl.

Dass man bei einem Lauf unter anderem von einem Sternekoch versorgt wird, erlebt man nicht alle Tage. Achim Hack, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern und sein Team vom Relais & Chateaux Gut Steinbach Hotels bietet uns an der letzten Verpflegungsstelle sehr leckeren Kaiserschmarrn. Auf die freue ich mich darauf schon seit einigen Kilometern und genieße nun das ungewöhnliche Schmankerl.

Nun geht es noch knapp drei Kilometer ohne allzu viele Höhenmeter recht bequem weiter. Winter? Hier fliegen jetzt sogar Zitronenfalter! Noch einmal überquere ich den Krautloidersteg, laufe kurz bergauf und dann flach auf das Ziel zu, das ich 6:45 Stunden nach dem Start erreiche.

 

 

Der Wintertrail endet heute bei angenehmem Frühlingswetter mit einer lockeren Party am Zielgelände. Livemusik zum Mitsingen und Tanzen von Maschtei, gute Zielverpflegung - hier will ich gar nicht mehr weg. Als schließlich die letzten Finisher ankommen, begrüßen wir sie und die gleich hinter ihnen folgenden Strecken-Abmarkierer mit einer La Ola Welle. Mit Rudi und Stefan genieße ich noch ein Finisher Schnapserl, das jeder am Ziel bekommt. Im Mai sehen wir uns in Nesselwang auf jeden Fall wieder. Ich freue mich drauf!

Insgesamt kommen auf der XL-Strecke 136 Finisher ohne und 8 mit Hund an, bei L sind es 156 ohne und 11 mit Hund, M 180 ohne und 27 mit Hund sowie S 82 ohne und 28 mit Hund. Dazu kommen noch viele Wanderer. Aufgrund des beim MOUNTAINMAN üblichen sehr großzügigen Zeitlimits gibt es auch heute fast keine DNF.

Im Herbst wird in Reit im Winkl beim MOUNTAINMAN auf einer Strecke mit deutlich mehr Trails auch die Deutsche Meisterschaft im Ultratrail ausgetragen.

 

Informationen: MOUNTAINMAN Reit im Winkl
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