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Laufberichte

Una Città in Festa

22.03.09
Autor: Klaus Duwe

Ein einziges großes Spektakel soll der 15. Marathon in Italiens Hauptstadt werden. 15.000 Marathonis werden sich am Sonntag am Colosseum zum Start versammeln. Glaubt man den Veranstaltern, werden im Anschluss daran sage und schreibe 85.000 Läuferinnen und Läufer zum Fun-Run über 4,2195 km starten.

Schon am Freitag herrscht im Palazzo Congressi, wo es die Startnummern gibt und die große Marathonmesse stattfindet, Hochbetrieb. Im Pressezentrum werden die Favoriten präsentiert. Alleine 24 Läufer, meist aus Kenia, weisen eine persönliche Bestzeit von unter 2:12 Stunden. 2:09 wird der Sieger wohl wieder laufen müssen, um die Siegprämie mit nach Hause nehmen zu können. Die Sonderprämie für den Weltrekord von 250.000 Euro wird aber mit Sicherheit nicht zur Auszahlung kommen.

Am Samstag ist es kalt und sehr, sehr windig. Nicht nur die leichtgewichtigen, schnellen Kenianer haben Sorge, auch die vielen Hobbyläufer aus aller Welt sind enttäuscht. Man hatte sich nach dem langen Winter auf mehr Frühling gefreut.

Die Götter lenken ein. Der Sonntag kann nicht schöner sein. Kein Wölkchen trübt den blauen Himmel und die Temperaturen werden im Laufe des Tages 18 Grad erreichen. Ideale Bedingungen also für einen genialen Lauf.

Benjamin Kiptoo (29) aus Kenia nutzt die Gunst der Stunde und läuft auf der wegen vieler Pflasterpassagen oft gescholtenen Strecke neuen Rekord (2:07:17) und kassiert dafür neben 18.000 EUR Siegprämie einen Sonderbonus von 50.000 EUR für den schnellsten, jemals in Italien gelaufenen Marathon.

Bei den Frauen gewinnt Firehiwot Dado aus Äthiopien, bleibt aber mit ihrer Zeit von  2:27:08 deutlich über dem im letzten Jahr gelaufenen Rekord (Galina Bogomolova/ RUS  02:22:53). Italiens Marathonstar Anna Incerti belegt den fünften Platz (2:29:33). K78-Sieger Georgio Calcaterra weicht dabei nicht von ihrer Seite und überlässt so den inoffiziellen Titel des schnellsten Italierners Marco D’Innocenti (2:28:27).

Zwei Teilnehmer müssen besonders erwähnt werden. Da ist Richard Whitehead, ein 28jähriger Lehrer aus England. Was ihn aus der Masse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer heraushebt ist die Tatsache, dass er beidseitig beinamputiert ist. Er startet aber nicht mit einem Rolli, sondern als Läufer. Ermöglicht wird ihm dies mit speziellen Prothesen. Damit humpelt er aber keineswegs dem Feld hinterher, sondern mischt ziemlich weit vorne mit. Ehrlich gesagt, ich finde es etwas großspurig als er ankündigt, unter drei Stunden laufen zu wollen. Ich habe ihn nämlich schon letztes Jahr bewundert, und da ist er knapp unter 3:40 gelaufen, was ein echter Hammer ist. Aber Richard schafft es. Unter riesigem Beifall läuft er nach 2:56 Stunden ins Ziel. 

Betty Jean McHugh kommt aus Kanada. Wegen ihres Alters (82 Jahre) und ihrer Rekorde (10 km, Halbmarathon, Marathon in der Altersklasse über 75) nennt man sie „The Flying Granny“. Sie ist zum ersten Mal in Europa und hat sich Rom ganz bewusst ausgesucht. „Weil er so schön sein soll.“ 5:04 Stunden ist sie unterwegs. Es muss ihr wirklich gefallen haben. Zuletzt hat sie für den Vicotria Marathon nur 4:36 Stunden gebraucht.

Überschattet wird das Marathonfest von einem Todesfall. Kurz nach seinem Zieleinlauf stirbt ein 46jähriger Läufer aus Parma. Italienische Zeitungen sprechen von Herzversagen als Ursache. Der Veranstalter hat sich dazu bisher offiziell nicht geäußert.

Für Marathon4you sind Klaus Klein, Bernie Manhard und Joe Kelbel auf der Strecke. Alle drei sind zum ersten Mal beim Rom Marathon dabei und ich erfülle mir nach vier Teilnahmen den Wunsch, einmal nur für Fotos bei einem meiner liebsten Marathons an der Strecke zu sein.

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Informationen: Maratona di Roma
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