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Laufberichte

Arrivederci Roma

22.03.15

Was für ein Flair! Was für eine Strecke! Der Maratona di Roma bietet tausende Jahre Geschichte zum Anfassen. Start und Ziel am Forum Romanum mit Blick auf das Kolosseum - das ist einzigartig! Nicht umsonst ist Rom neben Hamburg mein Lieblingsstadtmarathon.

Nach 2009 bin ich zum zweiten Mal in Rom dabei. Verbunden mit einer Woche Urlaub freue ich mich auf ein Marathonerlebnis erster Güte.

 

Palazzo dei Congressi

 

Das ist doch mal ein Name für den Ort der Startnummernausgabe! Freitag hole ich mir dort die Startunterlagen ab, da ist weniger los. Mit dem Bus (714) ist der Palazzo dei Congressi gut erreichen. Am Eingang zeige ich die Anmeldebestätigung vor. Wer sie vergessen hat, kann sie von freundlichen jungen Damen ausdrucken lassen. Auf rotem Teppich flaniert man über die Expo.

Die Startnummernausgabe ist gut gegliedert und rasch habe ich meinen Starterbeutel mit Startnummer mit integriertem Einmalchip und Gutschein für das Marathon-Kit. Das hat es in sich. Es gibt ein schönes rotes Funktionsshirt und einen roten Rucksack. Und noch ein Paket Nudeln obendrein.

Viele Veranstalter werben hier Werbung für ihren Lauf und bekomme so manche Anregung für weitere Marathonläufe in Bella Italia.

 

Auf Sonne folgt Regen

 

Nach vier Tagen Sonne hat Petrus ausgerechnet am Marathontag Regen im Angebot. Da der Start erst um 8.50 Uhr erfolgt, habe ich Zeit für ein entspanntes Frühstück. Kurz nach 8 Uhr gehe ich vom Hotel zum Startgelände am Colosseo (Kolosseum). Vom Angebot der Kleiderabgabe mache ich keinen Gebrauch und gehe direkt in meinen Startblock.

Massen an Läufern strömen dem Colosseo entgegen. Früher gab es hier Spiele und Gladiatorenkämpfe, heute läuft Mann/Frau Marathon. Rom ist unverändert der größte Marathon Italiens mit über 14.000 Startern im letzten Jahr. Dieses Jahr treten mehr als 11.500 Läufern an. Der Rückgang ist sicher auch dem Wetter geschuldet.
Die Massen werden in ihre Startkorridore eingewiesen. Ich finde mich in Korridor D ein und stehe inmitten frohgelaunter Läufer aus aller Welt. Rom ist ein Lauf mit starker internationaler Beteiligung.

Selten freue ich mich so auf den Start wie heute in Rom. Mich erwartet aber auch eine höchst interessante Strecke nach dem Start vor dem Colosseo, Foro Romano, Foro di Traiano, Colonna di Traiano, Piazza Venezia, Teatro di Marcello, Circo Massimo, Piramide di Ciao Cestio, Bocca della Verita, Ponta und Castel Sant' Angelo, Vatikan, Stadio Olympico, Piazza Navona, Piazza del Popolo, Piazza di Spagna, Zieleinlauf am Colosseo.

Eine einzigartige Marathonstrecke! Nur leider heute nicht in der Sonne der vergangenen Tage sondern im Regen. Ich schütze mich wie viele andere mit einer Plastikplane. Es ist frisch, wir haben unter 10 Grad. Aber, es könnte noch kälter sein und noch stärker regnen.

 

Einzigartiger Startplatz

 

Der Startplatz ist schon einmalig. Hinter uns das Colosseo und der Arco di Constantino, rechts neben uns Foro di Traiano, Foro di Augusto mit dem Tempel des Mars Ultor, weiter die Trajansmärkte. Links liegt das Foro Romano und der darüber sich erhebene Palatino. Hinter dem Arco di Settimio Severo liegt das markante Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II, 1885-1911 erbaut.

Gottlob geht es pünktlich los. Erst einmal heißt dies für Block D gemütlich zur Startlinie vorrücken. Wenige Minuten nach 8.50 Uhr ist es auch für mich im letzten Startblock soweit. Ich überquere die Startlinie.

Massen an Läufern setzen sich in Bewegung. Gut, dass die Strasse zur Piazza Venezia breit ist. Wir verlassen die Via dei Fori Imperiali. Links bleiben die Trajansmärkte und die Colonna Traiana zurück. Wir laufen nach links unterhalb des weißen Monumentalbaus zu Ehren Königs Vittorio Emanuele II. Kopfsteinplaster erwartet uns auf dem Weg hinunter zum Teatro Marcello. Davon werden wir heute noch einiges unter die Füße nehmen müssen.

Die Via Luigi Petrocelli nimmt uns auf. Wir laufen über die Piazza della Bocca della Verità. Früher war hier das Forum Boarium, der Viehmarkt. Die mittelalterliche Kirche Santa Maria in Cosmedin lassen wir wenige Meter rechts von uns liegen. Bei der Bocca delle Verità könnte man seine Hand in den Mund der Wahrheit legen. Aber die Schlange, die dafür ansteht, ist mir zu lang.

 

Erster Anstieg


Stattdessen erwartet mich ein erster kurzer Anstieg hinauf zum Circo Massimo. Links erhebt sich der Palatino, rechts liegt der Circo Massimo. Viel ist davon nicht mehr übrig. Die gewaltigen Ausmaße der 150.000 Zuschauer umfassenden Anlage sind auch ohne große Ruinenreste beeindruckend. Die Rennbahn für die Vierergespanne war 550m lang und 80m breit.

Am Ende des Circo Massimo biegen wir rechts ab. Geradeaus war ich gestern noch bei den Thermen des Caracalla. Die berühren wir nicht auf unserer Laufstrecke. Wir laufen die Viale Aventino hoch zur Piazza di Porta San Paolo und Piazza Ostiense. Hier erwarten uns die vor 12 v. Chr. erbaute weiße Piramide di Caio Cestio und die Porta San Paolo, in dessen Museum ich am Freitag war.

Heute ist nix mit Museum. Es heißt weiter laufen. Gut, dass auch hier die Läufer Platz auf der breiten Straße haben. Die Massen sind noch immer dicht beisammen. Km 4 wird passiert. Ein Läufer nur mit leichten Sandaletten an den Füßen fällt mir auf. Respekt.

Es regnet noch immer. Der Regen ist sogar noch etwas stärker geworden. Blöd für meine Kamera. Ständig muss ich Regentropfen vom Objektiv wischen. Klappt leider nicht immer.

 

Über vier Brücken musst Du laufen

 

Die Via Ostiense führt uns von der Piramide di Caio Cestio nach Ostiense. Vor uns erscheint die gewaltige Patriarchalkirche San Paolo fuori di Mura. Die muss ich mir für meinen nächsten Rombesuch merken. Sieht gigantisch aus. Ist allerdings ein Neubau. 1823 brannte die alte Kirche komplett ab und wurde über 30 Jahre lang neu erbaut.

Die erste Tiberüberquerung steht an. Über die Marconibrücke laufen wir aufs andere Ufer. Nun geht es ein Stück entlang des Flusses. Bei Km 5 erwartet uns die erste Verpflegung. Dank meines Trinkrucksacks bin ich autark.

Es werden Km gemacht. Die Gegend hier ist nicht so interessant, aber solche Passagen gibt es auf 42.195 Km überall. Der Regen hat zwischenzeitlich fast aufgehört, wird aber nachher wieder stärker.

Km 10 liegt hinter uns. Die Ponte Testaccio bringt uns über den Tiber. Ihm folgen wir ein kurzes Stück entlang. Dann biegen wir nach rechts ab und kommen nun von der anderen Seite wieder an die Piramide di Caio Cestio und die Porta San Paolo.

 

Und wieder Kopfsteinplaster

 

 

Dazu jede Menge Pfützen. So geht es wieder am Tiber entlang. Die Piazza della Bocca della Verità und die Kirche Santa Maria in Cosmedin lassen bei Km 13 wieder rechts liegen. Ich soll heute nicht zum Mund der Wahrheit kommen.

Wir bleiben am Tiber. Ihm folgen wir nun eine ganze Weile flussaufwärts. Links sehen wir die schöne Isola Tiberina liegen. Hinter einer Rechtsbiegung taucht das Castel Sant' Angelo (Engelsburg) auf. Leider laufen wir nicht über die Ponte Sant' Angelo. Aber  Berninis 10 Engelsstatuen sehen wir auch so.

An der anderen Flussseite taucht der imposante Justizpalast auf. Über die Ponte Cavour laufen wir ein drittes Mal über den Tiber. An der Piazza Cavour sehen wir auf den Justizpalast und die Engelsburg rückseitig.

Wir nähern uns einem weiteren Höhepunkt des Marathons. Der Vatikan kommt näher. Wir laufen unter dem Passetto, einem gedeckten Fluchtgang der Päpste zwischen Vatikan und Castel Sant' Angelo, hindurch. Als wir auf die Via della Conciliazione biegen können wir den Petersdom vor uns sehen.

Auf der Piazza Pio XII bleiben viele Läufer stehen und machen ein Foto. Ist ja auch eine wirklich einmalige Sache, bei einem Marathon beim Papst vorbei zu laufen. Vor der Piazza San Pietro biegen wir rechts ab, betreten also nicht den Boden des Vatikanstaates. Noch einmal geht es bei Km 18 unter dem Passetto hindurch. Massen von Menschen sind hier am Vatikan unterwegs.

Auf der Strecke hat man nun mehr Platz. Und es hat aufgehört zu regnen. Und was ist das? Für einen kurzen Moment scheint es als ob die Sonne durchbricht. Die geht aber schnell wieder weg.

An der Piazza del Risorgimento biegen wir rechts Richtung Tiber ab. Schöne Geschäfte sind zu sehen. Ich kann Tiffanys ausmachen. Die Halbmarathonmarke wird passiert.

Über die Piazza G.Mazzini kommen wir wieder an der Tiber und folgen ihm zum Stadio Olympico. Bei KM 25 erreichen wir das Olympiastadion von 1960. Mir fällt der Doppelolympiasieg von Armin Hary ein. Vor einigen Wochen erst habe ich sein Buch 10,0 gelesen, in dem er u. a. seine Olympiasiege beschreibt. Was muss er für ein Gefühl gehabt haben, als er nach dem ersten Start im Finale wegen eines angeblichen Fehlstarts zurückgepfiffen wurde? Und welche Kaltschnäuzigkeit legte er an den Tag, als er im zweiten Versuch zu Olympiagold sprintete.

Schade, dass wir nicht eine Runde durch das alte Olympiastadion drehen dürfen. Das wäre ein weiterer Leckerbissen.

12
 
 

Informationen: Maratona di Roma
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