Was könnte jemanden wohl Anfang Januar nach Kevelaer ziehen? Sicherlich, Wallfahrten finden das ganze Jahr über statt, aber gewöhnlich sucht man sich dafür eine Jahreszeit aus, bei der die Aussicht auf angenehme Temperaturen, trockenes Wetter und ein wenig Sonne größer ist.
Aber da gibt es ja noch den LLG-Kevelaer-Marathon, der bis vor ein paar Jahren noch Honigkuchenmann-Marathon hieß. Er fand in diesem Jahr bereits zum 7. Mal statt und hat sich auch schon zu einer eigenen kleinen Wallfahrt entwickelt, die sich jedes Jahr aufs Neue großer Beliebtheit erfreut. Ich habe mir sagen lassen, dass es hier auch zahlreiche Wiederholungstäter gibt. So hatte auch ich mich diesmal für diesen Lauf entschieden, der mir alleine schon durch die Bezeichnung Honigkuchenmann-Marathon schon vor ein paar Jahren aufgefallen ist. Jetzt trägt er zwar nicht mehr diesen Namen, aber auf der Suche nach einem Marathon im Januar ist er mir gleich wieder eingefallen. Wie man der Presse entnehmen konnte, gibt es auch den Honigkuchen wieder im Ziel.
Anfang Oktober erfolgte meine Anmeldung. Wie ich feststellen musste, gerade noch rechtzeitig, denn das Teilnehmerfeld ist auf 333 Teilnehmer/-innen beschränkt und war bereits fast vollständig ausgebucht. Man kann zwar über das Gästebuch auf der Homepage des Marathons in der Regel noch Startplätze von denen bekommen, die leider wegen Krankheit oder Trainingsrückstand von ihrer Teilnahme Abstand nehmen, aber auf dieses Glück brauchte ich mich nicht verlassen.
Da Schnee angesagt war und auch der Weg von Bad Driburg aus Ostwestfalen schon etwas länger ins Rheinland ist, reisten meine Frau Silke und ich bereits am Samstag frohgemut in Kevelaer an. Dies gab uns dann auch die Gelegenheit, diesen schönen Wallfahrtsort einmal näher kennen zu lernen. Da zu dieser Zeit nicht viel los ist, konnten wir die Gnadenkapelle, die Marienbasilika und die übrigen Sehenswürdigkeiten in aller Ruhe genießen. Der etwas trübe Nachmittag ließ für den Sonntag allerdings nicht die besten Laufbedingungen erwarten.
Am Abend ging es dann zur Pastaparty. Sobald man das Gelände der Jugendherberge betrat, kam Marathonfeeling auf. Man wurde begrüßt mit einer Fahne des LLG-Kevelaer mit der Aufschrift „Lust auf Laufen“. Wir waren also schon genau richtig hier. Auf der Pastaparty trafen wir einen bunt gemischten Haufen von Läuferinnen und Läufern, die sich auf den Marathon freuten. Auch die Aussicht, den Lauf in Schneeregen zu absolvieren, bereitete niemandem Sorgen.
Bei dieser Gelegenheit lernten wir auch Horst Preisler kennen. Er schaute seinem 1600. Marathonlauf ruhig und gelassen entgegen. Dazu machten wir Bekanntschaft mit den Spaniern Maryló und George. Die obligatorische Frage nach der Marathonteilnahme verneinten sie jedoch. Manchmal kommen halt Spanier auch im kalten Winter nach Deutschland, nur um Freunde zu besuchen.
Anschließend ging es frühzeitig ins Bett, um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein. Nach der erholsamen Nacht ging sofort ein prüfender Blick aus dem Fenster. Klasse, von dem angekündigten Schneeregen war nichts zu sehen. Aber der konnte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ja noch kommen. Optimistisch machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Start an der Jugendherberge. Bei der Startnummernausgabe und im Foyer der Jugendherberge herrschte schon ein dichtes Gedränge. Hier wurde auch gleich noch einmal deutlich, dass die Begrenzung der Teilnehmerzahl durchaus Sinn macht.
Beim Warten auf den Start kamen wir an den Stand des Kevelaerer Honigkuchens. Wem seine Trophäe im Ziel noch nicht reichte, konnte sich hier noch mit weiteren Teilen dieses köstlichen Gebäcks eindecken. Und welche Überraschung, auch der Verkäufer war ein erfahrener Marathoni und Ultraläufer, so dass man auch hier gleich Erfahrungen austauschen konnte.
Anschließend trafen wir Horst Preisler wieder, der mir auch auf der Strecke noch mehrfach begegnen sollte. Auf dem Weg zum Start fanden wir Maryló und George wieder. Sie wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und den Marathon als Zuschauer erleben. Begeistert begleiteten sie Silke dann auch die meiste Zeit.
Endlich ging es los. Die erwartungsfrohe Läuferschar machte sich auf den Weg über die 7 anstehenden Runden. Ziemlich schnell zog sich das Feld auseinander und es fanden sich Gruppen, die im gleichen Tempo das Rennen angingen. Ich selbst lief die ersten Kilometer mit meiner neuen Laufbekanntschaft Daniel zusammen. Ein reger Austausch über unsere Lauferlebnisse war obligatorisch, denn wie ich feststellen konnte, ist dieser Marathon hauptsächlich etwas für alte Hasen, die hier nicht ihren ersten Marathon bestreiten. Nach etwa 5 Kilometern schaltete ich erst mal einen Gang zurück, ließ Daniel ziehen, um nicht zu überdrehen.
Jetzt landete ich in einer größeren Gruppe um Stefanie und Michael. Auch hier bot sich das gleiche Bild. Austausch von Erfahrungen und Lauftipps unter erfahrenen Läufern. Diese Gruppe blieb tatsächlich auch bis zum Ende der 5. Runde zusammen, ehe sich der ein oder andere nach vorne oder hinten verabschiedete. In so angenehmer Gesellschaft machte einem auch der gelegentlich aufkommende Wind nichts aus. Insgeheim war mancher sicher froh darüber, dass während der gesamten Veranstaltung der angesagte Schneeregen ausblieb.
Bis zu diesem Zeitpunkt passierten wir natürlich wiederholt die Verpflegungsstellen und Anfeuerungspunkte, an denen, so schien es, mit jeder Runde mehr Zuschauer waren und die Läuferschar immer enthusiastischer anfeuerten. Schließlich kannte man sich ja spätestens in der letzten Runde. Zudem kann man den Zuschauern und Helfern nur ein großes Lob zollen, denen die kühlen Temperaturen sicher mehr zugesetzt haben als uns Läufern, die immerhin in Bewegung waren.
An dieser Stelle noch eine kurze Bemerkung zur Rundstrecke. Es gibt sicherlich Leute, denen ein mehrfach zu durchlaufender Rundkurs nicht so gefällt, da er dazu verführt, vorzeitig auszusteigen. Allerdings hat gerade ein Rundkurs wie in Kevelaer den Vorteil, dass man sich fast nie alleine auf der Strecke befindet, da einem auf der Hälfte einer Runde andere Teilnehmer entgegenkommen.
Auf den letzten beiden Runden lief ich dann tatsächlich wieder zu Daniel auf. Wir wechselten uns dann auch noch ein paar Mal ab. Mal war er vor mir, dann wieder ich. Im Ziel war Daniel dann kurz vor mir.
Dort angekommen, wartete auf die Läuferinnen und Läufer noch eine angenehme Überraschung. Neben dem Honigkuchen befand sich noch ein Spekulatius-Nikolaus in ähnlicher Größe in der Tüte. Dazu kann man nur anmerken, dass das originelle Honigkuchenmann-Geschenk diesen schönen Marathon bereichert und es hoffentlich weiter erhalten bleibt.
Nicht zuletzt durch diese Attraktion bleibt nur das Fazit: Ein kleiner aber feiner Marathon, der durch seine freundlichen Helfer und die gute Organisation für sich einnimmt. Da wundert man sich nicht, dass viele Teilnehmer gerne wiederkommen.
Ergebnisse:
Männer:
1. Michael Kaiser, 2:51:01
2. Roland Riedel, 2:52:49
3. Andreas Schmeinck, 2:59:01
Frauen:
1. Maria Hendricks, 3:19:35
2. Ute Claus, 3:25:27
3. Sibille Möllensiep, 3:26:03
Streckenbeschreibung:
Rundkurs, 7 x 6 km + Zieleinlauf 195 Meter. Gelaufen wird auf überwiegend asphaltierten Wirtschaftswegen. Die Strecke ist amtlich nach DLV-Richtlinien vermessen.
Zeitnahme:
Ohne Chip
Startgeld und Bedingungen:
Marathon: 20 €; Teilnehmerlimt: 333 Teilnehmer/-innen
Auszeichnungen:
Finisher-T-Shirt in Lang-Arm-Ausführung und Urkunde im Ziel. Urkunde und Ergebnisliste werden gegen eine Gebühr von 2,00 € zugeschickt.
Verpflegung:
Am Samstagabend Pasta-Party in der Jugendherberge. Erfrischungs- oder Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel.
Zuschauer:
Hauptsächlich an den Verpflegungspunkten. Teilweise an der sonstigen Strecke. Jeder Teilnehmer wird ordentlich angefeuert.