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Laufberichte

Ade, Winter!

 

Eine Marathonteilnahme in Zypern bei einer von zwei sich anbietenden Laufveranstaltungen habe ich seit Jahren vor mir hergeschoben. Jetzt  kommt mir die 12. Auflage des ebenso wegen seiner vielen Sightseeing-Möglichkeiten bedeutsamen Limassol-Marathons gerade recht.

 

Anreise und Abholung der Startunterlagen

 

Ein Jahr vor dem Militärputsch 1974, als die Türkei den Norden der nach Sizilien und Sardinien mit ca. 9000 km² und rund 1,2 Mio. Einwohnern drittgrößten Mittelmeerinsel besetzte, war ich das bisher einzige und letzte Mal dort. Damals gab es eine Schiffsverbindung vom türkischen Antalya dorthin. Die Teilung Zyperns blieb auch aufrecht, als die Republik 2004 der EU beitrat. Der Nordteil steht unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern, eine von UNO-Truppen bewachte Pufferzone dient der Friedenssicherung.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Tourismus im Südteil der Insel stark ausgebaut und hohe ausländische Investitionen in die Infrastruktur getätigt. In ein schiefes Licht geriet die Republik Zypern wegen ihrer Finanzpolitik, die 2013 fast zum Staatsbankrott führte und nur durch ein Rettungspaket der EU abgewendet wurde. Ähnlich wie Mallorca oder die Kanaren gilt der griechische Teil von Zypern als ideale und kostengünstige Destination vor allem für ältere Urlauber zum Überwintern oder für solche, die ihr Lebensdomizil in eine wärmere Klimazone verlagern wollen.

Ich kann das nur zu gut nachvollziehen, wenn beim Abflug in Wien am 17. März Schneefall einsetzt und einem nach einem knapp dreistündigen Flug bei der Ankunft am frühen Nachmittag in Larnaka strahlender Sonnenschein bei 22 Grad empfängt. Ich wollte sichergehen, zeitgerecht zur bis 18 Uhr geöffneten Expo im alten Hafenteil der neuen Marina in Limassol zu gelangen – auch um ev. die weiteren drei Kollegen vom Country Marathon Club zu treffen. So habe ich mir einen Direktshuttle bestellt, der im Vergleich zum Expressbus in die ca. 70 km entfernte Stadt Limassol exakt 6x mehr kostet, nämlich 54 Euro.

 

 

Ich habe zwei Nächte in der Chrielka Residenz gebucht – nur ca. 150 m zum Strand und weniger als 800 m zum Start- und Zielbereich des Marathons. Registriert habe ich mich vor einigen Wochen über die Veranstalterwebsite – mit 60 Euro Startgeld stand nur mehr das dritte und preislich höchste Restkontingent für eine Teilnahme am Hauptbewerb zur Verfügung. Der Spaziergang entlang der schon am Nachmittag mit Sperrgitter versehenen Hafenpromenade Molos bietet viele Fotomotive – vor allem wird einem wieder klar, wie ein so herrliches Wetter das eigene Gemüt anhebt und man gerne ganz auf den Winter verzichten würde.

Bei der Startnummerausgabe herrscht um 16 Uhr 30 überhaupt kein Gedränge – immerhin finden neben dem Marathon auch der Bewerb über die Halbdistanz sowie ein Lauf über 5 und 10 km statt. Das Startsackerl ist leider gähnend leer, ein Shirt um 19,90 Euro will ich mir nicht extra kaufen – ich habe erst unlängst Dutzende eigentlich nie getragene Leiberl einfach entsorgt, ebenso wenig brauche ich ein Hoodie oder ein Handtuch. So mancher kauft ein Gesamtpaket mit diversen Laufsportutensilien für 59,99 Euro.

Ein Typ unterhält sich mit einer attraktiven Läuferkollegin – ich blicke zweimal hin. Ja, es ist Ingrida, die ich beim Marathon und später am Strand in Dubai mit einem Begleiter wieder traf. Sie ist gebürtige Lettin und arbeitet als Ärztin in der Nähe von Oslo. Der Typ wirkt etwas ungehalten, als ich in sein Flirtgehabe reinplatzte. Ingrida wird mir morgen – wie in Dubai – sicher beim Marathon wieder versuchen davonzulaufen. Sie erzählt, dass sie auch vor zwei Wochen in Paphos dabei war und am 8. April Bratislava eingeplant hat.

Um 5 Euro kann man sich ein Essen im Rahmen der Pasta-Party sichern – vor allem der mit vielen Zutaten aufgemischte griechische Salat sieht lecker aus. Das kleine Häppchen, das die Stewardessen im bis auf den letzten Platz besetzten AUA A320 Airbus serviert haben, ist ja schon verdaut. Ich muss daran denken, dass der Taxifahrer des Flughafen-Shuttle mir in schlechtem Englisch mitteilen wollte, dass Griechen hektische Menschen seien, die griechisch sprechenden unabhängigen Zyprioten hingegen ruhig und besonnen. Er habe auch unter den Türken viele Freunde und Kollegen vor allem in Nikosia, das ja zweigeteilt ist, nur sei die Politik insgesamt schlecht und schuld daran, dass die Wiedervereinigung auf sich warten lässt.

Hier an der Marina ist schon den ganzen Samstag Partystimmung. Ich komme mit einem Ägypter ins Gespräch, der in Zypern als wegen seines christlichen Glaubens Verfolgter einen rechtmäßigen Asylstatus hat. Er erzählt, dass er so gerne seine Erfahrung als Tourister in Hurghada auch hier vor Ort als Fremdenführer anbieten würde, aber dafür habe er keine Erlaubnis. Auch auf Zypern leben inzwischen ein paar Tausend Asylanten, was der Taxler während unseres Smalltalk allerdings dementierte.

An frühe Startzeiten bei Marathons habe ich mich inzwischen gewöhnt – New Delhi 4 Uhr 30, Bahrain 6 Uhr. Daher sind 7 Uhr 30 in Limassol schon wieder fast als normal zu bezeichnen. Mein Appartement ist mit einem Küchenblock ausgestattet. Entlang der 28 Oktober Av. befinden sich viele kleine Lebensmittelgeschäfte. In einem polnischen Laden kaufe ich für die kommenden zwei Tage all das ein, was man als Selbstversorger so braucht.  Um 21 Euro, soviel hätte das zusätzlich verrechnete Frühstück ab 7 Uhr 30 im Chrielka gekostet, kaufe ich fast den ganzen Laden auf.   

 

Verlauf am Renntag

 

Vom Balkon meines Zimmers im letzten Stock habe ich einen schönen Blick auf die Bucht von Limassol – knapp vor 6 Uhr geht im Osten die Sonne auf – ich blicke im Bett liegend durch die Glasscheibe der Tür in das noch sanfte Gelbrot der sich aus dem Mittelmeer erhebenden Lebensspenderin unseres irdischen Daseins. Ein Anblick, den ich sonst nur von Kreuzfahrten auf den Weltmeeren kenne. All diese Momente sind nur dann selbstverständlich, wenn man sie nimmt, wie sie kommen. Es könnte aber genau anders sein, viele Zeitgenossen kommen nie oder nicht mehr zu solchen Eindrücken. Daher gebührt der Dank wohl dem eigenen bisherigen Lebensverlauf, für den man nie ganz alleine verantwortlich ist, sondern die Umstände eine gewichtige Bedeutung haben.

 

 

Um 6 Uhr 30 mache ich mich auf den Weg zum Startbereich. Es wird ein schöner Tag, allerdings kommt Wind aus östlicher Richtung auf.  Das merke ich, als ich die Uferpromenade entlang spaziere. Bei der Kleiderabgabe zupft mich jemand am Shirt, es ist Wim. Im nächsten Moment kommen auch schon Dayo und Toshinori dazu. Ein Foto ist schnell gemacht, um gegenüber dem Präsidenten John Wallace belegenzu können, am Marathon dabei gewesen zu sein – und diesen hoffentlich auch zu finishen.

Die Halbmarathonläuferinnen und -läufer sind an den grün unterlegten Startnummern gut erkennbar, unsere über die Volldistanz ist violett. Tempomacher werden für beide Bewerbe angeboten. Ob ich heute nach zwei Wochen Pause wegen der anhaltenden Probleme mit einem Außenband im rechten Knie wieder eine bessere Leistung bringen kann, wird sich im Verlaufe des Rennens zeigen. Der Pacemaker für 5 Stunden möge getrost hinter mir bleiben. Ich spaziere auf Motivsuche auf und ab, komme so zur unweit vom Start befindenden Ayia Napa Kathedrale aus dem späten 19. Jh., die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet ist und wo nun am Platz davor an Sonntagen ein Flohmarkt im Gange ist.

Der Platzsprecher gibt bekannt, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 40 Ländern inklusive Österreich heute am Start sein würden – ein Ziel wäre dann für mich, im Österreicher-Ranking nicht (wie leider allzu oft) Letzter zu werden.

Diesmal stelle ich mich ungewohnt weit nach vorne – die ersten 5 km will ich unter 6 Minuten laufen, daher gut wegkommen und auch so Bildmaterial in dichterer Abfolge sicherstellen. Der Bürgermeister hält eine Ansprache, er heißt alle hier im schönen Limassol mit seinen vielen Stränden am tiefblauen Mittelmeer herzlich willkommen. Ich stecke die Kamera weg, um zu applaudieren.  Dann wird runtergezählt „… pende, tessera, tria, dio, ena …as pame!“

Wir laufen die Molos-Promenade ca. einen  Kilometer in östliche Richtung – dem nationalbewussten Rumänen mit der Fahne, die er, solange er Kraft hat, mitschleppt, habe ich vor zwei Jahren sogar in Lissabon gesehen. Bin gespannt, ob sich heute wieder ein oder gleich mehrere Deutsche zu erkennen geben werden, wie dies immer vorkommt, wenn ich mit dem M4Y-Shirt unterwegs bin.

 

 

Nach ca. 800 m biegen wir knapp hinter dem Amphietheater von Molos am Ende des Parks in die für den Autoverkehr gesperrte 28. Okt. Av. ein, der Marathonkurs führt nach Westen. Ingrida eilt hinter mir einher und kann es nicht lassen, mich schon nach zwei Kilometern zu überholen  - sie geht ein „hohes“ Anfangstempo. 2001 bin ich im Training mit unserer Tochter Amanda Fünferzeiten gelaufen, Sechserzeiten – also 6 min/km, waren die reinste Erholung. Um wieder so fit zu werden, müsste ich mein Läuferleben umstellen – trainieren statt Läufe sammeln und dies wohl für einige Monate. Aber gerade jetzt, wo ich in Bälde beruflich die Kurve kratzen werde, eröffnen sich neue Dimensionen – in die eine oder andere Richtung. Man wird sehen.

Schon nach 2 ½ km befindet sich die erste Labe, ausgegeben werden Wasserflaschen. Beim Einkaufszentrum nahe dem Alten Hafen biegen wir in einen Kreisverkehr ein  – in Zypern herrscht übrigens Linksverkehr, ein Relikt, das auf den britischen Einfluss zurückgeht.  Es geht in nordwestliche Richtung weiter. Ingrida liegt schon 100 m vor mir, ich könnte sie einholen, halte mich aber zurück. Auffallend sind die zahlreichen orthodoxen Kirchen entlang der Rennstrecke. Gut möglich, dass auf dem Rückweg die eine oder andere Heilige Messe gefeiert werden.

Nach der Agiou Antoniou Kirche dreht der Streckenverlauf, es geht in südwestlicher Richtung weiter. Die 5 km erreiche ich nach knapp 29 min, das ist schon mal ein  guter Anfang. Der Wind aus dem Osten hat zweifellos das Seine dazu beigetragen – und wird auf dem Rückweg gewiss bremsen. Nun folgt ein Dreh in südliche Richtung, wir laufen bis zum neuen Hafen, der ein bedeutender Umschlagplatz für Wirtschaftsgüter aller Art ist.  Auf einer Nebenstraße verläuft die Marathonstrecke nun erneut in westliche Richtung weiter. Nach 8 km kommt uns der führende Kenianer Simon Kiprugut Kirui, der inzwischen 5 km vor uns liegt.

Nach einem weiteren Kreisverkehr geht es vorbei am großen EKZ MyMall nach Norden. Auf der rechten gegenüberliegenden Seite der vierspurigen gesperrten Vertical Port Road kommen uns nun laufend die schnelleren Läufer entgegen. Noch sind keine 10 km geschafft, aber die 4:15er-Gruppe holt mich nun ein. Mittendrin ein deutscher Kollege, der sich anbietet, mich zu knipsen. Danke nochmals für die Gefälligkeit – Foto bestens gelungen!

 

 

Knapp vor der 10 km-Messung kommt mir nun auf der Gegenseite auch Ingrida entgegen, sie winkt mir zu. Mit 60 Minuten für den Zehner passt meine zweite Zwischenzeit. Nun geht es den gleichen Weg zurück – von der Seite macht der Gegenwind weniger aus als frontal. Die 4:30 Pacer rücken auf der anderen Seite der Straße nach, bald folgt auch die 4:45er-Gruppe mit Dayo. Ich mit meinen 1,92 m biete dem Wind viel Angriffsfläche. Ich habe an diesen Stellen hart zu kämpfen und komme nur langsam vorwärts. Wim überholt mich bei der 13 km-Marke. Es geht zäh voran. Der Gottesdienst bei der Kirche des heiligen Antonius sollte mich eigentlich beflügeln, aber ich merke nichts. Blöd, dass immer wieder welche von hinten nachkommen und nun zu mir aufschließen. Eine deutsche Kollegin merkt an, dass „gestern das schönste Wetter war“. Stimmt, habe ich ja selbst so erlebt. Heute ist es abgesehen vom Wind eigentlich ja auch schön. Und jetzt gegen 9 Uhr spürt man auch schon die Wärme.

Auf der Höhe der Abzweigung in die Molos Promenade strömen nun zu unserer Rechten ununterbrochen die etwas langsamen Halbmarathonläuferinnen und -läufer in die lange Gerade hin zum Ziel. Die 15 km habe ich nach meiner Garmin in 1:34 geschafft, das ist für mich eine gute Zwischenzeit –nur ist der auf den ersten 10 km herausgelaufene Vorsprung längst wieder weg.

Die in der Beschreibung des Limassol-Marathons, des größten und bedeutendsten Laufsportereignisses in Zypern, beworbene Strecke hebt die zweite Etappe des Kurses besonders hervor – und dies mit Recht, denn wir laufen auf der breiten für den Verkehr gesperrten Schnellstraße entlang der Strandzonen, die zusätzlich von einem Rad- und Spazierweg gesäumt werden. Mir wird klar, warum so viele aus den kälteren Gebieten Europas hier überwintern bzw. wohnen. Zu unserer Linken werden auf riesigen Werbetafeln große Bauvorhaben angekündigt wie z.B. das Trilogy Seafront Projekt, in Strandnähe befinden sich bereits etliche renommierte und daher auch exquisite Hotelanlagen wie z.B. das Grand Hotel oder das Crown Plaza, an denen nun die Marathonstrecke vorbei führt.

 

 

Kurz vor Erreichen der Halbmarathondistanz rücken die 4:30er auf, ich bleibe kurz dran, mit 2:15 ist das Plansoll für mich aber vorerst erfüllt. Der Taxler wählte beim Hintransport gestern vom Flughafen nach Limassol die Zufahrt entlang der Marathonstrecke – mein erster Gedanke war, dass es hier zahlreiche Anstiege gibt, die Strecke also ziemlich wellig ist. Und genau dies bestätigt sich nun auch für uns Läufer, es geht einen langen Anstieg hinauf zu den sich abseits der Straße befindlichen Ausgrabungen und Ruinen des antiken Amathus.

Es zieht sich erneut, bis die 25 km geschafft sind.  Ein paar Zuschauer stehen entlang der Straße – „Well done, Anton“, ruft eine betagte britisch aussehende Dame mir zu. „Not really, but I try to do my best“. Woher kennt die bloß meinen Namen? Ach ja, steht ja vorne am M4Y-Shirt groß drauf. „He must be pretty confidential to expone his forename to the public…” mochte sich die Lady vielleicht gedacht haben. Für den Fall, dass ich wieder einmal als Letzter ins Ziel komme, wäre vielleicht eine Klebeetikette zum “Vertuschen” des Vornamens eine Art Selbstschutz oder?

Auf den folgenden 5 km bis zur Wende bei 30,5 km muss erneut ein langgezogener Anstieg bewältigt werden. Inzwischen haben mich auch die 4:45 eingeholt – und die 4:30er-Gruppe, inzwischen stark geschrumpft, kommt mir auf der Gegenseite entgegen – wie bald darauf auch Ingrida, die sich mittlerweile rund einen Kilometer Vorsprung erarbeitet hat. Wir winken uns zu, der Typ von gestern hat sich von ihr zumindest während des Marathons abgesetzt.

Die deutsche Kollegin, die mir vorhin das Wetter erklärte, ist ebenfalls auf dem Rückweg –mit von der Sonne geröteten Gesicht und etwas abgekämpft. Endlich kommt für mich die Wende – mit 3:26 würde auch die Zeit für sub 5 Stunden Laufzeit noch passen. Aber gerade als ich mich auf die Abwärtslaufpassage freue und darauf eingestellt bin, Tempo zu machen, meldet sich das rechte Knie wieder. Wenn ich jetzt noch bei der Labe stehenbleibe, ist es um mich geschehen. Mitleidig schaut mich ein geschätzt 75-jähriger Dauerurlauber vor einer Tankstelle an, wie ich das rechte Bein mehr nachziehe als trittfest einsetze. Ob es ihm genauso geht – aus Altersgründen, wenn er am Morgen beim Ukrainer das Milchpackerl holt?

Mit dem Trick, einen sehr kurzen Schritt anzusetzen und diesen langsam zu beschleunigen, gewöhnt sich die Extremität wieder an ihre Funktionserwartung. „Mens sana in copore sano“, lernten wir u.a. „in schola“. Ich kann wieder etwas Tempo aufnehmen und laufe auf einen  Polen auf, der von mehreren Radfahrern begleitet wird. Wir kommen ins Gespräch,  er erkennt sofort, dass etwas mit meinem Knie nicht stimmt und erläutert als gelernter Physiotherapeut, dass es eine einzige lange Sehne gebe, die vom Kreuz kommend bis zum Fußrücken geht. Diese müsste ich behandeln lassen.

Die Uhr zeigt bei 38,54 absolvierten Kilometern 4:32:44 Stunden an – eigentlich sollten fast 28 Minuten für ca. 3 ½ km reichen. Aber der Druck wird größer – der 5 h-Pacer nähert sich alleine von hinten. Ich kann ihn einige Zeit abwehren, indem ich das Tempo erhöhe, aber er bleibt dran. Nun bemerke ich, dass meine Uhr früher als die Markierung die Distanz angezeigt hat und die 41 km erst nach weiteren 350 m erreicht werden. Der Kurs ist AIMS-zertifiziert, genauer werden Marathonstrecken nicht vermessen. Aber von meinen gestrigen Spaziergang auf der Molos-Promenade weiß ich, dass dieser Abschnitt weit mehr als einen Kilometer beträgt. Die Uhr zeigt nach 41.33 km eine Zeit von 4:53:26 Stunden an – es wird sich nicht ganz ausgehen. Etwas frustriert lasse ich den Pacer auf dem letzten Kilometer ziehen. Er dürfte mit 4:59 noch sein Plansoll erreicht haben, mit 5:01:04 bleibe ich 65 Sekunden darüber.

 

 

Die Medaille ist schön – und nach Dubai und Dehli die dritte in meinem heurigen Marathonjahr, die man herzeigen kann – auch Carrara gehört dazu. Den Kleiderbeutel hat man inzwischen auf dem Boden abgelegt, es sind nur mehr zwei Dutzend zu sehen. Ich kehre in das Zielareal zurück, um beim Ausschank ein Carlsberg-Bier zu holen – zu essen gibt es nichts. Ich setze mich auf einen Stein und überlege mir ein passendes Foto für die Medaille – der Blick auf das Meer inspiriert. Noch immer trudeln Läuferinnen und Läufer ein, während die After-Marathon-Party in der Marina mit lauter Musik in vollem Gange ist. Dayo winkt rüber, sie prostet mir zu – und dürfte knapp hinter mir eingelaufen sein – Kompliment.

Als ich gegen 13 Uhr mich auf den Rückweg zum Hotel mache, werden bereits die Abbauarbeiten durchgeführt. Doch die Zeitnehmung ist auch nach 6 Stunden noch eingeschaltet. Als einer der Letzten kommt Clubmitglied Toshinori ins Ziel – als Jahrgang 1946 finisht er mit 6:18 und wird in der Altersgruppe der 70-Jähringen noch Dritter.

 

Mein Fazit:

 

Zypern ist so oder so immer ein Reise wert – besonders wenn in Mitteleuropa winterliche Bedingungen herrschen und man auf Schnee verzichten kann.  Der Limassol-Marathon ist bestens organisiert,  der AIMS-vermessene Kurs trotz einiger Anstiege auf der zweiten Hälfte als schnell zu bezeichnen, wenn der Gegenwind am Renntag nicht zu stark ausfällt und bremst. Die Versorgung mit Wasser in Trinkflaschen in kurzen Abständen und ab dem Halbmarathon auch mit Gels ist ebenso positiv zu bewerten wie die Kilometeranzeigen zur Orientierung.

Die Marathonstrecke bietet abschnittsweise ein herrliches Panorama der Küstenregion von Limassol, einem bedeutenden Badeort mit zahlreichen Viersternhotels und so einen bleibenden Eindruck dieser mittlerweile mit ca. 94.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Zyperns. Das Preis-/Leistungsverhältnis verbessert sich, je früher man sich für den Lauf registriert – auch mit 60 Euro in der dritten Tranche ist der Marathon nicht überteuert. Ländersammler können alternativ auf den etwas kostengünstigeren Lauf in Paphos ausweichen.

Insgesamt kann man den Marathon in Limassol empfehlen, meine ich.  


Siegerliste Männer:

1. Simon Kiprugut Kirui (KEN) – 2:18:27
2. Sehii Popov (UKR) – 2:34:23
3. Anatoliy Bondarenko (UKR) – 2:38:59

 

Ranking bei den Frauen:

1. Olivera Jevtic (SRB) – 2:44:26
2. Simeonova Radosveta (BGR) – 2:50:18
3. Olga Andrejeva (EST) – 2:59:16  

 

440 Finisher (353 Männer, 87 Frauen)

 

Informationen: Limassol Marathon
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