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Laufberichte

Ein Sommer der Superlative

 

Mitten in der Schweiz liegt Interlaken, zwischen dem Thunersee und dem Brienzersee. Ersteren bin ich am Freitag mit der Bahn entlang gefahren, nachdem ich in Bern umgestiegen war. Tief hängende Wolken, es sah gar nicht einladend aus. Regen auch bei den Kinderläufen am Nachmittag, die Wettervorhersage für den Samstag, den Renntag, den Tag des 22. Jungfrau-Marathons, war auch bescheiden. Ich reiste jedenfalls auch mit Laufzeug für niedrige Temperaturen an. Vor drei Wochen im Allgäu hatte es Nebel, Regen und 4 Grad auf 1.600m, morgen soll es bis auf 2.200m gehen. Ich bin gewarnt.

Ein schönes Städtchen dieses Interlaken, ich bin in einer Schweizer Top-Urlaubsdestination. Herrliches Wasser, noble Hotels, von den gerühmten Bergen ist wegen der Wolken nicht viel zu sehen. Zu den Besuchern aus aller Herren Länder gesellen sich dieses Wochenende tausende Läufer mit Anhang. 4.500 wollen den Marathon absolvieren, 24% davon Frauen.

Marathonmesse am Freitag im Zelt vor dem Victoria-Hotel. Es gibt Laufutensilien zu kaufen, außerdem machen einige andere Marathons mit einem Messestand Stimmung für ihren Bewerb: Rennsteig, Salzburg, Brixen, Zermatt….  Im Zelt herrscht geschäftiges Treiben, draußen ist es etwas ungemütlich. Zum Glück für die jungen LäuferInnen regnet es nicht stark. Den ganz Kleinen scheint der Regen gar nichts auszumachen, zu aufregend ist so ein Rennen.

Die Startnummer mit Zeitnehmung bekomme ich ohne lange warten zu müssen. Dabei ist auch ein Gutschein für eine Portion Pasta. Getränk kann man sich dazu kaufen, auch für Live-Musik ist gesorgt.

Samstag ist Renntag: Was für eine Freude, als ich frühmorgens wolkenfreie Stellen am Himmel erkenne. Je besser das Licht, umso besser werden die Fotos von unterwegs. Das Hotel bietet heute wegen des Marathons das Frühstück schon eine Stunde früher an als sonst üblich, sehr aufmerksam. Zur Not könnte man sich auch selbst versorgen, die Lebensmittelgeschäfte haben großzügige Öffnungszeiten. Als ich mich die paar hundert Meter auf den Weg zum Start mache, sind da schon viele unterwegs. Es ist noch recht frisch, ich will kurz/kurz starten. Langärmeliges Shirt, Jacke, Haube und Reservekamera habe ich im Rucksack umgeschnallt. Schließlich ist der Höhenunterschied zwischen Start und Ziel gewaltig. In den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen.

Ich treffe gleich einmal eine Gruppe Landsleute, die habe ich erst vor zwei Wochen beim Linzer Bergmarathon kennen gelernt. Sie haben sich da den Ultra-Marathon in 2er-Staffeln geteilt. Wenig später begegnen mir: Christina, Maria, Kurt und Alois. Sie alle kennen das Gefühl, am Siegespodest zu stehen. Ich im Gegensatz dazu bin schon froh, wenn ich mit den Cut-Off-Zeiten keine Probleme bekomme. Denn wer nach 4h10 nicht in Wengen (km 30,3) gewesen ist oder nach 5h35 bei der Abzweigung Wixi (km37,9) kommt nicht mehr in die Wertung. Dann war der ganze Aufwand vergebens.

Aussagekräftig ist die Startnummer: Wessen Nummer orange ist, wohnt in der Gegend, die mit einer roten Nummer sind sehr schnell und die mit der goldenen waren, seit es den Jungfrau-Marathon gibt, mindestens 20 Mal im Ziel. Ich habe eine blaue Nummer, wie die meisten.

Kleiderbeutelabgabe eine halbe Stunde vor dem Start, es ist deutlich wärmer geworden. In der Startaufstellung komme ich mit dem 5h30-Schrittmacher ins Gespräch. Er läuft hier heuer zum 9. Mal, immer bei Sonnenschein. Ganz Europa und Umgebung ist am Start, wie ich dem babylonischen Sprachengewirr entnehmen kann.

Der Startknall erfolgt um 9 Uhr. Nach 2min überquere ich die Startlinie. Zu Beginn laufen wir eine Runde durch Interlaken, so bekommen wir die Sonne von jeder Seite. Nach etwa 3km sind wir wieder an der Startlinie beim Jungfrau Victoria. Vorbei am Grand Hotel Beau Rivage und Bahnhof Ost laufen wir raus aus dem Ort. Schön flach geht es dahin, es herrscht ideales Laufwetter: sonnig und kühl. Bald schon gibt es das erste Mal flüssige Wettkampfverpflegung.

Nach km6 überqueren wir erstmalig die Lütschine. Dieser Fluss kommt aus den Bergen wird bald in den Brienzersee münden, einem 14km langem Alpensee. Für ein, zwei Minuten laufen wir in Bönigen dem Ufer entlang, angefeuert von Anwohnern und einer fröhlich aufspielenden Blasmusikkapelle. Flach geht es weiter, dennoch flussaufwärts, mir wird warm. Treicheln und Glocken werden geschwenkt, ein lautes Hobby, weit verbreitet in der Schweiz bei Sportveranstaltungen.

Bei km8 kommen wir in den Schatten eines Berges, noch steht die Sonne nicht hoch genug. Sofort wird es kühler, das schadet gar nicht. Auf einer alten, überdachten Holzbrücke überqueren wir die Lütschine und laufen nun am linken Flussufer entlang. Unter Hochspannungsleitungen sind Stahlseile mit vielen orange-farbenen Wimpeln gespannt. Die sollen wohl Gleitschirmpiloten warnen, die auf der Schynige Platte gestartet sind.

Die nächste Labe bei km10, Wilderswil liegt noch im Schatten, die Helfer und Zuseher sind warm angezogen, ebenso die Akteure der Musikkapelle. Eine knappe Stunde bis hierher, auf einer kleineren überdachten Holzbrücke (erbaut 1738) nun wieder über den Fluss.

War es bisher nicht anders als bei einem City-Marathon, machen wir nun die ersten nennenswerten Höhenmeter im Schatten, als Einstimmung auf Kommendes. Es geht unter der Zahnradbahn, die auf die Schynige Platte führt, durch. Bei km11 sind wir wieder in der Sonne, weiter den Fluss rauf. Es kühles Lüftlein weht durch das Tal. Der Weg geht wellig weiter und ermöglicht wunderbares, entspanntes Laufen.

Kurz vor Zweilütschinen, km15, wird die Strecke wieder breiter. An diesem Bahnhof kommen die Linien aus Grindelwald und Lauterbrunnen zusammen. Ebenso vereinen sich hier die Weisse Lütschine und die Schwarze Lütschine aus Grindelwald. Live-Musik und eine komplette Labestelle stehen uns zur Verfügung.

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Informationen: Jungfrau-Marathon
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