marathon4you.de

 

Laufberichte

Merhaba İstanbul

11.11.12

Es ist halb neun und wir stehen in Asien auf der Autobahn Richtung Europa. Der Istanbul-Marathon ist weltweit der einzige, der durch zwei Kontinente führt. Wobei die Verteilung etwas ungleichmäßig ist: Geschätzte zwei Kilometer in Asien liegen vor uns. Dann sind wir schon wieder in Europa. Das Wetter ist schön, es ist nicht zu kalt, ca.16 Grad, und alles läuft bisher reibungslos ab.

Der Termin des Marathons im Spätherbst schwankt zwischen Oktober und November. Diesmal liegt er relativ spät, aber somit ideal, um nach dem letzten Herbstmarathon in Deutschland noch mal in wärmere Gefilde zu reisen. Eine Woche vorher betrug die Temperatur noch 25 Grad. Aber es regnet auch öfters. Außerdem ist Istanbul seit Jahren auf den Reiseseiten der Zeitungen vertreten: Hier schlägt das Herz der modernen Türkei. Hier gibt es ein enormes Wirtschaftswachstum, Filmindustrie, Kultur... Da muss man natürlich mal hin und wie immer mit einem Marathon kombiniert. Eine Kollegin meint, dass man auch eine Städtereise ohne Marathon machen kann - komische Einstellung.

Die Anreise ist bequem: Aus München gehen täglich mehrere Flüge nach Istanbul. Mit an Bord eine ausgelassene Gruppe Niederbayern. Kein Kegelclub, wie zunächst vermutet, sondern ebenfalls Läuferinnen und Läufer.

Es gibt über 1000 Hotels, viele davon im Stadtteil Sultanahmet, dem Herzen des antiken Konstantinopel, auf einer Halbinsel zwischen Marmarameer und dem Goldenen Horn gelegen. Wir haben ein nettes kleines Hotel in einer Straße gefunden, in der auch noch Holzhäuser stehen. Zuerst schauen uns erst einmal die Hagia Sophia an, als Kirche gebaut, zur Moschee umgewidmet und jetzt Museum. Hier treffen Mosaiken mit Heiligen und arabische Verzierungen aufeinander.

Am nächsten Tag geht es zum Congress Centrum zur Abholung der Startunterlagen. Wir sparen uns die Busfahrt und steigen den Weg auf den Hügel zu Fuß empor. Im dritten Untergeschoss ist die Marathonmesse untergebracht. Es gibt nur einige Sportartikelanbieter, dafür aber auch Sportgeräte, Gewürze und Stände mit Uhren und Haushaltsgegenständen. Am kleinen Schalter für die Startnummernausgabe ist viel los. Besagte bayerische Laufgruppe ist zufälligerweise auch hier. Zu den Startunterlagen erhalten die Teilnehmer einen festen Umhängesack und ein Sporthemd. Außerdem gibt es eine all-you-can-eat-Pastaparty.

Bevor es richtig losgeht, machen wir noch einen Abstecher auf die asiatische Seite der Stadt. Ein türkischstämmiger Geschäftspartner hat mir einige Insidertipps gegeben: In Kadiköy gibt es eine Einkaufgegend auf der Halbinsel Moda mit vielen Kneipen. Dorthin fährt auch eine kleine Straßenbahn. Weiter am Meer entlang kommt man in eine sehr teure und schöne Wohngegend: Die Bagdhad-Straße, an der sich über mehrere Kilometer ein Ladenlokal an das andere reiht und alle  Luxuslabels vertreten sind  - sollte man sich mal angesehen haben. Ich hätte ja hier die Marathonstrecke beginnen lassen, aber wahrscheinlich wäre sie dann nicht mehr bestenlistenfähig, da Start und Ziel zu weit auseiander lägen. Auf jeden Fall waren wir zu viel auf den Beinen, ich habe Muskelkater.

Samstag dann noch eine Schiffstour auf dem Bosporus bei Regen, um die Beine zu schonen, dann ist endlich Sonntag. 7:00 Uhr: Von der  Altstadt holt uns eine Vielzahl grüner Stadtbusse ab, um uns zur Mautstelle hinter der Bosporus-Hängebrücke zu bringen. Schöne Morgensonne. Sollte ich noch erwähnen, dass gerade in meinem Bus wieder eine bayerische Läufergruppe für Stimmung sorgt?

Der Startbereich auf der sechsspurigen Straße ist ausreichend groß: Links die 15- und 8-km-, rechts die Marathonläufer. Es gibt keine Startblöcke, mit 2.500 Marathon-Teilnehmern ist das Feld anscheinend überschaubar. Extra für den Lauf wurden sogar die Leitplanken an einigen Stellen abgeschraubt. Die Kleidersäcke kann man bis 30 Minuten vor dem Start abgeben.

Nachdem der Sprecher die vertretenen Nationen in ihrer jeweiligen Landessprache begrüßt hat, geht es pünktlich um neun ohne großes Tamtam los. Leider habe ich nicht so richtig Zeit, die Bosporusbrücke zu genießen, wir müssen erst unser Tempo finden. Auf dem ersten Pylon sieht man in 170 Metern Höhe einige Menschen. Es sind Reporter, die schöne Bilder für die Zeitungen und das Fernsehen machen. Die Brücke ist der große Stolz der Bewohner Istanbuls. Von der Altstadt  aus  wirkt die Fahrbahn sehr filigran. Nachts sind die Halteseile beleuchtet. An einem Abend wurde sogar eine Art Lightshow in Blau und Rot veranstaltet.

Wir laufen jetzt  64 Metern über dem Meer. Die Brücke wurde 1973 eröffnet und bekam im Jahr 1988 noch eine Schwester, die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke,  fünf Kilometer entfernt, die man jetzt rechter Hand sehen kann. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir durch die Krümmung der Brücke die ersten 15 Höhenmeter zurücklegen.

Nach der Brücke kommt bald eine Ausfahrt, über die wir nach einem kleinen Zwischenanstieg bergab Richtung Bosporus-Küste laufen. Nicht nur diese Straße ist mit Bildern von Mustafa Kemal  Atatürk geschmückt,  Begründer der modernen  Türkei und erster Präsident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik. Am Samstag, 10.11., war sein 73. Todestag, der um 9:05 Uhr mit Sirenengeheul und einer Schweigeminute auch beim Frühstück in unserm Hotel begangen wurde. Die Türken sind sehr stolz auf ihr Land und man sieht sehr viele türkische Fahnen.

123
 
 

Informationen: Istanbul Marathon
Veranstalter-WebsiteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner
 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024