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Laufberichte

„Hauptsach, gudd gess!“

18.09.11

Fotos: Kay Spamer und Natascha Sambach

Meine Tochter hat Semesterferien und ein neues Hobby. Kochen - und das extrem. Jeden Tag steht sie stundenlang in der Küche backt, dünstet, röstet, dörrt und brutzelt. Alles wird ausprobiert und wir sind die Versuchskaninchen. Nicht dass es nicht schmecken würde, ganz im Gegenteil.

Liebe geht durch den Magen, aber leider auch auf die Hüften. Daher, was zu viel ist, ist zu viel. Also müssen wir heute völlig spontan einen Marathon einschieben um die zusätzlichen Kalorien wieder abzutrainieren. Als Kay den Vorschlag Gourmet-Marathon in Saarbrücken macht, ist selbst meine Tochter zu begeistern. Nicht als Läuferin (denn leider gibt es dort keine 10 Kilometerstrecke) aber wegen des Rahmenprogramms, das sich rund um den Marathon abspielt.

Am Tblisser Platz vor dem Staatstheater liegt alles direkt beieinander: Der  Start- und Zielbereich, das Zelt für die Nachmelder und der Jahrmarkt der ungeahnt kulinarischen Möglichkeiten. Schon vor dem Start zieht es mich zum Weinstand, Kay zum Tiroler Speck. Wir freunden uns mit dem „inneren Schweinehund“ an. Das kann ich übrigens nur jedem empfehlen.

Wie bei einem Vier-Gänge-Menü teilen wir uns den Marathon ein - sozusagen  ein Menü für Läufer

Es ist angerichtet. Der Startschuss fällt. Mehr als 2000 Starter haben sich zum Essen eingeladen. Manchen reicht aber auch schon die Vorspeise: Beim Marathon wird die Strecke vier Mal, beim Halbmarathon zwei Mal gelaufen. Bei der Team-Staffel läuft jedes Mitglied des 4er Teams den Rundkurs einmal. Der Mini-Marathon wird auf einer Teilstrecke absolviert –  das bekommen wir aber nicht mehr mit. Die Serviette binden wir uns in Form der Startnummer um den Bauch. Eine Tischordnung gibt es nicht, dafür aber Pace-Maker und so stellen wir uns bei dem Mann mit dem 4:00h-Ballon auf, denn wir wollen das Menü ja schließlich genießen.

In der ersten Runde sind wir noch frisch, leicht und erquickt, wie ein Digestif aus Prosecco mit einer Hibiskus Blüte. O.k. in der Realität gab es an der ersten Verpflegung nur das übliche: Isodrinks, Cola aber auch stilbewusst ein anspruchsvolles Premium- Wasser;  ein Spitzenmineralwasser mit einem eigenständigen Geschmack, der perfekt zu den Bananen, Orangen und Müsliriegeln am Stand korrespondiert und somit ein idealer Begleiter des gepflegten Laufes ist.   Die Verpflegung ist das Buffet für alle Sinne. Ein „all you can eat“ Buffet.

Die Temperaturen liegen heute bei ca. 14 bis 17°C, optimal für einen Rotwein und zum Laufen. Die erste Runde haben wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Da die Wechselzone der Team-Staffeln direkt an der Zielgeraden beginnt, ist genau an diesem Bereich so richtig was los. Ein Moderator heizt den Zuschauern ein. Ein zweites Mal begeben wir uns nach dem Durchlaufen des Startbereiches "Am Stadtgraben", auf die Strecke. Wieder geht es über die Wilhelm-Heinrich-Brücke in die Franz-Josef-Röder-Straße, irgendwann wieder vorbei am Landtag.  Immer wieder Begegnungsstrecken. Schön, mal in die Läufergesichter zu blicken und nicht immer nur auf ihre Hinterteile.

Weiter geht’s, entlang der Saar. Kay ist begeistert von der Graffiti-Mauer und muss immer wieder zu mir heran laufen, da er wie sonst auch, alles fotografisch festhält.   Weiter geht’s in Richtung St. Arnual.  Die barocke Ludwigskirche von 1775 und Wahrzeichen von Saarbrücken, wird tangiert. Die Strecke führt uns nun durch die Fußgängerzone. In den meisten deutschen Städten befinden sich die Kathedralen des Konsums in den Fußgängerzonen. Wir haben mittlerweile einige Städte gesehen und stellen fest: Die Deutschen sind ein Volk hypochondrischer, koffeinsüchtiger Schuhfetischisten. Denn jeder zweite Laden ist eine Apotheke und jeder dritte ein Schuhgeschäft, dazwischen Stehausschänke mit „Coffee2Go“. Strategisch auch immer gut gelegen, sind die vielen Wurst- und Dönerbuden oder das Gasthaus zur „Goldenen Schwalbe“.

In einer Fußgängerzone ist die Gefahr einer Hungersnot im Ansatz gebannt. Niemand muss lange laufen, bevor er sich verproviantieren kann. Die Laufstrecke ist zum Glück mit Drängelgitter abgesperrt, auch wenn heute, bedingt durch nasskaltes Wetter und den nicht verkaufsoffenen Sonntag, die Fußgängerzone nicht unbedingt aus allen Nähten platzt. Die Strecke führt uns über den St. Johanner Markt und den Staden, als uns plötzlich ein satter Regenguss überrascht. Vor uns schreit jemand: „Wer hat das Wetter bestellt?“. Ja, das frage ich mich auch.

Eigentlich bin ich auch schon satt und habe wirklich so gar keine Lust mehr zu laufen; und dann auch noch dieser Regen. Ich steigere mich richtig rein. „Wir werden krank“.  „Haben wir dieses Jahr nicht schon genügend Marathons gelaufen?“. Der beste Satz: „In der nächsten Runde höre ich auf“.

 Dazu kommt es aber nicht mehr, denn mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne blitzt sogar kurzzeitig hervor. O.k., dann laufen wir halt weiter. Alles eine Frage der Disziplin. So ganz langsam bekomme ich wieder Spaß am Laufen. Auch weil es Kay wieder besser geht. Wieder geht es entlang der Saar und zurück zum Start-und Zielbereich. Auf jeder Runde erwarten uns drei Läufer-Buffets.

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Informationen: Gourmet-Marathon Saarbrücken
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