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Laufberichte

Jede Runde ein Gummi

17.04.11

Ums Leben laufen: Schritt für Schritt eine unheilbare Krankheit besiegen

 

Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose (CF) genannt, ist eine unheilbare Erbkrankheit. Noch vor 30 Jahren erlebte nur einer von 100 Betroffenen seinen  18 Geburtstag. Heute sind es fast die Hälfte. Die Lebenserwartung der Betroffenen beträgt 50 Jahre. Kennzeichen der Krankheit sind quälender Husten, Verdauungsstörungen und chronisches Untergewicht. In den Organen wie Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse wird zäher Schleim produziert. Nur die Symptome können behandelt werden. Am Ende fehlt den Patienten buchstäblich die Kraft zum Atmen.

Der Mukoviszidose e.V. veranstaltet einige Events im Jahr, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Außerdem werden dringend Spendengelder benötigt. Nur durch Forschung können neue Therapien und wirksamere Medikamente entwickelt werden, um den Patienten besser helfen zu können.

Im Jahre 1999 wurde der Ditzinger Lebenslauf ins Leben gerufen. Mit 700 Läufern konnten damals 30.000 Euro eingenommen werden. Bis zum letzten Jahr belief sich die Spendensumme auf insgesamt 979.500 Euro. Der Lauf wird als offene Jogging-Veranstaltung gesehen. Im Stadtpark im schwäbischen Ditzingen und drum herum wird eine 2 km Runde sowie eine 1,5 km Erweiterung abgesteckt. Jeder kann laufen, soviel und solange er will. Viele Schulen und Firmen schicken schon seit Jahren Läufergruppen an den Start. Marco Henrichs, ein Triathlet, hat angekündigt, 100 km zu laufen. Es gibt keine Startgebühr. Dafür soll jeder Läufer Sponsoren suchen, die für die gelaufenen Kilometer eine Spende machen.

Da im letzten Jahr 3.500 Läufer dabei waren, wird empfohlen, einen Sammelparkplatz im Industriegebiet anzufahren. Ein kostenloser Busshuttle bringt die Läufer zum Schulgelände. Das Herz des Laufes ist das Schulzentrum Glemsaue in Ditzingen. Dort ist Start und Ziel, Live- Musik, Massage, Aufwärmgymnastik, Grill und Kuchen für die Besucher, Startunterlagen, Information und Toiletten.

Da über Ditzingen (ca 10 km von Stuttgart, mit eigener Autobahnausfahrt) im Sommer letzten Jahres eine verheerende Überschwemmung hereingebrochen ist, bei der der ganze Stadtkern einschließlich Schulzentrum und noch einige andere wichtige Einrichtungen unter Wasser standen, gibt es in diesem Jahr keine Duschmöglichkeit.

Norbert (mein Mann), Kathi (eine Lauffreundin) und ich machen uns gleich mit der ersten Startgruppe um 8.30 Uhr auf den Weg. Es ist noch frisch, so um die 6 °C. Nachdem wir das Schulgelände verlassen haben führt unser Weg malerisch am Bächlein Glems entlang. Der Rindenmulch, mit dem die Strecke hier präpariert ist, füllt nur langsam die Schuhe, so dass wir noch unbeschwert laufen können. Nach den Tennisplätzen geht es links über eine Brücke auf die Erweiterungsstrecke. Die Läufer, welche die kurze Variante wählen, laufen hier geradeaus.

Es folgt in einer Schleife um ein paar Schrebergärten ein kurzer Feldweg, der gleich wieder auf die Straße mündet. Jetzt geht es auf die Felder. Nanu, wieso geht es hier bergauf? Wir haben einen freien Blick auf die ersten Häuser des Ortsteils Hirschlanden, wo ich geboren bin. (Ja, ich bin eine Eingeborene und auch mein Mann hat als Kind in Ditzingen gewohnt.)

Nach der Steigung kommt naturgemäß das Gefälle. Leider muss man hier ganz schön aufpassen, weil die Straße voller Schlaglöcher ist. Wir landen auf dem Hof der Gärtnerei Beiermeister, um dann die untere Glemstalstraße entlang wieder Richtung Schulzentrum zu laufen. Hier stehen Streckenposten, die jedem Läufer im vorbeilaufen einen farbiges Gummiband ans Handgelenk fädeln. Anhand dieser Gummis werden am Ende die gelaufenen Kilometer ermittelt.
Die Strecke ist halbseitig für die Läufer gesperrt, viel Verkehr gibt es hier aber eh nicht. Bald vereinigen sich auch die Läufer der kurzen Strecke wieder mit uns. Bevor wir die Gröninger Str. erreichen, führt die Strecke auf dem Fußweg weiter. Es gibt wieder ein Gummiband, und gerade wird auch noch eine Getränkestation aufgebaut.

Nach einem Schlenker auf  Rindenmulch im Stadtpark haben wir das Sportgelände des Schulzentrums erreicht. Über die Tartanbahn und hinten an der Schule vorbei, schon hört man  Musik, den Sprecher und Startschüsse.

Wir sind einmal rum. Das Ziel lassen wir rechts liegen. Jetzt kommt das riesige Verpflegungszelt. Nach zwei weiteren Runden sichten wir das Angebot: Äpfel und Bananen lassen wir noch liegen. Mineralwasser, Apfelsaftschorle, stilles Wasser und diverse Iso-und Vitamingetränk stehen zur Auswahl. Frisch gestärkt machen wir uns auf weitere Runden.

Langsam wird es voll. Man muss sich sehr konzentrieren, um an den vielen langsamen Läufern und Gehern vorbeizukommen. An den „Stockgehern“ unfallfrei vorbeizukommen ist schwierig. Und wenn dann auch noch zwei Kinderwagen nebeneinander unterwegs sind, ist ganz Schluss. Da ich eh schon müde bin, veranlasse ich auch Norbert zum Gehen. Richtig machen es die Läufer, die eine Pause machen bis wieder Platz ist. Ich kann das leider gar nicht, da komme ich nie wieder hoch.

Die Stimmung auf der Strecke ist einzigartig. Alle sind gut gelaunt, gefühlt sind die Hälfte der Läufer Kinder. Die sind total motiviert und richtig stolz, noch eine Runde zu schaffen. Kein Vergleich mit den Kinderläufen, bei denen einer gewinnt und halt auch mal Tränen fließen. Hier hat jeder gewonnen.

Wir hatten uns vorgenommen,  48 km zu laufen. Als wir nach mehrmaligem Nachrechnen der Meinung sind,  dass es jetzt reicht, laufen wir durchs Ziel. Ein super freundlicher Helfer zählt unsere Gummis: wir haben 14 Runden geschafft, das sind 49 km. Blöd, ich habe heute meinem 48. Geburtstag und wollte nur 48 km laufen.

Auch unsere Kinder mit ihrer Gruppe sind über sich hinausgewachsen. Jeder hat sein Ziel übertroffen. Und Kathi hat Ihre angestrebten 30 km geschafft. Nur Marco Henrichs konnte sein Ziel nicht erreichen. Nachdem er uns am Anfang zweimal überrundet hat und um 11 Uhr bereits bei 50 km war, hat er bei 60 km plötzlich Fußbeschwerden bekommen. Als wir ihn nochmal gesehen haben, sah das nicht mehr gut aus. Trotzdem ist er bis zum Schluss um 16 Uhr dann insgesamt 80 km gelaufen. Hochachtung.

4.300 Teilnehmer sind 51 000 km gelaufen.

Mit den gesammelten Sponsorengeldern werden lt.Stuttgarter Zeitung unter Berufung auf Manfred Schröder, Landesvorsitzende Mukoviszidose eV, eine halbe Arztstelle am Olgohospital Stuttgart und eine mobile Physiotherapeutin finanziert.

 

 

 

 

Informationen: Ditzinger Lebenslauf
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