Zum siebten Male wurde heuer der Voralpenmarathon in Kempten im Oberallgäu ausgetragen. Wobei die Bezeichnung Marathon genau genommen ein Etiketten-Schwindel ist, handelt es sich doch mit 45,3 km Streckenlänge um einen waschechten Ultramarathon.
Der Tag begann mit einer Schrecksekunde. Mein Plan war, um 4 Uhr aufzustehen, um mit einem gemütlichen Frühstück den Tag langsam beginnen zu können. Stattdessen versagte der Wecker seinen Dienst und ich habe über eine Stunde länger friedlich geschlafen, ehe mich meine Frau weckte.
Jetzt hieß es rasch raus aus den Federn und rein in die Klamotten. Ungefrühstückt, aber mit einem Kaffee in der Hand, der dank Zeitschaltuhr bereits fertig war, ging es auf die Reise. Mein Mitfahrer Peter wartete bereits sehnsüchtig an unserem Treffpunkt, den ich mit einer halben Stunde Verspätung erreichte.
Die zwei Stunden Fahrt verliefen ohne Zwischenfälle und so erreichten wir, dank vorher eingeplantem großzügigen Puffer, rechtzeitig um kurz vor acht Uhr das Cambomare in Kempten. Die Startnummernausgabe erfolgte problemlos in einem Zelt, das vor dem Freizeitbad aufgebaut war. Kaum wieder draußen begegneten, wir Daniel Steiner, der ebenfalls von diesem Lauf berichtet. Wir unterhielten uns eine Zeitlang über dies und jenes, meistens natürlich übers Laufen, als ein weiterer bekannter Hund der Läuferszene sich zu uns gesellte: Erwin Bittel. Nach einem kurzen Plausch gingen wir ins Umkleidezelt und wappneten uns für diesen Lauf.
Die Zeit bis zum Start um 9 Uhr verging wie im Fluge. Die Bürgermeisterin von Kempten richtete noch ein paar Worte an uns, ehe sie die letzten Sekunden bis zum Startschuss herunterzählte. Ihr war es aber nicht vergönnt, bis zur Null runterzuzählen, denn der Schuss fiel bereits bei „sechs“.
Die Meute an Läufern setzte sich in Bewegung und dank der breiten Straße zu Beginn ging es ohne Staus und Behinderungen voran. Neben den Läufern, die den langen Kanten bewältigten wollten, gab es noch jene, die sich der 2/3-Distanz über 28 Kilometern annahmen. Eine Marathon-Staffel mit jeweils 3 bis 10 Läufern wurde ebenfalls angeboten. Der Einsatz der Läufer sowie die Wechselpunkte waren frei wählbar. Einige Familien nutzten diese Gelegenheit, um mit Kind und Kegel zu laufen. Der Nachwuchs wurde auf den letzten Metern bis ins Ziel eingesetzt, was sichtlich Spaß machte.
Ich fotografierte das vorbeihuschende Läuferfeld und reihte mich am Schluss ein, wo ich gleich einen weiteren Bekannten, Thomas Schmidtkonz, traf. Er nahm diesen Lauf als Vorbereitung für die Tour de Tirol in Angriff. Kurz darauf passierte ich Erwin mit seinem typischen Crocodile Dundee Hut, der wieder mit seinem Team Bittel und Kamera unterwegs war.
Die ersten vier Kilometer waren nahezu flach und ideal zum Einrollen und Warmwerden. Nach der ersten von elf Verpflegungsstellen wartete auch die erste ernstzunehmende Steigung auf uns. Liefen wir bisher auf Asphalt, so wurden wir jetzt über einen Wiesenweg als Single-Trail und einer schmalen Brücke geleitet. Der Laufuntergrund bestand nun aus Wurzwerk und Steinen und man musste jeden seiner Laufschritte sorgfältig setzen um nicht ins Straucheln zu geraten.
In Wiggensbach, wo scheinbar die gesamte Bevölkerung dieses kleinen Weilers uns erwartete und anfeuerte, konnten wir ein zweites Mal verpflegen, bevor uns ein knackiger Anstieg bevorstand. Durch einen steilen Hohlweg erreichten wir die Anhöhe des Blenders. Nach einem Höhenpfad erreichten wir talabwärts, zunächst auf einem ausgewaschenen Feldweg und anschließend einer Teerstraße, den Verpflegungspunkt an der Pflaumenmühle.
Wieder aufwärts laufend kamen wir in Eschbach zur Marathon-Weiche wo sich die 2/3-Marathon-Läufer verabschiedeten. Und meine Kamera verabschiedete sich ebenfalls. Standen beim Packen am Vortag die Anzeigen noch auf Full Power, ging jetzt plötzlich gar nichts mehr. Alle Versuche, der Kamera wieder Leben einzuhauen blieben erfolglos, was bei dem herrlichen Voralpenland natürlich jammerschade war.