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19.07.09

Autor: Werner Kerkenbusch

Jetzt kenne ich die Runde und freue mich bereits wieder auf die ruhigen Waldwege. Hier ist wahrscheinlich  auch Dr. van Aaken mit seinen Laufpionieren gelaufen und damals von vielen belächelt worden. Er begründete ja auch mit der  IGÄL, die Interessengemeinschaft älterer Langstreckenläufer, denn über 40jährige Läufer waren damals bei Laufveranstaltungen nicht vorgesehen und niemand nahm ihre Interessen wahr. Altersklassenwertungen gab es noch gar nicht. Wie schön, dass sich das geändert hat.

Ich gehe diesen Lauf heute erst einmal etwas vorsichtig an, denn Rückenbeschwerden haben mich fast drei Monate zur Wettkampfpause gezwungen. Dies ist jetzt für mich nicht der Lauf, um ständig nach der Zeit zu schielen, sondern ihn in guter Verfassung zu beenden. Mit einer Sollzeit von 5:30 besteht ja auch kein Zeitdruck. Am Ende der zweiten Runde ist dann auch schon die Halbmarathonmarke erreicht. Mit 1:58 bin ich zufrieden. Die Staffelläufer wechseln hier im Stadion das Startnummernband und der neue Läufer saust voller Elan los. Meine Frau macht wieder Fotos und die Fans feuern mich an.

Wieder verlassen wir das Stadion und es läuft noch gut bei mir. Mein Lauffreund Helmut Benninghoff  hatte sich als Ersatzmann für die Bergheider Staffeln bereitgehalten. Da seine Dienste nicht benötigt werden, läuft er nun zu meiner Unterstützung mit, um so doch noch sein Sonntagstraining zu absolvieren. Auch Heinz Schöndelen vom SC Waldniel läuft schon eine Weile neben mir und wir kommen ins Gespräch. Er läuft heute hier seinen zweiten Marathon und möchte gerne eine neue Bestzeit aufstellen. Als Einheimischer wird er immer wieder erkannt und angefeuert.  Mit munteren Gesprächen lenken wir uns ab, und die Kilometer schmelzen dahin.

Die Helfer an den Verpflegungsposten sind sehr freundlich und geben zu den Getränken noch aufmunternde Worte. Es sind wahrscheinlich zum großen Teil selbst Läufer oder deren Angehörige. Die Läufer von Athletik Waldniel sind mir schon bei einigen Laufveranstaltungen in ihren pinkgestreiften Trikots aufgefallen. Der Verein besteht nun auch schon seit 20 Jahren und ist sehr aktiv. Jetzt hat er sich mit dieser Marathonveranstaltung wieder ein ehrgeiziges Projekt vorgenommen.

Neben dem Lauf gibt es auch im Stadion eine Sonderausstellung zu Dr. van Aaken, ein Bühnenprogramm, Moderation und für die Kinder eine Hüpfburg. Im Vorfeld wurden auch zur Vorbereitung regelmäßig  30KM Läufe vom Verein in verschiedenen Tempogruppen angeboten. Also ein gutes Konzept für einen kleinen Verein mit knapp 100 Mitgliedern bei einer solchen Premiere.

Inzwischen sind auch einige Radfahrer und Spaziergänger auf der Strecke doch machen sie uns Läufern respektvoll Platz. An den Straßen fahren die Autofahrer ebenfalls verhalten und ich muss an das tragische Schicksal des Laufdoktors denken. Bei einem abendlichen Trainingslauf wurde er von einem Auto angefahren und so schwer verletzt, dass ihm beide Beine amputiert werden mussten. Was für ein schrecklicher Schicksalsschlag für einen aktiven Läufer. Doch auch im Leben war er ein zäher Kämpfer. Er schrieb noch anschließend eine Reihe Bücher, hielt zahllose Vorträge und organisierte vor allem Frauenläufe über die Marathonstrecke und  100 Meilen. Zu Recht wurde er zum Ehrenbürger in Waldniel ernannt und mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

An den Verpflegungsstellen gibt es nun noch zusätzlich Cola, Bananenstücke und Powernahrung. Im Stadion werde ich vom Moderator aufgerufen und meine Frau gibt mir einen freundlichen Klaps für die letzte Runde. 

Die ersten Läufer haben bereits das Ziel erreicht aber wir kämpfen noch mit der Strecke. Die Kilometerzeiten sind etwas schlechter geworden und die Gespräche spärlicher, aber wir drei sind immer noch zusammen und motivieren  uns gegenseitig.

Wieder geht es in den Wald und unter der Autobahn her. An der Verpflegungsstelle gibt es noch genügend zu trinken und ich zähle die Kilometer runter. Die Stimme des Stadionsprechers ist schon zwei Kilometer vorher zu hören. Dann geht es ins Stadion hinein und ich höre wieder meinen Namen. Nach 4:04:03 bin ich im Ziel und belege damit Platz 4 in meiner AK 60. Heinz hat auch eine neue Bestzeit geschafft und umarmt glücklich seine Frau. Ich  erhalte eine Medaille mit dem Bild Dr. van Aaken’ und bin froh wieder einen Marathonlauf erfolgreich geschafft zu haben. Die Glückwünsche meiner Freunde nehme ich dankbar entgegen.

Nachdem ich mich mit Getränken versorgt habe, kann ich mich gleich hier in den Duschräumen des  Stadions duschen und umziehen. Ich schaue mir noch den restlichen Zieleinlauf an und freue mich, dass auch alle Bergheider Staffelmitglieder gut ins Ziel gekommen sind. Die Zeit bis zur Siegerehrung nutze ich noch um mir die Ausstellung zu Dr. van Aaken anzuschauen.

Durch eine Computerpanne zieht sich die Siegerehrung noch etwas hin und der Himmel öffnet wieder die Schleusen. Doch es gibt genügend Zelte in denen man sich unterstellen kann und das reichhaltige Kuchenbuffet lädt zur Plünderung ein.

Schließlich kann doch die Siegerehrung beginnen und die ersten Drei des Gesamteinlaufes und in den Altersklassen werden mit Sachpreisen ausgezeichnet. Schnellster war heute Thomas  Dogen von den Bonner Tippelbrüdern in 2:53:37 und bei den Frauen heißt die Schnellste Sylvia Passon vom Beimer Team in 3:53:06. Wegen der Computerpanne konnten die Urkunden nicht mehr ausgedruckt werden, aber sie werden den Teilnehmern nun per Post nach Hause geschickt. Die Ergebnisliste stand dann auch schon um 18 Uhr im Internet zur Verfügung.

Wir sind uns einig, dass dies heute eine gelungene Veranstaltung war, welche auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben sollte. In 2010 jährt sich doch der Geburtstag des Laufdoktors bereits zum hundertsten Male. Also wieder ein Grund zu feiern. 

Marathon Männer

1. 02:53:37 Dogen, Thomas Tippelbrüder Bonn
2. 02:57:38 Backes, Burkhard Mönchengladbacher LG
3. 02:59:41 Bosch, John Van Ewijk Elektro 1963

Frauen

1. 03:53:06 Passon, Sylvia BEIMER-TEAM
2. 03:57:17 Fuhrmann, Kerstin DUV
3. 04:01:59 Mölders, Angelika LLG Laufsport Kevelaer

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