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Laufberichte

Schau zweimal hin

11.04.10
Autor: Klaus Duwe

Es ist ziemlich frisch und vor allem windig, deshalb lässt man sich Zeit mit der Kleiderabgabe. Die  Geräuschkulisse ist landestypisch, die Hektik auch. Nur nicht anstecken lassen. Um 9.20 Uhr wird gestartet (Marathon und Halber), die Staffeln folgen 20 Minuten später. Alles in allem sind 7213 Läuferinnen und Läufer am Start, davon laufen ungefähr die Hälfte den ganzen Marathon.

Es geht ab, wie bei der Feuerwehr. Es scheint, als wolle jeder seine Bestzeit toppen. Ich halte mich raus, mir haben es die schiefen Hoteltürme angetan, die ein nicht alltägliches Fotomotiv abgeben. Auf den nächsten Kilometern folgt wenig Spektakuläres, dafür viel Grün, Äcker und Wiesen, ein paar Gewerbebetriebe und vereinzelt ein paar Wohnhäuser. Mittlerweile bin ich im ruhigeren hinteren Teil des Feldes, wo ich entspannt mein Tempo laufe. Die Wolkenlücken werden größer, die Sonne scheint, die Temperaturen liegen bei 12 Grad. So kann es bleiben.

Bei km 5 erreichen wir die ersten Hochhäuser der Millionenstadt Mailand und die erste Verpflegungsstelle mit Getränken und Obst. Eine Straßenhälfte ist für die Marathonis gesperrt, auf der anderen ist nur wenig Verkehr. Vorübergehend wird es wieder etwas hektisch, als sich die schnellsten Staffelläufer auf der Ideallinie durchs Feld pflügen. Bei km 10 haben die Startläufer fertig und schicken ihre frische Kameraden ins Rennen.

Wir sind in San Siro, Mekka der Tifosi. Beide Mailänder Fußballvereine tragen hier im über 80.000 Zuschauer fassenden Stadion an der Piazza Axum ihre Heimspiele aus. Es ist also jedes Wochenende etwas los. An sich ist  das Stadion ja nach Giuseppe Meazza (angeblich der beste Italienische Fußballer aller Zeiten) benannt, der für beide Mailänder Vereine seine Kunst ausübte. Aber der alte Name San Siro ist nicht tot zu kriegen.  1990 zur Fußball-WM (wer wurde Weltmeister?) wurde es modernisiert und ist ein architektonisches Schmuckstück.

Ein Schmuckstück, wenn auch aus ganz anderer Zeit, ist die Galopprennbahn an gleicher Stelle. Gegenüber dem monumental anmutenden Fußballtempel wirkt sie eher unscheinbar und kaum einer schenkt der Sportstätte Beachtung. Wirft man aber einen Blick durch das Eingangsportal, entdeckt man das größte Pferdestandbild der Welt (7 Meter), das nach Plänen von Leonardo da Vinci gefertigt wurde. Mit Sport und Unterhaltung geht es weiter, denn links sehen wir nur ein paar Kilometer weiter die Event- und Sportarena Pala Sharp mit über 8000 Sitzplätzen.

Erstaunlich diszipliniert verhalten sich bisher die Autofahrer, die hier wegen des Marathons in einer langen Schlange stehen. Das habe ich in Mailand schon ganz anders erlebt. Mal sehen, wie es später  in der Innenstadt wird.

Der  breite Corso Sempione wird von Radio Dee Jay beschallt. Ich habe bisher nicht herausgefunden, wie die Halbmarathonläufer zu erkennen sind. Jetzt erfolgt die Enttarnung.  Stimuliert von der Musik setzen sie bereits zum Endspurt an.  Ganz vorne sieht man das  1807 zu Ehren Napoleons erbaute Friedenstor. Es wird gerade renoviert. Außer dem Sechsspänner auf dem Bogen ist nichts zu sehen. Aber wir laufen sowieso  links ab und verabschieden die „Halben“ beim Parco Sempione (km 20) ins Ziel.

Die Marathonis laufen in entgegengesetzter Richtung weiter, um den Höhepunkt zu erleben, den Dom (Duomo di Santa Maria Nascente), ohne den gesehen zu haben, man nicht in Mailand war. Die Straßen ins Centrum sind belebter als zuvor, es gibt auch ein paar Zuschauer und erstklassige Live-Musik von „Sex Machine“, „Sgt. Pepper“ bis zur Italienischen Schnulze.  Jaaa, so muss ein Marathon in der Stadt sein.

 
 

Informationen: Milano Marathon
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