marathon4you.de

 

Laufberichte

Es sind immer 42,195 km!

 

Am Sonntag konnte man sich entscheiden, ob man seinen Marathon lieber in Bremerhaven oder in Wellen laufen möchte. Die beiden Veranstaltungsorte liegen nur wenige Kilometer auseinander und doch trennen sie Welten. In Bremerhaven ist es ein klassischer Citymarathon mit allem Drum und Dran, „Rund um Wellen“ ist ein beschaulicher Landschaftslauf mit viel Grün. Allerdings: In Bremerhaven findet der Lauf zum 13ten Mal statt, in Wellen bereits zum 47sten Mal. Nur die Distanz  ist  überall gleich, es sind immer 42,195 km.

Zusammen mit 239 Läufern hatte ich mich für Wellen entschieden. Hier bin ich bereits 2013 und 2015 gestartet und weiß genau, was mich erwartet: Perfekte Organisation und große Herzlichkeit.

Der TSV Wellen richtet seinen Marathonlauf bereits seit 1971 aus und ist damit die viertälteste Marathonveranstaltung in Deutschland. Erstaunlich, was die kleine Gemeinde mit etwas mehr als 350 Einwohnern seit so vielen Jahren leistet. Möglich macht das der TSV Wellen, dem fast die Hälfte der Einwohner angehört.

Bewundernswert, wie es der Vereinsführung jedes Jahr gelingt, am ersten Sonntag im August seine Helfer zu mobilisieren und damit eine tolle Veranstaltung auf die Beine stellt. Hier kann neben der Marathonstrecke auch ein Halbmarathon, sowie die 11 km oder 5 km Strecke gelaufen werden. Walker sind willkommen und können ohne Zeitnahme und Platzierung auf den Strecken zwischen 5 km und der Halbmarathondistanz mitmachen. Für den Nachwuchs ist mit Bambini- und Schülerläufen gesorgt.

Start und Ziel für alle Distanzen ist der Sportplatz, der ziemlich genau in der Ortsmitte liegt. Hier gibt es auch ein Clubhaus mit einer kleinen Sporthalle mit Umkleiden und Duschen. Nach Absprache mit dem TSV könnte man hier sogar übernachten.

Der Veranstalter kokettiert auf seiner Homepage selbst damit, dass in Wellen die Zeit ein klein wenig stehen geblieben ist. Aber dies macht auch für viele Teilnehmer den Reiz aus. „Ändert bloß nichts“ werden die Verantwortlichen immer wieder gebeten.

Trotzdem ist man auch hier natürlich im 21. Jahrhundert angekommen und nutzt die Möglichkeiten des Internets. Auf der Homepage des Vereins kann man alles über den Lauf erfahren und sich problemlos anmelden. Ich bekomme auch sofort eine Bestätigung von Jens Mehrtens. Die Startgebühr für die Marathonstrecke beträgt günstige 12 Euro. Für Nachmelder kommen nochmals 3 Euro hinzu. Wer möchte, kann gegen Aufpreis noch einen Erinnerungspokal und eine handgetippte Urkunde mitnehmen. Die Veranstaltung ist ein vom DLV genehmigter Volks- und Straßenlauf und wird entsprechend der DLV Bestimmungen durchgeführt. Natürlich sind die Strecken auch offiziell vermessen.

 

 

Für mich ist es nach längerer Zeit mal wieder ein Lauf mit einer weiten Anreise. Über 300 km muss ich fahren und da der Start bereits um 8 Uhr erfolgt, habe ich eine Unterkunft in Gnarrenburg gebucht. Zusammen mit meiner lieben Inge mache ich mich daher schon am Samstag auf die Fahrt nach Wellen. Unsere Freundin Christiane begleitet uns gerne und verstärkt somit das Aufgebot des VfL Bergheide.
Durch den Ferienverkehr geht es nur zäh voran und wir erreichen unser Ziel erst mit zweistündiger Verzögerung. Jetzt schauen wir uns noch ein wenig in Wellen um. Auf dem Sportplatz sind bereits die Start- und Zielbanner aufgestellt. Mit dem Skulpturenpark Kramelheide schafft Wellen noch eine schöne Verbindung zwischen Natur und Kunst. Insgesamt bietet der Ort eine angenehme Erholungsmöglichkeit mit vielen Ausflugszielen in der näheren und weiteren Umgebung.

Am Sonntagmorgen heißt es dann aber früh aufstehen, da der Start ja bereits um 8 Uhr erfolgt. Unsere Wirtin hat für uns Verständnis und bietet das Frühstück schon um 6 Uhr an. Dort treffen wir noch Michael Kothe mit Partnerin. Sie kommen aus Garmisch-Partenkirchen. Er war im letzten Jahr in Bremerhaven am Start und möchte nun in Wellen die grüne Variante kennen lernen. Diese Entscheidung wird er nicht bereuen. Am Ende kann er sogar Platz 3 in der Gesamtwertung belegen.  

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Wellen. Hier am Stadion herrscht bereits ein reges Treiben. Trotzdem stehen genügend Parkplätze zur Verfügung. 239 Teilnehmer haben sich für die unterschiedlichen Distanzen gemeldet, davon sind 33 Marathonläufer. Da haben anscheinend doch einige den Lauf in Bremerhaven vorgezogen.

Über die zeitgleiche Veranstaltung ist man hier schon ein wenig verärgert. Doch durch die unterschiedlichen Landesverbände kann man nichts dagegen machen. Während man in Bremerhaven ein großes Sponsorenbudget hat, freut man sich in Wellen, wenn Edeka Bananen spendiert.  

Schnell haben wir unsere Startnummern in den Händen. Inge und Christiane wollen auf der 5 km Strecke dabei sein.

Schon bei der Anmeldung treffe ich Gerd Junker und Helmut Rosieka. Gerd war gestern noch beim Ottonenlauf und hat entsprechend schwere Beine. Doch einer geht immer. Helmut war beim Deutschlandlauf als Helfer dabei und freut sich, nun wieder als Läufer aktiv zu sein.  

Kurz vor acht versammeln sich die Marathonläufer unter dem Startbanner. Heute gesellt sich noch ein Rollerfahrer dazu. Es ist Ralf Leske, wir haben ihn gestern schon im Skulpturenpark kennen gelernt. Er war früher auch als Läufer unterwegs, doch als die Knie immer mehr Probleme machten, hat er mit dem Roller eine Alternative gefunden. Auch ein Hund wird sein Herrchen begleiten und die Marathonstrecke problemlos schaffen. Ein Läufer verzichtet auf Laufschuhe und will die Strecke barfuß bewältigen.

Pünktlich um 8 Uhr erfolgt der Startschuss und wir laufen unter dem Beifall der Anwesenden über die Rasenfläche aus dem Stadion hinaus. Die Halbmarathonläufer werden erst 20 Minuten später starten. Der frühe Start hat im Monat August ja durchaus seine Berechtigung. Im Moment ist es bei 15 Grad fast ideal für einen Marathonlauf. Für heute sind Höchsttemperaturen bis 20 Grad angesagt und es soll trocken bleiben. Da sich auch der Wind zurückhält, haben wir wohl insgesamt wieder Glück.

Wir laufen Richtung Kramelheide und passieren bald den Skulpturenpark. Die Strecke ist weitgehend flach und abwechslungsreich. Kilometerangaben gibt es alle 2,5 Kilometer. Kein Problem im Zeitalter der GPS Uhren. Bei Kilometer 1 habe ich schon die Schlussleuchte, das ist etwas ungewohnt für mich.

Die Markierungen sind immer gut zu erkennen und werden an den kritischen Stellen noch zusätzlich durch Streckenposten gesichert. Nach 5 Kilometer gibt es die erste Verpflegungsstelle. Hier sind Wasser und Tee im Angebot. Später kommen noch Bananen und Cola dazu. Insgesamt sind auf der 21 km Runde vier offizielle Verpflegungsstellen eingerichtet. Davon kann eine auf der Runde zweimal genutzt werden. Hinzu kommen noch einige Wasserstellen der Anwohner, welche nach all den Jahren genau wissen, womit man Läufer glücklich machen kann.

Kleine Bäche und viel Grün prägen die Strecke. Der Untergrund besteht überwiegend aus Asphalt. Kurze Passagen mit Kopfsteinpflaster, Betonstreifen und Schotter sind allerdings auch vorhanden und machen den Lauf abwechslungsreich. Für Barfußläufer ist der Untergrund schon etwas schwierig.

In Beverstedt empfängt uns ein kurzes Stück mit unangenehmem Kopfsteinpflaster. Wir streifen allerdings auch nur die Ausläufer der Stadt und tauchen danach wieder in die idyllische Natur ein. Nachdem wir ein Stück über den Radweg an der Landstraße gelaufen sind, sorgen Streckenposten für eine gefahrlose Überquerung der Straße. Jetzt laufen wir lange an einem schattigen Waldrand und die 11 km Läufer kommen uns schon schnellen Schrittes entgegen, die Halbmarathonläufer schließen von hinten auf. Da darf ich mich nicht mitreißen lassen, denn ich muss die Runde ja nochmals laufen.

Die Bundesstraße 71 brauchen wir nicht zu überqueren. Hier laufen wir nur ein kurzes Stück auf dem Radweg, dann kommt auch wieder eine Verpflegungsstelle. Die Becher werden uns immer von freundlichen Helfern angereicht, so dass man kaum Zeit verliert. In Ahe sind es dann noch 3,5 km bis nach Wellen. Bei Kilometer 19 sehe plötzlich wieder einen Marathonläufer vor mir und ich kann die rote Laterne abgeben. Dafür saust Ralf Leske mit seinem Roller schon ins Ziel. Nun, er startete ja sowieso außer Konkurrenz

Ich erreiche das Stadion und damit die Halbmarathonmarke nach 2:27. Während die Habmarathonläufer ins Ziel sprinten, begebe ich mich auf die zweite Runde. Inge und Christiane können hier prima die Läufer fotografieren. Sie haben ihren 5 km Lauf gut überstanden und bieten mir noch Cola an. Nur hier im Stadion gibt es Zuschauer. Auf der Strecke sind nur gelegentlich Anwohner zu sehen. Jetzt sind ja lediglich noch die Marathonläufer unterwegs und es wird entsprechend ruhig. Doch genau dies lieben doch die meisten Genussläufer, können sie doch jetzt die Natur genießen und ihren Gedanken nachhängen. Für den Sanitätsdienst sorgt hier der DRK Kreisverband Osterholz mit einem Rettungswagen. Zum Glück wird er nicht benötigt.

Die Strecke kenne ich nun und weiß auch, wo sich die Verpflegungsstellen befinden. Dort habe ich die ganze Aufmerksamkeit für mich. Die Sollzeit liegt bei 7 Stunden und macht mir keinen Stress.

Die gefühlte Temperatur steigt nun auf den sonnigen Abschnitten deutlich an. Oft gibt es aber auch einen sehr angenehmen leichten Lufthauch, der das Laufen insgesamt erträglich macht. Nach und nach kann ich so doch noch einige Mitläufer nach kurzer Gegenwehr einsammeln.

Dann sehe ich wieder das Ortseingangsschild Wellen und das Stadion ist nicht mehr weit. Nach 5:25:07 bin ich im Ziel. Das ist Platz 3 in meiner AK 70.

Inge erwartet mich mit einem alkoholfreien Bier und freut sich mit mir über einen weiteren erfolgreichen Marathonlauf. Ich erhalte noch meinen schönen Pokal und natürlich die legendäre Urkunde aus Büttenpapier, handgetippt auf einer Adler Schreibmaschine. Für diesen Service zahle ich gerne 3 Euro. Zu meiner Beruhigung erfahre ich, dass es gelungen ist, noch zwei Farbbänder zu erwerben. Dann ist diese schöne Tradition ja wenigstens bis zur 50. Veranstaltung gesichert.

Ich unterhalte mich noch mit Jens. Der TSV Wellen feiert 2019 auch sein 100jähriges Bestehen genau wie der VfL Bergheide. Da gibt es noch einiges zu organisieren. Trotzdem soll der Marathon weiter stattfinden, denn dann kann man 2020 mit der 50sten Veranstaltung das nächste Jubiläum feiern.

 

Informationen: Marathon rund um Wellen
Veranstalter-WebsiteErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024