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Laufberichte

Schweizer Spezialität

20.11.11

Start, erste Kilometer

 

 

Ein lauter Schepperer markiert unseren Start. Es geht an der Spitze gleich knüppelhart zur Sache, aber mein Ding ist das nicht, auch nur ansatzweise Tempo zu machen. Kräfteeinteilung beim Frauenfelder ist erste Pflicht, denn die Strecke ist mit insgesamt 520 Höhenmetern alles andere als leicht. In der ersten Hälfte warten 370 Höhenmeter auf die Teilnehmer, also sollte man defensiv an die Sache herangehen. Es sind viele kleine Steigungen zu bezwingen, wobei eine schwere mit rund 100 Höhenmetern gleich nach dem Start auf uns wartet. Und die führt uns aus Frauenfeld hinaus. Am Stadtrand geht es zumindest (kurzzeitig) flach weiter.

Noch ein Wort zur Strecke: Rund 30 Kilometer sind asphaltiert, der Rest sind Naturstraßen 2. und 3. Klasse sowie Feld- und Wiesenwege. Fragt Daniel nach dem Unterschied bei den Naturstraßen, der weiß das. Auf alle Fälle kann der Frauenfelder mit Straßenlaufschuhen angegangen werden.

Den Kreislauf richtig hoch bringen die Kamelbuckel, ein „up and down“ nach Kilometer zwei. Gefühlte und tatsächliche 20 Prozent Gefälle und Steigung warten hier. Jetzt ist da noch alles unter Kontrolle, aber der Rückweg verläuft auch durch diese Passage. Am besten denken wir da noch nicht daran.

Was mir hier sehr gefällt -  an den vielen Einzelhöfen und Weilern stehen immer wieder viele Bewohner an der Strecke, von den Balkonen herunter wird angefeuert oder auch mit Glocken für Stimmung gesorgt. An einem Bauernhof sehe ich eine Herde Schweine, die erst schreckhaft werden, wenn man an das Gatter herangeht.

In Matzingen, nach Kilometer fünf der erste Ort, erwartet uns die erste größere Zuschaueransammlung. So gefällig wie wir da hinein- und hinunterlaufen, so anstrengend müssen wir uns wieder hochkämpfen. Da kommt dann die erste Verpflegungsstelle gerade recht. Rivella, Mineralgetränk, warmer Tee, Wasser und Bananen sehe ich da liegen. Der warme, leicht gesüßte Tee ist für mich perfekt. Von den vielen aufmerksamen und freundlichen Helfern wird zugereicht.

 

Kilometer zehn bis Wil

 

 

Kurz vor Kilometer zehn laufe ich in das Ende des Waffenlaufes hinein. Der Besenwagen kommt da mit einem Armee-Velo daher. Wahrscheinlich ist der Radfahrer ein Bekannter von Peter Gerber, der vor rund zwei Stunden für seine 40 Teilnahmen am Frauenfelder geehrt wurde. Für meinen Zuspruch freut er sich und hebt die Hand. In einem gleichmäßigen Trab spult er Schritt für Schritt herunter und wird auch das Ziel erreichen.

Die Zehn-Kilometer-Marke durchlaufe ich nach 52 Minuten. Kurz danach kommt die schwerste Steigung. Es geht rund 100 Höhenmeter nach der Überquerung der Autobahn A 1 St. Gallen – Zürich hoch. Am Abzweig nach Tuttliwil haben sich viele Neugierige eingefunden, die uns hier hoch helfen. Das Feld verlangsamt seine Geschwindigkeit.

Am folgenden Gehöft, wo letztes Jahr ein Waffenläufer von einem Zuschauer einen Beschleuniger in Form eines geistigen Getränkes erhielt, richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Zuschauer. Aha, auch in diesem Jahr kann „aufgetankt“ werden. Ein Flachmann ist schon zur Hälfte geleert. Ich lache und höre dann: „Willsch ä Schnäpsli ha?“ Mir ist jetzt ein Schnaps eindeutig zu früh und mache mich schnell vom Acker. Ich schick nächstes Jahr den Joe vorbei.

In Eschlikon kann erneut gelabt werden. Hier ist der höchste Punkt des Kurses. Zwar verlieren wir wieder einige Höhenmeter bis Sirnach, doch an der Unterquerung der Eisenbahnlinie kann der zusehende Zeitgenosse sicher den einen oder anderen Fluch hören. Denn es geht auf einem Pfad steil hoch. Eine längere Passage verläuft dann parallel zur Bahnlinie. Aber auch nicht eben!

Immer wieder für Überraschungen gut sind die Anwohner. Am Ortsausgang heben uns zwei Buben, der eine ist wohl noch im Kindergarten, Schüsseln mit Mandarinen- und Orangenschnitzen hin. Mancherorts wird gar noch der Grill angeworfen. Würstel und Steaks sehe ich drauf liegen.

 

Durch die Stadt Wil

 

 

Kurz bevor wir die Stadt Wil erreichen, fällt mir linkerhand etwas Militärisches auf. Da haben die Eidgenossen eine Haubitze endgelagert. Der Russ, der Chinese oder der Alteisenhändler hat das Ding auch noch nicht entdeckt, so fristet das Militaria sein rostiges Leben dahin. Wenigstens haben mittlerweile ein paar gewachsene Büsche zum Stil-Leben ein wenig beigetragen.

Noch vor Kilometerschild 20 laufen wir in die Stadt Wil hinein. Knapp 17000 Einwohner haben da ihr Auskommen. Nach der Unterquerung der Bahnlinie laufen wir an der Kirche St. Peter (im Jahr 1209 erstmals urkundlich erwähnt) vorbei. Kurz danach geht es leicht bergan in die Obere Bahnhofstraße, die schon weihnachtlich geschmückt ist. Sehr viele Zuschauer haben sich hier versammelt, denn sie sehen die Waffenläufer und uns Zivilisten gleich zwei Mal. Die eigentliche Altstadt betreten wir quasi von der hinteren Seite her durch das Schnetztor.

Der anschließende Hofplatz ist die gute Stube der Stadt und reich an Sehenswürdigkeiten. Das Hauptmannshaus und der Hof zu Wil können gleich am Hofplatz besichtigt werden. Besonders der Hof zählt in der Region zu den wertvollsten Kulturgütern. 800 Jahre Geschichte, davon 500 Jahre in denen Äbte residierten, und 200 Jahre Bierbrauerzeit sind festgeschrieben. Für mich gibt es leider kein Hopfengetränk, aber dafür wird beim warmen Tee an der V-Stelle eifrig zugegriffen. Ein Moderator unterhält die Zuschauer.

In der parallel verlaufenden Kirchgasse werden um 12.45 Uhr die Männer auf die Halbmarathonstrecke gehen. Die Frauen und Junioren sind vor wenigen Minuten gestartet und schon auf und davon. Über 1200 Halbmarathonis werden in diese Wertungen kommen. Auf in die zweite Hälfte. Ich schieße noch einige Bilder und hoffe so, den einen oder anderen Leser für 2012 motivieren zu können.

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Informationen: Frauenfelder Marathon
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