Den Spreewaldmarathon mit seinen 4 Tagen, 6 Startorten, 12 Disziplinen, 37 Strecken und 55 Wettbewerben, den organisiert man nicht an einem Tag. Das ist ein Jahr lang voller Arbeit. Dies sind auch unzählige Fahrten und Beratungen mit Ämtern, Behörden, Institutionen, Feuerwehren, Firmen, Vereinen und privaten Personen. 500 Helfer wollen motiviert und koordiniert sein, damit dann zum Wochenende des Spreewaldmarathons auch alles reibungslos funktioniert. Allein das Zusammenstellen aller Anträge und des Sanitäts- und Sicherheitskonzeptes für den Marathon beträgt über 1.000 Papierseiten.
So heißt es in einer Mitteilung auf der Veranstalter-Website. Alles für nichts, der SpreewaldMarathon fällt Corona zum Opfer ...
Und so erlebten die laufenden M4Y-Reporter*innen die Veranstalter:
Die Landschaft im Spreewald ist durch die letzte Eiszeit geformt worden, hier verzweigt sich die Spree in viele Kanäle und Fließe von über 970 Kilometer Gesamtlänge. Es existieren rund 18.000 Tier- und Pflanzenarten, 1991 erhielt der Spreewald die Anerkennung der UNESCO als Biosphärenreservat. Die Kahnfahrten im Spreewald sind eine echte Tourismus-Attraktion und die eingemachten Spreewälder Gurken eine kulinarische Spezialität.
Seit 2003 findet im Spreewald die größte Breitensportveranstaltung in Brandenburg statt, der Spreewald-Marathon. Hier haben Sportler und deren Familien an einem Wochenende die Möglichkeit in den Sportarten Laufen, Walken, Wandern, Paddeln, Skaten und Radeln zu starten
Marcel Heinig
Der Spreewald ist bekannt für seine Gurken, die gibt es in Hülle und Fülle. Und an einem Wochenende im Jahr sind bis zu 14.000 Sportler bei über 30 verschiedenen Strecken und Disziplinen an am Start - und das alles für eine Gurke. Egal ob man als Skater, Radler, Paddler oder Läufer unterwegs sein möchte, für fast jeden ist was geboten.
Andrea Helmuth
Ein Highlight ist die Durchquerung des Dorfs Waldschlösschen. Richtig urig sieht es hier aus. Viele Häuser dienen auch dem Fremdenverkehr. Die Szenerie ist geprägt von kleinen Häuseransammlungen, Feldern, Baumgruppen und immer wieder kleinen Kanälen.
Der fruchtbare Boden sorgte dafür, dass ganze Generationen von Bauern hier ihr Auskommen hatten. Immer wieder gab es auch Überschwemmungen, die aber auch zusätzlichen Dünger auf die Felder brachten.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam als weitere Einnahmequelle der Tourismus hinzu. Zu verdanken ist dies unter anderem den Berichten Theodor Fontanes, der im Jahr 1859 durch den Spreewald reiste und sich für die Schönheit der Landschaft sowie die Bräuche und Trachten der hier lebenden Bevölkerung begeisterte. Den Fremdenverkehr so richtig ins Rollen brachte sieben Jahre später die Anbindung an die Eisenbahnlinie Berlin-Cottbus.
Andreas Bettingen
Laufen ist einfach ein fantastisches Gefühl, ich lächele die ganze Zeit vor mich hin und kann mir noch nicht wirklich vorstellen, dass irgendwann die Beine schwer werden. Weiter geht’s auf geschotterten Waldwegen mit kleinen Brücken über die Wasserläufe der Spree …… Am Wegrand stehen vereinzelt Häuschen und hin und wieder zeigen sich Menschen entlang der Straße, die Beifall klatschen. Ansonsten ist es still. Ich mag das sehr, denn man wird nicht permanent von ohrenbetäubenden Schalmeien oder lärmenden Rasseln umgeben ist.
Maike Mai
Heute laufen hunderte Marathonläufer auf diesen Wegen, entlang der Strecke zählen wir 11 Verpflegungspunkte mit reichhaltigem Getränke- und Speisenangebot. Kein Wunder, dass so mancher Läufer hier doch etwas länger als eingeplant unterwegs ist. Auf die leckeren angebotenen Pralinen hatten wir zwar keine Lust, aber die gekühlte Cola ist sehr willkommen. Die Laufstrecke ist topfeben, man überquert nur einige kleine Brücken.
Andreas Helmuth
Nochmal über die Hauptspree, dann kommen wir zur Südwestecke und die Straße wird wieder breiter und etwas monotoner. Die Naundorfer Straße wird von der Polizei gut gesichert. Einige Autos müssen hier warten.
Hier spricht man übrigens außer Deutsch auch Niedersorbisch, die Straßenschilder sind alle zweisprachig. Es handelt sich um ein vom Aussterben bedrohtes Idiom. Besser ist es um das Obersorbische, das in der sächsischen Oberlausitz um die Städte Bautzen und Kamenz gesprochen wird, das es laut Experten auch noch im 22. Jahrhundert geben wird.
Andreas Bettingen
Wir laufen durch einen Weiler, bestehend aus schmucken Holzhäusern mit wunderbaren Gärten darum. Einige Leute sind gerade mit der Gartenarbeit beschäftigt, eine Tätigkeit, die mir zu früheren Zeiten auch mal Freude bereitete. Große, hohe Holzbrücken müssen wir besteigen, um die Fließe zu queren. Die Holzbrücken müssen hoch sein, da darunter ja der Kahnverkehr sich abspielt.
An einem Abzweig zu einem Restaurant steht ein einsamer Geigenspieler mit Schillerlocken und lässt liebliche Weisen ertönen. Irgendwann verlassen wir den Wald, kommen auf`s freie Feld und ein endlos anmutender Feldweg, der km-weit geradeaus führt, tut sich vor uns auf. Die Sonne brennt…
Bernhard Sesterheim
Judith und ich, die goldenen Gurken im Gepäck, fahren zum Duschen und Entspannen in das neue Schwimm- und Wellnessbad „Spreewelten“ in Lübbenau. Dort gibt es heute für Wettkampfteilnehmer Vergünstigungen. Im Außenbecken kann man mit Pinguinen um die Wette tauchen, nur durch eine dicke Plexiglasscheibe getrennt. Und wahrscheinlich auch durch einige Grad Wassertemperatur.
Auf jeden Fall ist auch der 21,5-km-Lauf am Samstag in Lübbenau zu empfehlen. Dort geht es meist über Sandwege und 51 Brücken durch das Herz des Biosphärenreservats. In Kombination mit dem Marathon am nächsten Tag kann man sich dann eine goldene und eine silberne Gurke umhängen.
Andreas Bettingen
Fotos: Kay Spamer (2011) und
Andreas Bettingen (Titel, 2019)