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Laufberichte

Aida, Mautflüchtlinge und ein Hase

04.10.09

Kurz danach sind wir direkt am Uferweg an der sogenannten Pipeline mit freier und glasklarer Sicht auf den Bodensee mit phantastischer Weitsicht. Das macht schon richtig Laune. Apropos Bodensee: wer weiß schon, dass eigentlich unter der Bezeichnung Bodensee die drei Gewässereinheiten Obersee, Untersee und Seerhein gemeint sind. Das, was wir hier gerade vor uns sehen und vor uns plätschert, ist der Obersee und sogleich der größte Teil des Ganzen. Ganz oben im Westen liegt der Untersee und beide verbindet der Seerhein. Beim Bodensee handelt es sich also um zwei selbständige Seen und einen sie verbindenden Fluss. Die Uferlänge beider Seen beträgt 273 km. Davon liegen 173 km in Deutschland, 28 km in Österreich und 72 km in der Schweiz. Er  ist nach dem Platten- und Genfersee flächenmäßig der drittgrößte See Mitteleuropas.

Lindau - Bregenz Pipeline

Der Uferweg mit seiner schräg abfallenden Seeuferbefestigung führt uns bei km 9 am Bregenzer Hafen vorbei, wo wir vor zwei Stunden Richtung Lindau aufgebrochen sind. Nach einem weiteren Kilometer erreichen wir das Festspielhaus Bregenz. Nach dem herrlichen Strandlauf am See entlang kommt für uns ein weiterer Höhepunkt des Rennens. Unter den Zuschauertribünen geht es rein in die Festspielarena und an der Seebühne mit den gigantischen Kulissen der Oper Aida vorbei.

Grandioser und passender hätten die für den Marathon natürlich gar nicht sein können. Die beiden 29 Meter hohen Füße, die auf der Seebühne stehen, würden die Schuhgröße 2.400 benötigen. Sie sind nur eines von vielen Fragmenten einer Statue. Unschwer zu erkennen ist ihre Ähnlichkeit mit der Freiheitsstatue. Bühnenbildner Paul Brown wurde von einem Gedicht über einen Pharao, der eine riesige Statue in der Wüste bauen lässt, die dann im Lauf der Zeit von den Kräften der Natur zerstört wird, zum Bühnenbild von Aida inspiriert. Einen Besucherrekord konnte das Festspielhaus auch dazu vermelden: Insgesamt haben fast 260.000 Zuschauer die Oper Aida 2009 besucht, dies entspricht einer Gesamtauslastung von 98 Prozent. Nächstes Jahr läuft sie noch einmal, danach werden die Einzelteile verschrottet und einige Teile auch an die Meistbietenden verkauft. Wäre doch auch eine prima Zieleinlaufkulisse für einen Marathon.

Die Viertelmarathonläufer werden gleich danach zu ihrem Zieleinlauf ins nahe gelegene Stadion geleitet. Kurz nach der Abzweigung zum Ziel geht es über einen etwas nach oben gewölbten Steg, für mich eine gute Position um meine Kamera zu zücken. Leider stehe ich dadurch einigen ziemlich blöd im Weg rum und sie laufen mich fast über den Haufen. Prompt bekomme ich natürlich gleich einen schönen Anpfiff. Ja, das Autoren- und Fotografenleben ist nicht immer einfach. Wunderbar im Schatten führt uns der weitere Weg bis zur Bregenzer Ach. Ein Stückchen folgen wir dem Fluss landeinwärts, an den Stromschnellen vorbei bis zur und dann über die Straßenbrücke, wo sich auf der gegenüberliegenden Seite wieder einmal der Urlauberverkehr zur Schweizer Grenze wälzt.

AIDA -- Bregenzer Ach

Am Ortseingang von Hard sind 15 km geschafft und die vierte Verpflegungsstelle wartet auf uns.  Rechts ab geht es wieder etwas weiter landeinwärts an der Bregenzer Ach entlang Richtung See, kurze Zeit später müssen wir uns von den Halbmarathonläufern verabschieden, nach einer Schleife laufen sie ins Stadion zurück. Für uns geht es die nächsten Kilometer doch etwas unspektakulärer durch’s Harder Orts- und Industriegebiet weiter.

Abwechslung bietet uns aber auf einer Begegnungsstrecke zwischen km 17 bis km 20,5, bzw. beim Rückweg km 32 bis km 35,5 in entgegengesetzter Richtung, die jetzt entgegenkommenden Eliteläufer.

Bei km 18 kommt mir der führende Kenianer entgegen, er hat knapp 35 Kilometer hinter sich und ist genau 1:50 Std. unterwegs. Da ja heute der Streckenrekord mit aller Macht fallen soll, lasse ich mal meine Gehirnzellen etwas arbeiten und rechne hoch. 7,5 km hat er noch zu laufen und 25 Minuten dafür Zeit ...oh, oh, das wird eng, da muss er noch Gas geben. Sein Verfolger ist aber nur knapp hinter ihm, vielleicht kann der ihn noch ein bisschen Feuer geben. 10 Minuten später folgt auch schon die erste Frau, sie ist im Schlepptau eines männlichen Hasen und wird wohl den Frauenrekord locker unterbieten.

Auf einen weiteren Hasen treffe ich auch in meiner Laufrichtung. Mit großen Hasenohren ist Sandra unterwegs. Sie begleitet heute ihre Freundin Myriam bei ihrem ersten Marathon ins Ziel und spielt daher für sie den Pacer. Auf den folgenden gut 10 km muss ich sie bei meinen Fotostopps immer wieder vorbei ziehen lassen. Da gibt’s natürlich immer ein kleines Späßchen und ich mache diverse Aufnahmen von den Beiden. Die Mädels sind wirklich locker drauf und machen mir einen hervorragenden Eindruck, die „Myri“ wird das schaffen, bin ich mir sicher.

Wenn ich schon von den Kenianern vorhin erzählt habe, fällt mir noch eine kleine persönliche Anekdote ein. 2004 war ich hier schon mal am Start, damals hieß er noch 3-Länder Marathon. Just auf diesem Streckenabschnitt habe ich nämlich zum ersten und einzigen Mal in meinem Läuferleben einen Kenianer überholt ...damals war es auch sehr warm und der arme Kerl hat wahrscheinlich etwas überzogen und ist wie ein Häufchen Elend am Straßenrand gesessen. Überholt ist überholt.

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Informationen: Sparkasse 3-Länder-Marathon
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