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Laufberichte

12 Stunden Barock

16.06.07

Co-Autorin: Fabia Klein

 

Ultra-Meeting

 

Am 17. Juni 2007 fand in Brühl / Rheinland der 19. Internationale 12-Stunden-Lauf statt. Bei guten äußeren Bedingungen nutzten viele Freunde des Langstreckenlaufs die Gelegenheit, in familiärer Atmosphäre auf einem abwechslungsreichen Rundkurs zu laufen.



Angeboten waren ein Staffellauf und ein Wettbewerb für Einzelstarter. Gewertet wurde die nach 12 Stunden zurückgelegte Strecke. Die Staffeln konnten selbstständig über Reihenfolge und km-Leistung eines jeden Aktiven entscheiden. Es gab getrennte Wertungen für Frauen,- Männer- und Mix-Staffeln, bei maximal 5 Aktiven. Erstmalig gab es auch einen Staffel-Wettbewerb für die Altersgruppen Schüler und Jugend. Hier durften maximal 10 Aktive pro Staffel teilnehmen.


Der 12-Stunden-Lauf für Staffeln und Einzelstarter wurde Punkt 7 Uhr morgens gestartet. Um 10 Uhr folgte der Start für den ebenfalls angebotenen 25 Km-Lauf. Ein am Vortag in der Brühler Innenstadt durchgeführter Walking-Wettbewerb ergänzte den Wettbewerb.


Abwechslungsreiche Strecke


Die Strecke besteht aus einem abwechslungsreichen 2500 Meter langen Rundkurs durch das Schlosspark-Stadion, Schlosspark und Fußgängerzone in der Brühler Innenstadt. Gelaufen wird auf verschiedenen Untergründen: Aschenbahn, befestigte Wege, Waldwege, gepflasterte Fußgängerzone.



Für alle Einzelstarter gab es eine Verpflegungsstelle im Anschluss an die Zählstelle auf der Zielgeraden des Schlosspark-Stadions. Hier wurde Wasser, Elektrolytgetränke, Coca-Cola, Bananen und Brot angeboten. Für die Staffel-Läufer war eine Verpflegungsstelle in der Nähe des Wechselraumes eingerichtet.



Die Ausgabe der Startunterlagen erfolgte im Schlossparkstadion am Samstag, 16. Juni 2007 von 14.00 bis 18.00 Uhr für alle Teilnehmer und zusätzlich am Sonntag, 17. Juni 2007 von 5.00 bis 6.00 Uhr für die Ultraläufer (12-Stundenläufer Staffel und Einzel); und für die 25 km-Läufer zusätzlich am Sonntag, 17. Juni 2007 von 8.00 bis 9.00 Uhr.


Für die schon am Vortag angereisten Läufer bestand ab 14.00 Uhr die Möglichkeit des Campings im Schlossparkstadion. Im Stadion konnten auch Zelte/Pavillons für die Aktiven aufgebaut werden.


Um Schummeleien zu vermeiden wurde der Lauf durch Streckenposten und auch mittels Video überwacht. Der Veranstalter veröffentlicht Disqualifikationen. Eine begrüßenswerte Praxis!


UNESCO-Weltkulturerbe Barockschloss Augustusburg


Auf jeder Runde kamen die Läufer auch am weltberühmten Schloss Augustusburg vorbei. Das Schloss gehört seit 1984 zum UNECSO-Weltkulturerbe. Es war die Lieblingsresidenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August von Wittelsbach (1700-1761). Bis zur Fertigstellung im Jahr 1768 arbeiteten namhafte Künstler von eu-ropäischem Ruf an diesem Meisterwerk des Rokoko. Zu Ihnen gehörte auch Balthasar Neumann, der den Entwurf für das bekannte Prunktreppenhaus erstellte. Nach 1949 wurde Schloss Augustusburg zu Repräsentationszwecken für den Bundespräsidenten und die Bundesregierung genutzt.


Die barocke Gartenanlage im zu durchlaufenden Schlosspark wurde von Dominique Girard nach französischem Vorbild ab 1728 geschaffen. Abseits des barocken Gartens gestaltete Peter Josef Lenné ab 1840 Waldbereiche nach dem Muster eines englischen Landschaftsgartens - ein Bereich, der heute zu ruhigen Spaziergängen einlädt, oder zu Ultraläufen.

 

Schloss Augustusburg mitsamt Schlosspark ist wie auch das ebenfalls in Brühl befindliche Schloss Falkenlust der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Heutiger Eigentümer ist das Land Nordrhein-Westfalen.


Zwischen Köln und Bonn am Villerand


Brühl liegt im Süden des Rhein-Erft-Kreises am östlichen Rand des Vorgebirges, 12 km südlich von Köln und 15 km nordwestlich von Bonn. 1285 erhielt Brühl die Stadtrechte. In Brühl nahm die Erschließung des rheinischen Braunkohlereviers im Jahre 1876 ihren Ausgang. Heute sind die ehemaligen Tagebaugebiete rekultiviert. Als Erholungspark Kottenforst-Ville stellen sie ein überregional bedeutsames Naherholungsgebiet dar.


Direkt am Heider Bergsee ist seit 1993 die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung beheimatet. Dort war ich sechs Jahre beschäftigt und bin ich immer noch einmal in der Woche als Sportdozent nebenbei aktiv und leite ein Langlauftraining. Das reizvolle Wald- und Seeengebiet im rekultivierten ehemaligen Braunkohletagebau ist ein sehr abwechslungsreiches und attraktives Laufrevier. Hier finden auch regelmäßig einige Laufveranstaltungen im Jahr statt.


Da ich erst Anfang Juni in Potsdam gestartet war und schon am 7. Juli in Oberstaufen den Alpin-Marathon bestreiten werde, kam für mich ein Start beim 12-Stundenlauf diesmal nicht in Frage. 1998 konnte ich mich selbst als Teilnehmer von der Qualität des Laufes überzeugen. Ich wollte daher wieder die Atmosphäre vor Ort erleben und als Zuschauer dabei sein. Also fuhr ich nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag 18 KM von Königsdorf nach Brühl.


Stimmung im Schlossparkstadion


Als ich gegen 11 Uhr im Schlossparkstadion ankam, war der Wettbewerb bereits in vollem Gang. Es herrschte schon eine angenehme Stimmung. Viele Teilnehmer hatten im Stadion die Gelegenheit genutzt und Zelte bzw. Pavillons aufgebaut. Viele nicht selbst im Einsatz befindliche Staffelteilnehmer, Freunde, Bekannte und Zuschauer feuerten die Läufer an. In der Wechselzone herrschte reger Betrieb.



Die Staffelläufer mussten im Stadion auf der Außenbahn laufen. Gleich hinter dem Staffel-Verpflegungsstand war die Wechselzone. Die Innenbahn blieb den Einzelläufern vorbehalten. Bei den Einzelläufern war der Vorname auf der Startnummer abgedruckt. Ein schöner Service, hörte man doch immer wieder aufmunterndes Rufen der Vornamen.


Bei der Taktik gab es große Unterschiede zwischen den einzelnen Staffeln. In vielen Staffeln wurde Runde für Runde gewechselt. Andere Staffeln wechselten erst nach mehreren Runden.


Einige Staffeln sahen den Lauf mehr als Happening. Für sie stand der Event- vor dem Wettkampfcharakter. Sie genossen den Lauf und das sportliche Beisammensein in angenehmer Atmosphäre und schöner Umgebung.
Zu Essen und Trinken gab es auch. Die Veranstalter hielten ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken bereit.


Guter Ruf bei den Ultras


Der 12-Stunden-Lauf in Brühl hat in der Ultraszene einen guten Ruf. Dies belegt die konstante Zahl der Starter.  Frank Belz, Vorsitzender des Vereins Internationaler 12 Stunden Lauf Brühl e.V., zeigte sich mit der Resonanz zufrieden. Insbesondere hatte es ihm das Interesse an den neu angebotenen Schüler- und Jugendstaffeln angetan. Hier rechnet er im nächsten Jahr mit einer verstärkten Nachfrage.



Vielleicht wird ja auch 2008 eine Jugendstaffel aus Königsdorf an den Start gehen. Meine 12-jährige Tochter Fabia war ganz begeistert von der Atmosphäre und möchte für nächstes Jahr ihre Freundinnen für eine Staffel überzeugen.


Entstanden ist der Lauf anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt Brühl 1985. Das Stadtjubiläum war Grund zur Veranstaltung eines 700-Minuten-Laufes. Im folgenden Jahr wurden aus 700 dann 720 Minuten und der 12-Stunden-Lauf war geboren.


2008 auch m4y-Staffel?


Auch mich erfasste wieder die Ultraatmoshäre. Brühl ist schon etwas Besonderes. Ich bedauerte nicht aktiv dabei zu sein. Eine Staffelteilnahme 2008 müsste doch zu reali-sieren sein. Wie wäre es mit einer marathon4you.de-Staffel? Wer hat Interesse? Bitte melden!



Ein prominenter Starter bei den Einzelläufern war Manfred Leismann, Sieger des 12-Stunden-Laufes des Jahres 1988 und Zweitplazierter von 1992. Leismann gehörte 2003 auch zu den Teilnehmern des TranseuropaLaufes Lissabon-Moskau, die in 64 Tagen 5064 km zurücklegten.


Bei den Staffeln gab es illustre und phantasievolle Namen. Hier einige Kostproben aus dem Repertoire der Teilnehmerliste:


Adrenalin Pur, Rennschnecken, Das Wunder von Brühl, Flotte Bienen, Die legendären Wettkampfschoner, Cool Runner, Flotte Fünfziger, Schlusslicht, Glühwürmchen…



Einige liefen „bis zum Anschlag“, für  andere war die Strecke der „Highway to Hell“. Für was standen die „Zuckermänner“? Per Lautsprecher wurde während des Rennens der Begriff aufgelöst. Die Zuckermänner kommen aus der unmittelbaren Nähe der Zuckerfabrik und haben acht zuckersüße Kinder.


Gutes Wetter und gute Stimmung


Der Wettergott meine es gut mit den Ultras. Am Samstag zog die Gewitterfront nach Osten ab und der Sonntag war bedeckt mit vielen sonnigen Abschnitten. In der Sonne wurde es mehr als 20 Grad warm. Weite Teile der Strecke, insbesondere im Schloss-park, lagen jedoch im Schatten. Auch in den Passagen durch die Innenstadt gab es meist eine schattige Straßenseite. Zudem wehte ein kühlender Wind.



Die Stimmung unter den Aktiven und Zuschauern war gut. Dies zeigte sich insbesonde-re im Stadionbereich. Dort feuerten die „ruhenden“ Staffelmitglieder die „aktiven“ Staffelläufer an. In der Innenstadt gab es Streckenabschnitte wo die Läufer durch mit Absperrgitter vorbildlich abgegrenzte Passagen mitten durch Straßencafes und Eisdielen liefen. So mancher hätte beim Durchlaufen dieser Passagen gerne mit den Zuschauern getauscht. Einen Läufer hörte ich gar mit der Frage: Und wo bitte ist mein Bier?


Aktive und Zuschauer konnten sich während des gesamten Wettkampfes über die jede volle Stunde veröffentlichten Zwischenergebnisse des Rennens informieren. Ein guter Service!


Um Punkt 19.00 Uhr wurde das Rennen durch einen Böllerschuss aus einer Kanone beendet, der auf der gesamten Strecke zu hören war. Die zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke befindlichen Läufer mussten genau an der erreichten Stelle “verharren”, bis ihr Standpunkt und somit die zurückgelegte Strecke exakt vermessen und notiert war.


Die Siegerehrung erfolgte um 20.00 Uhr auf der Bühne im Schlossparkstadion.


Sieger 2007

 

Männer

1. Thomas Blumtritt 122,598 km
2. Uwe Kiehn 110,026 km
3. Frank Nicklisch 108,001 km


Frauen

1. Anja Samse 119,213 km 1241
2. Kerstin Henky 110,034 km
3. Heidrun Flecken   92,697 km


Neu: 2008 Staffel-Cup-Wettbewerb


Brühl war auch 2007 wieder ein Erlebnis für die Ultraläufer. Viele Läufer in Brühl sind „Wiederholungstäter“. Die Idee der Schüler- und Jugendstaffeln wird der Veranstaltung sicher neue Teilnehmer bringen. Ein wahrlich guter Ansatz der Veranstalter.


Für 2008 plant Frank Belz eine weitere interessante Neuerung. Er möchte einen Run-ning Tour Cup von vier Staffelläufen ins Leben rufen. Mit dabei sein werden wohl die Staffel-Marathons von Pulheim (siehe Bericht vom 14.01.2007) und Zons sowie der  Staffel-Halbmarathon (Rennhamster-Rallye) in Düsseldorf. Schlusspunkt der Staffel-Cup-Serie wird der 12-Stunden-Lauf in Brühl sein.

 

Streckenbeschreibung:

Rundkurs über 2500m, flach, verschiedene Untergründe, verkehrsfrei.


Auszeichnung:

Staffel-Urkunden, Rundenkontrollliste jeder Staffel und die allgemeine Ergebnisliste können ca. 3 Wochen nach der Veranstaltung über Internetseiten des Veranstalters ausgedruckt werden


Logistik:

Start- und Zielgelände fußläufig zum Bahnhof / Stadtbahn. Umkleide und Duschmöglichkeiten im Stadionbereich. Parkhaus am Krankenhaus kostenlos während der Veranstaltung geöffnet. Zeltmöglichkeit im Schlossparkstadion


Verpflegung:

Je ein Verpflegungsstand für Einzelläufer und Staffelläufer


Zuschauer:

Im Brühler Stadtzentrum und im Schlossparkstadion relativ viele Zuschauer. Im Schlosspark weniger Zuschauer. Familiäre Atmosphäre.

 

Informationen: 12 Stunden Lauf Brühl
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