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Laufberichte

Nach Paris wegen der Liebe (zum Laufen)

04.04.04

Was soll man über Paris erzählen, was nicht jeder schon weiß?

 

Hauptstadt Frankreichs, weltberühmt, Eiffelturm, Metro, Champs Élisées, Montmartre, Sacré Coeur – alles bekannte Stichworte. Sehr lohnenswert neben dem Louvre das . Museum D’Orsay, aber auch viele andere Museen. An Geschichte Interessierte machen vielleicht einen Abstecher mit der Metro zur Endstation St. Denis- Basilique, um dort in der Basilika die Grablege der französischen Könige zu besichtigen. Wer ein paar Tage länger in Paris bleiben kann, kauft sich den Michelin-Führer zu Paris und hat damit einen umfassenden Überblick und kann sich seine Besichtigungen individuell zusammenstellen.

 

Eine Stadt mit einem solchen Renommee muss einen Marathon ausrichten und er muss groß sein und nach Möglichkeit sollte man mit den Großen – London, Berlin, New York – mithalten können. Von der Teilnehmerzahl her kann Paris in der Zwischenzeit konkurrieren, ca. 34.000 Anmeldungen waren es 2004 und immerhin 29.700 Finisher. Das war nicht immer so, als ich 2001 das erste Mal in Paris lief, waren es „nur“ 22.000 Teilnehmer. Ob der Paris Marathon aber die Attraktivität der anderen drei genannten erreicht, soll jeder selbst beurteilen. Ich hab da meine Zweifel.

 

Gestartet wird um 8.45 Uhr auf der wohl berühmtesten Straße der Welt, den Champs Élisées, mit dem Triumphbogen im Rücken. Hier stauen sich die 34.000 Läuferinnen und Läufer auf einer viel zu kleinen Sammelfläche. Es ist sehr, sehr eng. Die Startblocks mit den verschiedenen Zielzeiten sind durch farbige Luftballons gekennzeichnet, allerdings nicht voneinander getrennt. Wer zu spät kommt, findet kaum mehr einen Platz in „seinem“ Startfeld. Wer zeitig da ist, steht dafür eine Stunde in der Enge. Was ist das geringere Übel?

 

Ist dann der Start erfolgt, geht es schnell. Ich stand im Bereich der Zielzeit 4:10 und war nach knapp 13 Minuten über der Startlinie. Sofort löst sich das dicht gedrängte Läuferfeld auf. Die Marathonis verteilen sich auf dem breiten Boulevard und laufen ziemlich unbehelligt die kaum spürbar abfallende Straße Richtung Place de la Concorde, der nach knapp zwei Kilometern auf den Champs Élisées erreicht und umrundet wird. Dann geht es in die Rue de Rivoli, auf der man die nächsten knapp vier Kilometer läuft. Man sieht den Louvre, und erreicht bei Kilometer 6 den Place de la Bastille. Obwohl auch die Rue de Rivoli ein breiter Boulevard ist, mit den Champs Élisées kann sich die Straße nicht messen und daher ist hier das Läuferfeld wieder sehr viel dichter, man „schwimmt“ mit der Masse mit. Jetzt ist man gut dran, wenn man sich vor dem Start richtig eingeordnet hat, denn ein Überholen gelingt nur durch Zickzack laufen, mit Abbremsen und Beschleunigen, was viel Kraft kostet und wenig bringt. Leider ändert sich das bis zum Ende nicht mehr, 34.000 Menschen füllen auch breite Straßen, selbst wenn sie zeitlich nacheinander kommen.

 

Die Entfernungsangaben sind vorbildlich, jeder Kilometer wird auf einem großen Schild angezeigt, übermannshoch am Straßenrand angebracht. Von der berüchtigten Bastille ist nichts mehr zu sehen, man lässt die Opéra de Paris-Bastille rechts liegen und läuft weiter bis Kilometer 9 immer geradeaus Richtung Osten, dann ein Rechtsschwenk um 90 Grad, einen Kilometer lang auf dem Boulevard Soult nach Süden, um dann etwa bei Kilometer 10 den Bois de Vincennes zu erreichen, wobei allerhöchstens ein Großstädter hier einen Wald entdeckt, denn eigentlich ist es ein großzügiger Park mit einigen kleineren, lichten Waldstücken. Die Wege werden hier nochmals enger, also das Läuferfeld noch dichter. In großem Bogen geht es durch den „Bois“ und verlässt ihn erst wieder bei Kilometer 20. Gleich ist auch die Hälfte des Marathons geschafft und es geht nun Richtung Westen zurück, parallel zur Seine, die man etwa nach weiteren vier Kilometern erreicht.

 

Jetzt geht es auf dem Uferweg weiter, linkerhand auf selber Höhe der Fluss. Hier stehen dann auch die Zuschauer etwas dichter und man bekommt einigen Beifall, der bisher ziemlich spärlich war. Die Einwohner von Paris lassen sich offensichtlich nicht so mobilisieren, wie z.B. die Berliner. Wer den Marathon in Paris läuft, muss sich an den vielen Sehenswürdigkeiten „berauschen“, den Kick durch übermäßig viel Beifall kriegt man eher nicht.

Links im Fluss sieht man nun Ile de la Cité, den ältesten Teil von Paris und wer sich nicht von den Zuschauern ablenken lässt, sieht auf der Insel die Kathedrale Notre Dame, vielleicht nicht die größte Kathedrale aber wohl die mit den ausgewogensten Proportionen. Knapp einen Kilometer lang hat man die Insel im Blick, bis man sie dann an der Pont Neuf, der ältesten Brücke in Paris, hinter sich lässt.

 

Bald wechselt der Uferweg in die Autostraße entlang der Seine. Nun folgen einige Kilometer auf dieser Straße. Links vorne sieht man den Tour Eiffel in einiger Entfernung und verliert ihn immer wieder mal aus den Augen, weil die Autostraße abwärts in einen Tunnel führt. Insgesamt wohl vier Mal ist das so, wobei der erste der längste ist. Wie üblich gibt es beim Einlaufen ein Schreien und Jauchzen, die Tunnelwände führen das so herrlich als Echo weiter. Recht dunkel ist es und man sollte sehr aufpassen, nicht zu stolpern. Immer wenn man aus einer Unterführung wieder auftaucht, führt die Straße hoch auf das normale Niveau und mancher wechselt an diesen Abschnitten in das Kräfte sparende Gehen.

 

Jedes Mal sieht man den Eiffelturm am anderen Flussufer vor sich, bis er plötzlich etwa hundert Meter links von der Strecke zu bewundern ist. Wer nicht damit rechnet, ist an dem Wahrzeichen von Paris vorbeigelaufen, ohne es bewusst gesehen zu haben. Wären nicht die Unterführungen gewesen, hätte man zuvor auch den Louvre und die Place de la Concorde sehen können. Die vergangenen drei Kilometer sind durch das Auf- und Ab wohl die schwersten.

 

Weiter geht es dem Fluss entlang, den man nach weiteren zwei Kilometern verlässt, wieder in die Stadt „eintaucht“ um dann etwa bei Kilometer 34 den Bois de Boulogne zu erreichen. Auch das ist kein Wald, sondern ein Park und die Wege werden wieder enger. Wer sich noch gut fühlt, kann die letzten beiden Verpflegungsstellen (35 und 40) auslassen um seine Zeit vielleicht noch zu verbessern, denn hier kann man tatsächlich gut überholen – das Läuferfeld hat sich gelichtet! Man verlässt bei Kilometer 42 den Bois de Boulogne und ist auf der Zielgeraden, der breiten Avenue Foch. Noch ein kurzer Endspurt und der Marathon ist geschafft.

 

Nun liegen noch etwa 200 Meter Gedränge vor einem: Der Chip wird von eifrigen Helfern vom Schuh geschnitten, man bekommt die Medaille und einen wärmenden Poncho. Dann kommen die Verpflegungsstände und endlich auch die Zelte mit den Kleiderbeuteln. Man geht weiter die Avenue Foch hoch, vorbei an verschiedenen Buden, auch Wurstverkäufern, die ihre fetten Würste anbieten. Jetzt könnte man nach links oder rechts auf den großzügigen Grünstreifen und sich umziehen.

 

Streckenbeschreibung:

Rundkurs, aus der Mitte von Paris nach Osten, dort durch den Bois de Vincennes, dann nahezu parallel zurück nach Westen, dort im Bogen durch den Bois de Boulogne zum Ziel, das etwa 500 Meter vom Startort entfernt liegt.

Bestzeit bei den Männern 2:06:31 (2003 durch Mike Rotich)

und bei den Frauen 2:23:05 (2002 durch Marlen Renders).

 

Rahmenprogramm:

Marathonmesse mit Pasta Party im Südwesten der Stadt, sehr gut mit der Metro erreichbar (Station Porte de Versailles, Linie nach Mairie D’Issy). Die Messe selbst ist überschaubar, nicht zu vergleichen mit der in Berlin, aber sie hat sich gegenüber vergangener Jahre doch sehr gut entwickelt.


Logistik:

Start und Ziel liegen nah beieinander und sind erreichbar über die Metro-Station Étoile, die durch verschiedene Metro-Linien erreichbar ist. Überhaupt sollte man in Paris das Auto stehen lassen und mit der Metro fahren. Die Fahrpreise sind unschlagbar günstig (empfehlenswert ein 10-er Heftchen - carnet), die Taktfrequenzen sind auf allen Linien sehr kurz, so dass man eigentlich nie länger als 5-10 Minuten auf die nächste Bahn warten muss. Jeder Ort in Paris ist problemlos erreichbar.

 

Kleiderabgabe auf der Avenue de Foch (Zielbereich). Bei der Anmeldung gibt man seine Marathonbestzeit an und wird entsprechend in einen Startblock eingeteilt, erkennbar an einer farbigen Markierung auf der Startnummer.

Von der Kleiderabgabe bis zum Start sollte man 10 Minuten kalkulieren, nicht weil der Weg so lang ist, sondern weil man den Place Charles de Gaulles Étoile (Triumphbogen) passieren muss und da fahren noch jede Menge Autos; nur die Avenue de Foch und die Champs Elysées sind gesperrt. Auf den Platz jedoch münden 12 (!) Straßen, von denen man mindestens vier überqueren muss.

 

Weitere Veranstaltungen:

Frühstückslauf über 5,2 Kilometer am Tag zuvor. Rollstuhlwettbewerb, ebenfalls über Marathondistanz; Start 10 Minuten vor den Marathonis.

 

Zeitnahme:

Durch Chip vom Veranstalter, eigene Chips sind nicht zugelassen. Der Leihchip ist kostenlos und wird sofort nach Zieleinlauf von Helfern wieder vom Schuh entfernt. Zwischenzeiten werden genommen bei Kilometer 10, 21,1 (Hälfte) und 30. Tempomacher Für Geschwindigkeiten von 3 Stunden bis 4:30 Stunden, jeweils 15 Minuten abgestuft. Die Tempoläufer sind durch farbige Luftballons gekennzeichnet. Nochmals! Dringende Empfehlung, sich richtig (bezüglich gewünschter Zielzeit) einzuordnen, ein Überholen während des Laufs ist nur mit vermehrtem Aufwand möglich. Beispiel: Ich wollte eine Zeit von 3:50 h laufen, ordnete sich etwa bei 4:10 ein und kam mit einer Zeit von 4:02 h ins Ziel. Dabei überholte ich etwa 3.900 Läuferinnen und Läufer.

 

Verpflegung:

Etwa alle fünf Kilometer (5,8 – 10 – 15 – 20 – 24,5 – 30,5 – 35 – 40 – Ziel) Getränke, Bananen, Power Bar. Als Getränk werden 0,3 l Fläschchen Wasser (Vittel) ausgegeben. Zwischen den Verpflegungspunkten gibt es jeweils Wasser und Schwämme.


Zuschauer:

Wie üblich gute Stimmung beim Start und im Ziel. Unterwegs durchaus viele Zuschauer. Ich selbst achte darauf weniger. Trotzdem meine ich, Paris hat in diesem Bereich in den letzten Jahren deutlich zugelegt, dieses Jahr sollen 60 Events am Rande der 42,2 Kilometern gewesen sein.

 

Auszeichnungen:

Preisgelder für die ersten 15 bei den Männern und bei den Frauen. Medaille für die restlichen Teilnehmer.

 

Toiletten:

Vor dem Start finden sich im Zielbereich jede Menge Dixi-Häuschen, trotzdem gibt es die üblichen Schlangen vor jedem Häuschen; Wartezeit mindestens 15-20 Minuten. Auf der Strecke etwa alle fünf Kilometer zwei Häuschen. 

 


 
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