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Laufberichte

Langsam chribelets bi mir

09.09.12

1993 – Vor zwanzig Jahren waren meine Frau und ich auf Urlaubsfahrt in der Schweiz unterwegs. Begeistert von den Schweizer Bergen und Seen landeten wir im Bödeli, dem Gebiet zwischen Thuner- und Brienzersee. Im Tourismusbüro von Interlaken fiel mir das Jungfrau Top Magazin in die Hände in welchem die Highlights der Jungfrau Region vorgestellt werden. Auf Seite 55 befindet sich die Ausschreibung für den 1. Jungfrau Marathon am 25. September 1993, viersprachig versteht sich: Deutsch, Englisch, Französisch und …Japanisch.

Aufräumarbeiten im privaten Arbeitszimmer beförderten die Broschüre im letzten Jahr wieder ans Tageslicht. Hat doch auch immer was Gutes, so eine Aufräum-Aktion. Mein Appetit wurde wieder geweckt und der Termin war noch frei.

Seiner Zeit waren mir 10 km-Rennen lange genug, so war dieser verrückte Lauf mit über 1.800 Höhenmeter hinauf auf eine Höhe von fast 2.200 m, doch des Guten eindeutig zu viel. Zwei Wochen später fand die Premiere statt, natürlich ohne mich. Dass es eine Erfolgsgeschichte werden wird, war noch nicht abzusehen, aber vom Initiator Heinz Schild eindeutig erwünscht und geplant. Widrig waren die Umstände der Erstaustragung. Dauerregen und Schneefall sorgten dafür dass die weit über 1.500 Teilnehmer aus 19 Nationen nur die Ersatzstrecke laufen konnten, die nicht über die berühmte Eiger-Moräne führte.

20 Jahre später sind, was das Wetter betrifft, keine Störungen zu erwarten. Ausschließlich blau präsentiert sich der Himmel im Berner Oberland mit noch sommerlichen Temperaturen. Interlaken und der komplette Veranstaltungsbereich an der Höhematte haben sich prächtig herausgeputzt. Die Aufbauarbeiten der riesigen Event-Arena samt dem markanten Kuppeldach des Schweizer Tourneetheaters „DAS ZELT“ haben mehrere Tage in Anspruch genommen. Samstag und Sonntag werden DJ Ötzi und weitere Gäste hier die Stimmung noch weiter anheizen.

„Langsam chribelets bi mir“, lässt sich eine meiner zahlreichen Nachbarinnen entlocken als die Schweizer Nationalhymne kurz vor dem Start abgespielt wird. Bei mir ist die Nervosität schon am Abklingen. Sie macht sich immer mit Appetitlosigkeit beim Frühstück bemerkbar. Zum Jubiläum gibt es heuer wieder einen Doppel-Marathon. Am Samstag starten alle Mädels mit uns alten Säcken ab Altersklasse 50. In dem Fall freue ich mich, dass ich dieser AK schon angehöre. Sonntags sind dann die restlichen Männer am Start und dann unter sich, bis auf einige wenige Doppelstarterinnen.

In die Doppelausgabe integriert ist auch die Austragung der 9. Berglauf-Weltmeisterschaften über die Langdistanz, die zum zweiten Mal nach Interlaken vergeben wurde. Wie beim großen Hauptfeld kämpfen die Elite der Damen am Samstag und die der Männer am Sonntag um Titelehren. Preisgeld gibt’s übrigens hierfür keines, nur für den regulären Marathon. Je 5 Damen und Männer konnte jedes Land zu den Titelkämpfen entsenden. Für die Durchführung des Jungfrau Marathons werden sage und schreibe 2.700 Helfer/innen benötigt.

1997 – Bereits nach fünf Jahren erwies sich der Jungfrau Marathon als die große Zugnummer. Weit über 3.500 wollten dabei sein. Zugelassen wurden 2.900 Sportler aus mittlerweile 38 Nationen. Von einem amerikanischen Marathon-Reiseführer wurde er in dem Jahr zum schönsten Marathon der Welt gekürt. Mir war so eine Distanz trotzdem immer noch viel zu lang.

Eine erste Schleife führt uns durch Interlaken. Dichtgedrängt stehen die Zuschauer am Straßenrand und machen einen Höllenlärm. Nach drei Kilometern passieren wir wieder den Startbogen. Unglaublich, wie das Feld durch die Straßen prügelt. Mir ist das Tempo eigentlich viel zu hoch, aber ich werde förmlich mitgerissen von der Euphorie.

Bei meinem ersten Start hier vor drei Jahren hab ich mir vorab viele Gedanken über die Taktik gemacht. Die ist damals nicht aufgegangen, weil Kumpel Mario, die Schweinebacke, mich und sich, mit seiner immer wieder praktizierten Harakiri-Taktik (schnell anlaufen und hinten wird’s der liebe Gott schon richten), in die vorzeitige Erschöpfung führte. Mario ist heuer auch wieder am Start, ist aber ein paar Jahre jünger als ich und darf damit erst morgen ran. So kann ich mir mein Tempo selber einteilen. Oder vielmehr könnte, wenn ich es denn schaffe, mich dem Sog des Feldes zu entziehen.

Gestern habe ich mir noch eine Tempotabelle mit Richtzeit 5:30h ausdrucken lassen und nach der will ich mir heute auch den Lauf einteilen. In Böningen (km7) streifen wir das Ufer des Brienzersee. Für musikalische Stimmung sorgen eine Bläsergruppe und wenig später die Herren mit ihren gewaltig scheppernden Treicheln aus gehämmertem Blech. Nicht zu verwechseln mit Glocken die gegossen werden. Kurz nach Wilderswil sind 10 km durch, Zeit mein Tempo auf dem Armband zu kontrollieren. 8 Minuten bin ich nach meiner Zeitentabelle bereits zu schnell, ich muss mich zügeln, so schnell laufe ich mittlerweile nicht mal mehr Flachmarathons an.

2002 – Zum 10-jährigen Jubiläum ließ man sich was Besonders einfallen. Erstmalig wurden zwei Marathons an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgetragen, so konnten insgesamt über 5.900 Läufer/innen das Ziel auf der Kleinen Scheidegg erreichen. Mich hatte das Marathonfieber mittlerweile auch erfasst und so bereitete ich mich auf mein Langstrecken-Debüt vor.

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Informationen: Jungfrau-Marathon
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