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Laufberichte

Rock’n Run

28.03.10

Freiburg ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Stadt. Da ist zunächst einmal die spezielle Lage nahe des Oberrheins im äußersten Südwesten Deutschlands, die ihr bzw. ihren Bewohnern mehr Wärme und Sonnenstunden beschert als jeder anderen deutschen Großstadt.

Die dunkel bewaldeten Höhenzüge des angrenzenden Schwarzwaldes scheinen die Stadt nach Westen hin vom Rest der Republik geradezu abzuschirmen. Umso offener wirkt die Stadt dagegen schon geografisch gegenüber den beiden nahen Nachbarländern Frankreich und Schweiz. Während die nächstgelegene deutsche Großstadt Karlsruhe 120 km Luftlinie entfernt ist, sind es ins schweizerische Basel gerade mal 54 km, nach Strasbourg 66 km.

Das „Laissez-faire“, das einen beim Bummel durch die Altstadtgassen umgibt, diese ungezwun-gene, locker-freundliche Atmosphäre und die vielen Kneipen und Cafes dürften allerdings weniger auf den französischen Einfluss als auf den Umstand zurückzuführen sein, dass Freiburg eine der beliebtesten deutschen Hochschulstädte ist. Etwa jeder siebte der 220.000 Einwohner ist Student, womit Freiburg demografisch betrachtet eine besonders junge Stadt ist. Freiburg hat aber auch optisch viel zu bieten. Bereits im 11. Jahrhundert von den Zährin-gern gegründet, konnten trotz der Bomben des Zweiten Weltkriegs große Teile der mittelal-terlichen Altstadt bewahrt werden. Die bis ins Stadtgebiet reichenden Berghänge einerseits und das Flüsschen Dreisam - ortsfremden Fußballfans wahrscheinlich eher durch das gleich-namige Stadion des SC Freiburg bekannt - andererseits runden die malerische Kulisse ab.

D e r  Musik-Marathon

Es ist letztlich aber wohl eher sekundär die städtebauliche Attraktivität des Ortes, die den Ruf des noch relativ jungen Freiburger Marathons prägt, als vielmehr diese Lockerheit, die Stimmung, und - damit in Wechselwirkung stehend - die Musik, die ihn begleitet. Mit dem Konzept „42 Bands auf 21 Kilometern“, was bedeutet, dass die Zahl der Band-Kontakte auf dem Zweirundenkurs des Marathons im Idealfall gar 84 (!) beträgt, hat sich der Freiburg Marathon als „d e r“ Musik-Marathon in Deutschland positioniert.

In einem vom badischen Sender Radio Regenbogen veranstalteten Wettbewerb werden die teilnahmeberechtigten Musikgruppen ermittelt. Dass der Bewerberandrang die Zahl der zu vergebenden Standplätze weit übersteigt, spricht für sich. Der nach dem Lauf von Teilneh-mern und Zuschauern online ermittelten „besten Band“ winkt ein Live-Auftritt vor großem Publikum bei einem Radio Regenbogen-Event.

Trotz Verzichts auf Antritts- und Preisgelder und damit auf Top-Läufer und Spitzenzeiten hat der Freiburg Marathon eine feste Fangemeinde erobert und gleich von Anfang an teilneh-mermäßig den Sprung in die Top-Ten der deutschen Marathon-Liga geschafft. Nun ja – aus den Top-Ten ist der Freiburg-Marathon zwar schon wieder heraus gefallen, nachdem die Zahl der Marathon-Finisher von einst fast 3.000 (2005) recht deutlich bis auf 1.576 in 2009 zurück gegangen ist.

Dass der Freiburg Marathon aber nach wie vor zu den großen Laufveranstaltungen hierzulande gehört, hat er seinem „kleinen Bruder“, dem zeitversetzt ausgetragenen Halbmarathon zu verdanken, der mit zuletzt 6.372 Finishern den „großen Bruder“ weit abgehängt und sich damit als Deutschlands Nummer sechs etabliert hat. Freiburg ist damit auch ein besonders eklatantes Beispiel dafür, wie ein Halbmarathon die Gesamtteilnehmer-zahl einer Laufveranstaltung in die Höhe treibt, gleichzeitig aber Teilnehmer von der Volldistanz abzieht. Andererseits belegt diese Entwicklung nachdrücklich die Attraktivität des Kurses.

Topinfrastruktur auf dem Messegelände

Pragmatische Erwägungen haben den Veranstalter bewogen, das Start- und Zielgelände nicht inmitten die Stadt, sondern dorthin zu legen, wo es nicht ganz so schön, aber für solch eine große Laufveranstaltung eine optimale Infrastruktur geboten ist: ins Messegelände. Quasi unter einem Dach ist in drei Messehallen das gesamte „Rahmenprogramm“ untergebracht: Die Abholschalter für die Startunterlagen und die „Läufermesse“ in Halle 3, gleich daneben im Zentralfoyer die Pasta-Party, wobei erfreulicherweise Messe und Party nicht nur vor, sondern auch während und nach dem Lauf geöffnet sind. Die Halle 2 ist für die Umkleide, Massagen und Duschen reserviert, Halle 1 für das Kleiderdepot.

Die kurzen Wege schätzt man vor allem auch, wenn man, wie mein Laufkollege Heinz von den Münchner Road Runners und ich, erst am Veranstaltungstag mit dem Auto anreist. Die an sich langschläferfreundliche Startzeit des Marathons um 11.20 Uhr macht es möglich. Und ein wahrer Segen sind kurzen Wege gerade auch dann, wenn das Wetter, wie heute leider, nicht so ganz den Vorstellungen von einem Freiburger Frühlingstag entspricht. Dunkle Wolken, Wind und Regenschauer lassen die wohlig aufgewärmten Hallen als geradezu heimelig erscheinen.

Über 400 km Fahrt von München aus liegen an diesem Morgen schon hinter uns, als wir gegen 9 Uhr das Messegelände erreichen und erfreulich problemlos gleich bei den Hallen einen Parkplatz für unser Gefährt finden. Ohne jedes Warten bekommen wir unsere Startunterlagen, lassen schnell noch unseren Chip registrieren und haben nun Zeit, uns noch ein wenig auf der beeindruckend großen Messe (70 Aussteller!) umzuschauen und auf das anstehende Laufspektakel einzustimmen. Auch mein Schweizer m4y-Kollege Daniel Steiner ist vor Ort und selbst m4y-„Häuptling“ Klaus Duwe lässt es sich nicht nehmen, seinem Heimatmarathon zumindest mit schwerem Kameragerät die Ehre zu erweisen.

Start auf der Madisonallee

Erst nach 11 Uhr zieht der Läuferstrom zum Startgelände auf der nahen Madisonallee. Startblocks sind keine vorgesehen. Es bleibt also jedem selbst überlassen, sich entsprechend seinem Laufvermögen einzureihen. Das Gelände lässt viel Auslauf, die Atmosphäre ist entspannt, niemand drückt nach vorne, selbst kurz vor dem Start. Ich versuche mir die Situation in gut 2,5 Stunden vorzustellen: Denn dann dürfte das etwa Vierfache an Halbmarathonis für mehr Trubel und Gedränge sorgen.

Um 11.20 ist es soweit. Die letzten Sekunden werden herunter gezählt, ehe der Startschuss die Strecke freigibt. Alle vier Fahrspuren der breiten, für den sonstigen Verkehr komplett gesperrten Madisonallee und in der Verlängerung der Berliner Allee stehen uns zur Verfügung. Und hier geht es erst einmal gut 2 km einfach geradeaus – ideale Voraussetzungen für ein entspanntes Warmlaufen. Gleich hinter dem Start heizt uns „Tube 7“ mit rockigen Klängen ein, schicken dicht gedrängte Zuschauerreihen laut rufend die Recken auf ihre lange Laufreise.

 
 

Informationen: Mein Freiburg Marathon
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