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Laufberichte

Über den Wolken (Marathon)

23.08.09

Familientreffen im Allgäu

Nach einem regenreichen Samstag ist für den Marathontag wieder eine Rückkehr des Sommers vorhergesagt. Bei meiner frühmorgendlichen Anreise wird mir aber die Allgäuer Bergwelt erstmal noch durch eine dichte Hochnebeldecke verhüllt, es liegt schon fast so etwas wie eine leichte Herbststimmung in der Luft. Problemlos erreiche ich Sonthofen, das etwa 70 km vom Bodensee und 150 km von München entfernt ist und etwa genauso weit ist es für mich aus Augsburg. Somit ist sie die am südlichsten gelegene Stadt Deutschlands, eingebettet zwischen dem oberen Iller- und Ostrachtal und umgrenzt von den Oberallgäuer Bergen. Von einer internationalen Fachjury wurde sie zur „Alpenstadt des Jahres 2005“ ausgezeichnet.

Gut ausgeschildert und ohne langes Suchen erreiche ich das Erlebnisbad Wonnemar, wo der Zielbereich aller Läufe untergebracht ist. Nach dem Lauf dürfen wir uns ein Gratis Bad in der Anlage genehmigen. Schon auf der Straße begrüßt mich Magic, der eigentlich auch wie ich vor zwei Wochen beim abgesagten Walchensee-Marathon starten wollte und dafür jetzt hier teilnimmt.

Das Ziel ist allerdings nicht identisch mit dem Start- und Nachmeldebereich, sondern er liegt 800 Meter weiter am Allgäu Outlet. Praktischerweise lässt sich das gleich mit Einlaufen verbinden …wer’s braucht, ich laufe heute lieber etwas gemütlicher an und erspare mir das.

Am Startplatz sind noch alle entspannt, alles ist überschaubar und Hektik herrscht auch keine. Immerhin gibt es für den Marathon fast 200 Voranmelder, das prognostizierte Wetter wird sicherlich zudem noch einige locken. Um 9 Uhr soll der Start erfolgen, 3 Stunden nachdem man hier schon die harten Ultra-Trailer von der Leine gelassen hat. Dazu folgen um 10.15 Uhr noch rund 400 Halbmarathonläufer/innen.

Ein Schwätzchen kann ich noch mit m4y-Autor Bernd Neumann kurz vor dem Start machen. So langsam und gemächlich formieren sich die Marathonis für ihren Start. Der einzige der etwas ins Schwitzen kommt, ist der Mann an der Zeitnahme. Aber pünktlich schafft er es noch, seine Messstation in Betrieb zu nehmen.

Über die Immenstädter Straße und Illerbrücke verlassen wir recht schnell das Stadtgebiet und laufen etwa einen Kilometer an der Iller entlang bis zum Sonthofener See. Allzu einladend ist er unter der Wolkendecke aber noch nicht, Ausflügler sind auf alle Fälle noch keine zu entdecken. 2 km hat man uns Zeit zum Einlaufen gegeben und schon beginnt ab Bihlerdorf der Anstieg. Erstmal noch geht es relativ human auf einer Teerstraße ca 2 km hoch. Die Herde Schafe, die an einem deutlich steilerem Stück rechts oberhalb des Weges grasen, haben ihren Aufstieg schon hinter sich. Für frisches Futter ist ihnen alles recht.

Über einem Trampelpfad überqueren wir eine saftig grüne Wiese, gleich danach ist auch für uns die erste Futterstelle bei km 5. Frisch gestärkt legt die Steilheit des Weges jetzt deutlich zu und der Gipfelsturm auf den Weiherkopf beginnt. Eigentlich sind es ja fast drei Gipfel, aber Ofterschwanger und Rangiswanger Horn passieren wir immer etwas unterhalb.

Nach 40 Minuten erreiche ich die Wolkengrenze. Unser Weg führt gerade auf einem rustikalen Trail durch ein Waldstück, die Lichtverhältnisse sind im Wald stellenweise leicht diffus. Aber nur nach 5 Minuten sind wir durch und durch die Bäume kann man schon das gleißende Sonnenlicht ausmachen. Wir sind über den Wolken und der Planet strahlt in voller Pracht. Da hat sich doch der Aufstieg schon gelohnt. Die Aussicht auf die Allgäuer Alpen wird immer besser. Absolut empfehlenswert ist auch mal ein Blick zurück, nicht im Zorn, sondern genussvoll, um den „Wächter des Ällgäus“ zu bewundern.

Gemeint ist damit der 1738 m hohe Grünten, der Hausberg Sonthofens. Aufgrund seiner markanten Lage am Alpenrand hat er diesen Kosenamen erhalten. Auf dem Gipfelgrat wurde 1951 ein 94,5 m hoher Sendeturm des Bayerischen Rundfunks errichtet, daher ist er unverkennbar. Eine Allgäuer Volksweisheit besagt: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter morgen gut. Trägt der Grünten einen Degen, gibt es andern Morgens Regen.“ Wie soll ich seinen jetzigen Zustand denn deuten, oben ist er blank und unten trägt er ein Wolkenröckchen. Ich interpretiere mal, heut wird’s noch sauwarm. Egal, der Anblick ist einfach begeisternd.

Die Weltcuphütte unterhalb des Ofterschwanger Horns erreichen wir nach 9 km, kurz davor gibt es für uns wieder Flüssigkeit und Happa-Happa. Das zünftige Bergrestaurant bietet einen Logenplatz mit phantastischem Ausblick in alle Himmelsrichtungen: Nach Süden ins Allgäuer Hochalpental, nach Westen ins Gunzesrieder Tal, Ostertal und zur Nagelfluhkette, nach Norden ins Alpenvorland und nach Osten ins Illertal und zu den Sonnenköpfen. Aber heute ist die Hütte noch verwaist und wir wollen auch nicht einkehren nach den erst wenigen zurückgelegten Kilometern.

Deutlich mehr los sein wird hier wohl im Winter. Bereits fünfmal gastierte der FIS-Damenweltcup hier in Ofterschwang, zuletzt wurden im März zwei Weltcup-Rennen im Slalom und Riesenslalom ausgetragen, wo sich Maria Riesch mit ihrem 5. Platz den Sieg im Slalom Weltcup sicherte. Auf unserem weiteren Weg dürfen wir selbst auch einen Slalom bewältigen, aber nicht durch Torstangen, sondern durch eine Horde Rindviecher, die uns den Weg versperren. Aber sie machen dann doch unspektakulär den Weg frei. Das Exemplar mit dem stacheligen gelben Piercing am Wegesrand, könnte aber dem Einen oder Anderen schon etwas Angst einjagen.

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Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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