Wenn am umsatzstärksten Tag des Jahres die Augen des Einzelhandels anfangen zu glänzen, treffen sich alljährlich bei Andreas Butz vor der Haustür in Euskirchen Menschen, deren Augen vielmehr bei Begriffen wie Rennsteig, Biel und Swiss Alpin glänzen.
Der heilige Antonius von Ägypten, auch Antonius der Große, (oder in der Eifel, der Decke Tönnes) genannt, war nicht dick, deck hat die Bedeutung von mächtig und groß. (Old Shatterhand war auch nicht alt). Der mächtige Toni war ein Asket, der die Einsamkeit der Berge wählte, um klare Gedanken zu fassen und seine Seele zu bereinigen.
Nicht nur der Antoniterorden, Autofahrer, Reisende und Ritter haben den Tönnes als Patron. Sondern auch die Langstreckenläufer, denn Reisende, Ritter und Asketen sind sie allemal, und die olle Seele hat´s immer nötig....
An diesem Samtag vor Weihnachten kommen 38 Läufer und Läuferinnen hier zusammen, um den einzigen Marathon, der Sinn macht, anzutreten. Es ist eine Wallfahrt von insgesamt 870 Höhenmeter und 43,55 km zur Kapelle des Decken Tönnes, hoch oben in der Eifel um dem Patron für ein gutes Laufjahr zu danken.
Die Zusatzbezeichnung „Quasselmarathon“ bedeutet (so habe ich es empfunden), daß sich diese Läufer auch noch bei extremsten Steigungen unterhalten können.
Die Beteiligung ist dieses Jahr international mit Kanada und Holland vertreten. So gab es zusätzlich zum Verpflegungspunkt am Decken Tönnes, den Andreas` Frau betrieb, auch noch einen holländischen Colastand.
Es wurde in zwei Gruppen, einer langsameren um 10 Uhr und einer schnelleren um 11 Uhr gestartet. Bis zur Kapelle, bei km 23,5 geht es stetig bergauf. Als wir oben ankommen, haben wir 600 der 870 Höhenmeter hinter uns und sind schweißgebadet. Hier auf der Höhe der Eifel kommen mehrere Höhenwanderwege und Straße zusammen, ein idealer Ort für unseren Einsiedler und deckes Vorbild Tönnes.
Es ist eiskalt, kurzer Gruß an Anton, den decken, und eiligst begeben wir uns auf den Weg, denn wahrlich, dies ist ein neblig-asketischer Ort. Schneereste.
Wir haben noch mehr als 20 km vor uns, es geht stetig bergab, über 200 Höhenmeter, die Oberschenkel schmerzen, die Muskeln sind kalt-verhärtet. Parkplatz Steinbachtalsperre, unerwartete holländische Cola, weiter, es ist kalt.
Bei der Hardtburg, einer mächtigen Wasserburg holen wir die langsamere Gruppe ein. Eigentlich wollten sich einige dieser Gruppe anschließen, aber die macht erst mal Pause.
Also weiter, weiter, weiter... es läuft endlich wie geschmiert.
Bei Kreuzweingarten. etwa km 38 den Berg hoch gequält, Wasserleitung der Römer bewundert und dann mit schweren, matschbeklebten Schuhen über die Hochebene wieder runter nach Euskirchen.
Ziel vor dem Haus von Andreas.Alle kaputt.
Wegen der Härte des Laufes konnte zwar nicht immer gequasselt werden. Aber das erste Mal nicht sinnfragend gelaufen: Dank sei Toni fürs Laufjahr 2008 und schenke uns ein verletzungsfreies 2009!