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Laufberichte

Jedermann-Marathon

06.05.12
Autor: Klaus Duwe

Wer keine Citymarathons mag, weil zu viel Lärm und zu viel Hektik, braucht den Salzburg Marathon nicht von seiner Liste zu streichen. Man könnte den Lauf ja fast als Landschaftslauf mit Start und Ziel in der Stadt bezeichnen. Wer andererseits bei  Landschaftsmarathons die Einsamkeit in dunklen Wäldern fürchtet, braucht solches beim Salzburg Marathon nicht zu fürchten. Ein Marathon also für Jedermann.

 

Aber ich mach’s wie immer und berichte der Reihe nach.

Die Serie der verregneten  Marathons (2010 und 11) scheint zu halten. Zwar scheint am Samstag zunächst die Sonne, dann setzen aber die vorhergesagten kräftigen Regenschauer ein. Und genau das ist der Tipp der Wetterfrösche auch für den Marathontag. Grausige Aussichten wie einen wie mich, der ja nicht wegen einer neuen Bestzeit an den Start geht, sondern um einigermaßen gescheiter Fotos wegen.

Den ersten Regenguss nutze ich, um die Köstlichkeiten des BIO-Buffets genießen, das man bei der einzigen BIO-zertifizierten Laufveranstaltung Österreichs anstelle des sonst üblichen Nudel-Einerleis angeboten bekommt. Höhepunkt ist die Reinanke mit Eachtling (so nennt der Lungauer die Kartoffel) in Knoblauchbutter. Auch nicht alltäglich sind die überbackenen Zucchini mit Erdäpfelgröstl. Und damit der Pasta-Fan den Weg nicht umsonst macht, gibt es eine Nudelpfanne mit Tomaten, Basilikum und Pinienkernen.  Mit dem 5-Euro- Gutschein, den jeder Teilnehmer erhält, sind dafür zwischen 1,50 und 4,50 Euro Aufpreis fällig.  Das Ganze findet statt in der Großen Aula der Universität Salzburg am Max-Reinhardt-Platz, gegenüber dem Festspielhaus, wo es auch die Marathonmesse mit der Startnummernausgabe ist.

Den Kaffee nehme ich im Tomaselli, in das ich mich vor dem zweiten Regenguss rette. Es ist das älteste Kaffeehaus Österreichs und seit 1852 im Besitz der aus Mailand stammenden Familie Tomaselli. Das mit dem „ältesten Kaffeehaus“ gebe ich mal so weiter. Bestimmt gibt es in Wien mindestens ein weiteres, das dieses  Prädikat in Anspruch nimmt. Neben seinen Kaffee- und Kuchenspezialitäten ist das Tomaselli auch für sein Eis bekannt. Kein Wunder, bei der Herkunft.

Pünktlich zu den Kinder- und Jugendläufen scheint wieder die Sonne. Gute Vorzeichen.

In Salzburg kann man endlos durch Kirchen, Schlösser und Museen bummeln. Ein Ausflug auf die alles überragende Burg ist Pflicht. Ebenso ein Bummel durch die Getreidegasse. Man kann dabei leicht vergessen, dass man am folgenden Tag einen anstrengenden Lauf vor sich hat. Aber der Salzburg Marathon wird ja in zwei Runden gelaufen. Wer sich am Vortag übernommen oder wie ich, nie was anderes vor hatte, läuft eben nach 21 km ins Ziel.

Der Sonntagmorgen ist wie für Marathonis gemacht:  Frisch, aber nicht kalt, dazu strahlend blauer Himmel. Bis in den frühen Nachmittag hinein soll es so bleiben, so die aktuelle Vorhersage. Na also, geht doch.

Die Kleiderbeutel werden im Innenhof der Universität gleich beim Zielgelände deponiert. Das braucht Ihr Euch aber nicht zu merken. Wie ich höre, zieht der Marathon nächstes Jahr zum Jubiläum um auf den Mirabellplatz. Eine Streckenänderung ist damit nicht verbunden, weil der großzügige Platz vor dem gleichnamigen Schloss sowieso am Kurs liegt.

Also nehmen wir letztmalig Startaufstellung in der Griesgasse, von der aus man direkt auf den Mönchsberg schaut. Die legendäre Getreidegasse mit Mozarts Geburtshaus verläuft parallel. Zur Markenzeichen der belebten Einkaufs- und Erlebnisstraße sind die unzähligen kunstvollen Zunftzeichen, die für die Geschäfte zwingend vorgeschrieben sind. Das Warmlaufen wird entlang der Salzach erledigt.

Dann geht es los. Aus der ersten Reihe starten ein paar Läuferinnen und Läufer aus Kenia, dazu die Bewerber/innen um die Österreichischen Staatsmeistertitel. Den Anstieg nimmt man kaum wahr, das kurze Gefälle danach auch nicht. Vorne wird um Positionen gekämpft,  dahinten lässt man sich anstecken. Es ist wie immer. Nach den ersten Fotos, man hat schöne Blicke auf den Residenzplatz, den Dom (allerdings von der Rückseite) und die Festung, kann mich dort ins Feld einreihen, wo es ruhiger ist.

Noch nicht recht warmgelaufen, tauschen wir die sonst verkehrsreiche Straße gegen die Hellbrunner Allee, die zu den schönsten Laufstrecken zählt, die man sich vorstellen kann.  Gleichzeitig kann ich mir keine noblere Wohnadresse vorstellen als die Herrensitze entlang der  1615 angelegten Allee. Wie durch Fenster genießen wir zwischen den Alleebäumen  hindurch wunderschöne Blicke auf Wiesen, die nie grüner und bunter sind  als jetzt, auf einsame Gehöfte und auf den sagenumwobenen  Untersberg, der mit seinen  „nur“ 1.973 m durch die großen Restschneefelder majestätisch wie ein gletschergekrönter 3000er wirkt. 

Den Anfang der einmaligen Schlössertour macht die Kayserburg, kein mächtiges Wehrgebäude, sondern ein  1625 von Hans Kayser erbautes Herrenhaus.  Der hochfürstliche Hauptmann muss sich große Verdienste erworben haben, sonst hätte ihm der Erzbischof dazu nicht die Erlaubnis gegeben. Ungefähr um die gleiche Zeit wurden die  Schlösser Fronburg, Emsburg und Emslieb, allesamt typische Salzburger Landschlösser, erbaut. Weitere prachtvolle Landsitze liegen in unmittelbarer Nähe der Allee, sind aber von der Laufstrecke aus nicht zu sehen. 

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Informationen: Salzburg Marathon
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