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Laufberichte

Grenzenloses, freies Laufen ist angesagt

13.11.11
Autor: Joe Kelbel

Seerosenteich ( km 9,5), nichts Besonderes, nur eine Schutzhütte am Teich. Wunderbarer, asphaltierter Waldweg.  Ja nicht nur die Strassen sind im Osten perfekt, auch die Waldwege sind narbenfrei. Ganz, ganz geiler Lauf. 1:03 Std für 10 Km, das ist der Hit!

Die Strecke sieht aus wie eine stark zerknitterte Pfanne, die „Bratfläche“ muss zweimal durchlaufen werden, den „Pfannenstil“ haben wir jetzt hinter uns, als wir zur Weidmannsruhe (km 11.3) kommen. Hauptverpflegungspunkt mit dem allerbesten Haferschleim, den ich je hatte, dazu Wurstbrote, Cola, warmen Tee und endlich mal Wasser mit Kohlensäure.
Sachsen-Thüringen, es geht irgendwo immer irgendwie über die Grenze, doch die Zeiten sind vorbei. Grenzenloses, freies  Laufen ist angesagt!

Fürstenstuhl (km 14,8 ), 3 Lärchen (km 16,4) kennzeichnen einige Punkte der „Bratfläche“. Es sind sehr langgezogene Steigungen und sehr langgezogene abfallende Strecken, eine Freude hier zu laufen. Die tiefstehende Sonne ist der Hit, in den Kuhlen bedeckt dicker Frost die Gräser, die Luft ist herrlich und die Laune einmalig. Mann, bin ich froh hier zu sein!

Ich hatte mir die Chronik von Werdau angeschaut. Jetzt, wo ich dieses lange Stück durch den einsamen, aufgelockerten Wald laufe, fallen mir einige Ereignisse ein. Hexenverbrennungen und Hinrichtungen gab es überall, aber das hier finde ich schon sehr kurios:

1271 große Teuerung, die drei Jahre anhält und Tausende hinrafft.
1463 großes Sterben
1485 zu Weihnachten schon geackert und gesät
1529 wird eine „Weibsperson“, die ihr Kind im Backofen erstickte, lebendig begraben.
1545 wird ein Kerzengießer wegen Falschmünzerei verbrannt
1564 wird Adam Scheller geköpft, weil er einem alten Mann 1 ½ Groschen abgenommen hat.
1857 wird das Schutzgeld von einer halben Tonne Heringe an die Burgherren in 365 Taler umgewandelt.


Elferteich (km 20), ein Radfahrer ist so begeistert von mir, daß er eine Fotosession von mir im strahlenden Sonnenschein macht. Immer den blöden Daumen auf der Linse, Schluß jetzt! Und da noch ein Foto und da noch. „Es ist ja alles so wunderschön“ ruft er, aber ich will weiter!
Er ist dann auch schuld, weswegen ich meinen wunderbaren Lauf beende.

Naja, nicht wirklich beende, aber plötzlich ist die Luft raus, ich verliere Klaus-Peter, mit dem ich mir eine super Zielzeit ausgerechnet hatte und lasse mich ein wenig hängen.

Ganz schlimm wird es, als ich Siegrid überhole. Ich glaube, ab da habe ich ihren schmerzhaften Laufstil übernommen. Ja, die ewig langen „Steigungen“ muss man laufen. An der Weidmannsruhe gibt es wieder den herrlichen, warmen Haferschleim. Den habe ich immer bei meinen Läufen im Osten genossen. Da breche ich auch gerne mit meinem Image. Nun gut, manchmal mische ich ein bißchen Bier dazu, aber das gibt es hier heute nicht. Zur Erklärung: Haferflocken in heisses Wasser mit Kondensmilch und Heidelbeercreme - ist wohltuend für den Magen und gibt Energie. Laufen macht jung, und mit diesem Zeug bin ich groß geworden, sehr groß.

Die zweite Runde durch die Bratfläche ist nervig: Ein Kunstpilot treibt sein Unwesen über meinem Kopf. Die Geräuschmischung aus Stukaanflug und Motorschaden macht mich nervös. Weisse Kondensstreifen am Himmel rufen nach Haferschleim, ich bin fertig.

Unheimlich viele Spaziergänger sind unterwegs, räcken den Kopf in den Himmel und schiessen Fotos. „Hier bin ich!“ rufe ich, doch ich bin genervte Nebensache. Wenn der Typ da oben im Steilflug ansetzt und den Motor abschaltet, rechne ich mir meine Überlebenschancen aus. Der Kaffee von heute morgen krümmt den Magen, bis ich endlich das langersehnte Anlasserdröhnen höre.

Wieder mal überlebt. Den ewiglangen Pfannenstil geht es zurück über Cottaeiche ins beschauliche Werdau. Die langen Schatten geben mir das Gefühl, ich sei spät dran, doch es ist alles gut. Unheimlich viele Spaziergänger sind auf den ewiglangen Strecken unterwegs, ich habe den Eindruck hier ist man sportlicher als im Westen.

Und dann dieser Fahrradfahrer, der seine drei Huskies ziehen lässt. Die Strecke ist ja genial, nur was macht der, wenn doch mal eine Kurve kommt?

Ein wunderbares Laufwochenende geht zu Ende. Ich bin laufend glücklich. Ein Handtuch zur Erinnerung, schnell zur Dusche und ab zur Siegerehrung. Ich hätte gerne auch so einen silbernen Laufschuh, doch ich bin zu jung für eine Platzierung.

Wie gesagt: Nicht nur die Waldwege, auch die Autobahnen sind ein Traum, ich bin gerne hier im Osten, verdammt gerne.

Marathonsieger

Männer

1  Wesarg, Falko  Jena 02:51:10
2  Lappe, Matthias  LG eXa Leipzig 02:56:05
3  Stöber, Torsten  SV Vorwärts Zwickau 02:57:44

Frauen

1 Neumann, Dr. Petra  ESV Lok Zwickau 03:31:08
2 Pein, Ute  PSV Leizig 03:51:07
3 Fischer, Christine VIP Crew Erfurt 03:51:28

118 Finisher

12
 
 

Informationen: Werdauer Herbstmarathon
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