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Laufberichte

Auf Professor Boernes Spuren

13.09.09

Von Gerichtsmedizinern, platten Karnickeln und angeblich bedächtigen Westfalen

Spätestens seit ich den ersten „Tatort“ mit Jan Josef Liefers alias Prof. Karl-Friedrich Boerne und Axel Prahl alias Hauptkommissar Frank Thiel gesehen habe, ist mein Interesse für die Stadt Münster geweckt. Neben vielen Szenen in der Gerichtsmedizin, in denen von größeren und kleineren Leuten an diversen Leichen herumgeschnippelt wird, falls die nicht direkt geklaut werden, fallen immer wieder nette Einstellungen aus dem Münsteraner Stadtbild auf. Was liegt also näher, als den heutigen Lauf-Tatort hierher zu verlegen und das Ganze mal persönlich in Augenschein zu nehmen? 

Weshalb gibt es eigentlich so viele Stadtnamen mit „Münster“? Namengebend war in diesen Fällen wohl immer ein Kloster, lat. Monasterium. Und was weiß ich eigentlich von diesem Münster? Beschämend wenig, eigentlich nichts. Eine Studenten- und Fahrradstadt im platten Land irgendwo in Westfalen eingerahmt von Schweinezuchtbetrieben. Klar, Stadt des Westfälischen Friedens nach dem dreißigjährigen Krieg. Und der Westfale an sich? Eher langsam und bedächtig, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Der von mir hochgeschätzte Rüdiger Hoffmann aus Paderborn („Ja hallo erst einmal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wußten...“) läßt grüßen.

Derart hervorragend sachkundig und vorbereitet mache ich mich mal wieder am frühen Morgen auf die Socken, um die anstehenden gut zwei Stunden Autofahrt hinter mich zu bringen und zu schauen, inwieweit es dem Rheinländer gelingen wird, hier zu überleben. Um 6.15 Uhr beginnt es erstmals zu regnen und wenige Minuten später plärren Maroon 5 über WDR 2 aus dem Äther: „Sunday Morning, Rain is falling“. Meine Laune bekommt einen ersten Dämpfer. Zum Trost versäge ich gleich anschließend einen Ferrari. Bei Tempo 80 in der Baustelle. Nach der Baustelle jedoch... Bis Münster hat es sich regenmäßig allerdings wieder beruhigt und ich finde einen günstigen (3 €) Parkraum auf dem Hindenburgplatz, der zweitgrößten deutschen innerstädtischen Freifläche in der Nähe des Gymnasiums Paulinum, wo später der Start und auch die Feier nach dem Lauf stattfinden werden.

Gerade vom gestrigen P-Weg mit 68 km und 2000 Höhenmetern gekommen läuft mir der Joe über die Füße. Ja, als er dann hörte, Münster sei nur eine Stunde entfernt, dachte er, Du könntest doch auch hier noch... Flugs ist er nachgemeldet und ich denke mir meinen Teil zu diesem Programm und sehe ihn schon gnadenlos abk... Verzweifelt versucht ein von der gestrigen Messe übrig Gebliebener sein Anabol Loges an den Mann zu bringen und kaut meinen Nachbarn mehrere Ohren ab. Kaum hat er abgedreht, beginnt das Lästern. Aminosäuren? Bis jetzt ging’s auch ohne! Jetzt weiß ich, woran es die letzten zwanzig Jahre gelegen hat! Super Ausrede für die Zukunft! Wir lachen uns scheckig.

Ich freue mich, nach unserem letztjährigen gemeinsamen Start bei der Hitzeschlacht in Bad Pyrmont und regem nachfolgenden Mailverkehr meinen Lauffreund Markus Pitz wiederzutreffen, der bisher jeden Münster-Marathon erfolgreich absolviert hat. Er wird sich auch als einer von mehreren Einzelläufern beim von meinem Verein am 3. Oktober organisierten Staffelmarathon in Waldbreitbach (www.staffelmarathon.info) die Ehre geben. Vielleicht hast auch Du Lust, mit einigen Laufkamerad(inn)en als Staffel oder als Einzelläufer(in) zu uns zu kommen?

Wir schaffen es doch tatsächlich, uns verabredungsgemäß am 3:45er Schild zu treffen und beschließen, zunächst einmal zusammen loszulaufen und zu sehen, ob wir ein gemeinsames Tempo finden können. Bei mir wird’s durch das Fotografieren eher etwas unruhig werden, dafür dürfte er ein wenig flotter unterwegs sein können. Hat aber Zeit hinsichtlich seines nächsten Einsatzes bei uns in drei Wochen. Wie sagt der „Kaiser“ so schön? Schaun mer mal... Seine Silke macht noch ein paar Bilder von uns drei Helden (inkl. Joe) und los geht’s.

Es scheint zunächst ein für Münster offenbar völlig untypischer Tag zu werden, denn einem geflügelten Wort nach regnet es hier entweder oder es läuten die Glocken. Und wenn beides zusammen fällt, dann sei Sonntag. Glocken läuten keine und wettermäßig ist es durchweg auszuhalten. Zwar noch relativ frisch im Vergleich zu dem tollen Spätsommer der vergangenen Woche, aber lauftechnisch noch optimal. Eigentlich super Voraussetzungen für neue Streckenrekorde, die sich der Veranstalter durch den Einkauf hochkarätiger Spitzenläufer(innen) erhofft.

Ich erkenne schnell, daß Münster für mich schon früher eine Reise wert gewesen wäre. Nicht zuletzt zwei unbedingt nochmals abzulaufende Strecken werden meine Wiederkehr erzwingen: Die Umrundung des zwischen den Weltkriegen zum Hochwasserschutz ausgehobenen Aasees (5,7 km) und des 4,5 km langen Promenadenrings im Verlauf der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Das gefällt auch meinem Weibe.

Das fürstbischöfliche Schloß, neben dem wir auf der vierspurigen Weseler Straße gestartet sind, grüßt mit viel Grün. Genutzt wird es heute durch die Westfälische Wilhelms-Universität. Diese spätere Nutzung hat glücklicherweise wohl nach dem Krieg den Abriss durch die britischen Besatzer verhindert. Leider meldet sich das dreimal täglich aktive Glockenspiel auf dem Turm des Hauptgebäudes nicht zum Start. Eines von zehn programmierten Liedern ist „Wir treten zum Beten“ und das wäre durchaus passend gewesen, denn ein wenig Unterstützung von oben kann zum guten Gelingen heute nur positiv beitragen.

Der folgende zunächst innerstädtische Streckenabschnitt ist teilweise recht eng und kurvenreich. Zur Erzielung von Spitzenzeiten, sowohl für die schwarzen Gazellen, wie auch für uns Normalsterbliche, ist er wohl weniger geeignet. So geht es auch direkt in einem scharfen Linksknick am Aegidiitor, einem Rest der ehemaligen Stadtbefestigung und heutigen Grünanlage, zur Innenstadt auf das Ziel zu, wir biegen aber vorher in Richtung der neuen Uni-Gebäude ab. Der Name der links von uns liegenden markanten Überwasserkirche rührt von ihrer Lage „über dem Wasser“ (dem Fluß Aa) gegenüber dem rechts von uns liegenden St. Pauls-Dom her. Dieser wiederum ist das bedeutendste Kirchenbauwerk in Münster.

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Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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