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Laufberichte

Big Sur Marathon: Big Sur – Hills– Highway 1

01.05.11

Das Rennen selbst findet auf dem berühmten California Highway 1 statt, der für diese Zeit für den öffentlichen Verkehr komplett gesperrt wird. Die Straße verbindet San Francisco mit Los Angeles und sie passiert zwischen Monterey und Big Sur einen der schönsten Küstenabschnitte des Landes am Pazifik. Die Race Instructions mussten dieses Jahr kurzfristig völlig überarbeitet werden, da die komplette Organisation neu gestaltet werden musste. Normalerweise fahren die Busse ab 3.45 Uhr in der Nacht nach Big Sur, die Fahrt dorthin dauert über eine Stunde, heuer mussten alle Teilnehmer nach Carmel gebracht werden, die Zeiten waren je nach Abholort in Monterey und Carmel zwischen 3.45 und 5.00 angesetzt.

Die Marathon-Informationen waren aufgrund des geänderten Kurses und des gleichzeitigen Starts von 4 Rennen in Carmel ziemlich umfangreich, aber man musste nur seine Busabholzeiten kennen. Jeder konnte sich in die Startcorrals nach seinen eigenen Zeiteinschätzungen einreihen, die von A-C gingen. Da es keine Geldpreise gibt, sind bei diesem Lauf keine Kenianer am Start, was dieses Rennen für Ottonormalläufer sehr sympathisch macht. 

Eine Pastaparty gibt es am Vortag ebenfalls, ich hatte Tickets schon im Voraus gebucht. US-Pastapartys sind etwas anders als in Deutschland. Sie kosten daher entsprechend ($25 je Ticket), sind aber luxuriös, eben ganze Menüs. Salat, Nudeln, Reis, verschiedene Fleischsorten, Gemüse, Süßspeisen, es gibt eigentlich alles. Ich stopfte in mich rein bis ich nicht mehr konnte. Das Ganze findet im Marriott Hotel in Monterey statt.

Renntag 1. Mai

Aufstehen musste ich um 3.30 mitten in der Nacht, was bedeutet, dass ich aufgrund der Zeitumstellung eigentlich überhaupt nicht geschlafen habe bzw. konnte. Was soll‘s, das kann doch einen echten Lauffreak nicht wirklich umhauen, Marathonneulinge sitzen vor lauter Nervosität dafür oft stundenlang auf dem berühmten Örtchen.

Mit dem Bus ging es um 4.30 von Monterey aus nach Carmel zum Startplatz. Mein Laufoutfit war speziell für meine amerikanischen Freunde als Überraschung ausgewählt (sie kommen jedes Jahr zum Urlaub nach Bayern): Lederhosen mit Trachtenhemd. Alle hatten schon die Befürchtung, dass ich mir alles möglich aufscheuere, aber ich hatte vorgesorgt und entsprechende Laufkleidung darunter zum Schutz angezogen. Sie befürchteten, dass ich auch wegen der Wärme entsprechende Probleme bekommen könnte, aber zunächst mal hatte ich andere Probleme. Es war gelinde gesagt saukalt, in den Race Instruktionen stand was von Handschuhe, Mütze und warmem dicken Pullover. Ich konnte es mir nicht so recht vorstellen, somit hatte ich sowas natürlich nicht dabei. Zu spät, umkehren und holen war nicht möglich.

Im Bus traf ich zufällig Luisa, die mit ihren Eltern vor 20 Jahren in die USA ausgewandert ist, aber noch perfekt deutsch spricht. Mit ihr unterhielt ich mich, um ein wenig über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in den USA zu erfahren. Am Startplatz angekommen standen wir noch fast 2 Stunden in der Saukälte rum, man mutierte fast zu einem Eismenschen. Aber es gab wenigstens heißen Tee, Gatorade, Bananen und Brot um sich etwas innerlich aufwärmen zu können und die Zeit etwas zu vertreiben. Ich zitterte die Minuten bis zum Start dahin, ging mal um die Ecke zu den Dixis und betete schon fast, dass es endlich losgeht. Gut hatten es nur die Läufer, die für Charity-Organisationen liefen, sie hatten beheizte Zelte und separate Toiletten, dafür kostet der Startplatz auch ein klein wenig mehr. Kurz vor dem Start um 6.45 gab es die obligatorische Nationalhymne, live gesungen und dann ging es endlich los.

Meine Taktik war etwas Zeit für die Knipserei im 1. Teil der Strecke herauszuholen, auf keinen Fall sich zu schinden und unter 4 Stunden bleiben. Wer jetzt gedacht hatte, dass die Strecke durch den Wendepunktkurs einfacher als die Standardstrecke wäre, weit gefehlt, in der Zeitung stand was von nun 2.400 climbing statt 1.700, das macht round about 730 Hm. Flach ist das nicht gerade, aber es sind ja nur Hügel, ich wurde später noch eines Besseren belehrt. Am Vortag hatte ich die neue Strecke und auch die alte Strecke mit Bixbybridge und Hurricane Point mit dem Auto abgefahren (zum Marathonwochenende konnte kurzfristig eine Spur der Strasse geöffnet werden, damit hatte ich alle wichtigen Fotos der alten Strecke zumindest ohne Lauf im Kasten), ich kannte somit rein optisch das Geländeprofil. Aber aus dem Auto heraus lässt es sich leicht reden.

Nach dem Start ging es gleich los, die Hills fingen gleich an und sie steigerten sich weiter zu den berühmten Carmel Highlands nach ca. 3 Meilen. Einlaufen war somit nicht möglich, beim Start in Big Sur wäre es normalerweise 4 Meilen Downhill gegangen. Da es aber in der ersten Stunde noch kalt war und man sich durch den Adrenalinschub fit fühlte, kam ich locker über diese Anstiege weg und rannte trotz gelegentlicher Fotostopps mal wieder viel schneller los als angedacht (ich ahnte noch nicht das Problem auf dem Rückweg). Der Lauf selbst lebt von den Panoramaausblicken, Wahnsinn, atemberaubend. Einer gigantischer als der Andere, ich hoffe die Fotos ergeben einen kleinen Eindruck, ansonsten empfehle ich das Internet, das diesen Küstenabschnitt eindrucksvoll in Szene setzt. Zuschauer gibt es keine, denn an der Strecke wohnt so gut wie niemand und da die Strecke komplett gesperrt ist, gibt es keine Möglichkeiten mit dem Auto oder Fahrrad hinzukommen. Alternativwege gibt es nämlich keine.

Ich fotografierte viel im 1. Teil der Strecke, dachte mir lieber jetzt als auf dem Rückweg. Als Unterstützung auf der Strecke gab es viel musikalische Unterhaltung aus allen Stilrichtungen, das motivierte mich zusätzlich. Der berühmte Pianospieler mit seinem Flügel fand am Streckenrand auch seinen Platz, normalerweise steht er an der Bixby Bridge. Dieses Foto war Pflicht für mich. So ging das Ganze bis zur Wendemarke bei der Rocky Creek Bridge, Hills mal rauf, mal runter, Flachstrecke Fehlanzeige. Der Tempoläufer für 3:30 befand sich immer in meiner Nähe, alles war bestens, ich hatte genügend Vorsprung zu meiner anvisierten Zeit. Der Wendepunkt ist aber nicht die Hälfte der Strecke, denn auf dem Rückweg wurde noch ein ca. 2 Meilen Umweg in den Point Lobos State Park kurz vor Carmel eingebaut, der niemals in der Historie des Rennens Bestandteil der Strecke war.

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