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Laufberichte

Das hört ja gut auf

31.12.08
Autor: Klaus Duwe

Zum Jahresende liefere ich eine Neuheit ab: ein Bericht, zwei Marathons. Keine Angst, ich bin noch wieder fit. Von dem einen Marathon bin ich nur 9 Kilometer gelaufen, und den zweiten habe ich geträumt.

Fangen wir mit der Realität an. Die ist hart, wie meistens. 42 Kilometer, 1200 Höhenmeter,  6 Grad Minus, knüppelhart gefrorener Boden. Auch das Umfeld nichts für Zimperliche: Statt beheizter Halle mit Umkleide eine Grillhütte im Wald mit offenem Feuer und ein schattiger Parkplatz.

Aber sonst ist alles, wie man es sich wünscht: Supernette Leute und eine schöne Strecke. Die äußeren Bedingungen sind, in Betracht der Jahreszeit, optimal.  Dass an einem solchen Tag auf eine solche Strecke nur Laufverrückte der übelsten Sorte (auch „Ultras“ genannt) gehen, sei nebenbei auch noch erwähnt. Damit das ganze überschaubar bleibt und nicht in allzu viel Arbeit ausartet, hat man die Teilnehmerzahl auf 25 limitiert. Leider können einige wegen des Glatteises am Morgen nicht anreisen.

Auf die Idee zu diesem Hardcore-Marathon kamen die Marathonsammler des Lauftreff Hemsbach,  weil einem ihrer fleißigsten Läufer, dem Bernhard Hertinger, ein Marathon zum 52. fehlte. 52 dieses Jahr, wohl bemerkt. Statistisch demnach jede Woche einer. Also organisieren die auch darin versierten Freunde flugs den Silvestermarathon. Die Idee ist so gut, die sollten sie auch beibehalten, selbst wenn dem Bernhard mal keiner fehlt.

Die Strecke ist ein Rundkurs von 9 Kilometern, die man viermal läuft. Die 5. Runde kürzt man an der Verpflegungsstelle ab und kommt so auf genau 42,3 Kilometer und auf die schon erwähnten, stattlichen 1200 Höhenmeter. Nach einer kurzen Einweisung am wärmenden Feuer geht es los.

Und wie. Laurence Wylcans kennt die Strecke. Sie gehört zum Lauftreff und hat sich spontan entschlossen, sich ihrem Mann anzuschließen und mitzulaufen. Jahrelang hat sie ihm dabei nur zugesehen. Jetzt rennt sie vorneweg. Kürzlich in Boston war sie schnellste Deutsche (3:08). Heute ist aber nach drei Runden Schluss.

Also übernimmt Robert Feller mit seiner Oskar (ist richtig so, Oskar ist eine Hundedame) das Kommando. Und weil es so gut läuft, ist er schon nach 3:35 Stunden im Ziel. Seine Frau Andrea kommt 47 Minuten später ins Ziel, auch als Erste. Welch ein Abschluss für die zwei „Bärenfelser“. Bernhard, dem wir diesen Marathon zu verdanken haben, macht den Dritten und bleibt unter 4 Stunden. Hut ab.

Nicht zu verachten sind auch die 4:33 von m4y-Autor Joe Klebel, der seinen 5. Marathon absolvierte – im Dezember! Lest seinen Bericht

Informationen: Silvester-Hardcore-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner


Hier mein Marathon-Traum, oder Traum-Marathon, oder …

Die Strecke ist ein 7 km langer, abwechslungsreicher Rundkurs. Man läuft die Runde 3- (Halbmarathon) oder 6mal (Marathon) und kommt am Ende immer an der großen Sportgaststätte beim Stadion vorbei, wo die Angehörigen der Läuferinnen und Läufer und viele Schaulustige sich mit Glühwein warmhalten und die Aktiven anfeuern. Eine Runde schaffe ich noch im alten Jahr. Wenn ich das Tempo halte, bin ich Schlag Mitternacht wieder im Ziel, kann auf das Neue Jahr anstoßen und dann die letzte Runde im neuen Jahr laufen.

Durch Seitenstraßen, in denen meist junge Leute ihre ersten Böller und Raketen zünden, geht es in das nahe gelegene Waldstück. Alle 300 Meter ungefähr steht eine Lampe, angeschlossen an einer Autobatterie. Ansonsten komme ich mit meiner Stirnlampe hervorragend zurecht. Nach 4 Kilometern kommt dann die Verpflegungsstelle. Die Fünf haben noch immer das Autoradio auf voller Lautstärke – mein Lieblingssender SWR 3 macht ein gute-Laune- Silvester-Programm. „Hilde, wo ist der Sekt – wo hast du den Öffner hin?“  „Bleibt ihr hier zum Anstoßen, oder schafft ihr es noch bis zur Kneipe?“ „Wir rennen durch und sehen euch im nächsten Jahr, guten Rutsch.“

10 Minuten, noch gut 1,5 Kilometer, dann ist die fünfte Runde zu Ende. 35 Kilometer, zu früh um aufzuhören. Die Stimmung vor der Gaststätte ist auf dem Höhepunkt. Lauter Jubel, Namen werden gerufen, Kracher gezündet, Raketen steigen in den Himmel. „Prost Neujahr“ tönt es hundertfach über den Platz, in der Dorfkirche werden die Glocken geläutet.

Umarmungen, Küsse, Glückwünsche, Schwüre und Versprechen. Gänsehaut.

Die meisten Läufer sind im Ziel, haben den Marathon vor oder pünktlich um Mitternacht beendet. Ich mache mich auf zur letzten Runde. „Hey, runner, happy new year,“ wird mir zugerufen und alle möglichen Getränke und Naschereien angeboten. Noch nie im Leben bin ich so ins Neue Jahr gestartet, Wahnsinn. Dann genieße ich die Ruhe im Wald, mache mir so meine Gedanken. Die Fünf an der Getränkestelle machen mich wach. „Prost Neujahr“, alles ist gerichtet, statt Tee gibt es Sekt.

Im alten Jahr bin ich gestartet, im neuen komme ich an. Der Zieleinlauf ist nicht sehr triumphal. Der Zeitnehmer und ein paar ganz und gar Kälteunempfindliche harren aus. Als ich aber in die Gaststätte komme, stehen alle auf, klatschen und wünschen mir noch einmal ein gutes Neues Jahr. Schnell verschwinde ich in der Dusche und genieße dann das tolle Buffet, das ich mit Kartoffelsalat und Würstchen beginne.

Mehr kriege ich nicht ab, der Traum ist zu Ende. Schade. Gibt es diesen Lauf wirklich nicht? 

 

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