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Laufberichte

Vom Laufen ohne Vorbereitung

07.07.12

Nichts ist so vergänglich wie die Kondition des Läufers, wenn er nichts tut. Sechs Wochen lang machte ich keinen einzigen Laufschritt, fuhr viel Fahrrad und als mir Klaus vor ein paar Tagen mitteilte, dass ich beim Fichtelgebirgsmarathon angemeldet bin, war ich in Sorge.

Konnte das gut gehen? Nun, der Bericht wird zeigen, wie es mir erging und wie das Rad fahren sich mit dem Laufen verträgt. 

Ein Lauf wie er mir gefällt, anspruchsvolles Profil, bei dem es aber jeweils rechtzeitig wieder abwärts geht, bevor die Kräfte nachlassen, viel Landschaft, viel Wald. Vor fünf Jahren bin ich bereits den Fichtelgebirgsmarathon gelaufen, damals mein 18. Lauf im Jahr, anno 2012 habe ich gerade mal neun auf dem Konto. Da war es mir gerade recht, dass Klaus noch jemand brauchte, der vom Lauf berichtet. So konnte ich auch noch meine magere Jahreslaufbilanz ein wenig verbessern.

Spontan sagte ich damals zu, obwohl meine Füße ihr Veto einlegten. Mein operiertes Großzehengelenk ist noch immer nicht schmerzfrei und meine beiden Fersen machen mir schon länger größten Ärger bei Läufen von mehr als ein paar Kilometern. Aber in der Ultraszene antwortet man auf solche Beschwerden mit der Behauptung, man müsse „den Schmerz herauslaufen“. Das klingt dubios, vor allem aber nach viel Schmerz, aber man kann es ja probieren. Ob es gelungen ist? Wir werden sehen.

Zwei Wege führen von Stuttgart nach Wunsiedel, wo man die Startunterlagen bekommt: Entweder über Nürnberg oder über Würzburg. Da ich letztes Mal bei Nürnberg im Stau stand, entschied ich mich für die Route über Würzburg und kann jetzt sagen: „Beides ist gleich schlecht!“ Freitagabends ist der Verkehr auf den Autobahnen überall recht zäh und so habe ich auch diesmal wieder vier, statt der prognostizierten drei Stunden gebraucht. Zur Abholung der Startunterlagen am Freitagabend hat es also wieder nicht gereicht, machen die doch um 21 Uhr dicht.

Egal, am nächsten Morgen kurz nach sechs Uhr war in den Räumen der Fa. Dronco, wo die Unterlagen abgeholt werden können, noch wenig los, wir bekamen alles ohne Wartezeit und konnten uns dann noch in Ruhe umziehen, bevor Punkt 7.30 Uhr die Busse zum Start nach Weißenstadt abfuhren. Bemerkung am Rande: Wer zu spät kam, wurde mit Privatautos transportiert – das nennt man Service! Knapp 20 Minuten dauerte die Fahrt bis wir im Startbereich am Weißenstädter See waren.

Der Marathon ist also ein Punkt-zu-Punkt Lauf, er führt von Weißenstadt über den mit 1.051m höchsten Gipfel des Fichtelgebirges, den Schneeberg, nach Wunsiedel. Von Rechts wegen hätte man diesen Gipfel mit seinem markanten Turm bereits vom See aus sehen müssen, heute morgen aber war die Sicht nicht besonders, viele tiefliegende Wolken versperrten die Weitsicht und von einem Turm war nichts zu sehen. Verglichen mit den heißen, teils schwülen, gewittrigen Vortagen versprach das aber angenehmes Laufwetter. Kalt war es mit vielleicht 17 Grad auch nicht und so hatte die meisten der etwa 170 Teilnehmer ein Kurzarm-Hemd an oder liefen gar ärmellos.

Die Atmosphäre vor dem Start war locker, manche liefen sich noch warm und dehnten, wir wurden musikalisch beschallt, der Sprecher informierte über alles mögliche, man gab sein Gepäck für den Rücktransport nach Wunsiedel ab und kurz vor dem Start sprach der Bürgermeister von Weißenstadt, Frank Dreyer, ein ganz kurzes Grußwort, so kurz, dass wir pünktlich um 8.30 Uhr loslaufen konnten.

Die ersten vier Kilometer waren gerade richtig zum Einlaufen, sie führten topfeben auf einem schönen, asphaltierten Spazierweg um den See herum, mit angenehmen Ausblicken auf das Wasser. Horst Preisler lief hier heute seinen 1.780sten Marathon. Er war nicht mehr so schnell wie noch vor zwei, drei Jahren und hatte daher bald das Besenfahrrad hinter sich und ich einen beruhigenden Abstand zu ihm.

Auf diesen ersten Kilometern erinnerte ich mich an meinen damaligen Lauf, bei dem es mir anfangs ganz schlecht ging und ich sogar gehen musste. Da lief es heute aber viel besser und wenn ich meine Oberschenkel nicht gespürt hätte, wäre alles in Ordnung gewesen. Bereits nach zwei Kilometern machten die sich bemerkbar? Tja, das konnte ja noch was werden.

Bei etwa Kilometer vier ging es weiter auf der Landstraße Weißenstadt – Schönlind und weil die an-fänglich leicht anstieg, wechselten einige bereits in den Gehschritt. Aha, da waren manche auch nicht schneller als ich, vielleicht konnte ich ja im Laufe der Kilometer noch ein paar Plätze gut machen.

Sechs Minuten später ging es links weg auf einen Schotterweg, die erste Verpflegungsstelle war er-reicht und nach zwei Bechern Wasser war ich wieder unterwegs und hatte bald den Wald erreicht. Die nächsten sechs Kilometer musste man etwa 420 Höhenmeter überwinden, bis hoch auf den Schneeberg.

Der Wirtschaftsweg durch den Wald war bestens zu laufen, er war gesäumt von ganz feinem, saftig grünem Gras, so dass der Fingerhut, der hier zuhauf vorkam, mit seiner violetten Farbe richtig gut zur Geltung kam. Aber auch die Wiesenglockenblumen, Margeriten, Färberdistel, Hornklee und andere Blumen waren zu sehen und erfreuten das Auge. Die Steigung war noch so, dass ich ganz langsam joggen konnte und bald hatte ich drei weitere Läufer hinter mir.

Die Temperaturen waren mit immer noch etwa 18 Grad sehr angenehm, obwohl es jetzt ganz leicht zu regnen begonnen hatte und die Sicht durch den Nebel behindert wurde. Wir hatten offensichtlich Wol-ken erreicht. Der geschotterte Wirtschaftsweg war übergegangen in eine Teerstraße, die deutlich stei-ler wurde. Schnelles Gehen war für mich angesagt, obwohl, in besserer Verfassung könnte selbst ich hier durchaus noch joggen.

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Informationen: Fichtelgebirgsmarathon
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