“Ist das der Mainz Marathon?”- “Ja,ja, ja,ja, das ist normal hier”, antwortet der Mainzkenner seinem Weihnachtsgast, als ich in der fünften Runde des Fünfbrückenkurses an den beiden dickbemantelten Gestalten zwischen dem Treibholz vorbeizische.
Dieser Mainzkenner hat aber irgendwie recht. Dies ist der achte Mainzer Maarauen Ultra Marathon (MMM), also schon ziemlich normal. Außergewöhnlich ist nur die extrem steigende Anzahl der Läufer (45) bei diesem Lauf, den Sascha Kaufmann anlässlich seines Geburtstages vor drei Jahren ins Leben rief.
Außergewöhnlich ist auch die herzliche Betreuung von Brigittchen am Verpflegungspunkt. Sie versteht ihr Handwerk, sodass man sich beeilt, die 9,5 km-Runden zu finishen, um wieder schnell in den Genuss weihnachtlicher Getränke und Speisen mit einigen, mir neuen, schmutzigen Sprüchlein zu kommen.
Startgeld wird nicht erhoben, Sascha und Brigitte bitten um eine Spende für den Laufclub 21, den Marathonclub der m4y-Heldin Anita Kinle. Dabei geht es nicht um 21 Kilometer, sondern um das Chromosom 21, das ihre Trainingsschüler unglücklicherweise dreifach haben.
Gesponsert wird der Lauf durch den rheinlandpfälzischen Landtag, weswegen wir rote Lutscher und grüne Halsbonbons in der dicken Kurt-Tüte finden.
Aus organisatorischen Gründen wird der MMM als Einladungslauf bezeichnet. Aber, wer bei FB auf “pheidippides.de” ein “Gefällt mir” klickt, der erhält auf Anfrage von Sascha ein OK, solange das Ordnungsamt nicht wieder eine Massenveranstaltung unterstellt und den Mindestabstand von 80 cm zwischen schlafenden Gästen überprüft.(Insiderkenntnisse)
In den letzten Tagen gab es ein bisschen Aufregung wegen des Hochwassers, noch in der Nacht auf den 23. Dezember drohen sintflutartige Regenfälle mit einem Überlaufen der Flüsse Rhein und Main samt ihrer Nebenarme, an deren Ufern die Laufstrecke verläuft. Irgendwer zieht kurz vor dem Start den Stöpsel, sodass die Laufstrecke nun kurzfristig statt mit Wasser nur mit Treibholz und Flaschenpost bedeckt ist. Im Briefing warnt Sascha jedoch: “Ihr müsst heute schnell sein, ab 14 Uhr steigen die Pegelstände wieder!”
Weswegen mir Keule vor dem Start einen Kasten Rothaus überreicht, das lässt sich in meinem Artikel vom Heiligabend Bärenfelslauf 2011 rauslesen. Weswegen Keule, Notger, Steffen, Dietmar und ich im Artikel vom Heiligabend Bärenfelslauf 2012 auch noch vorkommen? Weil wir es können und weil es Spaß macht!
Aber zunächst sind wir in Mainz. Und wie das so ist in Mainz…naja, der Michael hat ja auch Geburtstag, was die Anzahl der verlockenden, wohlbekannten “Plopps” am Verpflegungspunkt noch mal stark erhöht. Und da ist auch noch Jörg , der mittlerweile besser Schmalzbrote als Laufkilometer macht.
Ach so, ja, laufen müssen wir auch, auf jeder Runde (sehr gut markiert!) gilt es, fünf Brücken zu erobern und das fünfmal. Damit kommen wir heute auf 45 Kilometern. Da dies ein wirklicher Wettkampf ist, wird er beim DUV gelistet.
Mal gibt es an einer Brücke beeindruckendes Graffiti, Ausblicke und Vibrationen, wenn man hinüberläuft. Die Theodor-Heuss Brücke ist beim Mainzer Stadtmarathon der Schrecken aller Läufer, nun windiger Höhepunkt (110 Meter). Ein besonderes Highlight ist die Südbrücke von 1862, über die die Bahnverbindung Mainz/Frankfurt, oberhalb der Mündung des Maines in den Rhein, führt. Die gesamte Aue steht unter Wasser, man muss also nicht unbedingt nach Kambodscha.
Sascha macht mich aufmerksam auf die grausamen Schicksale, die sich an dieser Brücke abgespielt haben müssen. Er meint damit nicht die vorhandenen Liebesschlösser, sondern die entfernten. Denn anders als in Köln sind hier die Gitterstäbe des kräftigen Zaunes an unzählbaren Stellen durchschnitten, um das, was für die Ewigkeit gedacht war, zu entfernen. Auf der letzten Runde fällt mir eine 4-Schlösser-Combi mit der Aufschrift: “Es-Tut-Mir-Leid” auf. Jetzt verstehe ich den Unterschied zwischen Köln und Mainz: Hier muss es wirklich gut abgehen! Hier komme ich gerne wieder!
Der Lauf ergibt dann auch einen neuen Spendenrekord (480 Euro) und einen neuen Streckenrekord. Platz 1 und 3 gehen an Adam und Janos aus Ungarn, Platz zwei an Steffen, den Sascha wohl deshalb Lokalmatador nennt, weil Steffen….Aber ich berichte nicht über die Stunden, in denen man keine Startnummer trägt.
Ganz große Klasse ist der MMM, und ganz große Vorbilder sind unsere Brigitte und unser Sascha in Sachen Organisation und Mainzer Fröhlichkeit. Großen Dank an die beiden im Namen aller Teilnehmer des MMM und der 21-Läufer !