Wie jungsteinzeitliche Funde belegen, ist die Stadt Salzburg im wahrsten Sinne des Wortes uralt. Nachdem auch Römer und Alemannen ihre Stippvisiten beendet hatten, ist auf dem Boden der heutigen Stadt im 5. Jahrhundert bereits das erste Kloster entstanden. 755 wird dann zum ersten Mal der Name Salzburg erwähnt und 774 der erste Dom gebaut. Im Mittelalter wurde im Zuge verschiedener Querelen die halbe Stadt inklusive des alten Doms niedergebrannt und wieder aufgebaut.
Das heutige prächtige Aussehen der Altstadt geht auf das Konto von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der im 17 Jahrhundert die Stadt neu gestaltete und den Dom nun zum 8. Mal neu und repräsentativer erbauen lassen wollte. Wegen eines Streits mit Bayern wurde Raitenau aber abgesetzt, so dass sein Nachfolger Markus Sittikus die Pläne überarbeiten und den heutigen kleineren Dom bauen konnte. Sittikus‘ Nachfolger, Paris von Londron, ist es zu verdanken, dass Salzburg im Dreißigjährigen Krieg neutral blieb und keinerlei Schäden davon trug.
1850 wurde Salzburg zur Hauptstadt des Kronlandes Salzburg und kam dann 1919 zur Republik Deutschösterreich. Im zweiten Weltkrieg fiel fast die Hälfte der alten Bausubstanz von Salzburg den Bomben zum Opfer. Unter anderem das Bahnhofsgebiet, aber auch die Innenstadt mit der Domkuppel und Mozarts Wohnhaus. Von den vielen Menschenleben ganz zu schweigen. Dem damaligen Gauleiter Gustav Adolf Scheel und Oberst Hans Lepperdinger ist es zu verdanken, dass doch noch viel erhalten blieb. Sie übergaben die Stadt am 4. Mai 1945 kampflos den US-Truppen.
Die Kombination aus Stadtbergen, von denen jeder seine Eigenheiten hat, Flusslage an der Salzach und einer bemerkenswert gut erhaltenen historischen Bausubstanz, dazu noch die Festung Hohensalzburg, die über allem thront, ist auf der Welt einzigartig. Kein Wunder also, dass der Altstadt von Salzburg 1996 von der UNESCO die Auszeichnung „Weltkulturerbe“ verliehen wurde. Für Einwohner und Besucher zusätzlich attraktiv ist die kulturelle Vielfalt, die auf so engem Raum seinesgleichen sucht. Die Salzburger Festspiele sind nur das bekannteste Beispiel.
Zum 14. Mal wird nun bereits unter dem Motto „Lauffestspiele in der Mozartstadt“ der Salzburg Marathon ausgetragen. Neben dem Marathon gibt es einen Halben und einen 10 Kilometerlauf. Bereits am Samstag werden ein Integrationslauf, der City-Walk und der Junior-Marathon, bei dem nach Alter gestaffelt verschiedene Streckenlängen zu bewältigen sind, ausgetragen. Daneben ist die Laufmesse im Kongresszentrum geöffnet und die Startunterlagen liegen zur Abholung bereit. Um die 7.500 Läufer aus 80 Nationen sind hier am Start.
Es empfiehlt sich tatsächlich spätestens am Samstag anzureisen. Sonntags ist die halbe Innenstadt gesperrt und ein Durchkommen äußerst schwierig. Außerdem kann man sich am Vortag bereits in aller Ruhe mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Ferner ist der Start für den 10er am Sonntag um 8.45 Uhr und für Halb- und Marathon um 9 Uhr. Da bleibt für Organisatorisches wenig Spielraum.
Start- und Zielgelände ist in diesem Jahr erstmals am Mirabellplatz direkt vor dem prächtigen Schloss Mirabell. 1606 baute, was damals ziemlich üblich war, Erzbischof von Raitenau außerhalb der Stadtmauern ein Domizil für seine Geliebte Salome und seine 15 Kinder. Die Liebe muss wohl groß gewesen sein, denn heraus kam ein stattliches Schloss mit großzügigem Garten. Während des dreißigjährigen Kriegs wurde das Gebäude umgebaut und in die Befestigungsanlage integriert. Nach dem großen Stadtbrand von 1818 musste das Schloss neu aufgebaut werden. Auf die beeindruckenden barocken Elemente wurde dabei weitgehend verzichtet. Bereits 1866 übernahm die Stadt Salzburg das Schloss zusammen mit dem Kapuzinerberg. Zwischen 1947 und 1950 residierten hier der Bürgermeisters und seine Stellvertreter. Der Marmorsaal, der ehemalige Festsaal, ist heutzutage ein begehrter Platz für Trauungen.
Der Mirabellen Garten wurde, wie im Barock üblich, geometrische angelegt. Durch seine einmalige Lage mitten in der Stadt, sein stilvolles Ambiente mit Springbrunnen, Skulpturen, dem Rosengarten, der Orangerie, einem Zwerglgarten (28 Zwerge aus weißem Untersberger Marmor) und dem Heckentheater ist er optimaler Naherholungsbereich für Einheimische und Touristen. Am Samstag des Marathonwochenendes werden um den Garten herum die Kinderläufe ausgetragen. Neben den unvermeidlichen Touristengruppen ist das prächtige Blumenmeer heute voll mit Kindern, die sich warmlaufen.
Obwohl wir das Gelände samstags eingehend inspiziert haben, sind Norbert und ich doch erstaunt, wie sich das Ambiente am nächsten Morgen verändert. Erst einmal ist das Wetter im Gegensatz zum frühlingshaften Samstag trüb und die Prognose verheißt Regen. Zum anderen ist der spielerischen Leichtigkeit einer spannungsgeladene Vorstart-Atmosphäre gewichen. Auf der gesperrten Rainerstraße sind Startblöcke abgeteilt und ein Moderator unterhält die Läufer und Zuschauer; laute Musik heizt zusätzlich ein. Die Startermatten befinden sich direkt vor der neugotischen Kirche St. Andrä. Die 61 m hohen Türme sind ein würdiger Starterbogen für die ca. 3.000 Halb- und Vollmarathon-Starter. Obwohl die Läufer angehalten sind, rechtzeitig ihre Startblöcke aufzusuchen, füllt sich die Straße nur zögerlich. Im Kongresszentrum können die Kleiderbeutel abgegeben werden und es ist angenehm warm, draußen ist es im Gegensatz dazu ungemütlich kalt.
Norbert und ich haben uns für das lange Outfit entschieden und frieren daher nicht ganz so sehr. Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg in den dritten und hintersten Startblock. Im historischen Ambiente macht das Warten im dicht gedrängten Feld richtig Spaß. Um uns herum gibt es nur fröhliche Gesichter. Dann rückt der Start näher. Punkt 8.30 Uhr wird der erste Block mit den ambitionierten Läufern auf die Strecke geschickt, im Abstand von jeweils 3 Minuten folgen dann die beiden restlichen Startblöcke.
Unter dem Applaus der vielen Zuschauer geht es zunächst am Mozarteum vorbei. Das Mozarteum umfasst drei Teilbereiche; zum einen ist es die Universität, dann der Konzertbetrieb und dann, nicht minder wichtig und bekannt, das Orchester. An der Universität kann man aus den Bereichen Musik, Darstellende und Bildende Kunst so ziemlich alles studieren, was es gibt. Viele international bekannte Künstler und Pädagogen geben hier ihr Wissen und ihre Kunst weiter.
Im Stiftungsgebäude Mozarteum aus dem Jahr 1914 befinden sich die Büroräume der Stiftung Mozarteum Salzburg sowie die beiden Konzertsäle „Großer Saal“ mit 800 Sitzplätzen für große Opernaufführungen und „Wiener Saal“ mit 200 Plätze für Kammerkonzerte und Matineen, die beide zu Salzburgs schönsten Konzertsälen zählen.
Das Mozarteum-Orchester geht auf den 1841 mit Unterstützung von Mozarts Familie gegründeten „Dommusikverein und Mozarteum“ zurück. Heute ist das Mozarteum-Orchester eines der führenden Symphonieorchester Österreichs und eine Allzweckwaffe als Symphonie-, Festspiel- und Opernorchester. Es gibt zwei große eigene Konzertreihen sowie zahlreiche Gastspiele und Tourneen in den großen Festspielhäusern auf der ganzen Welt.
Schon von weitem können wir die Kuppel der Dreifaltigkeitskirche am Makartplatz erkennen. Sie ist der bedeutendste Kirchenbau auf der rechten Seite der Salzach. Die mächtige Kuppel mit den beiden Türmen entstand in den Jahren zwischen 1694 und 1702 und wurde vom Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach im Barockstil erbaut. Nach römischem Vorbild verband von Erlach die Dreifaltigkeitskirche im Zentrum des Komplexes direkt mit den umliegenden Priesterhäusern.
Auf dem Makartplatz (benannt nach dem Maler Hans Makart) inmitten einer schön bepflanzten Grünfläche befindet sich die 5 m hohe begehbare Bronzeplastik Caldera von Tony Cragg. Gegenüber des Hotels Bristol steht Mozarts Wohnhaus. Nachdem W. A. Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse zu klein geworden war, mietete der Vater Leopold Mozart im Jahr 1773 das neue Wohnhaus. Hier gab es im ersten Stock acht Räumen mit ausreichend Platz für Empfänge und Konzerte. Die Mozarts pflegten ein ausgeprägtes gesellschaftliches Leben, so dass eine angemessene Unterkunft von großer Bedeutung war. W. A. Mozart lebte hier bis zu seinem endgültigen Umzug nach Wien 1781. Heute ist in dem Haus ein Museum über Mozarts Leben und Werk untergebracht.
Es geht in die schmale Dreifaltigkeitsgasse, wo rechts das Honorarkonsulat von Deutschland liegt, und unter dem Sauterbogen, benannt nach dem bekannten Salzburger Botaniker Anton Sauter, hindurch. Erzbischof Paris Graf Lodron hat hier 1645 zwei an der Stadtmauer befindliche Bürgerhäuser verbinden lassen, damit er von seiner Wohnung aus seine Diensträume schneller erreichen konnte.
Am Platzl spielt Musik, wir laufen an den Wasserspielen vorbei über die Staatsbrücke, eine von 13 Salzburger Brücken links auf den Rudolfskai. Vorbei am alten Rathaus aus dem 12. Jahrhundert reihen sich hinter historischer Fassade Bars und Lokale. Hier ist abends ein beliebter Szenetreffpunkt. Während wir den schönen Blick auf die prächtigen Villen am gegenüberliegenden Salzachufer genießen, heizt eine Sambagruppe mächtig ein. Wir passieren den Mozartsteg. Die nach W. A. Mozart benannte Fußgängerverbindung über die Salzach wurde 1903 als mautpflichtige Brücke eröffnet. Seit 1921 werden aber keine Mautgebühren mehr erhoben. Im Mauthäuschen wartet ein kleiner Kiosk auch heute auf Kundschaft.
Rechts führt ein Sträßchen auf den bekannten Mozartplatz, zum Dom und Residenzplatz. Wir aber bleiben geradeaus. Es folgt die Uni Salzburg mit dem Fachbereich Geschichte und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder über dem die Kuppel ihrer Kajetanerkirche zu schweben scheint. Im Weiterlaufen kommt immer mehr die Festung Hohen Salzburg ins Bild, die über allem auf dem Mönchsberg steht.
Unter lautem Gelächter der Läufer erhebt sich der Ballon des 5h00-Pacers in die Luft. Er ist ab jetzt eher inkognito unterwegs. Die Polizei sichert die Strecke über den großen Kreisverkehr, wo sich rechts das Arbeits- und Sozialgericht unter einem dichten Fassadenschutz versteckt. Wir nehmen die erste Ausfahrt zwischen dem roten Backsteinbau des Bezirksgerichts und einem Jugendstilbau namens Salzachhof hindurch. Links wird es dann richtig bunt: die Fassade des Künstlerhauses, Sitz des Salzburger Kunstvereins, ist schreiend rot.
Wir biegen rechts in die Hellbrunner Straße. Nach Passieren des Städtischen Seniorenheims geht es an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg vorbei, einem moderne Gebäude mit repräsentativem Eingangsportal. Davor ist die erste Verpflegung bei km 3 mit Wasser und Cola aufgebaut. Noch ist keiner durstig und die Helfer haben nicht viel zu tun. Unter einem Zelt wird zur Freude der Läufer Musik gemacht, ein paar Zuschauer feuern uns an. Hier befindet sich auch der Botanische Garten mit dem Apothekergarten.