Nach dem Gewitter ist vor dem Gewitter - Wenn Du nach Rostock kommst, vergiss die Gummistiefel nicht - Es fängt ganz harmlos an - Nur der Tunnel war trocken - Sintflut über Rostock – Ich habe überlebt – The run must go on - Ohne Schnorchel keine Chance - Alles Andere ist Massenware.
Für die diesjährige Rostocker Marathonnacht fallen mir tausend Titel ein. Aber glaubt mir, es war nicht so. Es war schlimmer.
Am Samstag ist der Sommer zurück. 30 Grad und es ist schwül. Ohne dass man sich viel bewegt, fließt der Schweiß. Der Veranstalter macht sich Sorgen und plant weitere Erfrischungsstationen ein. Ich mache mir auch Sorgen und verkürze meine kleine Besichtigungstour durch Rostock. Die Hansestadt ist mit über 200.000 Einwohnern zwar die größte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, aber vom Marathon-Zentrum am Neuen Markt erreicht man leicht einige Sehenswürdigkeiten, die etwas über die Stadt und ihre Geschichte erzählen.
Rostock ist eine sehr alte Stadt. Schon lange bevor 1218 das Lübsche Stadtrecht übernommen wurde, siedelten an der Warnowmündung slawische Stämme. Ihre Blüte erreichte die Stadt in der Zeit der Hanse. Beginn und Ende dieser Kaufmannsvereinigung lassen sich schwer bestimmen. Tatsache ist, dass mit Ende des 30jährigen Krieges die Hanse und damit auch besonders Rostock ihre beste Zeit hinter sich hatte. Zusätzlich vernichtete am 11. August 1677 ein verheerender Brand ein Drittel der Stadt, die daraufhin ihre wirtschaftliche Bedeutung vollends einbüßte. Erst Ende des 18. Jahrhunderts und dann mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann der Wiederaufstieg der Hansestadt Rostock. Schwerpunkt waren der Schiffs- und später auch der Flugzeugbau.
Natürlich spielt auch der Fremdenverkehr eine sehr wichtige Rolle. Warnemünde, 1323 von den Rostockern wegen des Zugangs zur Ostsee gekauft, hat den größten Ostseestrand auf deutschem Gebiet.
Am Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf. Prima, das eigentlich für den Abend vorhergesagte Gewitter entlädt sich noch rechtzeitig vor dem Start. Regen, Blitz und Donner zaubern deshalb allen ein Lächeln auf das Gesicht. Nach 30 Minuten ist der Neue Markt frisch gewaschen, gleichzeitig hat es ein klein wenig abgekühlt.
Ursprünglich teilte sich Rostock in Alt-, Mittel- und Neustadt auf. Jeder Stadtteil hatte einen eigenen Marktplatz, ein eigenes Rathaus und eine eigene Pfarrkirche. Der Neue Markt, der Marktplatz der Mittelstadt, war mit seinen prächtigen Giebelhäusern Wohnsitz wohlhabender Bürger und wirtschaftliches Zentrum der Stadt. Dementsprechend avancierten das dortige Rathaus zum Rathaus der Gesamtstadt und die Marienkirche zur Hauptpfarrkirche.
In der Marienkirche ist übrigens ein technisches Wunderwerk zu besichtigen. Hinter dem Hochaltar befindet sich die 1379 von Nikolaus Lilienfeld erbaute, elf Meter hohe astronomische Uhr, die nicht nur die Uhrzeit, sondern auch die Mondphasen, Sonnenaufgang, Wochentag, Monat, Datum, Name des Tagesheiligen und weitere Daten anzeigt. Das Ziffernblatt reicht bis ins Jahr 2017.
Bis zum Start um 18.00 Uhr ist von der Abkühlung nicht mehr viel zu spüren. Es ist schwül und ich muss noch unbedingt was trinken. 1484 Anmeldungen registrierte der Veranstalter, aber nur etwa 200 entfallen auf den Marathon. Über 800 Halbmarathonläufer starten um 20.00 Uhr auf genau halber Strecke am Warnowtunnel. Eine Besonderheit ist der Staffel-Marathon. Gleich 8 Läufer teilen sich die Distanz. Die Wechselstellen werden alle per Schiff angefahren.
Den Startschuss gibt Rostocks OB Roland Methling, der normalerweise auch als Läufer aktiv dabei ist, wegen mangelnder Vorbereitung aber diesmal verzichtet. Hat der Mann eine Vorahnung?
Schön ist, dass man auf der neuen Strecke etwas von der Stadt zu sehen bekommt – und das gleich doppelt. Die kleine Runde durch die Innenstadt, über den Universitätsplatz, der früher Hopfenmarkt hieß und der Marktplatz der Neustädter war, vorbei am Kröpeliner Tor aus dem 13. Jahrhundert, eines der vier Stadttore von Rostock, läuft man nämlich zweimal. Viele Zuschauer verfolgen hier das Rennen.
Nach 7 km kommt man zum historischen Stadthafen an der Unterwarnow, der zur Zeit der Hanse große Bedeutung hatte. Dem Seehandel der DDR diente er als zentraler Umschlagplatz. Nach der Wende wurde er zur Flaniermeile umgewidmet, in die Lagerschuppen zogen Geschäfte, Kneipen, Restaurants und Theater ein. Der Hafen ist nur für mittlere Seeschiffe und Flussschiffe befahrbar. In der Woche nach dem Marathon kommen zur Hanse Sail über 300 Großsegler und Traditionsschiffe in den Stadthafen und nach Warnemünde.