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Laufberichte

Ein Team wie ein Mann!

 
Autor: Joe Kelbel

Beim Staffelmarathon in Mörfelden dürfen nur Läufer mit ausgesprochenem Teamgeist antreten, denn vier Läufer haben jeweils 10,55 km zu laufen und erhalten dann für ihr Team die Marathonwertung. Seit Jahren ist auch das Team von Marathon4you vertreten, eingespielt und voller Geist ist es gewöhnlich auf den letzten Plätzen zu finden.

Wer seine Staffel geschickt organisiert, hat Aussichten auf ein Treppchen. Die gemischte Staffeln z. B. sind rar. Äintschie und ihr Renntier melden sich wie jedes Jahr nach, um bei den Gemischten mitzumischen. Auf einem Foto sind zusammen mit Jochen Heringhaus und Sportwart Helke Hensen zu sehen. Einer der Letztgenannten ist mal die 100 km in  8:28 Std gelaufen.

Als Teamchef habe ich die Aufgabe, das Training des M4Y-Teams zu organisieren und die Ausrüstung zu pflegen. Bestens vorbereitet ist unsere Team lange nicht so aufgeregt, wie die Nachwuchsläufer, die zwar eine ungefähre Vorstellung ihrer 10 km- Zeit haben, aber bei der Hochrechnung auf 10,55 km doch erhebliche Selbstüberschätzung an den Tag legen und sich deshalb nicht einigen können, wer zu welcher Zeit den Transponder-Chip für die Zeitmessung übernehmen soll.  Der Chip am Handgelenk registriert allerdings nur den Rundendurchlauf, die Startzeit beginnt mit dem Startschuß, also auf die Startaufstellung achten!

Die Wettkampfbedingungen haben sich verschärft, das Ziel wird gnadenlos nach 4:30 Std geschlosssen. Das beeindruckt unser Team aber nicht im Geringsten. Gaby erzählt, dass zwei ihrer Teamkolleginnen am Freitag krank geworden sind. Wenn ich mich in dem völlig überhitzten Vereinshaus  umschaue, dann haben letzte Woche die Viren rund um Mörfelden heftig zugeschlagen, denn fleißig werden Excel-Tabellen und Starterlisten korrigiert. Seltsam auch, dass es doch soviele Läufer gibt, die urplötzlich für Sonntagmorgen einen Arbeitstermin aufgedrückt bekommen. Sehr seltsam. Da nützt es auch nichts, dass man das Umschreiben der Teams, bzw. dessen Teilnehmer selbst per Internet vornehmen kann.

Für die 15 Euro Startgebühr müssen die Helfer in den frühen Morgenstunden stark schuften, zumal sich auch noch viele Staffeln nachmelden und die Aufregung komplettieren. Mit den vier Startnummern erhält man allerdings einen Vordruck, auf dem man Änderungen bei der Staffelaufstellung selbst vermerken kann. Die Teams, denen die Viren nichts anhaben konnten, versammeln sich am Kuchenbuffet. Auch da wird heftig diskutiert, warscheinlich geht es um die Frage, ob eine Sahnetorte vegan ist.

Ich muss an die Luft, denn jetzt beginnt das  Hauptthema: Die Wettervorhersage für die  zweite, dritte und vierte Runde. Dafür gibt es wahre Fachleute, die Unsicherheit bezüglich der Kleidungsfrage wird von denen allerdings nur veschärft. Prinzipiell lässt sich schon anhand der Kleidung feststellen, wie schnell ein Läufer plant zu laufen, doch heute Morgen ist es um die 0 Grad, also unentschieden.

Auffallend die vielen Läufer des SV Traisa, eines kleinen Ortes bei Darmstadt. Auch die LG Rüsselsheim, die Wiesbadener und der LT Gelnhausen  ist sehr stark vertreten. Die Truppe „guilty76“ hat ihre Unschuld vor Jahren verloren. Mit vier Teams ist der LT Neu Isenburg stark vertreten, sie werden von Kent betreut. Der US-Amerikaner ist vor 4 Jahren eingebürgert worden, hat seitdem 40 kg abgenommen. Ob es an seiner Einbürgerung oder an seiner Betreuertätigkeit liegt?

Die Teams von Skill04 sind jedes Jahr vorne dabei. Das ist ein Frankfurter Verein, der sich auf die integrative Förderung von Blinden im Laufsport konzentriert. Der wohl größte Laufverein Deutschlands, Spiridon Frankfurt, stellt mit 12 Staffeln einen  Rekord auf. Trainiert werden die Läufer von Kurt Stenzel, dem 12fachen Deutschen Meister auf Langstrecken.

Andere Teams versuchen mit Fantasienamen, wie „Unduschlegs“, „Team Bettina“ oder gar  „überfordert und  unterqualifiziert“  die Konkurrenz einzuschüchtern oder zu täuschen. Oft hat man sich in nächtelangen Marathonsitzungen verausgabt, wo es darum ging, einen Teamnamen zu finden. Sie träumen bestimmt davon, am 25.02. am HM teilzunehmen, der auch von der LG Mörfelden-Walldorf ausgetragen wird.

Ein Name, wie  „Mo-Mi-Lauftreff“  ist schon sehr provozierend, weckt er doch so manches schlechte Gewissen, während “injury prone“ (verletzungsanfällig) mir sehr sympatisch erscheint. Doch die  spätere Platzierung zeigt, dass man auf verschiedene Weise den Gegner täuschen kann.

Ratlosigkeit steht den Läufern ins Gesicht geschrieben, denen ein Teammitglied in den Wirren der letzten Nacht abhanden gekommen ist. Ein Anruf erreicht einen im Bett. Hoffentlich in seinem eigenen.  Hektisch wird nun überlegt, wer jetzt zwei Runden laufen muss.

Da im M4Y -Team schon frühzeitig die Startreihenfolge während langer Extremläufe festgelegt wurde, begebe ich mich  ganz ruhig zum Startpunkt, um dort die farblich unterschiedlichen Startnummern dem Staffelmitglied zuzuteilen.

Start 9 Uhr.

Innerhalb kürzester Zeit ist das Feld auseinandergezogen und ich kann Mitläufer von hinten betrachten, was auf Kurzstrecken optisch besser ist als bei Ultras, sodaß ich gerne dranbleibe. Nach der ersten 10,55 km Runde nehme ich unserem Startläufer die Startnummer ab und versorge unseren nächsten Läufer mit Getränken und Nahrung, denn, so steht es in der Ausschreibung: „Dieser Lauf ist nicht geeignet für Läufer die mehr als 21 km laufen wollen!“

Das Ende jeder Runde ist für mich mit hektischer Arbeit verbunden. Zunächst muss unser Läufer das Chiparmband korrekt über die Messung führen, dann klemmt die Startnummer des Vorläufers, sodass ich die Sicherheitsnadeln verbiegen muss, während ich gleichzeitig durch die sekttrinkende Menge zum Teamverpflegungspunkt hechte und blitzschnell den leichten Rucksack unseres nächsten Läufers bestücken muss.

In der zweiten Runde überholt schon der Spitzenläufer vom TSV Pfungstadt. Ab der dritten Runde sogar die Sonne. Es wird einsam auf den Waldwegen, denn Schlußläufer und Sonnenstrahlen sind irgendwie immer schneller. Unser letzter Läufer orientiert sich knallhart an der Zielschlußzeit und meistert die letzte Runde unter der Aufsicht des Rettungswagens.

Dann der Zieleinlauf:  Der Schlußläufer des  M4Y-Team läuft kerzengerade unter dem brausenden Jubel der fünf noch anwesenden Zuschauer durchs Zieltor. Vier Minuten vor Zielschluß, 24 Minuten schneller als vor 2 Jahren. Ganz große Klasse! Ganz tolles Rennen! Ein sagenhaftes Team!

Besonderer Jubel kommt vom Traumteam Bettina, deren Athletinnen Pfannekuch, Liebs, Marsden, Schwartz den imponierenden 9ten Platz der 11 Frauenstaffeln erkämpften.
Das war nur möglich, weil alle Läuferinnen dem Nikotin entsagt haben. Tolle Leistung!
Steffi macht auch noch ein Zielfoto des gesamten M4Y- Teams samt Startnummern, denn Marathon4you kommt als spezielles Team in die Sonderwertung - nicht in die Ü200! Vielleicht im nächsten Jahr, denn dann sind wir 4 Jahre älter.

 

Informationen: Marathon-Staffellauf SKV Mörfelden
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