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Laufberichte

Der große Jubiläums-Marathon am Main

30.10.11
Autor: Klaus Duwe

Erst nach dem Startschuss setzt die Musik ein: „Keep on Running“, die Hymne der Spencer Davis Group aus den 60ern. Auf geht’s, zum großen Jubiläumslauf.

15.000 Teilnehmer -  jeder bringt zwei Begleiter mit. Und die stehen hier rechts und links der Straße und toben wie die Verrückten. Zunächst geht es nur zögerlich vorwärts, dann wird gerannt, was geht. In der Kurve beim Platz der Republik zieht es einem nach innen, der Rhythmus der Trommler wetteifert mit dem Pulsschlag. Die Vernunft siegt. Ich such mir ein Plätzchen am Streckenrand und mache Fotos. Es ist der Wahnsinn. Die Ersten kommen uns bereits auf der Gegenbahn entgegen, 3 km für sie, 1 km für uns.

Vor dem Westend Tower ragt die umgedrehte Krawatte Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen aus der Läufermaße, vor uns tauchen die Türme der Deutschen Bank auf. Gleich ändern wir die Laufrichtung, „Soll“ und „Haben“, so nennt man die Türme, geben jetzt ein ideales Motiv ab. Das Zeltlager der Protestierer vor der  Europäischen Zentralbank ist kaum zu sehen. Dafür die Trommler umso besser zu hören.

Unsere erste Runde durchs Bankenviertel ist kurz, nach 4 Kilometern sind wir im vornehmen Westend und laufen Richtung Palmengarten. Bevor es die Bockenheimer Landstraße wieder stadteinwärts geht, kommt die erste Verpflegungsstelle. Schnell hat man sein Getränk, denn an langen Tischreihen kann man sich beidseitig der Straße bedienen.

Unsere zweite Runde durch die Innenstadt ist etwas ausgiebiger und schließt zum ersten Mal auch die Alte Oper mit ein. Fast könnte man sagen, hier schlägt das Herz des Frankfurter Marathons. In zwei Richtungen wird der Opernplatz passiert, den eine riesige Menschenmenge bevölkert. Das Renngeschehen wird auf eine Großleinwand übertragen und fachkundig von hr1-Mann Kai Völker kommentiert. Trotz Laufen und Fotografieren, der Genuss kommt nicht zu kurz. 

Unter Trommelwirbel geht’s in die Goethestraße. Nur wer teure Marken zu verkaufen hat, kann sich hier einen Laden leisten. Beim Goetheplatz werde ich zurückgepfiffen. Ich will ein Foto mit der Statue unseres großen Dichters machen,  verlasse dazu die Strecke  und werde prompt für einen potentiellen Abkürzer gehalten. Alles ok, ich bin wieder in der Läuferschlange. Ich will doch nicht Bloco X verpassen, die besten und lautesten Sambistas, die ich je an einer Marathonstrecke erlebt habe. Ich mache jede Wette, im ehrwürdigen Frankfurter Hof (km 7) gegenüber klappert das edle Porzellan in den Vitrinen. Das ganze Viertel bebt.

Fast ist man froh, dem Inferno zu entrinnen. Der Geräuschpegel sinkt. An der Hauptwache kommentiert in gewohnter Manier Artur Schmidt das Geschehen. Hinterm Kaufhof erheben sich die geknickten Fassaden des Nextower und des erst im August eröffneten Jumeirah Hotels. Beides gehört mit dem Einkaufszentrum MyZeil und dem Palais Thurn und Taxis zum Palais Quartier. Frankfurt hat Konjunktur.

Nach den neuen Türmen der Stadt kommen wir zu einem ganz alten, dem Eschenheimer Turm (km 8). Zum Glück hat jetzt unser Joe aufgeklärt, wie es zu dem Wirrwarr mit Eschersheimer und Eschenheimer kommt, obwohl immer ein und dasselbe bezeichnet wird,  der Stadtteil Eschersheim.  Alle Objekte, die außerhalb der ehemaligen Mauern liegen, bezeichnet man als Eschersheimer, alle Objekte innerhalb der ehemaligen Mauer als Eschenheimer. Ich sag’s ja immer, laufen bildet. Und Bier macht nicht dumm.

Eigentlich hieß sie Kalbächer Gasse, aber weil schon immer Metzger, Bäcker, Delikatessenhändler und Restaurants hier ihr Domizil hatten, nannten die Frankfurter sie einfach Freßgass. Irgendwann wurde das der offizielle Name für das kurze Straßenstück vor dem Opernplatz.  Die Freßgass ist gepflastert, deshalb wird sie den schnellen Läufern weniger gefallen als uns hier hinten im Feld. Wir lassen uns von den vielen Leuten in den Straßenkneipen und –Cafés unterhalten und ich entdecke die in Stein gehauene „Große Liegende“.

Das Marathonfest auf dem Opernplatz ist voll im Gange. Wir laufen jetzt nordwärts zur Universität. Täusche ich mich, oder steigt die Straße an? Muss so sein, denn die Eschersheimer Landstraße in Gegenrichtung hat eindeutiges Gefälle. Noch einmal kommen wir zum Eschenheimer Turm (km 11,5), diesmal mit dem Palais Quartier im Hintergrund.

100 Musikgruppen, so wird geschrieben, sollen an der Strecke aktiv sein. Ob’s stimmt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat man nie länger als 5 Minuten Ruhe. Dann gibt es wieder auf die Ohren. Und wo Musik ist, sind auch Fans. Und die sind gut drauf. 

Als nächster Höhepunkt wartet die Alte Brücke (km 13) auf uns, das Wahrzeichen des Frankfurter Marathons. Von hier hat man einen sagenhaften Blick auf Skyline und den Dom. Deshalb stehen auf dem ersten Stück auch mehr Fotografen als Zuschauer, die sich erst in der Kurve sammeln, wo die Läufer zum Mainufer abbiegen.

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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