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Laufberichte

Einzigartig ….

 

…. wäre vielleicht etwas übertrieben, aber außergewöhnlich ist der Almetal-Marathon allemal. Denn unter der Federführung des Lauftreff Elsen-Wewer haben sich 13 Vereine zusammen getan, um das Almetal für Läuerinnen und Läufer  zu erschließen. So bietet sich mir die Gelegenheit, meine ostwestfälische Heimat von einer weiteren Seite kennen zu lernen. Kurz entschlossen ergattere ich einen der wenigen Plätze des ausgebuchten Laufes.

Am Veranstaltungstag selbst heißt es früh aufstehen, denn bereits vor 8.00 Uhr muss ich im Ahornsportpark sein, um dort meine Startunterlagen zu bekommen. Ich habe das Glück, dass Josef mich mitnimmt. Pünktlich um 7.30 Uhr haben wir Paderborn erreicht und bekommen unsere Startnummern. Aufgrund der relativ geringen Teilnehmerzahl ist der Andrang überschaubar. Einen Platz in einem der drei Busse, die uns zum Start bringen werden, haben wir danke des Shuttleservice, der in den moderaten Startgebühren inbegriffen ist, sowieso. Lediglich bei der Anmeldung war dies anzugeben. Pünktlich werden wir in den südlichen Teil des Kreises Paderborn gebracht.

 

 

Bereits um 8.45 Uhr kommen wir im Startbereich an. In Harth-Ringelstein lassen mich die frischen Temperaturen noch frösteln. Wir müssen noch etwa 1,5 Kilometer über einen Waldweg zum Start, doch die Wartezeit bis zum Startschuss ist trotzdem noch zu lang, um sich nur draußen aufzuhalten. Im wartenden Bus tummelt sich deshalb eine große Läuferschar oder man findet ein sonniges Plätzchen. Gegen 9.30 Uhr machen sich die Läufer auf in Richtung Start. Die Sonne steht jetzt so hoch, die Schatten werden kürzer und am Start bekommt man einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden sommerlichen Temperaturen. Bevor es auf die Strecke geht, gibt es letzte Anweisungen. Die Strecke entlang des Almeradweges ist nicht komplett für den Straßenverkehr gesperrt, weshalb wir bei Straßenquerungen aufpassen sollen. Kein Problem, denn bei diesem Lauf von Läufern für Läufer steht die Zeit nicht im Vordergrund. Deshalb stört es auch nicht, dass wir mit wenigen Minuten Verspätung durch den Bürgermeister Bürens auf die Strecke geschickt werden.

Gleich führt mich die Laufstrecke hinab nach Siddinghausen. Da wir der Alme flussabwärts folgen, nehme ich an, dass heute mehr Ab- als Anstiege vor mir liegen. Entsprechend locker lasse ich mich die ersten Kilometer treiben. In Siddinghausen warten die ersten Zuschauer. Etwas skeptisch blicken sie drein. Ein alter Lanztraktor gibt uns Vorfahrt. Die Sonne treibt mir bereits den Schweiß auf die Stirn. Da kommt mir die erste Wasserstelle gerade recht. Trinken wird heute wichtig sein. Kurz darauf verlasse ich den Ort. Die Strecke verläuft abwechselnd in der Sonne und im Schatten. Das wird bis zum Schluss so bleiben.

KM 4: Ich erreiche Weine. Nein danke, dazu gibt es in dieser Phase des Rennens keinen Anlass. Im Gegenteil, noch läuft es erstaunlich gut, obwohl ich fürchte, dass ich zu schnell unterwegs bin. Aber im Ort warten die nächsten Zuschauer, die möchte ich mit einem flüssigen Laufstil beeindrucken. Es gelingt mir noch mühelos. Dann mache ich mich auf in Richtung Büren. Der Radweg führt vorbei an Wiesen und Feldern. Ich zähle die Überquerungen der Alme schon nicht mehr. Sehr abwechslungsreich die Strecke.

 

 

Die Kilometer fliegen im Moment nur so vorbei. Kurz darauf erreiche ich Büren. Bis 1975 war sie Kreisstadt, bevor die Kreise Büren und Paderborn zusammengeschlossen wurden. Vor mir sehe ich  das ehemalige Jesuitenkolleg, erbaut von Johann Conrad Schlaun, einem Meister der Barockbaukunst, der uns zahlreiche schöne Bauten hinterließ. Beim Marathon in Münster kann man übrigens den von ihm erbauten Erbdrostenhof bewundern. Bevor ich erneut die Alme quere, darf ich mich mit Bananen, Äpfeln und Wasser stärken. Die Überquerung schützt hier der heilige Johannes Nepomuk, dem rechter Hand eine Figur gewidmet ist. Er wurde in Prag in der Moldau ertränkt, weshalb er als Brückenheiliger gilt. So behütet kann der Lauf heute für mich nur glücklich enden. Dementsprechend locker laufe ich weiter. Vorbei an der Niedermühle führt mich die Strecke weiter entlang der Alme aus Büren wieder hinaus.

Auf den nächsten Kilometern sind Schatten spendende Bäume selten. Für das gereichte Wasser bin ich dankbar. Bei KM 13,5 erreiche ich Brenken und endlich wieder Schatten. Verpflegung gibt es obendrein. Die Zuschauer treiben mich voran. Während ich Brenken rechts liegen lasse, grüßen links erst der ehemalige Bahnhof und dann die Ruine der Niederburg. Die Burg wurde bereits im 11. Jahrhundert von den Herren von und zu Brenken errichtet. Spektakulärer als die  Burgreste ist die Brücke der A 44 über das Almetal. Nach Unterquerung dieses Highlights führt die Strecke weiter gefällig durch das Flusstal.

Kurz darauf erreiche ich Ahden, eher bekannt vom  Flugplatz Paderborn-Lippstadt, der hier beheimatet ist. Zu verdanken hat der Kreis Paderborn den Flugplatz übrigens dem Computerpionier Heinz Nixdorf. Aufgrund seiner Geschäftsbeziehungen hat er den Bau des Regionalflughafens maßgeblich beeinflusst. In der Ortschaft selber warten erneut zahlreiche Zuschauer. Besonders die Lokalmatadore werden frenetische angefeuert. Da haben die Zuschauer viel zu tun, denn davon befinden sich zahlreiche im Läuferfeld. Ich lasse mich von der Welle der Begeisterung mittragen und freue mich auf die kurz bevorstehende Halbmarathonmarke.

 

 

Vor mir taucht die Wewelsburg auf, Deutschlands einzige Dreiecksburg. Einst wollten hier die Nazis ein Kulturzentrum bauen. Dann war es aber vorbei mit der Schreckensherrschaft …. Die strahlende Sonne macht weiterhin beste Laune. Da muss man ich mich schon mal selber bremsen und  eine kleine Gehpause einlegen, was prompt kommentiert wird: „Komm lauf weiter, sind nur noch wenige Meter.“ Ja, liebe junge Dame, für dich vielleicht. Aber ich habe hier erst die Hälfte des Weges hinter mir. Beim Zieleinlauf des Halbmarathons oberes Almetal kann ich bei der Medaillenübergabe bereits die Medaille bewundern, die mich im Ahornsportpark erwartet. Dafür lohnt es sich weiter zu laufen, auch wenn es jetzt sehr viel einsamer wird. Die Teilnehmer des Halbmarathons unteres Almetal sind nämlich schon auf der Strecke.

Spätestens hier sollte ich einiges aufklären. Ja, es gibt zwei Halbmarathonstrecken: Den Halbmarathon Oberes Almetal mit Start in Harth-Ringelstein und Ziel in Wewelsburg und den Halbmarathon Unteres Almetal mit Start in Wewelsburg und Ziel im Ahorn Sportpark Paderborn. Richtig vermutet, beim Marathon  werden beide Strecke gelaufen. Vielleicht sollte man auch wissen, dass die Alme ein ca. 59 km langes Flüsschen ist, das bei Brilon aus genau 104 Quellen gebildet wird und in die Lippe mündet.

Mich bremst bis KM 22 das Streckenprofil erst einmal aus. So knackige Steigungen habe ich heute nicht erwartet. Da ist Gehen keine Schande, aber am Ende komme ich wieder ins Laufen. Die nächsten Kilometer in Richtung Tudorf führen gefühlt nicht unbedingt bergab. Im Gegenteil, das Streckenprofil ist wellig, ein ständiges Auf und Ab. Die erste Hälfte war doch zu schnell für mich heute. Immer wieder kommen von hinten Läufer, an die ich mich versuche dran zu hängen. Das gelingt nicht immer, meine Kilometerzeiten lassen nach. Wie auch immer, der Weg ist das Ziel. So erreiche ich Tudorf und bin sicher, auch den Rest der Strecke gut zu bewältigen.  Wegen des warmen Wetters gibt es in Niederntudorf sogar zwei Verpflegungsstellen, die ich dankbar nutze.

KM 28: Niederntudorf liegt schon hinter mir, da spricht mich Henry an, mein Shirt ist schuld. Und nach wem erkundigt er sich? Natürlich nach Joe. Er ist halt unser auffälligster Reporter. Trotz der netten Unterhaltung muss ich kurz darauf abreißen lassen. Ich warte auf den nächsten Läufer von hinten. Ralf in seinem auffälligen Dirndl habe ich die nächsten Kilometer im Blick. In Alfen kann ich ihn an der Verpflegungsstelle sogar kurzfristig überholen. Jetzt liegt nur noch Wewer zwischen mir und Paderborn. Ich genieße die abwechslungsreiche Strecke. Derzeit bin ich mit Marion unterwegs, sie kennt sich hier aus, läuft sie doch für den ausrichtenden Lauftreff Elsen-Wewer. Die Kilometer nach Wewer führen hinab, trotzdem gehen wir häufig. Der schmale Radweg wird heute von zahlreichen Radfahrern genutzt. Das Sommerwetter zieht halt jeden nach draußen.

Im Vergleich zu den Radfahrern ist mein Vergnügen heute sicherlich anstrengender, dafür habe ich den Vorteil, jede der zahlreichen Verpflegungsstellen nutzen zu dürfen. In Wewer mach ich das besonders gerne, denn hier ist die Verpflegung am abwechslungsreichsten. Es gibt Kuchen, Schokolade, Salzstanden und zusätzlich sogar Sekt. Ich lasse mir das ebenfalls angebotene Bier schmecken, das gibt Kraft für die finalen 6 Kilometer. Erfrischt geht es auf die Strecke. Dabei übersehe ich fast das Schloss Wewer auf der rechten Seite. Das ehemalige Rittergut gibt es seit dem 11. Jahrhundert. Am Ortsausgang erwartet mich noch einmal eine imposante Steigung, die letzte vor dem Ziel, wird mir versichert. Hatte ich das heute nicht schon einmal gehört? Ich lasse mich überraschen.

Noch einmal führt der Almeradweg durch Felder, von Schatten kaum eine Spur. Aber auch dieser Abschnitt geht langsam zu Ende. Ich erreiche den letzten Getränkestand der TuRa Elsen und damit das Stadtgebiet von Paderborn. Noch einmal trinken, dann werde ich die letzten Kilometer auch gesund überstehen.

KM 40 ist erreicht, ein letztes Mal quere ich die Alme. Die letzten Kilometer verlaufen parallel zum Heinz-Nixdorf-Ring zum Ziel im Ahornsportpark. Paderborn hat diesem prominenten Bürger viel zu verdanken. Als Pionier in Sachen Computer erfolgreich, hinterließ er der Stadt einige Firmen, die nach seinem frühen Tod (symbolträchtig auf der CeBit), durch verschiedene Hände gingen. Vereinzelt blieb dabei der Name erhalten, wie zum Beispiel bei Wincor-Nixdorf. Am präsentesten aber ist Heinz Nixdorf noch im gleichnamigen Museumsforum, dem größten Computermuseum der Welt, das in der Paderstadt beheimatet ist.

 

 

Das letzte Stück bin ich mit Nicola unterwegs und bin froh und dankbar für jede Gehpause. So vergehen die letzten Minuten sehr unterhaltsam, als wir im Ahornsportpark einlaufen. Neben einem Leichtathletikstadion befinden sich hier verschiedene Kleinspielfelder. In der dazugehörigen Halle kann neben diversen Ballsportarten sogar Stabhochspringen üben und im ersten Stock Runden auf einer 200-Meter-Bahn seine Runden drehen. Eine kostenlos nutzbare Sportanlage, die auch von Heinz Nixdorf gespendet wurde.

 

 

Nach 4:43 Stunden erreiche ich als 61. Von 83 Finishern das Ziel. Dabei war der Lauf mit 135 gemeldeten Läuferinnen und Läufern ausgebucht. War es wieder das Wetter? Einmal sind es Kälte und Regen, die den einen oder die andere von einem Start abhalten, ein anderes Mal halt die Wärme.

Mir bleibt als Fazit  nur die Feststellung: Alle die nicht angetreten sind, haben die Premiere eines wunderschönen Laufs bei erstklassigen Wetter auf einer einzigartigen Strecke verpasst. Ich kann euch nur ermutigen, im nächsten Jahr das Almetal laufend zu erkunden.

 

Ergebnisse:


Männer:

1. Yuriy Bezsonov, 2:52:07
2. Thorsten Hüttemeier, 3:01:15
3. Felix Schmidt, 3:12:47

Frauen:

1. Petra Bach, 3:43:01
2. Ulrike Koepe, 3:49:55
3. Beate Rosentreter, 3:58:58

 

Streckenbeschreibung:
Punkt zu Punkt Kurs durch das Almetal

Weitere Veranstaltungen:
2 x Halbmarathon, oberes und unteres Almetal

Startgeld:
Marathon: 30,00 €

Auszeichnungen:
Medaille im Ziel und Urkunde im Internet

Verpflegung:
Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Wasser mit und ohne Kohlensäure, vereinzelt Cola und Bier, dazu Äpfel und Bananen, vereinzelt Kuchen, Schokolade und Salzstangen.

Zuschauer:
Vereinzelt, vor allem in den Ortschaften und an den Verpflegungspunkten

 

Informationen: Almetal-Marathon
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