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Laufberichte

Zweimal Holleridöh auf Troodelöh

27.03.10
Autor: Joe Kelbel

Eine Woche vor dem Königsforst Marathon öffne ich freudestrahlend einen großen Briefumschlag. Darin sind meine Startnummer und zwei Blankourkunden (falls ich die erste beim Druck aus dem Internet verhunze) enthalten. Ein einmaliger Service, der die Fröhlichkeit dieser Veranstaltung einläutet.

Der Königsforst ist ein Naherholungsgebiet wenige Minuten östlich von Köln. Startort für den Marathon ist Bensberg, wenige Meter neben der A 3.

Die website der Königsforstmarathons  listet nicht die Sponsoren, sondern die Vorzüge des Königsforstmarathons auf: Hochwasserfrei und ungefährdet von eventuellen U-Bahnschäden! Die Sprüche auf der Website  sind so lustig und erquickend, das ich dieses Material gerne in meinen Bericht einbaue.

Weniger erquickend ist der schwindelerregende Gipfel der höchsten Erhebung Kölns, der  erklommen werden muss: der Monte Troodelöh (nach den Erstbesteigern Troost, Dedden und Löhmer am 12.11.1999 so benannt), drei Meter höher als die höchste Erhebung Berlins! Und dort müssen wir zweimal hoch! Ich solle  meinen Frust deswegen lieber an Frau oder Hund ablassen, als am Veranstaltungsleiter, schreibt die website, aber wo bekomme ich jetzt auf die Schnelle einen Hund her?

Und dann erst die Sollzeit: 5 Stunden! Wie soll ich das schaffen? Aber ich sehe ein, es muss eine Deadline geben, denn anders als beim Swiss Alpin kommt hier um diese Jahreszeit die Kälte urplötzlich und würde schwache Läufer den wilden Tieren des Königsforst, die bei Einbruch der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen, hoffnungslos ausliefern. Die wilden Tiere haben sich mittlerweile auf dicke und lahmende Marathonnis spezialisiert, und der Veranstalter nimmt deswegen die Läufer, die die zweite Runde nach 2:20 Std in Angriff nehmen, aus dem Rennen, damit die Tiere des Waldes nicht allzu sehr verfetten.

Nur sehr ungern hat der Veranstalter auf Drängen der Redaktion von marathon4you.de überhaupt den Streckenplan und das Höhenprofil veröffentlicht. „Das Studium von Streckenplänen und Höhenprofilen lenkt nur vom Training ab und führt zu schlaflosen Nächten! Sie brauchen sich nur an die Fersen Ihres Vordermannes zu heften (Achtung: Der will Ihnen weg laufen!), dann werden Sie wieder aus dem Königsforst finden“. So lautet die offizielle Stellungnahme der Kanzlei Brutal, Hart, Gefährlich & Collegen.

Die karge Halle, direkt am Start/Zielbereich füllt sich schnell. Viele Läufer melden sich aufgrund des guten Wetters nach, das geht problemlos, ohne Aufgeld. Die ganze Organisation ist locker und stressfrei.

Plötzlich überall bekannte Gesichter: Karl-Ernst Rösner ist hier vor 28 Jahren seinen ersten Marathon gelaufen und ist freudig-gespannt auf die Strecke. Gery Wally vom 100 Club Italy, der aber ein Wiener ist, läuft seinen 100ten Marathon in Deutschland und hat sich ein kleines Schild mit der Anzahl seiner Marathons auf die Brust geheftet. Wir beide schwärmen noch vom  Treviso Marathon, da erscheint Renate Werz, die sich noch letzte Woche in Rom mit unserem Klaus duelliert hatte. Sie wäre jetzt beinahe im Königsforst verloren gegangen, weil sie eine Station zu früh aus dem Zug ausgestiegen ist, aber sowas macht sie ja öfters.

Josef Bickendorf fliegt am Donnerstag zum Marathons des Sables, er läuft heute mit 19 Kg Gepäck. Neben zwei Wasserflaschen hat er noch eine Wasserreserve im Knie, welche durch eine Bandage flach gehalten wird, aber ab km 30  auf das doppelte Volumen hochgefahren werden kann. Ich treffe erstaunlich viele  Läufer,  die letzte Woche auch in Steinfurt gelaufen sind, es ist lustig, so viel Verrückte wiederzutreffen, aber eigentlich sind sie  alle ganz normal.


Der Startschuß fällt pünktlich um 14 Uhr.

 

Die ersten 4 Kilometer haben eine ganz besondere Bedeutung für die Endzeit. Es gilt diese gewaltige Steigung zu bewältigen.Wer sich vom Startgetümmel ablenken lässt, der merkt davon nichts und ist sogleich im Spitzenfeld und auf der Landstrasse nach Forsbach, wo er gleich überholen kann, aber er ist ja schon im Spitzenfeld und kann deswegen eigentlich nicht überholen. Also wird er zusehen, daß er sich nicht überholen lässt, was angesicht der Steigung, wo man  ja eigentlich nicht überholen kann, da es eigentlich nur abwärts geht, nicht so einfach ist.

Derjenige, der nicht im Spitzenfeld ist, weil ihn das Startgetümmel als Profi kalt gelassen hat (z.B. der Joe) der könnte jetzt überholen, lässt es aber sein, denn die Strasse ist nicht wirklich flach, die Steigung ist nur geringer!

In Forsbach ist ja ein Verpflegungspunkt, aber warum hier was trinken, wenn bei km 9 der nächste VP ist. Aber wo ist jetzt das Gedränge größer, hier oder bei km 9? Und warum brauchen HM-Läufer überhaupt was zu trinken. Ich trinke auch nicht so ein Zeug, wo Fische drin überleben würden!? Fragen über Fragen, während ich mich auf die nun folgende Hochgeschwindigkeitsstrecke begebe. Aber der Veranstalter haftet für nix und kann auch nix dafür, also wird das heute auch nix mit der Hochgeschwindigkeit.

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Informationen: Königsforst-Marathon
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