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Laufberichte

Der Hard-Trail

 

Zum vierten Mal wird der Silvretta Run 3000 veranstaltet. Für mich höchste Zeit, wieder dem Paznaun einen Besuch abzustatten. Bei meinen letzten Aufenthalt vor vier Jahren wurden die Läufer beim Silvretta-Ferwall-Marsch zum letzten Mal auf die Runde zum Muttenjoch hoch und zur Lareinalpe geschickt. Aber damals wurden schon erste Flyer für das neue Event ausgeteilt. Und jetzt hat es endlich geklappt: Ich darf mitrennen.

Anreisen kann man aus dem Osten über die Inntalautobahn oder aus dem Westen über die spektakuläre, aber gebührenpflichtige Silvretta Hochalpenstraße. Mittlerweile kann man sich die Wegmaut sparen, denn schon mit einer Übernachtung im Paznaun bekommst du die Silvretta Card und da ist alles inklusive. Also Bergbahnfahren zum Nulltarif, der ÖPNV ist zwischen Landeck und Bielerhöhe kostenfrei, man kann in allen Frei- und Hallenbädern zum Schwimmen gehen und auch die Teilnahme am Wochenprogramm des Tourismusverband Paznaun/Ischgl kostet keinen Cent.

Schwülheiß gestaltet sich meine Anfahrt über Fernpass und Imst. Dort haben sich gerade graue Wolken vor die Sonne geschoben, bei 34 Grad! Und von Westen wird es immer dunkler, erste Blitze sind zu sehen. Noch auf der Autobahn entlädt sich die Spannung bei starkem Wind und Regen. Wenigstens kein Hagel. Doch weiter hinauf ins Paznauntal nimmt der Regen zu und es kühlt bis zu meinem Ziel in Galtür knapp unter 15 Grad ab.

 

Impressionen aus Galtür

 

Wer noch Unterkünfte am Renntag benötigt, dem helfen die Mitarbeiter des TVB gerne. Ich empfehle, hier in Galtür zu wohnen, wer schon am Vortag anreisen will. Wer zuerst die Wetterentwicklung beobachten und ggf. nachmelden will, sollte Ischgl anfahren. Denn dort kann man noch am Renntag die Startnummer empfangen. Ein Shuttledienst ist zwischen Galtür und Ischlg eingerichtet.

Meine Unterkunft ist unmittelbar beim Sport- und Kulturzentrum. Ich erfahre nebenbei, dass die Kinderläufe aufgrund des Regens in einer Halle als Hindernislauf ausgetragen werden. Später werden alle Kinder (kein Startgeld) mit gefüllten Schultaschen und Rucksäcken ausgezeichnet.

Meine Startunterlagen erhalte ich in Sekundenschnelle. In einer Tüte sind die Startnummer (der Chip klebt hintendran), sowie zwei Getränkegutscheine und der Bon für die Pastaparty. Duschen können wir im Hallenbad. Für den Kleidungstransport vom Start in Ischgl zum Zielort ist ebenfalls gesorgt. Ach ja, das Finisherleiberl gibt es auch gleich bei der Nummernausgabe.

8000 EUR werden als Preisgelder ausgelobt, die unter den besten aller Altersklassen verteilt werden. 35 EUR kostet die Teilnahme, nachmelden kann man für einen Zehner mehr.

Die Ausschreibung listet drei verschiedene Streckenlängen für uns auf: „Small“, das sind 11 Kilometer (224 Höhenmeter) für Genießer, Jogger und Walker. Schon gewaltig geht es bei der „Medium“-Strecke in die Berge. Die Strecke führt auf 28,6 Kilometer (1530 Höhenmeter) über das 2688 Meter hohe Ritzenjoch. Und die „Gusseisernen“ unter uns dürfen sich auf der „Hard“-Strecke auf 43,4 Kilometer (1821 Höhenmeter) austoben. Der Kurs führt bis in den Talschluss des Fimbatals hinein, hinauf auf das 2980 Meter hohe Kronenjoch und dann das lange Jamtal nach Galtür hinaus. Weil dann die Kilometer noch zu wenig sind, wartet noch eine Schleife nach Wirl und nach Tschaffein. Wer diese Strecke geschafft hat, der ist bei den Galtürern angesehen und darf sich ein '“du bischt ein harter Hund“ anhören, ein Lob von höchstem Maße. Easy ist der Hard-Track nicht, denn du darfst bis zur Heidelberger Hütte höchstens zwei Stunden brauchen. Wer das Zeitlimit überschreitet, wird über das Ritzenjoch umgeleitet. Und wer nach fünf Stunden die Jamtalhütte nicht erreicht, wird disqualifiziert.

Die Pastaparty kann sich sehen lassen: Es werden drei verschiedene Nudelsorten und drei verschiedene Saucen ausgegeben. Dem Wunsch, von allem zu kosten, wird gerne nachgekommen („Des kinn mer machn“). Auch ein kleines Salatbufett wartet auf Abnehmer. Später finden die Siegerehrung und ein Streckenbriefing statt. Wir erhalten Tipps von den Vorjahressiegern Martin Mattle, dem Lokalmatador aus Galtür, und Katharina Zipser, der österreichischen Meisterin im Bergmarathon. Wichtig für uns ist, nicht auf Sonnenschutz zu verzichten, denn Petrus wird uns morgen einheizen. Eine Regenjacke mitzunehmen ist auch ratsam, denn es soll am Nachmittag gewittrig werden. Auch eine Gewitterzelle kann sich in den Bergen schnell entwickeln.

 

Vor dem Start in Ischgl

 

Am nächsten Morgen fährt um 07.00 Uhr der Bus vom Dorfplatz ab. Schätzungsweise knapp 50 Läufer haben sich hier einquartiert. Entsprechend voll ist der Omnibus, der uns nach etwa 15 Minuten Fahrzeit am Silvrettaplatz abliefert.

Der Himmel ist blankgeputzt, einzelne Läufer laufen sich ein und machen sich mit Gymnastik warm. Die Mehrheit hält es wie ich: Aufgewärmt wird sich auf der Strecke, zumal am Anfang gleich eine Hammersteigung mit rund 300 Höhenmetern wartet. Vor der Kassahalle der Silvrettabahn, drinnen kann man jetzt noch nachmelden, sehe ich Wandermarkierungen, die für die Heidelberger Hütte vier Stunden Wanderzeit veranschlagen. Das könnte sich ausgehen, denn wenn man schnell ist, braucht man etwa die halbe Zeit dafür. Das ist auch unsere Vorgabe.

Unaufgeregt verläuft die Zeit bis zum Start. Nur OK-Chef Seppi sucht noch nach dem, der den Startschuss abgibt. Normalerweise lässt sich das die (politische) Dorfprominenz nicht entgehen. Wir werden aufgerufen, uns in den Startblock zu stellen, wo ich mich in die hintere Hälfte stelle. Gedränge wird es nicht geben, auch wenn jetzt ein großes Läuferfeld von geschätzten 200 bis 300 Athleten bereitsteht. Es wird herunter gezählt, und dann schießt uns der Seppi himself auf die Strecke.

 

Die  Winterpartyhochburg

 

Es dauert etwa eine halbe Minute, bis ich die Startlinie überquere, dann laufen wir durch die leeren Straßen von Ischgl. Die wenigen Zuschauer könntest du fast einzeln per Handschlag begrüßen. Wie mag es hier im Winter aussehen, wenn zu den 1500 Einwohnern noch rund 10000 Gäste (so viele Betten sind hier verfügbar) kommen. Knapp 250 Kilometer Pisten und 45 Liftanlagen warten dann auf die Skifahrer. Und schneesicher ist es hier auch. Die Wintersaison dauert von Ende November bis Anfang Mai. Internationale Musikstars werden zu Beginn und am Ende der Saison zu den traditionellen Top of the Mountain Concerts eingeladen. Im Sommer warten dann unzählige markierte Wanderwege, Hütten und Almen auf den Urlauber.

Ein Geheimtipp für den Mountainbiker ist Ischgl, denn viele Strecken (1200 Kilometer!) sind für den Radsport zugelassen. Die Bergbahnen transportieren Rad und Radfahrer bis auf eine Höhe von 2800 Meter. Für die Radprofis und auch für Amateure findet Ende Juli, Anfang August der Ironbike Ischgl statt, ein hammerhartes Radrennen in den Bergen. Es werden drei verschieden lange Strecken präpariert, wovon die längste mit knapp 80 Kilometer bei 3800 Höhenmetern bei Spezialisten als ultimative Herausforderung gilt.

Das Ortsbild prägt die Pfarrkirche St. Nikolaus, die dem heiligen Nikolaus von Myra gewidmet ist. Das Gotteshaus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Resten einer Vorgängerkapelle erbaut. Beeindruckend sind die Rokoko-Altäre und die Stukkaturen. Mit geschätzten 10 Prozent Steigung gewinnen wir schnell an Höhe. Die ersten Läufer fallen bereits in den Wanderschritt, ich nach einiger Zeit auch.

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Informationen: Silvrettarun 3000
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